Den Aufsatz kommentieren 3 Days After: Welcome to 1984 - Die FortsetzungDie Kriegsvorbereitung läuft auf Hochtourenvon Utz Anhalt (sopos) "Terrorbestie - Wir wünschen
dir ewige Hölle" Es ist kaum möglich, längere Zeit ZDF oder einen anderen Sender anzuschauen, ohne dem Irrsinn zu verfallen und durch die Gehirnwäsche zu einem aufgehetzten Soldaten des christlichen Abendlandes zu werden. Und jedesmal, wenn man denkt, daß der reaktionäre Müll, den die amerikatümelnden Technokraten und Demagogen von FDPCDUSPDGRÜNEN nicht mehr übertroffen werden könnte, kommt noch eine weitere Steigerung der Eskalationsstufe. Soeben konnte der anthroposophische Exekutor Schily als oberster Richter Gnadenlos (nein, nicht der aus Hamburg), verkünden, daß zukünftig die Armee auch bei polizeilichen Einsätzen im Inland eingesetzt werde. Wer hätte wohl mehr Einfühlungsvermögen in die Psyche von Massenmördern als ein Massenmörder? Den wenigen real existierenden bürgerlichen Demokraten ist die Verzweiflung anzusehen. Sie müssen dumme Moderatoren, die fragen, ob doch diesmal nicht besser der Kriegseintritt nicht so kontrovers diskutiert werden sollte wie das letzte Mal, darüber aufklären, daß demokratische Prozesse in der Auseinandersetzung über verschiedene Standpunkte bestehen. Altprominenz Egon Bahr, der konstruktive Kritik an der Strategie der CIA äußert, wird vom ideologischen Scharfmacher Otto Schily das Wort verboten: Es ist jetzt nicht die Zeit für eine Kritik an den USA. Die immerwiederkehrenden Bilder der amerikanischen Volksgemeinschaft nach dem Anschlag stellen eine Reizüberflutung dar, die in der Psychologie der Massen nur eins hinterlassen kann: Alles, was die Führer solch zivilisierter und friedlicher Staaten wie den USA, der BRD, Frankreich, Großbritannien usw. in Zukunft tun werden, ist per se gerechtfertigt. Der ewige Moslem wird in Zukunft daher herhalten müssen, wenn die Frustration und Wut über die Verfallsprozesse und Verelendungen breiter Bevölkerungsschichten durch die neoliberale Politik in rassistischen Projektionen von den dafür Verantwortlichen umgelenkt wird und sich nicht in sozialen Unruhen, sondern in rassistischen Pogromen äußert. Dieser Antiislamismus, der in der Srruktur dem Antisemitismus gleicht, zeigt schon erste Vorboten: In den USA wurde eine Moschee beschossen, eine andere von aufrechten amerikanischen Freunden mit Molotow-Cocktails und Steinen angegriffen. Die Bluthunde, die mit einer beispiellosen Propagandakampagne und einer bisher (aber New York wird da in jeder Hinsicht neue Dimensionen zeigen) unübertroffenen Selbstgleichschaltung der Medien, die jugoslawische Bevölkerung in Schutt und Asche gebombt und die Apokalypse über Belgrad gebracht haben, erkennen jetzt die Solidarität mit ihren amerikanischen Freunden, die im gleichen fröhlichen Schlachten gezeigt haben, daß sie durchaus auf einer Wellenlänge sind. Auch Henry Kissinger, in den USA wegen der Anordnung von Massakern im Vietnamkrieg angeklagt, ist beliebter Experte in der deutschen Medienlandschaft. Was Wunder? Wer hätte wohl mehr Einfühlungsvermögen in die Psyche von Massenmördern als ein Massenmörder? Lehrer und Schüler, Kommunalpolitiker, Pfaffen und ihre christlichen Lämmer breiten US-Flaggen aus und trauern in der inszenierten Trauer, froh, wieder einer völkischen Ganzheit, einer völkischen Einheit zugehören zu dürfen. Die Lüge dieser Trauer ist offensichtlich. Auf einem Flugblatt stand das sehr gut ausgedrückt: Miese Sorge in der Spaßgesellschaft. Aber keine Angst. Das Kartenhaus des Kapitalismus bleibt bestehen. Und auch weiter werden 40.000 Kinder täglich an Hunger und Krankheiten sterben. Der ewige Moslem wird in Zukunft herhalten müssen, wenn die Frustration und Wut über die Verfallsprozesse und Verelendungen breiter Bevölkerungsschichten durch die neoliberale Politik in rassistischen Projektionen von den dafür Verantwortlichen umgelenkt wird. "Lasset uns beten." Das ist das, was der Volksgemeinschaft als Reaktion einfällt. Heute wird scheinbar noch um die Opfer des Terrorangriffs auf New York gebetet, morgen vielleicht für diejenigen, die in Zinksärgen hier ankommen. "Wir", das heißt die kritischen und progressiven Kräfte in Europa, den USA, den islamischen Ländern sind politisch sehr wohl betroffen, von dem, was dort betrauert wird. Denn gegen "uns" geht es sowohl von den Taliban als auch von George W. Bush. Die menschlichen Tragödien von New York sind grauenhaft, genauso grauenhaft wie die Schlächtereien in Ruanda, der Staatsterror der Türkei in Kurdistan, die "Kollateralschäden", die die US-Außenpolitik hinterläßt - mit der Differenzierung, daß die Hinterbliebenen im Krieg auf beiden Seiten der kriegführenden Länder leiden. Unter den Nato-Bombenangriffen dürften in Zukunft wohl vor allem die Menschen in Afghanistan leiden, die heute durch das Taliban-Regime unterjocht werden. Für die immer ausufernde Homogenisierung der Bevölkerung der westlichen Welt, deren vermeintliche Freiheit unter dem Willen der herrschenden Täter mit Füßen getreten wird, läßt sich in der momentanen Kriegstreiberei dieser wundervoll zivilisatorisch militärische Barbarei planenden westlichen Staaten eine alte Erkenntnis festhalten, die Rosa Luxemburg zu der Barbarei der deutschen Generäle im ersten Weltkrieg einfiel: "Der Hauptfeind steht im eigenen Land." Kontext:
sopos 9/2001 | ||||||||||||
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