*** Arbeitsplätze und Soziale Gerechtigkeit - Aber wie?
Auch im vergangenen Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt weiter gestiegen. Repräsentativ für Deutschland ist somit - trotz mancher Firmenpleiten - weiterhin das erfolgreiche Unternehmen. Sprechen wir also von erfolgreichen Unternehmen und von der Kehrseite der Medaille, von der Arbeitslosigkeit:
Unternehmer entlassen Personal trotz hoher Unternehmensgewinne. Die soziale Verpflichtung des Eigentums, Artikel 14 (2) Grundgesetz
"Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich
dem Wohle der Allgemeinheit dienen"
kann sie daran nicht hindern. Sie lassen sich einzig von der Überlegung leiten, wie sie ihre Gewinne noch schneller steigern können. Dies ist ganz einfach: Beschäftigung von Personal kostet viel Geld, die Lohn- und Lohnnebenkosten sind zu hoch; also ist die Entlassung von Mitarbeitern die nüchterne Konsequenz. Jeder Unternehmensberater empfiehlt dieses Vorgehen.
Doch womit erzielen eigentlich die Unternehmen ihre enormen Gewinne, nachdem sie einen großen Teil ihres Personals entlassen haben?
Da scheint es seit einigen Jahrzehnten einen geheimnisvollen "Personalersatz" mit ungeheurer Wertschöpfungskraft zu geben, der fast nichts kostet. Dieser verdrängt Arbeitnehmer aus ihren Stellen.
In der Begrifflichkeit der Volkswirtschaftslehre könnte man von einem neuen "Produktionsfaktor X" sprechen, der den Produktionsfaktor "Arbeit" weitgehend ersetzt. wissenschaftlich ausgedrückt: Arbeit wird durch den Produktionsfaktor X "substituiert".
Auf Seiten der Unternehmerschaft besteht natürlich kein Interesse, den neuen Produktionsfaktor X öffentlich bekannt zu machen, denn der Finanzminister, ständig auf der berechtigten Suche nach leistungsfähigen Geldquellen, würde sofort beginnen, diesen Produktionsfaktor entsprechend seiner Leistungsfähigkeit zu besteuern.
Wir aber - als politisch besorgte Bürger - haben großes Interesse daran, die an die Beschäftigung von Personal gekoppelte Abgabenlast auf den Produktionsfaktor X zu verlagern. Es gibt dafür zwei Gründe:
- Die Kosten für den Produktionsfaktor Arbeit müssen
drastisch verringert werden, damit die Entlassungswelle
gestoppt wird.
- Der Produktionsfaktor X muss entsprechend seiner
Leistungsfähigkeit besteuert werden, damit der Staat
endlich wieder zu Geld kommt und endlich wieder seinen
Verpflichtungen nachkommen kann, die er unter dem
neoliberalen Schlagwort vom "schlanken Staat" sträflich
vernachlässigt hat. Er muss mehr Lehrer einstellen, die
sozialen Sicherungssysteme auf eine gesunde Grundlage
stellen, den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und
dergleichen mehr.
Hier könnte nun der Eindruck entstehen, wir wollten den Unternehmen die Gewinne zu beschneiden; doch das ist ein Irrtum. Unser Ziel ist vielmehr, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Unternehmen nicht mit der Entlassung, sondern mit der Neueinstellung von Personal Gewinne machen! Die Substitution von Arbeit durch den Produktionsfaktor X würde dann wieder rückgängig gemacht werden.
Bereits zu Beginn der Industrialisierung hat man nach dem geheimnisvollen Produktionsfaktor X gesucht, der anstelle des entlassenen Personals für die Unternehmer die Arbeit erledigt. Einige Sozialkritiker glaubten auch, ihn in den Maschinen und Automaten gefunden zu haben, die den Menschen die Arbeit abnehmen. Sie haben mehrfach vorgeschlagen, diese Maschinen mit einer Maschinensteuer zu belegen, doch daraus ist nie etwas geworden; glücklicherweise!
Wenn der Staat Maschinen, Automaten und Computer mit dem Ziel besteuern würde, dass Unternehmer schwere oder monotone Arbeit wieder durch Personal erledigen lassen, dann müsste er eine extrem hohe Steuer auferlegen. Welcher Bauunternehmer würde sonst seine Arbeiter wieder die Steine und den Beton als Traglasten in die oberen Stockwerke eines Neubaus schleppen lassen, oder welcher Bankdirektor würde sonst seine Angestellten die Kontoauszüge wieder handschriftlich berechnen und ausschreiben lassen? Eine solche technikfeindliche Besteuerung fand schon damals und fände auch heute keine Akzeptanz; nicht einmal bei den Betroffenen selbst.
Damit scheint unsere Gesellschaft in der Zwickmühle zu stecken.
- Einerseits wünschen wir uns sehnlichst die
Entlastung und Befreiung von körperlich
anstrengender oder monotoner Arbeit.
- Andererseits aber scheint die Erfüllung dieses
Wunsches schließlich in die Massenarbeitslosigkeit
zu führen.
*** Der Wachstumswahn
Anfangs konnte man die Auswirkungen des technischen Fortschritts noch durch Verkürzung der Wochenarbeitszeit auffangen, was der Sache durchaus angemessen war. Jetzt aber lassen sich - insbesondere wegen des Widerstands im Unternehmerlager - keine weiteren Arbeitszeitverkürzungen mehr durchsetzen.
Stattdessen hat sich die Wahnsinnsidee durchgesetzt, das "Problem" des Technischen Fortschritts durch Steigerung der Nachfrage zu lösen. Dies soll wie folgt funktionieren:
Wenn die Arbeiter und Angestellten mit immer besseren Werkzeugen und Maschinen immer mehr produzieren können, dann muss die Bevölkerung - und möglichst auch das Ausland - die steigende Menge dieser Produkte kaufen. Andernfalls werden Entlassungen unvermeidlich. Da die arbeitende Bevölkerung weitgehend mit der konsumierenden Bevölkerung identisch ist, wird sie also nun damit beschäftigt, das zu erzeugen, was sie dann gleich selber wieder verbrauchen, verschrotten oder exportieren muss.
Diese Wachstumshektik wird aus zwei Gründen immer unerträglicher. Erstens zeigt sich immer deutlicher ihre Erfolglosigkeit. Trotz (fast) ununterbrochenen Wachstums seit dem Beginn des Wiederaufbaus nach dem Krieg nimmt die Zahl der Arbeitsplätze seit Jahren ab. Zweitens verbreitet sich langsam die Einsicht, dass ständiges Wachstum - also jedes Jahr noch mehr Verbrauchen als im Jahr zuvor - zur noch rascheren Erschöpfung der Ressourcen und zur Überlastung der Biosphäre mit CO2 und anderen Abfällen führen muss.
Wer Wirtschaftswachstum zur Verminderung der Arbeitslosigkeit fordert, hat also offenbar noch keine befriedigende Antwort auf die Frage gefunden, wie die Gesellschaft mit dem technischen Fortschritt umgehen soll.
Heute wird der technische Fortschritt fast ausnahmslos zur immer schnelleren Produktion von immer mehr Konsumgütern genutzt. Es geht dabei vorwiegend um Steigerung und Befriedigung kurzfristiger materieller Bedürfnisse. Langfristige Bedürfnisse der Bevölkerung wie Schulbildung, soziale Betreuung, Forschung und Wissenschaft, Kultur sowie der wichtige Bereich der Zukunftsvorsorge werden hingegen zunehmend vernachlässigt. Wäre es nicht sinnvoller, diese Aufgaben mit Hilfe des technischen Fortschritts anzugehen? Arbeitskräfte sind genügend vorhanden, aber sie sind dafür nicht ausgebildet und es fehlen die Stellen, sowie die notwendige Infrastruktur. Dies liegt an einer grundsätzlichen Fehlsteuerung im Wirtschaftssystem, deren Ursachen es zu erkennen und zu beseitigen gilt.
*** Arbeitsplätze und Soziale Gerechtigkeit - Aber wie?
Auch im vergangenen Jahr ist das Bruttoinlandsprodukt weiter gestiegen. Repräsentativ für Deutschland ist somit - trotz mancher Firmenpleiten - weiterhin das erfolgreiche Unternehmen. Sprechen wir also von erfolgreichen Unternehmen und von der Kehrseite der Medaille, von der Arbeitslosigkeit:
Unternehmer entlassen Personal trotz hoher Unternehmensgewinne. Die soziale Verpflichtung des Eigentums, Artikel 14 (2) Grundgesetz
"Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich
dem Wohle der Allgemeinheit dienen"
kann sie daran nicht hindern. Sie lassen sich einzig von der Überlegung leiten, wie sie ihre Gewinne noch schneller steigern können. Dies ist ganz einfach: Beschäftigung von Personal kostet viel Geld, die Lohn- und Lohnnebenkosten sind zu hoch; also ist die Entlassung von Mitarbeitern die nüchterne Konsequenz. Jeder Unternehmensberater empfiehlt dieses Vorgehen.
Doch womit erzielen eigentlich die Unternehmen ihre enormen Gewinne, nachdem sie einen großen Teil ihres Personals entlassen haben?
Da scheint es seit einigen Jahrzehnten einen geheimnisvollen "Personalersatz" mit ungeheurer Wertschöpfungskraft zu geben, der fast nichts kostet. Dieser verdrängt Arbeitnehmer aus ihren Stellen.
In der Begrifflichkeit der Volkswirtschaftslehre könnte man von einem neuen "Produktionsfaktor X" sprechen, der den Produktionsfaktor "Arbeit" weitgehend ersetzt. wissenschaftlich ausgedrückt: Arbeit wird durch den Produktionsfaktor X "substituiert".
Auf Seiten der Unternehmerschaft besteht natürlich kein Interesse, den neuen Produktionsfaktor X öffentlich bekannt zu machen, denn der Finanzminister, ständig auf der berechtigten Suche nach leistungsfähigen Geldquellen, würde sofort beginnen, diesen Produktionsfaktor entsprechend seiner Leistungsfähigkeit zu besteuern.
Wir aber - als politisch besorgte Bürger - haben großes Interesse daran, die an die Beschäftigung von Personal gekoppelte Abgabenlast auf den Produktionsfaktor X zu verlagern. Es gibt dafür zwei Gründe:
- Die Kosten für den Produktionsfaktor Arbeit müssen
drastisch verringert werden, damit die Entlassungswelle
gestoppt wird.
- Der Produktionsfaktor X muss entsprechend seiner
Leistungsfähigkeit besteuert werden, damit der Staat
endlich wieder zu Geld kommt und endlich wieder seinen
Verpflichtungen nachkommen kann, die er unter dem
neoliberalen Schlagwort vom "schlanken Staat" sträflich
vernachlässigt hat. Er muss mehr Lehrer einstellen, die
sozialen Sicherungssysteme auf eine gesunde Grundlage
stellen, den öffentlichen Nahverkehr ausbauen und
dergleichen mehr.
Hier könnte nun der Eindruck entstehen, wir wollten den Unternehmen die Gewinne zu beschneiden; doch das ist ein Irrtum. Unser Ziel ist vielmehr, die gesetzlichen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass Unternehmen nicht mit der Entlassung, sondern mit der Neueinstellung von Personal Gewinne machen! Die Substitution von Arbeit durch den Produktionsfaktor X würde dann wieder rückgängig gemacht werden.
Bereits zu Beginn der Industrialisierung hat man nach dem geheimnisvollen Produktionsfaktor X gesucht, der anstelle des entlassenen Personals für die Unternehmer die Arbeit erledigt. Einige Sozialkritiker glaubten auch, ihn in den Maschinen und Automaten gefunden zu haben, die den Menschen die Arbeit abnehmen. Sie haben mehrfach vorgeschlagen, diese Maschinen mit einer Maschinensteuer zu belegen, doch daraus ist nie etwas geworden; glücklicherweise!
Wenn der Staat Maschinen, Automaten und Computer mit dem Ziel besteuern würde, dass Unternehmer schwere oder monotone Arbeit wieder durch Personal erledigen lassen, dann müsste er eine extrem hohe Steuer auferlegen. Welcher Bauunternehmer würde sonst seine Arbeiter wieder die Steine und den Beton als Traglasten in die oberen Stockwerke eines Neubaus schleppen lassen, oder welcher Bankdirektor würde sonst seine Angestellten die Kontoauszüge wieder handschriftlich berechnen und ausschreiben lassen? Eine solche technikfeindliche Besteuerung fand schon damals und fände auch heute keine Akzeptanz; nicht einmal bei den Betroffenen selbst.
Damit scheint unsere Gesellschaft in der Zwickmühle zu stecken.
- Einerseits wünschen wir uns sehnlichst die
Entlastung und Befreiung von körperlich
anstrengender oder monotoner Arbeit.
- Andererseits aber scheint die Erfüllung dieses
Wunsches schließlich in die Massenarbeitslosigkeit
zu führen.
*** Der Wachstumswahn
Anfangs konnte man die Auswirkungen des technischen Fortschritts noch durch Verkürzung der Wochenarbeitszeit auffangen, was der Sache durchaus angemessen war. Jetzt aber lassen sich - insbesondere wegen des Widerstands im Unternehmerlager - keine weiteren Arbeitszeitverkürzungen mehr durchsetzen.
Stattdessen hat sich die Wahnsinnsidee durchgesetzt, das "Problem" des Technischen Fortschritts durch Steigerung der Nachfrage zu lösen. Dies soll wie folgt funktionieren:
Wenn die Arbeiter und Angestellten mit immer besseren Werkzeugen und Maschinen immer mehr produzieren können, dann muss die Bevölkerung - und möglichst auch das Ausland - die steigende Menge dieser Produkte kaufen. Andernfalls werden Entlassungen unvermeidlich. Da die arbeitende Bevölkerung weitgehend mit der konsumierenden Bevölkerung identisch ist, wird sie also nun damit beschäftigt, das zu erzeugen, was sie dann gleich selber wieder verbrauchen, verschrotten oder exportieren muss.
Diese Wachstumshektik wird aus zwei Gründen immer unerträglicher. Erstens zeigt sich immer deutlicher ihre Erfolglosigkeit. Trotz (fast) ununterbrochenen Wachstums seit dem Beginn des Wiederaufbaus nach dem Krieg nimmt die Zahl der Arbeitsplätze seit Jahren ab. Zweitens verbreitet sich langsam die Einsicht, dass ständiges Wachstum - also jedes Jahr noch mehr Verbrauchen als im Jahr zuvor - zur noch rascheren Erschöpfung der Ressourcen und zur Überlastung der Biosphäre mit CO2 und anderen Abfällen führen muss.
Wer Wirtschaftswachstum zur Verminderung der Arbeitslosigkeit fordert, hat also offenbar noch keine befriedigende Antwort auf die Frage gefunden, wie die Gesellschaft mit dem technischen Fortschritt umgehen soll.
Fortsetzung meines Beitrages finden Sie aus Platzgründen im nächsten Kommentar.
Heute wird der technische Fortschritt fast ausnahmslos zur immer schnelleren Produktion von immer mehr Konsumgütern genutzt. Es geht dabei vorwiegend um Steigerung und Befriedigung kurzfristiger materieller Bedürfnisse. Langfristige Bedürfnisse der Bevölkerung wie Schulbildung, soziale Betreuung, Forschung und Wissenschaft, Kultur sowie der wichtige Bereich der Zukunftsvorsorge werden hingegen zunehmend vernachlässigt. Wäre es nicht sinnvoller, diese Aufgaben mit Hilfe des technischen Fortschritts anzugehen? Arbeitskräfte sind genügend vorhanden, aber sie sind dafür nicht ausgebildet und es fehlen die Stellen, sowie die notwendige Infrastruktur. Dies liegt an einer grundsätzlichen Fehlsteuerung im Wirtschaftssystem, deren Ursachen es zu erkennen und zu beseitigen gilt.
Fortsetzung aus Platzgründen im nächsten Kommentar
Heute wird der technische Fortschritt fast ausnahmslos zur immer schnelleren Produktion von immer mehr Konsumgütern genutzt. Es geht dabei vorwiegend um Steigerung und Befriedigung kurzfristiger materieller Bedürfnisse. Langfristige Bedürfnisse der Bevölkerung wie Schulbildung, soziale Betreuung, Forschung und Wissenschaft, Kultur sowie der wichtige Bereich der Zukunftsvorsorge werden hingegen zunehmend vernachlässigt. Wäre es nicht sinnvoller, diese Aufgaben mit Hilfe des technischen Fortschritts anzugehen? Arbeitskräfte sind genügend vorhanden, aber sie sind dafür nicht ausgebildet und es fehlen die Stellen, sowie die notwendige Infrastruktur. Dies liegt an einer grundsätzlichen Fehlsteuerung im Wirtschaftssystem, deren Ursachen es zu erkennen und zu beseitigen gilt.
*** Diagnose
Werfen wir also noch einmal einen genaueren Blick auf die Vorgänge, die zur Entlassung von Beschäftigten führen. Wir werden feststellen, dass sich die Situation seit dem Beginn der Industrialisierung erheblich geändert hat. Der technische Fortschritt, genauer gesagt, die Erleichterung schwerer körperlicher oder monotoner Arbeit, ist heute längst nicht mehr die Hauptursache für Arbeitsplatzverluste.
Die Hauptursache für wachsende Arbeitslosigkeit liegt heute woanders:
Betriebe, in denen Aufgaben bearbeitet werden, die hohen Personaleinsatz verlangen, werden unwirtschaftlich. Häufig handelt es sich dabei um Aufgaben im sozialen Bereich oder Aufgaben im Zusammenhang mit der Versorgung der Bevölkerung oder Aufgaben der Zukunftsvorsorge. Solche Betriebe werden häufig ersatzlos geschlossen. Stattdessen wenden sich die Unternehmer anderen Aufgaben zu, die mit wenig Personal aber durch hohen Einsatz von Maschinen und Grundstoffen oder durch Computer befriedigt werden können. Die Folge: Personalintensive Wirtschaftszweige sterben aus, material- oder energieintensive Wirtschaftszweige werden eröffnet.
Es ist wichtig, dass wir den Unterschied der beiden Geschehnisse ganz deutlich erkennen und im Gedächtnis behalten.
1. Die direkte Substitution: Die zu lösende Aufgabe wird weiter erfüllt, aber Arbeitnehmer werden durch Maschinen (oder Computer) entlastet und teilweise ersetzt.
Beispiele:
- Der Bauunternehmer schafft Betonmischmaschinen und
Baukräne an und kommt seitdem mit der Hälfte der
Personals auf der Baustelle aus.
- Die Deutsche Bahn stellt Fahrkartencomputer auf
und spart Schalterpersonal ein.
- Die Herstellung von Bolzen erfolgt in einem Automaten.
2. Die indirekte Substitution: Aufgaben, die nur mit hohem Personaleinsatz durchgeführt werden können, werden nicht mehr oder nicht mehr ausreichend bearbeitet. Betriebe mit geringem Personaleinsatz werden eröffnet, übernehmen aber die vernachlässigten Aufgaben nicht, sondern wenden sich anderen Aufgaben zu. Die gesamte Struktur des Wirtschaftslebens und des sozialen Lebens verändert sich. Forschung, Bildung, soziale Dienstleistungen gehen zurück; der Konsum von Massenverbrauchsgütern nimmt zu.
Beispiele:
- Die Deutsche Bahn schließt ihre Instandsetzungswerke und
setzt auf das Prinzip Neuanschaffung statt Reparatur.
- Die Post baut Briefkästen ab, die nur wenig benutzt werden,
aber dennoch regelmäßig geleert werden müssen.
- Der Staat als Arbeitgeber sorgt nicht mehr für den notwendigen
Personalstand in den allgemeinbildenden Schulen, bei der
Polizei, bei den Ämtern, bei den Gerichten.
- Suchtberatungszentren werden geschlossen, obwohl die Zahl
der Süchtigen weiter zunimmt.
- Immer mehr Verbrauchsgüter werden als reparaturunfreundliche
Wegwerfartikel in automatisierter Massenproduktion
hergestellt.
Diese Strukturänderungen werden zunehmend als gesellschaftliches Unglück angesehen; als materialverschwendend, als bildungsverachtend, ja sogar als umwelt- und zukunftsgefährdend.
Wenn also ein Mittel gefunden wird, welches diese Strukturänderungen stoppt, die Entlastung der arbeitenden Bevölkerung durch den technischen Fortschritt nach Muster 1 jedoch nicht behindert, lässt sich das Gesamtproblem nun doch ohne schädliche Nebenwirkungen lösen.
Wir brauchen dann nicht mehr mit wachsendem Konsum auf den technischen Fortschritt zu reagieren, sondern können uns - zunehmend entlastet durch den technischen Fortschritt - stärker auf die gesellschaftlichen Aufgaben konzentrieren.
Solchermaßen ermutigt setzen wir nun unsere Suche nach dem geheimnisvollen Produktionsfaktor X fort, der den Produktionsfaktor Arbeit substituiert.
Fortsetzung aus Platzgründen im nächsten Kommentar
Fortsetzung 2 zu "Arbeit und soziale Gerechtigkeit ..."
19. Mar. 2005, 13:08
*** Energie als Produktionsfaktor
Die alte Volkswirtschaftslehre kannte die drei Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Boden.
Zum Kapital gehören z.B. die Fabrikhallen
und die Maschinen.
Zur Arbeit gehören die Beschäftigten
Der Boden spielt im wesentlichen seine
Rolle in der Landwirtschaft und hat
inzwischen viel an Bedeutung verloren.
Nur mit einer Kombination von Produktionsfaktoren kann Wertschöpfung erzielt werden. Dabei kommt es dann auf das optimale Mischungsverhältnis an.
Aus physikalischer Sicht ist es evident, dass auch Energie ein "Produktionsfaktor" sein muss, denn ohne Energie kommt nichts in Bewegung. Physiker verweisen dazu gerne auf den ersten und zweiten Hauptsatz der Thermodynamik.
Ausführliche ökonometrische Untersuchungen (Quelle: Kümmel / Eichhorn et al.; Ayres / Warr) haben darüber hinaus die überlegene Wertschöpfungskraft oder Produktionsmächtigkeit der Energie gegenüber der Arbeit nachgewiesen.
Die Produktionsmächtigkeit ist eine Zahl zwischen
Null und 100 Prozent, welche die spezielle
Leistungsfähigkeit des Kapitals, der Arbeit, des
Bodens oder der Energie bei der Erwirtschaftung
des Bruttoinlandsproduktes (BIP) angibt. Alle
Produktionsmächtigkeiten zusammen ergeben 100
Prozent.
Die Energie hat z.B. eine Produktionsmächtigkeit
von 44 Prozent, die Arbeit nur eine von 9 Prozent
(Mittelwerte im Untersuchungszeitraum 1960 bis 1989).
Der große Unterschied zwischen den Produktionsmächtigkeiten wäre nicht weiter schlimm, wenn der leistungsfähigere Produktionsfaktor auch der Teurere wäre. Der zukünftige Unternehmer könnte dann immer noch frei wählen, ob er sich schwerpunktmäßig auf den leistungsfähigen, aber teuren Produktionsfaktor stützt, oder ob er sich für den billigen, aber leistungsschwachen Produktionsfaktor entscheidet.
Doch leider verhält es sich bei den Kosten genau umgekehrt wie bei den Produktionsmächtigkeiten: Nicht die leistungsfähige Energie ist teuer, sondern die leistungsschwache Arbeit. Die Kosten sind sogar extrem unterschiedlich. Sie verhalten sich wie 1 zu 13 (Mittelwerte im Untersuchungszeitraums 1960 bis 1989).
Lassen wir diese Zahlen noch einmal auf uns wirken: - Energie ist rund fünf mal so produktionsmächtig wie menschliche Arbeit - Energie kostet aber nur ein Dreizehntel so viel wie menschliche Arbeit.
Natürlich wird jeder Unternehmer den Produktionsfaktor Energie bevorzugen, der erstens viel produktionsmächtiger und zweitens viel billiger ist. DESHALB werden überall im Land personalintensive Betriebe geschlossen und energieintensive Betriebe eröffnet. Dies ist die Ursache für den ständigen Anstieg der Arbeitslosigkeit!
Nähere Erläuterungen zu den Begriffen Produktionsmächtigkeit und Faktorkosten sowie zu ihrer Ermittlung aus den Wirtschaftsstatistiken finden mathematisch Interessierte unter www.sfv.de/lokal/mails/wvf/umsteue2.htm sowie im Anhang. Die Volkswirtschaftslehre verwendet übrigens statt "Produktionsmächtigkeit" den Fachbegriff "Produktionselastizität". Wir bleiben wegen der besseren Anschaulichkeit aber bei "Produktionsmächtigkeit".
*** Gegenmaßnahmen
Der Diagnose soll ein Therapievorschlag folgen. Wir haben ihn oben bereits angedeutet. Der Finanzminister sollte bei der Festlegung der Steuer- und Abgabenlast nach dem Gesichtspunkt der Leistungsfähigkeit vorgehen: Energie, die fünf mal so produktionsmächtig ist wie menschliche Arbeit darf - und muss - durch Besteuerung auch fünf mal so teuer werden wie die Arbeit, damit endlich der Anreiz zur Substitution von Arbeit durch Energie erlischt.
Unsere Forderung lautet deshalb:
Zügige Verlagerung der Abgabenlast von der Arbeit auf die Energie!
Durch eine solche Maßnahme werden die arbeitsentlastenden Effekte des technischen Fortschritts keinesfalls unterbunden. Das würde erst geschehen, wenn die Energiesteuern etwa um den Faktor 50 oder mehr angehoben würden, Wir werden dies weiter unten an einem konkreten Beispiel demonstrieren.
Fortsetzung 2 zu "Arbeit und soziale Gerechtigkeit ..."
19. Mar. 2005, 13:08
*** Energie als Produktionsfaktor
Die alte Volkswirtschaftslehre kannte die drei Produktionsfaktoren Kapital, Arbeit und Boden.
Zum Kapital gehören z.B. die Fabrikhallen
und die Maschinen.
Zur Arbeit gehören die Beschäftigten
Der Boden spielt im wesentlichen seine
Rolle in der Landwirtschaft und hat
inzwischen viel an Bedeutung verloren.
Nur mit einer Kombination von Produktionsfaktoren kann Wertschöpfung erzielt werden. Dabei kommt es dann auf das optimale Mischungsverhältnis an.
Aus physikalischer Sicht ist es evident, dass auch Energie ein "Produktionsfaktor" sein muss, denn ohne Energie kommt nichts in Bewegung. Physiker verweisen dazu gerne auf den ersten und zweiten Hauptsatz der Thermodynamik.
Ausführliche ökonometrische Untersuchungen (Quelle: Kümmel / Eichhorn et al.; Ayres / Warr) haben darüber hinaus die überlegene Wertschöpfungskraft oder Produktionsmächtigkeit der Energie gegenüber der Arbeit nachgewiesen.
Die Produktionsmächtigkeit ist eine Zahl zwischen
Null und 100 Prozent, welche die spezielle
Leistungsfähigkeit des Kapitals, der Arbeit, des
Bodens oder der Energie bei der Erwirtschaftung
des Bruttoinlandsproduktes (BIP) angibt. Alle
Produktionsmächtigkeiten zusammen ergeben 100
Prozent.
Die Energie hat z.B. eine Produktionsmächtigkeit
von 44 Prozent, die Arbeit nur eine von 9 Prozent
(Mittelwerte im Untersuchungszeitraum 1960 bis 1989).
Der große Unterschied zwischen den Produktionsmächtigkeiten wäre nicht weiter schlimm, wenn der leistungsfähigere Produktionsfaktor auch der Teurere wäre. Der zukünftige Unternehmer könnte dann immer noch frei wählen, ob er sich schwerpunktmäßig auf den leistungsfähigen, aber teuren Produktionsfaktor stützt, oder ob er sich für den billigen, aber leistungsschwachen Produktionsfaktor entscheidet.
Doch leider verhält es sich bei den Kosten genau umgekehrt wie bei den Produktionsmächtigkeiten: Nicht die leistungsfähige Energie ist teuer, sondern die leistungsschwache Arbeit. Die Kosten sind sogar extrem unterschiedlich. Sie verhalten sich wie 1 zu 13 (Mittelwerte im Untersuchungszeitraums 1960 bis 1989).
Lassen wir diese Zahlen noch einmal auf uns wirken: - Energie ist rund fünf mal so produktionsmächtig wie menschliche Arbeit - Energie kostet aber nur ein Dreizehntel so viel wie menschliche Arbeit.
Natürlich wird jeder Unternehmer den Produktionsfaktor Energie bevorzugen, der erstens viel produktionsmächtiger und zweitens viel billiger ist. DESHALB werden überall im Land personalintensive Betriebe geschlossen und energieintensive Betriebe eröffnet. Dies ist die Ursache für den ständigen Anstieg der Arbeitslosigkeit!
Nähere Erläuterungen zu den Begriffen Produktionsmächtigkeit und Faktorkosten sowie zu ihrer Ermittlung aus den Wirtschaftsstatistiken finden mathematisch Interessierte unter www.sfv.de/lokal/mails/wvf/umsteue2.htm sowie im Anhang. Die Volkswirtschaftslehre verwendet übrigens statt "Produktionsmächtigkeit" den Fachbegriff "Produktionselastizität". Wir bleiben wegen der besseren Anschaulichkeit aber bei "Produktionsmächtigkeit".
*** Gegenmaßnahmen
Der Diagnose soll ein Therapievorschlag folgen. Wir haben ihn oben bereits angedeutet. Der Finanzminister sollte bei der Festlegung der Steuer- und Abgabenlast nach dem Gesichtspunkt der Leistungsfähigkeit vorgehen: Energie, die fünf mal so produktionsmächtig ist wie menschliche Arbeit darf - und muss - durch Besteuerung auch fünf mal so teuer werden wie die Arbeit, damit endlich der Anreiz zur Substitution von Arbeit durch Energie erlischt.
Unsere Forderung lautet deshalb:
Zügige Verlagerung der Abgabenlast von der Arbeit auf die Energie!
Durch eine solche Maßnahme werden die arbeitsentlastenden Effekte des technischen Fortschritts keinesfalls unterbunden. Das würde erst geschehen, wenn die Energiesteuern etwa um den Faktor 50 oder mehr angehoben würden, Wir werden dies weiter unten an einem konkreten Beispiel demonstrieren.
Fortsetzung 3 zu "Arbeit und soziale Gerechtigkeit ..."
19. Mar. 2005, 13:13
*** Die Rolle der Grundstoffe
Ein Einwand gegen erhöhte Energiesteuern darf hier nicht unbeantwortet bleiben: Die in der Wirtschaft verwendeten Grundstoffe wie Stahl, Kupfer, Aluminium, Zement, Kunststoffgranulat und viele mehr werden unter hohem Energieeinsatz hergestellt. Zwei Drittel der in der Produktion verwendeten Energie fließt in die Grundstofferzeugung. Eisenerz wird im Hochofen zu Stahl umgewandelt, Kalksteine im Zementwerk zu Zement. Aus Bauxit wird unter ungeheurem Energieeinsatz Aluminium erzeugt. Personal wird in der Grundstoffindustrie nur in geringem Umfang eingesetzt. Die Preise der Grundstoffe sind deshalb eng an die Energiepreise gekoppelt. Eine Erhöhung der Energiesteuer würde voll auf die Grundstoffe durchschlagen.
Unsere Antwort: Grundstoffe müssen deutlich teurer werden! Niedrige Grundstoffpreise verleiten zur Materialverschwendung. Sie steigern zwar den Konsum und führen zum "Wachstum" der Wirtschaft, aber nicht zur Einstellung von Personal. Billige Grundstoffe und billige Energie sind gerade die Voraussetzung für eine AUTOMATISIERTE Fertigung mit WENIG Personal. Die billigen Artikel des Massenkonsums werden schon bei kleinen Defekten verschrottet und durch neue Produkte ersetzt, denn Reparaturen "lohnen sich nicht mehr". So führten die billigen Grundstoffe in der Vergangenheit zum bedauerlichen Aussterben der Instandsetzungsbetriebe und zur Arbeitslosigkeit der dort beschäftigten Handwerker und Facharbeiter.
*** Grundsatzfragen - Detailfragen
Wichtig ist zunächst, dass der Grundgedanke verstanden wird: Der Produktionsfaktor Arbeit muss von Abgaben entlastet werden, der Produktionsfaktor Energie muss diese Lasten übernehmen.
Zur Ausgestaltung und politischen Durchsetzung bieten sich verschiedene Möglichkeiten an, die sich in ihrer Vermittelbarkeit und ihrer Akzeptanz unterscheiden, die aber auf das gleiche Endergebnis hinauslaufen. Erfahrungsgemäß führen solche Detailfragen zu heißen Diskussionen. Wir sollten darauf achten, dass dabei der Grundgedanke nicht verloren geht:
Umschichtung der Steuer- und Abgabenlast vom
Produktionsfaktor Arbeit auf den Produktionsfaktor
Energie!
*** Konkrete Zahlen:
Wer sich überlegt, wie die praktische Umsetzung aussehen soll, muss eine Vorstellung von den Größenordnungen haben. Wenige Zahlen genügen. Der Staat und die Sozialversicherungen brauchen Geld. Bisher erhalten sie es auf folgende Weise:
150 Mrd Lohn- u. Einkommensteuer
140 Mrd Umsatz- u. Einfuhrumsatzsteuer
167 Mrd sonstige Steuern und Zölle
389 Mrd Sozialbeiträge (davon 195 Mrd Arbeitgeberanteil)
Die Sozialbeiträge stellen bei weitem den größten Posten dar. Die eine Hälfte, 195 Mrd Euro müssen von den Arbeitgebern bezahlt werden. Um diese Hälfte durch eine zusätzliche Besteuerung der Energie zu finanzieren, muss jede Kilowattstunde Endenergie mit einer zusätzlichen Energiesteuer von knapp 8 Cent belegt werden.
Fortsetzung 4 zu "Arbeit und soziale Gerechtigkeit
19. Mar. 2005, 13:16
** Lenkungswirkung des Arbeitgeber-Anteils der Sozialversicherung
Lenkungswirkung von Steuern und Abgaben bedeutet, dass gewünschtes Verhalten "belohnt" und unerwünschtes Verhalten "bestraft" wird. Betrachten wir unter diesem Gesichtspunkt den Arbeitgeberanteil der Sozialversicherung, so stellen wir fest, dass es dort leider genau umgekehrt ist: Unternehmer, die Personal einstellen, müssen auch noch Zahlungen an die Krankenkassen, die Rentenkassen und die Arbeitslosenversicherungen leisten. Sie werden also nicht "belohnt", sondern "bestraft". Unternehmer, die Personal entlassen, werden dagegen "belohnt".
Eigentlich müsste es umgekehrt geregelt sein. Eigentlich müssten Unternehmer, wenn sie schon kein Personal einstellen, stattdessen wenigstens eine Art von "Sozialbeitrag" leisten, um ihrer sozialen Verpflichtung gerecht zu werden. Eine solche Verlagerung des Arbeitgeberanteils von Unternehmen die viel Personal beschäftigen, auf Unternehmen, die wenig Personal beschäftigen, ist mit Hilfe der Energiesteuer möglich.
Die Finanzierung der Sozialversicherung zu gleichen Teilen durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer wurde mühsam erkämpft. Sie sollte den Arbeitnehmern zusätzliche Sicherheit bei Krankheit, Arbeitslosigkeit und Alter gewähren. Sich von dieser Regelung zu trennen, dürfte deshalb den Gewerkschaften besonders schwer fallen. Doch nüchterne Überlegung sagt, dass nicht das Instrument abgeschafft wird, sondern nur die Finanzierung verlagert wird, und zwar auf Unternehmen, die wenig Arbeitnehmer beschäftigen, vergleichsweise aber viel Energie nutzen. Die derzeitige negative Lenkungswirkung würde damit ins Positive umgewandelt.
Bedenkt man, dass der Arbeitgeber-Anteil vom Finanzvolumen erheblich größer ist als die gesamten Steuereinnahmen aus der Mehrwertsteuer oder aus der Lohn- und Einkommensteuer, dann wird deutlich, wie massiv in unserem Staat der Anreiz für sozial falsches Verhalten der Unternehmer ist und wie dringlich die vorgeschlagene Änderung.
** Energiegeld als Ausgleich für den Anstieg der Energiepreise
Bei einer Erhöhung der Energiesteuern werden die persönlichen Energiekosten erhöht. Dafür ist ein finanzieller Ausgleich notwendig. Dies ist nicht nur eine Frage der Akzeptanz, sondern auch der sozialen Gerechtigkeit.
Man könnte zum Beispiel ein "Energiegeld" aus der Energiesteuer abzweigen. Dieses Energiegeld erhält jeder, vom Säugling bis zum Greis, von der Bettlerin bis zur Millionärsgattin, der mit erstem Wohnsitz in Deutschland gemeldet ist. Die Höhe des Energiegelds ist für alle gleich und entspricht den Durchschnitts-Mehrkosten. Wer sparsamer mit Energie umgeht als der Durschnitt, hat somit einen finanziellen Vorteil, wer mehr Energie verbraucht, hat den Nachteil. Auch das ergibt eine Lenkungswirkung, diesmal zum Energiesparen.
Wie stark ein Energiegeld die Energiesteuern zusätzlich belasten würde, ergibt sich aus dem Verhältnis der Einwohnerzahl zum Endenergieverbrauch.
Rechenbeispiel: Ein Energiegeld von 100 EUR pro
Person und Monat muss mit 80 Mio Einwohnern und
12 Monaten multipliziert werden; das ergibt 96
Mrd EUR.
Aufgeteilt auf den Endenergieverbrauch von 2500
Mrd Kilowattstunden ergäbe dies zusätzliche 4
Cent/kWh, die zu den oben errechneten 8 Cent/kWh
hinzukämen.
Ob 100 EUR pro Person und Monat angemessen sind, oder ob ein höheres Energiegeld notwendig wird, muss gesondert untersucht werden.
Fortsetzung aus Platzgründen im nächsten Kommentar
*** Auswirkung auf die verschiedenen Energieträger
8 Cent/kWh Energiesteuer zum Ersatz des Arbeitgeberanteils der Sozialversicherung plus 4 Cent zur Finanzierung des Energiegeldes ergeben einen steuerbedingten Anstieg der Energiepreise von 12 Cent/kWh. Umgerechnet auf die Hauptenergieträger bedeutet das einen Anstieg von etwa
12 Cent/kWh bei Elektrizität
100 Cent/Liter bei Diesel, Benzin und Heizöl
120 Cent/Kubikmeter bei Erdgas.
*** Langsame Umstellung oder rasche Umstellung
Ob die vorgeschlagene Umschichtung der Steuer- bzw. Abgabenlast langsam aber zügig oder rasch durchgeführt würde, ist eine politische Entscheidung. Bei einer raschen Umstellung würden sich viele vorher getätigte Investitionsentscheidungen als nachteilig erweisen, und zu volkswirtschaftlichen Verlusten führen. Bei einer langsamen Umstellung wird jedoch die Volkswirtschaft weiter durch den ständigen Aderlass der ansteigenden Arbeitslosigkeit geschwächt. Zu lange sollte man deshalb die Umstellung nicht hinziehen; auch damit bald konkrete Ergebnisse sichtbar werden.
*** Gefährdet eine Erhöhung der Energiebesteuerung nicht den technischen Fortschritt?
Wer von Erhöhung der Energiesteuer spricht, hört häufig den Einwand, schon jetzt sei Energie viel zu teuer. Sie würde ja jetzt schon ungebührlich besteuert. Das ist Unfug. Vergleichen wir einmal die Besteuerung von körperlicher Arbeit mit der Besteuerung von Dieselkraftstoff. Wir wählen dazu ein Beispiel, welches jeder von uns ohne physikalische Kenntnis auf Plausibilität und zutreffende Größenordnungen überprüfen kann.
Ein Autohändler will einem Kunden in 100 Kilometer Entfernung einen Mittelklassewagen ausliefern. Zur Wahl stehen zwei Möglichkeiten. Das Auto wird mit Motorkraft gefahren oder das Auto wird durch Hilfsarbeiter geschoben.
Mit Motorkraft benötigt man eine Fahrstunde, 10 Liter Diesel und zahlt dafür eine Mineralölsteuer von 5 Euro
Wenn drei Personen schieben und eine Person lenkt, benötigt man 5 Tage und die Bezahlung für vier Personen. Lohnsteuer und Sozialabgaben (4 Personen x 5 Tage = 20 Arbeitstage) betragen ca. 500 Euro.
5 Euro oder 500 Euro! Fazit: Das Auto-Schieben durch Arbeitskräfte ist 100 mal höher mit Steuern und Abgaben belastet als das Auto-Fahren mit Dieselkraftstoff.
Dieser leicht surreal anmutende Vergleich zeigt deutlich das Missverhältnis zwischen der überhöhten Steuer- und Abgabenbelastung von Personal und der völlig unzureichenden Besteuerung von Energie.
Er zeigt aber auch, welcher Spielraum für eine Anhebung der Energiesteuer zur Verfügung steht, bevor ein Unternehmen sich dazu entschließen würde, auf den Einsatz von Energie zur Arbeitsentlastung zu verzichten. Bei der von uns vorgeschlagenen Erhöhung der Energiesteuer würden die 10 Liter Diesel mit je einem zusätzlichen Euro belastet. Die Steuerlast für 100 km Auto-Fahren würde sich um 10 Euro auf 15 Euro erhöhen. Die Steuerlast für das Auto-Schieben würde sich dagegen von 500 Euro auf etwa 330 Euro verringern. Auch unter diesen Bedingungen würde kein Autohändler das Auto zum Kunden schieben lassen.
Wir haben also die richtige "Dosierung" gefunden. Die Umschichtung der Abgabenlast von der Arbeit auf die Energie - genauer gesagt von den arbeitsintensiven Unternehmen auf die energieintensiven Unternehmen - kann ihre volle Lenkungswirkung entfalten. Der Einsatz arbeitserleichternder Maschinen wird aber nicht behindert.
Häufig wird eingewendet, dass eine Erhöhung der Energiesteuer nur im weltweiten - zumindest aber im europäischen - Konsens möglich sei. Die Argumente müssen hier nicht wiederholt werden, da jeder sie selber überlegen kann. Weniger bekannt sind Argumente für eine nationale Vorreiterrolle. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen hier drei genannt werden.
Höhere Energiepreise führen zu höheren Grundstoffpreisen, diese führen dazu, dass Produkte teurer werden. Teure Produkte verschrottet man nicht wegen kleiner Defekte. Dies führt zu soliderer und reparaturfreundlicherer Konstruktion und zum Aufbau von Reparaturwerkstätten. Im Export haben reparaturfreundliche Qualitätsprodukte aus Deutschland bessere Chancen als billige Massenware.
In wenigen Jahren ist eine Explosion der Energiepreise aus Knappheitsgründen zu erwarten. Eine Volkswirtschaft, die sich bereits vorher auf teure Energie umstellt - beispielsweise durch Wärmedämmung von Häusern, kraftstoffsparende Autos, Sonnenkollektoren auf den Dächern, desto geringer sind dann die volkswirtschaftlichen Verluste.
Ein Land, dessen Energiepreise höher sind, bringt energiesparende Techniken zur Serienreife, die ihm spätestens bei einem allgemeinen Anstieg der Energiepreise einen Exportvorteil verschaffen.
*** Anhang - Erläuterung der Produktionsmächtigkeit
Die Produktionsmächtigkeit eines Produktionsfaktors ist eine dimensionslose Zahl, die angibt, wie sensibel die Wertschöpfung einer Volkswirtschaft auf eine kleine Steigerung oder Minderung des Produktionsfaktors reagiert, wenn die anderen Produktionsfaktoren gleich bleiben.
Hierzu zwei vereinfachende Beispiele, in welchen die eingesetzte Menge nur eines einzigen Produktionsfaktors variiert wird:
Beispiel 1
Die Statistik besagt, dass im Vergleich zum
Vorjahr das BIP eines Landes um 0,44 Prozent
angestiegen ist, nachdem der Energieeinsatz um 1
Prozent erhöht wurde. Hieraus ergibt sich eine
Produktionsmächtigkeit der Energie von 44 Prozent
Beispiel 2
Die Statistik eines Landes besagt, dass im
Vergleich zum Vorjahr das BIP nur um 0,18 Prozent
gesunken ist, obwohl der Personaleinsatz um 2
Prozent vermindert wurde.
Hieraus ergibt sich eine Produktionsmächtigkeit der
Arbeit von 9 Prozent (0,18 sind 9% von 2).
Man erkennt aus diesen beiden Beispielen, dass der Energieeinsatz einen viel höheren Einfluss auf die Wertschöpfung hat als der Einsatz menschlicher Arbeitskraft. Die Produktionsmächtigkeit der Energie verhält sich zur Produktionsmächtigkeit der Arbeit wie 44 zu 9. Die Zahlen 44% und 9% sind übrigens die tatsächlich bestimmten Produktionsmächtigkeiten für Deutschland aus den Jahren 1960 bis 1989.
** Erläuterung der Faktorkosten (Energie 5% - Arbeit 65%)
Der Faktorkostenanteil eines Produktionsfaktors ist eine dimensionslose Zahl, die den Anteil der Faktorkostenänderung an der Änderung der gesamten Produktionskosten angibt, wenn die anderen Produktionsfaktoren gleich bleiben.
Hierzu zwei vereinfachende Beispiele, in welchen die eingesetzte Menge nur eines einzigen Produktionsfaktors variiert wird:
Beispiel 3
Die Statistik besagt, dass im Vergleich zum Vorjahr die
Produktionskosten eines Landes um 0,05 Prozent
angestiegen sind, nachdem der Energieeinsatz um 1
Prozent erhöht wurde. Hieraus ergibt sich ein
Faktorkostenanteil der Energie von nur 5 Prozent
Beispiel 4
Die Statistik besagt, dass im Vergleich zum Vorjahr
die Produktionskosten um 1,3 Prozent gesunken sind,
nachdem der Personaleinsatz um 2 Prozent vermindert
wurde.
Hieraus ergibt sich ein Faktorkostenanteil der
Arbeit von 65% Prozent (1,3 sind 65% von 2).
Man erkennt aus den beiden Beispielen 3 und 4, dass der Energieeinsatz nur einen geringen Einfluss auf die Produktionskosten hat, während der Einsatz menschlicher Arbeitskraft die Produktionskosten der Volkswirtschaft erheblich belastet. Die Zahlen 5% und 65% sind übrigens die tatsächlich bestimmten Produktionskostenanteile für Deutschland aus den Jahren 1960 bis 1989.
Kombination der Beispiele 1 bis 4
Tatsächlich ändern sich die Mengen der einzelnen Produktionsfaktoren gleichzeitig. Die Zahl der Beschäftigten nimmt um 2% ab, der Einsatz der Energie steigt um 1%.
Eine Kombination der Beispiele 1 bis 4 zeigt, - dass dann das BIP um 0,44% - 0,18% = 0,26% gestiegen ist.
Die Wirtschaft wächst!
- dass die Produktionskosten um 1,30% - 0,05% = 1,25% gesunken sind.
Die Gewinne der Unternehmen steigen!
- dass die Zahl der Arbeitsplätze um 2% abgenommen hat.
Die Arbeitslosigkeit nimmt trotzdem zu!
So lässt sich das Elend unseres Wirtschaftssystems auch mathematisch wiedergeben
Ich wüsste gerne Konkreteres über die zitierten "Erfahrungen mit Solidarischer Ökonomie". Ein paar Links zu aussagegekräftigen Quellen wären hilfreich. Der Artikel selbst enthält mir leider zu viel Gesinnung und zu wenig Fakten.