Editorial
Mit dem Angriff auf den Irak durch die "Koalition der Willigen" setzt sich eine Tendenz weiter fort, die bereits 1991 mit dem Golfkrieg begann: Die Neuordnung der Welt nach dem Zusammenfall der bipolaren Weltordnung. Die USA, als letzte verbleibende Supermacht erntet nun die Früchte aus dem Sieg über die ehemalige UDSSR. Gegen sie bilden sich neue Blöcke, die Ihre Opposition immer deutlicher artikulieren.
Die EU bildete mit der Einführung des Euro ein Gegenpol zum Dollar als weltweiter Leitwährung. Während im Golfkrieg 1991 noch eine breite Koalition die USA unterstützte und Teile des Feldzuges gegen den Irak bezahlten, macht sich nun Unmut gegen das Konzept: "America fights, Europe pays" breit. Europa unter deutscher Führung verfolgt eigene Interessen. Derweil scheint die amerikanische Strategie eines schnellen Feldzuges, der in der Öffentlichkeit wie ein Polizeieinsatz aussehen sollte, nicht aufzugehen. Einer veränderten Medienlandschaft gelingt es via Internet oder in Form von Al Jazeera als direkte Konkurrenz zu CNN die Hoheitsrechte über die Kriegsbilder der USA zu brechen. Der "saubere", "präzise" Krieg bekommt Risse und offenbart immer mehr von dem Grauen, das sich hinter den "chirurgischen Waffen" abspielt. Tote Zivilisten und einfache Soldaten tragen den Preis für die Vorherrschaft im Nahen Osten.
Das offen erklärte Kriegsziel der amerikanischen Republikaner ist der sogenannte "regime change", die Ablösung Saddam Husseins und die Errichtung eines US-Militärprotektorats auf irakischem Gebiet. Dahinter versteckt sich das strategische Ziel einer Neuordnung des Nahen Ostens. Im Gegensatz zu den Grundsätzen vergangener US-amerikanischer Außenpolitik - die bei aller Intervention kein Regime bisher offiziell gestürzt haben - hat sich innerhalb der amerikanischen Rechten ein Paradigmenwechsel durchgesetzt. Die "Tankstelle Naher Osten" soll billiges Öl produzieren. Ob der Irak nur eine Zapfsäule darstellt und die Eroberung weiterer noch bevorsteht, oder welche weiteren Interessen in der Region um die Vorherrschaft gegeneinanderstehen, all dem widmen sich die verschiedenen Autoren dieses Dossiers.
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