Den Aufsatz kommentieren »It's down, it's down!«[1]Terror, Krieg und Zivilisation zu Beginn des 21. Jahrhundertsvon Michael Fischer »Gegenwärtig sind wir an den
Bestand solcher stabileren Gewaltmonopole und an die
entsprechend größere Berechenbarkeit der
Gewaltausübung dermaßen gewöhnt, daß wir
ihre Bedeutung für den Aufbau unseres Verhaltens und
unserer Seele kaum noch gewahr sind. Wir sind uns kaum noch
dessen bewußt, wie schnell das, was wir unsere
"Vernunft" nennen, wie schnell die relativ
langsichtige, triebbeherrschte und differenzierte Steuerung
unseres Verhaltens abbröckeln oder zusammenbrechen
würde, wenn sich die Angstspannung in uns und um uns
veränderte, wenn die Ängste, die in unserem Leben
eine Rolle spielen, mit einem Male wieder erheblich
stärker oder erheblich geringer würden, oder, wie in
vielen einfacheren Gesellschaften, beides zugleich, bald
stärker und bald geringer.« Wie es der Zufall wollte, habe ich just an jenem Dienstag, vor den Terroranschlägen, eine Arbeit zum Thema »Krieg und Zivilisation« abgeschlossen. Es war für mich eine höchst absurde Situation, zu erleben, wie die Bedenken, die ich gegen Schluß meiner Arbeit über die soziogenetische und psychogenetische Gestalt der gegenwärtigen Gesellschaft, über »das Antlitz der Zivilisation zu Beginn des 21. Jahrhunderts« geäußert habe, auf grauenhafte Weise und sozusagen sofort sich bestätigen sollten. Nicht zuletzt deshalb ist der Artikel ein wenig persönlicher getönt. Die Arbeit schloß mit einer Auseinandersetzung mit den Ambivalenzen zivilisatorischer Prozesse, dem Dilemma, daß zivilisatorische Prozesse, wie sie sich bisher vollzogen haben, immer mit der Genese der Potentiale ihrer eigenen Zerstörung einhergingen. Just gegen Ende der Arbeit fand ich auch noch eine passende Episode des australischen Journalisten John Pilger, die die Ambivalenz auf der psychogenetischen Seite des Zivilisationsprozesses in seiner gegenwärtigen Gestalt anschaulich zum Ausdruck bringt: »At the Paris arms fair, I asked a
salesman to describe the working of a 'cluster
grenade' the size of a grapefruit. Bending over a glass
case, as one does when inspecting something precious, he
said, 'This is wonderful. It is a state of the art,
unique. What it does is discharge copper dust, very very fine
dust, so that the particles saturate the objective
...' In den ersten Momenten dachte ich noch an ein modernisiertes Remake von Orson Welles' »Krieg der Welten«. »P.S.: New York is burning«, oder so. Es dauerte nicht lange, bis ich dachte, daß es wirklich erstaunlich authentisch klingt. Vielleicht etwas zu authentisch. Passend war diese Episode insofern, als sie einen bestimmten, gegenwärtig häufig vorkommenden Zivilisationscharakter veranschaulichte, dessen Persönlichkeitsstruktur stark an Möglichkeits-, Effektivitäts- und Profitabilitätskriterien ausgerichtet ist, dem jedoch die Erfahrung der sozialen Qualität seiner Tätigkeit - in diesem Fall des Verkaufs von Tötungsagenzien - nahezu völlig verlustig gegangen ist. »It's just a job...«, denkt sich der »homo clausus« und macht ihn gut - auch wenn es sich dabei um die effektive Verletzung und präzise Beseitigung von Menschen handelt. Meine Arbeit war jedenfalls fertig. Nach Abschluß der Arbeit schaltete ich gegen 15.30 Uhr das Radio ein. Deutschlandfunk. In den ersten Momenten dachte ich noch an ein modernisiertes Remake von Orson Welles' »Krieg der Welten«. »P.S.: New York is burning«, oder so. Es dauerte nicht lange, bis ich dachte, daß es wirklich erstaunlich authentisch klingt. Vielleicht etwas zu authentisch. Ich glaube, das war in dem Moment, als endgültig bestätigt wurde, daß wirklich ein zweites Flugzeug in den anderen Turm des World Trade Centers gestürzt, und daß jeder Zufall ausgeschlossen sei - »Terroranschlag«. Den Fernseher eingeschaltet... Also nicht Orson Welles. Statt dessen Realität. Medial gefiltert, überkommentiert, sehr redundant, ohne beißende Rauchwolken und ohrenbetäubendem Lärm in die Wohnung geliefert. Nicht zuletzt deshalb ein Gefühl wie in einem Kino-Film gehabt. »Independence Day« vielleicht. Diesmal ohne Will Smith als rettender Heros; und Aliens waren auch nirgendwo zu sehen. Dafür ein sich ständig verhaspelnder, leicht verstört wirkender Ulrich Wickert. Dann die Fortsetzung der Katastrophen-Meldungen in Serie - Flugzeug in Pentagon gestürzt, ein weiteres Flugzeug bei Pittsburgh abgestürzt, Autobomben in Washington: Das verleitete zu wilden Spekulationen, was als nächstes dran sei: Die Freiheitsstatue? Das Weiße Haus? Die Golden Gate Bridge? AF-1? Merkwürdigerweise verspürte ich aber nicht das Gefühl einer unmittelbaren Bedrohtheit durch diese Anschläge. Es war eher ein vages Gefühl, daß sich ab heute etwas fundamental in der Gestalt der globalen politischen Ordnung ändern werde. Kein gutes Gefühl. Dieses ungute Gefühl sollte sich später bestätigen. Ich erlebte, wie der Begriff der »Zivilisation«, den ich mit Elias und anderen Autoren als Ausdruck des abendländischen Selbstverständnisses »entlarvt« hatte, mit einem Mal ein unglaubliches Revival erlebte. »Dies war ein Angriff gegen die gesamte zivilisierte Welt« - ließ beispielsweise Bundeskanzler Gerhard Schröder nur wenige Stunden später in seiner Ansprache anläßlich der Terroranschläge verlauten. Und binnen vergleichsweise kurzer Zeit durfte ich den Schulterschluß nahezu sämtlicher namhafter Regierungsvertreter der »zivilisierten« Welt erleben - alle verurteilten eifrig diese »barbarischen« Terroranschläge. Was ja auch an sich kein beklagenswertes Problem wäre, wohl kaum jemand kann etwas positives darin sehen, daß wahrscheinlich Tausende mehr oder weniger unschuldiger Menschen dabei geradezu sinnlos und ohne auch nur einen »Anflug« von Vorwarnung ihr Leben verloren haben. Ohnehin ließ sich aber die Gewißheit eines quasi-automatischen Fortschritts des Zivilisationsprozesses nach dem millionenfachen Massenmord an den europäischen Juden, nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, nach dem Umschlag der sozialistischen Bestrebungen in den Stalinismus nicht mehr aufrechterhalten. Ein Schauer lief mir aber über den Rücken, als ich hören mußte, welche Werte, die vermeintlich in der eigenen Gesellschaft realisiert seien, bei diesem Schulterschluß der Herrschenden und Untertanen nahezu aller Länder bemüht wurden - Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit, Menschlichkeit, Zivilisation. In diesen Tenor stimmte ein Tony Blair ein (der während des Anschlags gerade auf einem Gewerkschaftskongreß damit beschäftigt war, die Vorzüge der Liberalisierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu propagieren), ein Berlusconi (dessen Polizeitruppen unter seiner weitgehenden Protektion ein beispielloses Maß an Gewalt gegenüber globalisierungskritischen Demonstranten geübt haben), ein Gerhard Schröder (dessen Regierungskoalition jüngst die Stigmatisierung von Armut und Arbeitslosigkeit als populistisches Wahlkampfmittel entdeckt hat), und natürlich allen voran ein George W. Bush, der schon als texanischer Gouverneur seine »Menschenfreundlichkeit« vermittels einer erstaunlich hohen Rate von vollzogenen Todesurteilen bewiesen hatte und mit seiner Doktrin »America first!« als US-Präsident eindrucksvoll gezeigt hat, wohin die weitere Reise der Globalisierung seiner Ansicht nach gehen sollte - »America first« heißt dabei allerdings nicht, daß alle Amerikaner nunmehr die wohlig-sanfte Güte einer umfassenden und egalitären sozialstaatlichen Grundversorgung erfahren sollten, sondern daß die ökonomische und militärische Vormachtrolle der USA und ihrer Establishments in der Welt zementiert werden soll. Aber George W. Bush sah sich, angesichts der Terroranschläge genötigt, nun einen Feldzug des »Guten gegen das Böse« zu führen... Unkontrollierte Entlassungswellen gepaart mit gigantischen Profitsummen weniger Megakonzerne, wahnwitzige Oszillationen von aufsteigenden und zusammenbrechenden Wirtschaftszweigen, zu Profitzwecken produzierte Tötungsagenzien, Kriminalisierung von Armut, Abbau von sozialstaatlichen Grundsicherungen - »die gewollte Atrophie des Sozialstaates und die entsprechende Hypertrophie des Strafrechtsstaates[3] - ist das das »Gute«, das George W. Bush und die NATO-Partner jetzt mit aller Gewalt gegen das »Böse« verteidigen müssen? Denn das sind alles Aspekte des gesellschaftlichen Modells, das sich seit Jahren zunehmend in den USA durchsetzt und dabei auch bis dato kräftig z.B. von den Regierungen der Länder der Europäischen Union importiert wird. Was ist dann das »Böse«? Es war ja zunächst gar nicht klar, von wem - oder durch was? - das »Böse«, die Verantwortung für den Terroranschlag überhaupt verkörpert wird. Aber vielen schien es sofort klar und sie blickten gleich nach Afghanistan, nach Palästina, Iran und Irak. Es mußte ja islamischer Fundamentalismus sein oder, wer es lieber anschaulicher mochte, Osama bin Laden, der damit die Rolle des Teufels - des Bösen in Person - zugewiesen bekam. Es ist dabei vielleicht gar nicht einmal unwahrscheinlich, daß die Spur der offenbar sehr gut organisierten und koordinierten Attentäter tatsächlich zu radikal-fundamentalistischen und vor allem anti-amerikanischen Islamisten und vielleicht auch irgendwann unter und neben anderen zu bin Laden führt. Jüngere Hinweise deuten ja durchaus darauf hin. Aber das ist meines Erachtens geradezu nebensächlich. Denn die Identifizierung und Bestrafung der Attentäter und »Verantwortlichen« erklärt weder die sozialen Bedingungen der Möglichkeit solcher Gewaltakte, von wem auch immer verübt, noch schafft sie jene sozialen Bedingungen ab, wenn es bei bloßer Identifizierung und Bestrafung, bzw. vielmehr Vergeltung bleibt. Das Problem hängt vielmehr damit zusammen, daß »Zivilisation« im wertenden, aber mißverstandenen Sinne von ihren eifrigsten Verfechtern immer schon durch Abgrenzung zur »Barbarei« zu definieren versucht wurde und die eigene »Barbarei« sich immer im Dienste der »Zivilisierung« im Sinne des »Guten« ausgab - und damit meistens eine Reproduktion der Barbarei auf erweiterter Stufenleiter erreicht wurde. Ich möchte hier allerdings auch gewiß nicht versuchen, das Maß von »Zivilisation« und »Barbarei«, von »gut« und »böse« in islamisch geprägten Gesellschaften, wie z.B. Afghanistan oder Iran, einerseits und in okzidental-kapitalistisch geprägten Gesellschaften andererseits, wie die USA mit ihrer realparadigmatischen Rolle für die gesamte westliche Welt spätestens seit dem Zweiten Weltkrieg, jeweils zu bilanzieren und zu vergleichen. Man kann gewiß Unterschiede im Grad der Demokratisierung, der Pazifizierung sozialer Konflikte, der Individualisierungschancen etc. feststellen. Diesbezüglich kann ich mir aber ebenso wenig vorstellen, mit einer rigiden islamischen Schriftgelehrtenherrschaft (velayat-e faqih) einverstanden zu sein, wie ich jetzt mit der neoliberalen Regression der kapitalistischen Gesellschaften einverstanden bin. Die Frage ist jetzt aber, wie ist das Verhältnis beschaffen zwischen der selbsternannten »Zivilisation«, die von ihren Vertretern als End- und Gipfelpunkt geschichtlichen Fortschritts begriffen wird, und denen, die von ihnen als »die Feinde der Zivilisation« verstanden werden. Die Absurdität einer Situation, in der nach der Faktenlage zunächst noch niemand wissen konnte, wer denn tatsächlich für die Terroranschläge verantwortlich sei, doch alle möglichen Regierungen, politischen Parteien und wer sich sonst noch zu entsprechenden Äußerungen berufen fühlte, sich beeilten, sich von den »Barbaren« und »Fanatikern« abzugrenzen, ist offenkundig. Dabei ist zunächst einmal nach den Konsequenzen für das Selbstverständnis all derjenigen zu fragen, die sich jetzt dazu berufen fühlen, sich selbst zur »zivilisierten« Welt, zum »Guten« zu zählen und mit aller Härte und Gewalt gegen ein noch nicht völlig eindeutig identifiziertes »Böses« vorzugehen. Weiterhin ist danach zu fragen, welche Konsequenzen dies für die Beziehungen zwischen selbsternannten »Zivilisierten«, bzw. »Guten« und den »Bösen« hat, wenn man letztere schließlich er-/gefunden hat. Mein Weg zur theoretischen Rekonstruktion der Ambivalenzen der Zivilisation führte mich nach den Auseinandersetzungen mit Freuds eher triebtheoretisch pointierter Kulturtheorie und seiner entsprechenden Erklärung der Genese kriegerischer Konflikte zunächst zu der recht optimistischen frühen Zivilisationstheorie Norbert Elias', die nicht zuletzt einen Versuch darstellte, zu verstehen, was »Zivilisation« überhaupt ist. Ähnlich wie Freud sah Elias zunächst die kriegerischen Konflikte zwischen »modernen« Staaten und ähnlichen Sozialgebilden immer wieder als »Regressionen« der innerstaatlich, bzw. innergesellschaftlich relativ (da zunächst einmal qua Gewaltmonopol gezwungenermaßen) friedfertigen Individuen an, zugleich betonte er aber auch die Rolle solch kriegerischer Auseinandersetzungen als ein Mittel der Errichtung eines größeren, mehr Menschen als zuvor umfassenden Gewaltmonopols - welches vom »Gewinner« der Auseinandersetzungen installiert werden kann. Dieses, ebenso wie das damit zusammenhängende Steuermonopol, das Monopol der Rechtsprechung etc., kann - muß aber nicht - schließlich Gegenstand eines mehr oder weniger umfassenden Vergesellschaftungs- und Demokratisierungsprozesses werden, der schließlich ein notwendiges Moment der Psychogenese pazifizierterer, mehr oder weniger stark gewaltverabscheuender Haltungen und Einstellungen der jeweiligen Bevölkerung wenigstens untereinander ist. Auf einer höheren Integrationsebene ist dann jedoch die Wahrscheinlichkeit recht hoch, daß sich die jeweiligen Integrationseinheiten erneut in einer Konstellation gegenseitiger Bedrohung mit physischer Gewaltanwendung gruppieren, die früher oder später wieder zu Kriegen eskalieren kann. Dabei nahm der frühe Elias jedoch an - obwohl er als Jude die Bücher über den Prozeß der Zivilisation im englischen Exil schreiben mußte, da er vor dem Nationalsozialismus zu fliehen gezwungen war -, daß dieser Prozeß durch alle Gewaltexzesse hindurch eines Tages zur Errichtung eines globalen Gewaltmonopols führe, das möglicherweise, wie Gewaltmonopole auf niedrigeren Integrationsebenen zuvor auch, ebenfalls zu einem gewissen Grade vergesellschaftet, vergleichsweise demokratisiert werden könne und damit langfristig die Pazifizierung der Menschheit ermögliche. Und dann erst könne es auch zu einer veritablen Zivilisation kommen. Denn in einer »Zivilisation«, die ihren Namen verdient, sollte es »(...) die Regel sein, daß der einzelne Mensch jenes optimale Gleichgewicht seiner Seele findet, das wir so oft mit großen Worten, wie "Glück" und "Freiheit" beschwören: ein dauerhafteres Gleichgewicht oder gar den Einklang zwischen seinen gesellschaftlichen Aufgaben, zwischen den gesamten Anforderungen seiner sozialen Existenz auf der einen Seite und seinen persönlichen Neigungen und Bedürfnissen auf der anderen. Erst wenn der Aufbau der zwischenmenschlichen Beziehungen derart beschaffen ist, wenn die Zusammenarbeit der Menschen, die die Grundlage für die Existenz jedes Einzelnen bildet, derart funktioniert, daß es für alle, die in der reichgegliederten Kette der gemeinsamen Aufgaben Hand in Hand arbeiten, zum mindesten möglich ist, dieses Gleichgewicht zu finden, dann werden die Menschen mit größerem Recht von sich sagen können, daß sie zivilisiert sind.«[4] Diese Charakteristika einer vollendeten Zivilisation findet man aber so wenig in den Gesellschaften, deren Establishments und Anhänger das seinerzeit oder heute von sich behaupten, wie in jenen, denen die »Zivilisation« abgesprochen wird. In der Regel gründet heute wie damals das »Glück« und die »Freiheit« einiger weniger auf der Misere und Unterdrückung der meisten anderen - in der »zivilisierten Welt« ebenso wie in der als »unzivilisiert« verstandenen Welt. Bis zu einer tatsächlichen Zivilisation wäre es also noch ein langer Weg, selbst wenn alles glatt ginge. Ohnehin ließ sich aber die Gewißheit eines quasi-automatischen Fortschritts des Zivilisationsprozesses nach dem millionenfachen Massenmord an den europäischen Juden, von Deutschen auf hohem technischen und organisatorischem Niveau durchgeführt, sowie generell nach dem Zweiten Weltkrieg, nach den Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, nach dem Umschlag der sozialistischen Bestrebungen in den Stalinismus nicht mehr aufrechterhalten. Vielmehr schien sich Walter Benjamins düstere Aussage über den Fortschritt für die Mehrheit der Weltbevölkerung zu bewahrheiten: »Der Begriff des Fortschritts ist in der Idee der Katastrophe zu fundieren. Daß es 'so weiter' geht, ist die Katastrophe.«[5] Der faktische »Fortschritt« kann also nicht ohne weiteres verstanden werden als ein »Besser-werden«, sondern zeigte sich bisher als Fortschreibung und Reproduktion des Bestehenden auf erweiterter Stufenleiter. Ebenso wie dieser Prozeß ein erhöhtes Maß an Kontrollchancen über die Natur hervorbrachte, wie er nicht zuletzt als Funktion der Konkurrenz zwischen den Nationen einen höheren Lebensstandard für immer breitere Schichten der Bevölkerung hervorbrachte, wurden die Interdependenzen länger, allseitiger und intensiver, der höhere Lebensstandard der entwickelteren Nationen beruhte nicht zuletzt auf ihrer Ausbeutung und Unterdrückung der weniger und noch nicht entwickelten, und das Destruktionspotential erhöhte sich ins Unermeßliche. Die »fortschrittlichen« Nationen scheinen dabei bis zum heutigen Tage die Katastrophe in Permanenz installiert zu haben, quasi die Veralltäglichung der Krise,[6] wenn man die tagtäglichen Erfahrungen der Ärmsten und Exkludierten, der Kriminalisierten, der Ausgebeuteten und der Kriegsopfer auch in anderen Nationen fokussiert - die eben, aller bisherigen Erfahrung nach zu urteilen, nicht zu Randerscheinungen, Ausnahmen des »Systems« zu zählen sind, sondern konstitutiv für die Gestalt der entwickelteren Gesellschaften der heutigen Tage sind! Je düsterer man die »anderen« zeichnet, um so heller können »wir« leuchten. Der Zivilisationstheoretiker Elias trug diesen veränderten Erfahrungen später bis zu einem gewissen Grade Rechnung, allerdings ohne jemals seine frühe Zivilisationstheorie aus den 30er Jahren explizit zu revidieren oder deutlich zu korrigieren. Nachdem er sich in früheren Jahren auf der Seite der Psychogenese eingedenk des Vorhandenseins relativ stabiler und berechenbarer Gewaltmonopole recht stark der Rolle sozialer Fremdzwänge bei der Verinnerlichung zu Selbstzwängen gewidmet hatte, rückte nunmehr stärker die Rolle »motivierender« Aspekte in den Vordergrund - und damit erfolgte zugleich eine Erweiterung des Problemhorizontes. Denn in der bisherigen Geschichte, im bisherigen Verlauf des Zivilisationsprozesses schien Motivation in diesem Sinne als ein kollektiver Wert und Sinn, für den es sich lohnt, sich zu disziplinieren, in dieser jeweiligen Form miteinander zu leben, z.B. als »Deutsche«, als »Amerikaner«, als »Franzosen«, etc. und in letzter Konsequenz auch zu sterben, immer mit dem Bedürfnis verschwistert zu sein, die Sinn- und Werthaltungen anderer Menschen zu degradieren. Je düsterer man die »anderen« zeichnet, um so heller können »wir« leuchten: »Die eigentümliche Bedeutung dessen, was Menschen als sinn- und wertvoll erleben, scheint vielfach mit seiner Beschränkung auf Teilgruppen der Menschheit und eingebauten Feindschaften gegen andere zusammenzuhängen (wenn nicht geradezu dadurch bedingt zu sein). Der Wert und Sinn, den Menschen sich selbst als Mitglieder eines bestimmten Nationalstaats beilegen, ist ein Beispiel.«[7] Ein weiteres Beispiel, das wir gerade »live« mitbekommen können, ist das Revival der Werte der »Zivilisation«, der internationale Schulterschluß der »anständigen Zivilisierten« gegen Terror und Barbarei. Die Absurdität einer Situation, in der nach der Faktenlage zunächst noch niemand wissen konnte, wer denn tatsächlich für die Terroranschläge verantwortlich sei, doch alle möglichen Regierungen, politischen Parteien und wer sich sonst noch zu entsprechenden Äußerungen berufen fühlte, sich beeilten, sich von den »Barbaren« und »Fanatikern« abzugrenzen, ist offenkundig. Nichtsdestotrotz gereicht auch heute noch der Versuch ein gemeinsames »Wir« = besser = gut durch bloße Beschwörung eines verabscheuungswürdigen »Sie« = schlechter = böse zu Solidaritätsbekundungen und Schulterschlüssen über den ganzen Erdball hinweg. »Wir« sind auf jeden Fall »gut«. Nur wer ist »das Böse« und was fängt man damit an? Spätestens nach Präsident Bushs Ankündigung, eine längerfristige militärische Offensive gegen »das Böse« zu starten, war zumindest klar, daß dieses Böse nicht nur in kleinen, vielleicht relativ autonomen Gruppen im Sinne eines internationalen Netzwerks manifestiert sein könnte. Oder vielmehr dürfte - denn um zu demonstrieren, daß die USA wirklich die Nummer 1 in der Welt sind, an deren Charisma Partner- und Klientelstaaten vielleicht ein wenig teilhaben dürfen, und wirklich niemand in der Welt in der Lage ist, eine solche Terroraktion ungestraft durchzuführen, bedarf es wenigstens eines veritablen Staates, den man dann als den Feind, stilisiert als »das Böse« schlechthin »plattmachen« muß. »Now we must eradicate the evil. And I really hope that those villain states will soon disappear from the map!« So drückte es ein zutiefst betroffener US-Amerikaner im Fernsehen aus, so wird es aller Voraussicht nach von Bush und Kollegen mit breiter Unterstützung der »guten« Bevölkerung ausgeführt. Hier offenbart der zivilisatorische Prozeß, unauflöslich mit Staatsbildungsprozeß und technischem »Fortschritt« verquickt, seine Ambivalenzen von der destruktivsten Seite: »Wie wilde Tiere sind mächtige Nationen oder andere mächtige Sozialformationen am gefährlichsten, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen - wenn sie das Gefühl haben, daß sich die Machtbalance zu ihren Ungunsten neigt, daß die Machtmittel potentieller Rivalen und Feinde größer werden als die ihren, daß ihre Werte bedroht sind und ihre Überlegenheit schwindet. Unter den gegenwärtigen und vergangenen Bedingungen sind Entwicklungen dieser Art eine der typischsten und häufigsten Situationen, in denen Menschen zum Gebrauch von Gewalt gedrängt werden; sie sind eine der Situationen, die zum Krieg führen.«[8] So treffen jetzt US-amerikanisches Überlegenheits- und Sendungsbewußtsein, auch eine Form sozialer Religion mit fundamentalistischen Zügen, und dessen europäische Varianten vielleicht wirklich auf islamischen Fundamentalismus - wenn es denn überhaupt islamische Fundamentalisten waren, die das Aussehen Manhattans so nachhaltig veränderten. Die Terroraktionen in den USA waren jedenfalls unzweideutig symbolische Aktionen, es traf mit dem World Trade Center und auch dem Pentagon in Washington nicht nur reale bedeutende Schaltzentralen wirtschaftlicher und militärischer Macht, sondern vor allem die Monumente dieser Macht. Vielleicht die bedeutendsten Monumente, die die Stabilität und Sicherheit dieses Systems bis zum Untergang des Sonnensystems zu symbolisieren schienen. In dieser Hinsicht waren es die Fetische der Überlegenheit der westlichen gegenüber dem Rest der Welt. Allerdings starben bei der symbolischen Attacke gegen diese Fetische auch ganz real mehrere tausend Menschen. Unschuldigerweise, denn die meisten von ihnen waren als Individuen gewiß nicht für die menschenverachtende Politik der USA und Partner verantwortlich. Doch die Aktionen, zu denen jetzt die militärischen Streitkräfte der USA mobilisiert und die NATO-Partner auf Linie gebracht werden, werden genauso solche »symbolischen Aktionen« auf gleicher Ebene sein. Und das in nahezu jeder Hinsicht. »Schurkenstaaten« werden mit williger Unterstützung kommerzieller und populistischer Medienkonzerne konstruiert, »das Böse« allmählich auf diesem Planeten lokalisiert, der Krieg ist beschlossene Sache, es soll kein einmaliger Militärschlag sein, sondern ein »Feldzug«, das Leben von hunderttausenden Menschen, denen erst »das Böse« übergestülpt und dann das Fell über die Ohren gezogen wird, steht jetzt auf dem Spiel.[9] Symbolischer Akt trifft auf symbolischen Akt und dazwischen werden unzählige Menschen zerrieben. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis genau feststeht, welcher Staat oder welche Staaten die Rolle des ultimativ Bösen zugedacht bekommen. Wahrscheinlich sitzt dann das Böse irgendwo im Nahen und Mittleren Osten, vielleicht vorläufig in Afghanistan, später vielleicht auch zuhause in den »Schurkenstaaten« islamisch geprägter und anderer, mittlerweile anti-amerikanischer Gesellschaften - die ja teilweise bis vor wenigen Jahren noch kräftig von den USA finanziell und mit militärischem Material unterstützt wurden, da damals »das Böse« noch überwiegend im Ostblock zuhause war, sich Kommunismus nannte und die USA und NATO-Partner rot, nur noch rot sehen ließ. Die US-amerikanische Unterstützung der Mudjaheddin, von chilenischen, indonesischen oder anderen Diktatoren war/ist immer so lange legitim, wie die entsprechenden Gruppen und Regime bereit waren/sind, die Macht- und Herrschaftsinteressen der USA zu exekutieren und den Profitinteressen US-amerikanischer Top-Konzerne zum Vorteil zu gereichen. Soviel zum »Kampf von Gut gegen Böse«. Prognosen, zumal wenn sie sich auf die Zukunft beziehen, sind immer eine problematische Angelegenheit. Gegenwärtig wissen vielleicht allenfalls einige Militärexperten der USA, welche Gestalt in etwa die kommenden Auseinandersetzungen, die »Feldzüge gegen das Böse« haben werden. Wenn überhaupt. Doch daß das 21. Jahrhundert weniger eine Epoche der Zivilisierung menschlicher Verhältnisse einläutet, denn ein neues Zeitalter der Kreuzzüge, erscheint allenthalben evident. Allerdings, um Mißverständnisse zu vermeiden - diese »neuen« Kreuzzüge der westlichen Zivilisation, die sich vielleicht umso weiter von ihren zivilisatorischen Idealen entfernt, je energischer ihre gesellschaftlichen politischen und ökonomischen Establishments das Gegenteil behaupten, beginnen nicht erst jetzt als Reaktion auf den 11. September 2001. Sie erreichen vielleicht demnächst eine neue, drastischere Stufe. Ansonsten haben diese Kreuzzüge vielmehr im wahrsten Sinne des Wortes Tradition bis in die letzten Winkelzüge ihrer Rhetorik hinein: »Illusion is all-important. Leaving aside its declared 'mistakes', Western colonialism is benevolent, the Cold War was rational. Countries are 'protected' from or 'defended' against 'insurgents' whom the former US Secretary of State George Shultz described as 'the depraved opponents of civilisation itself'.The West itself is never terrorist. That it has invaded, stolen land and resources, subverted local culture and abused and enslaved indigenous population is beyond comparison with terrorism: that was divine work. The distrust and fear of colonialism felt by societies all over the world is easily explained. According to the Foreign Office, it is 'often strictly psychopathic' as colonised peoples 'have practically no social consciousness'.«[10] Über die Kreuzzüge des »Guten«, der »Verteidigung der Zivilisation« mag bei alledem leicht vergessen werden, daß eine der größten Gefahren, die zivilisatorischen, erst noch zu realisierenden Idealen wie Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit, Sicherheit, Menschlichkeit und nicht zuletzt auch Freiheit von Gewaltandrohung und -anwendung droht, nicht von »außen«, von »den Barbaren« kommt, sondern daß »das Böse« sozusagen mitten unter uns ist. Aber nicht so, wie sich das die neuen selbsternannten Kreuzritter der Zivilisation, »des Guten« vorstellen, sondern als Ergebnis ihrer eigenen neoliberalen Politik: »Die bei weitem größten Gefahren, die dem westlichen Zivilisationstyp gegenwärtig drohen, erwachsen aus der neoliberalen Reorganisation des Sozialstaats.«[11] Mit der Transformation des Sozialstaates westlichen Typs in repressive Strafrechtsstaaten, die allein noch für die Garantie des reibungslosen Ablaufs der Kapitalumschläge und für die Kontrolle über »Überflüssige«, »kriminelle Elemente« und Kritiker zuständig zu sein haben, führen die politischen und ökonomischen Establishments der westlichen Zivilisation seit einiger Zeit schon einen anderen Kreuzzug durch, und zwar gegen die Schwächsten und die Außenseiter ihrer eigenen Gesellschaft und tragen so schon kräftig zur Entzivilisierung innerstaatlicher Verhältnisse bei: »Das Schrumpfen des Sozialstaats schwächt den Zwang zum solidarischen Selbstzwang und läßt die Gesunden wieder argwöhnisch auf die chronisch Kranken blicken (die nur die Kosten in die Höhe treiben) und desgleichen die Arbeitsbesitzer auf die Nichtbesitzer (die vielleicht gar nicht arbeiten wollen), die Steuerzahler auf die Unterstützungsempfänger (die wie Parasiten leben), die Jungen auf die Alten (die einen sorgenfreien Lebensabend genießen, an den sie selbst nicht mehr denken können). Gemessen an diesen neuen Partisanen des eigenen Risikos wirkt der alte Klient des Sozialstaats wie ein Bollwerk der Zivilisation.«[12] In dieser Lage entspricht der Reaktion der Innenminister »des Guten«, auf die Terroranschläge in den USA nach mehr »Sicherheit« zu schreien, in der realen Praxis das Gegenteil - es bedeutet die Erhöhung der innerstaatlichen Unsicherheit und des allgegenwärtigen Angstpotentials: Kritiker und Angehörige von Minoritäten und schwächeren gesellschaftlichen Schichten müssen wieder mehr Angst haben, als staatsgefährdend eingestuft zu werden und in die Repressalienmaschinerie der Polizei zu geraten und, in der BRD demnächst vielleicht auch, mit dem Militärapparat im innerstaatlichen Einsatz konfrontiert zu werden - legitimiert durch die forcierte Reproduktion und Ausbeutung der Angst der Bevölkerung vor Terrorakten. Es mag durchaus sein, daß sich der Staatsterrorismus über kurz oder lang auf diese Weise sein eigenes Arbeitsfeld schafft. Zivilisiertere Verhältnisse werden jedoch nicht erzielt, sollte der, durch die etablierten Parteien hinweg über die nationalen Grenzen hinaus und von den USA an vorderster Front propagierte militärische Feldzug gegen »das Böse« durchgeführt werden. Das Verhalten von George W. Bush erinnert an den »Primitiven«, den Freud in »Totem und Tabu« beschrieben hat, und der bei Mißgeschicken, ob persönlich verursacht oder nicht, zuallererst danach trachtet, seinen Fetisch zu verprügeln. Man stelle sich einmal vor, die Reaktion angesichts der Terroranschläge in den USA wäre nicht die gewesen, sofort nach Vergeltung und Rache zu rufen und in einen Kreuzzug gegen »das Böse« zu ziehen, sondern eine tatsächlich zivilisiertere Reaktion. Wenn die Anschläge zum Anlaß genommen worden wären, den nicht-staatlichen genauso wie den staatlichen Terrorismus zu überdenken; wenn die USA und andere Nationen die Anschläge zum Anlaß genommen hätten, auch über ihre eigenen terroristischen Akte Rechenschaft abzulegen; wenn ein Ruck ganz anderer Art durch die Nationen dieser Welt gegangen wäre, nämlich einer der zu der Einsicht geführt hätte, daß längerfristig die Abschaffung der staatlichen Gewaltmonopole und die Errichtung eines globalen und demokratisierten Gewaltmonopols eine der prominentesten Bedingungen der nachhaltigen Abschaffung kollektiver Gewaltakte ist; wenn die Einsicht damit einhergegangen wäre, daß eine der wichtigsten Bedingungen zivilisierterer Verhältnisse der Abbau sozialer Ungleichheit - und zwar weltweit! - ist; wenn sich die führenden Politiker und Konzernmanager der Tatsache bewußt geworden wären, daß eine Welt, in der es möglich ist, daß die 200 reichsten Menschen über mehr Reichtum und Einkommen verfügen als mehr als 41% der Ärmsten der Weltbevölkerung zusammengenommen,[13] strukturell Haß und Gewalt erzeugt, und zwar auf beiden Seiten; wenn alle verstanden hätten, daß Sicherheit, die diesen Namen verdient, nicht nur die Sicherheit vor Androhung und Anwendung physischer Gewalt umfaßt, sondern auch die Sicherheit einer sozialen Grundversorgung auf globalem Niveau - freie (Schul-)Bildung, freier Wohnraum, veritable öffentliche und umweltverträgliche anstatt kommerzieller Verkehrsmittel, freie und effektive medizinische Versorgung, gesetzlich garantierte Mindesteinkommen, etc.; daß es notwendig ist, die Produktionsverhältnisse auf globalem Niveau zu koordinieren und zu demokratisieren, anstatt undemokratischen, privaten Monopolbildungen mit aller Gewalt voranzuhelfen. Sicher, das klingt alles unglaublich utopisch, vielleicht sogar fantastisch, ein wenig naiv und entspricht gegenwärtig weder den realen Machtbalancen, noch den Gewissensstrukturen heute lebender Menschen. Es ist sogar nahezu das genaue Gegenteil der gegenwärtigen Realität. Und doch müßte eigentlich allen klar sein, daß wir ums Verrecken nicht mehr so weitermachen können wie bisher. Die gegenwärtigen Verhältnisse einer nunmehr umfassend und auf Gedeih und Verderb interdependenten, doch nicht pazifizierten Menschheit, in der einige relativ autonome Teilgruppen über ein historisch beispielloses Destruktionspotential verfügen, bergen die Gefahr in sich, daß die Menschen eines Tages einander auf die Entwicklungsstufe von Stämmen zurückbomben werden - oder, nicht nur durch militärische Aktionen, sondern bereits durch »friedliche«, von Profitinteressen geleitete maßlose industrielle Warenproduktion die ökologischen Überlebensbedingungen der gesamten Menschheit nachhaltig zerstören werden. Und es wäre wahrlich naiv zu glauben, daß diese Destruktionspotentiale in einer solchen Situation keinesfalls realisiert werden könnten. Gegenüber der oben genannten, »phantastischen und naiven Utopie« erscheint es wiederum regelrecht »primitiv« und »archaisch« zu glauben, man könne die »Zivilisation« retten, indem man ein paar Sündenböcke »ausräuchert«, wie es jüngst George W. Bush angekündigt hat. Das erinnert an den »Primitiven«, den Freud in »Totem und Tabu« beschrieben hat, und der bei Mißgeschicken, ob persönlich verursacht oder nicht, zuallererst danach trachtet, seinen Fetisch zu verprügeln. An dem grundsätzlichen Problem ändert das freilich nichts. Anmerkungen[1] CNN-Reporter beim Anblick des Einsturzes des ersten der beiden Türme des World Trade Centers in New York nach den Attentaten vom 11. September 2001. [2] J. Pilger, Hidden Agendas, London u.a. 1998, S. 117 [3] Loic Wacquant, Elend hinter Gittern, Konstanz 2000, S. 68. [4] Norbert Elias, Über den Prozeß der Zivilisation Bd. II, FfM 1994, S. 454. [5] Walter Benjamin, Zentralpark, in: ders., Illuminationen. Ausgewählte Schriften (ausgewählt von Siegfried Unseld), FfM 1987, S. 230-250, hier: S. 247. [6] Kaum eine Wortschöpfung der 90er Jahre bringt diese alltäglich gewordene, als normal akzeptierte Krise deutlicher zum Ausdruck als der Begriff »Krisenmanagement«. [7] Norbert Elias, Der Zusammenbruch der Zivilisation, in: ders., Studien über die Deutschen, FfM 1994, S. 391-516; hier: S. 456. [8] A.a.O., S. 467 [9] Man erinnere sich: Nachdem die USA Japan im Zweiten Weltkrieg in ernste wirtschaftliche Isolation gedrängt hatten, starteten die Japaner Dezember 1941 einen Überraschungsangriff auf die amerikanische Marinebasis Pearl Harbor. Die USA antwortete nicht nur mit einer »normalen« militärischen Offensive auf Japan, bei der sie ab 1943 Luftüberlegenheit über Japan gewann, sondern warf im August 1945 Atombomben über Hiroshima und Nagasaki ab. Beinahe 70.000 Menschen waren nahezu sofort tot, Japan kapitulierte ca. drei Wochen später. An den Spätfolgen starben aber bis 1950 insgesamt ca. 300.000 Menschen, fast ausschließlich Zivilbevölkerung. (Vgl. Paul G.: Brighter Than a Thousand Suns in: Ambrose Pinto (Hrsg.), Nuclearisation of India: Myths, Beliefs and Facts, New Delhi 1998, S. 1-27) Wie kaum eine andere »historische Leistung« hat diese drastische Aktion den USA den Titel einer »Supermacht« beschert - was einiges über das Wesen der »Supermacht« aussagt. [10] J. Pilger, a.a.O., S. 23. [11] Wolfgang Engler, Gegenwartskapitalismus und Zivilisation. Fragen an Norbert Elias' Zivilisationstheorie, in: Berliner Journal für Soziologie, Heft 2 1997, S. 217-225, hier: S. 221. [12] A.a.O., S. 222. [13] United Nations Human Development Report 1999, New Delhi 1999, S. 38. Kontext:
sopos 9/2001 | ||||||
|
This page is part of the Sozialistische Positionen
website <http://www.sopos.org>
Contents copyright © 2000-2007; all rights reserved. Maintained by webmaster@sopos.org |