Den Aufsatz kommentieren Wege in eine andere ÖkonomieDie Suche nach neuen Formen des Wirtschaftens hat in den letzten Jahren an Breite gewonnen. Je mehr Menschen aus der kapitalistischen Ökonomie und den sozialen Sicherungen ausgegrenzt werden, desto notwendiger werden alternative Formen des Lebens und Überlebens. Diese Formen solidarischen und ökologischen Wirtschaftens, die in Lateinamerika aber auch in vielen Ländern Europas bereits praktiziert werden, bildeten den Gegenstand einer internationalen Sommerschule "Solidarische Ökonomie", die vom 5.-10. Oktober 2004 in hessischen Imshausen mit 60 Teilnehmenden stattgefunden hat. Wir dokumentieren die dort beschlossene Erklärung. Imshäuser ErklärungInternationale Sommerschule Solidarische Ökonomie in Brasilien und EuropaDie neoliberale Wirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte hat die Strukturen der Arbeitswelt für große Teile der Bevölkerung stark verändert, nicht nur in den entwickelten Industriestaaten, sondern auch in den ökonomischen Randzonen der globalisierten Ökonomie, insbesondere in den Ländern Lateinamerikas. Die arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Folgen dieser Politik verschärften weltweit die Tendenzen der gesellschaftlichen Spaltung und Verelendung. Solidarische Ökonomie ist ein bislang zu wenig beachteter kollektiver Versuch der Gegenwehr gegen die lebensfeindlichen Auswirkungen dieser neoliberalen Wirtschaftspolitik. Als wirtschafts- und gesellschaftspolitisches Konzept knüpft sie an bewährte Traditionen an und bindet damit ökonomisches Handeln wieder ein in den sozialen und kulturell gewachsenen Kontext. Ihre Verankerung im jeweiligen lokalen Umfeld stärkt die sozialen Bindekräfte und schafft damit die graduelle Wiedergewinnung eines lebendigen Selbstbewusstseins gesellschaftlicher Partizipation. Beispiele für eine gelebte Praxis dieses Konzepts sind in vielen europäischen Nachbarländern weiter entwickelt als in Deutschland. In Lateinamerika, insbesondere in Brasilien und Argentinien, entwickelte sich inzwischen das Konzept der solidarischen Ökonomie zu einem tragenden Bestandteil der nationalen Ökonomien und sichert für viele Menschen ihr Überleben. Diese Erfahrungen zu rezipieren und sie für den europäischen Kontext aufzubereiten, waren Anlass für die Veranstaltung der internationalen Sommeruniversität "Solidarische Ökonomie in Brasilien und Europa". Eine Gruppe von Studierenden, Lehrenden an Hochschulen und weitere PädagogInnen aus dem deutschsprachigen Raum und Lateinamerika hat sich vom 5.-10. Oktober 2004 in der Stiftung Adam von Trott in Imshausen mit Antworten beschäftigt, die im Rahmen Solidarischer Ökonomie auf die heutigen ökonomischen, politischen und kulturellen Herausforderungen gegeben werden können und als eine Alternative zur monokulturellen neoliberalen Hauptströmung des wirtschaftswissenschaftlichen Denkens weiterentwickelt werden können. Die Erfahrungen mit Solidarischer Ökonomie in vielen Ländern Europas und Lateinamerikas zeigen, dass sie ein Erfolg versprechender Weg für Lebensperspektiven für Ausgegrenzte sein kann, wenn die erforderlichen politischen Rahmenbedingungen und ökonomischen Anschubhilfen von einer starken sozialen Bewegung aus allen Teilen der Bevölkerung eingefordert werden. Ohne diese basisdemokratische Gegenmacht können Ansätze zu sozialer Selbsthilfe und genossenschaftlichem Wirtschaften leicht zu neoliberalen Instrumenten der Kontrolle und Disziplinierung verkommen. Deshalb wird es Zeit, dass die vielen lokalen Projekte dieser gemeinschaftlichen Ökonomie sich stärker zusammenschließen und Kontakte knüpfen zu potentiellen Bündnispartnern in den Gewerkschaften, den Kirchen, den Berufsverbänden der Kommunalpolitik und in den Universitäten, um Initiativ-Programme einzufordern, Hindernisse und behördliche Blockaden aus dem Weg zu räumen und aus den Erfolgen zu lernen und Multiplikatoren zu ermuntern. Diesen Herausforderungen wollen wir uns in unseren Hochschulen stellen, indem wir
Wir wollen an Universitäten und Fachhochschulen
Jacqueline Bernardi Cherini (Soziologin, Universität Kassel) Kontext:
sopos 11/2004 | ||
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