Editorial
Mit dem Zusammenbruch der Lehman-Bank im September 2008 kulminierte die sich seit Sommer 2007 verschärfende Krise der Finanzindustrie. Seitdem hat es eine Reihe spektakulärer Pleiten gegeben, insbesondere, nachdem mit den staatlichen Rettungspaketen die Bankenkrise in eine Staatsschuldenkrise umgewandelt wurde. Neben der isländischen Bankenkrise wurde der drohende Staatsbankrott Irlands dabei zum Paradebeispiel der Transformation privater in öffentliche Schulden, nachdem die irländische Regierung vor allem seitens deutscher Banken dazu gedrängt worden war, umfangreiche Rettungspakete aufzulegen und damit deren Anteile zu sichern. Auch im Falle Griechenlands stand am Anfang die Stützung der griechischen Banken durch die Regierung in Athen. Jedoch ist Griechenland aufgrund spezifischer Bedingungen zu einem Dauerbrenner im europäischen Schuldendrama geworden; Griechenland war das schwächste Glied in der Kette der Staaten der europäischen Peripherie, vor allem wegen des enormen sozialen Widerstandes, der bereits Ende 2008 in einer Massenrevolte Ausdruck gefunden hatte. Aus diesem Grund ist Griechenland in doppelter Hinsicht zu einem Laboratorium geworden: Einerseits bündeln sich hier alle Aspekte der "multiplen" Krise wie in einem Brennglas, andererseits ist Hellas auch zu einem Versuchsfeld für eine autoritäre Krisenlösung seitens der europäischen Eliten geworden. Mit unserem Dossier wollen wir einen Beitrag dazu leisten, die gegenwärtigen Krisendynamiken zu verstehen und die Handlungsmöglichkeiten der sozialen Bewegungen zu erweitern. ( Zurück zum Dossier... )
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