Victoria Woodhull (1838-1928) und Tennessie Claflin (1843-1923)
Ihr Verhältnis zur US-amerikanischen Frauenbewegung Victoria Woodhull (geb. Claflin) und ihre Schwester Tennessie Claflin waren US-amerikanische libertäre Feministinnen. Vor allem Victoria Woodhull war auch eine berühmte Rednerin. Victoria war das fünfte, Tennessie das jüngste Kind von sieben überlebenden Geschwistern. Ihre Familie lebte in Homer/Ohio und war das genaue Gegenteil von dem, was damals als 'respectable' galt - "von ihrem Vater lernte Victoria, das Gesetz zu beugen, wenn nicht gar zu brechen, von ihrer Mutter lernte sie, mit den Geistern zu kommunizieren". Reuben Buckman Claflin war ein gewalttätiger Kleinkrimineller, Gelegenheitsarbeiter, Spieler und Winkeladvokat, seine Ehefrau, die gebürtige Roxanna Hummel, war vor ihrer Heirat Dienstmädchen und wird als "schmutziges, dummes Ekel" charakterisiert. Mit 15 Jahren flüchtete Victoria in eine Ehe mit dem Arzt Canning Woodhull, was zwar einerseits einen sozialen Aufstieg bedeutete, andererseits aber auch die Enge einer ungewohnten Rolle als Hausfrau und Mutter, sowie soziale Ausgrenzung durch die von kleinbürgerlichen Wertvorstellungen geprägten Frauen in Woodhulls Familie. Außerdem entpuppte sich der Ehemann als Alkoholiker und Victoria sah sich erneut gezwungen, auf 'unrespektable' Weise - als Schauspielerin und teilweise wohl auch als Prostituierte - den Lebensunterhalt für sich und ihre Familie zu sichern. Nach acht Jahren und der Geburt zweier Kinder trennte sie sich von Woodhull, nach elf Jahren wurde die Ehe offiziell geschieden. Tennessie machte in der Zwischenzeit eine zweifelhafte Karriere als Wahrsagerin und Wunderheilerin und wurde damit zunehmend zur Alleinernährerin der Eltern und der noch unverheirateten Geschwister. Immer auf der Flucht vor der Polizei und Regreßansprüchen verärgerter Kundinnen und Kunden tingelten die Claflins durch die Städte des Nordostens.
1868 gingen die Schwestern gemeinsam nach New York. Hier wendete sich ihr Leben: Sie gewannen einen nicht nur ergebenen, sondern auch überaus wohlhabenden Kunden für ihre Heilkunst, den 74jährigen Eisenbahnmagnaten Cornelius Vanderbilt. Der Lohn war fürstlich und reichte aus, um eine Broker-Firma an der Wall-Street zu eröffnen. Erfolgreiche Geschäfte brachten einen gewissen Wohlstand, der es den Schwestern erlaubte, ihre politischen und sozialen Überzeugungen publikumswirksam auszuleben - und den Victoria Woodhull für unabdingbar für eine feministisch-propagandistische Tätigkeit hielt. Es war vor allem Victoria, deren politisches Interesse seit der Bekanntschaft mit ihrem zweiten Ehemann, Colonel James H. Blood, den sie 1866 heiratete, geweckt worden war. Sie lernte durch ihn spiritualistische Vereinigungen - damals ein Sammelbecken für unkonventionelle libertäre Freidenkerinnen und Freidenker - sowie politisch engagierte Menschen kennen. Der öffentliche Wirbel um die erste Firmeneröffnung von Frauen an der Wall Street und die gewandten Vorträge und Interviews, die Victoria Woodhull aus diesem Anlaß gab, machten zudem Stephen P. Andrews auf die junge, begabte Rednerin aufmerksam, die ihm geradezu als eine Verkörperung seiner eigenen Theorien erscheinen mußte. Mit der von Andrews vertretenen Philosophie fand Victoria Woodhull gewissermaßen den 'theoretischen Überbau' für das, was sie ohnehin schon praktizierte: weibliche Unabhängigkeit, freie Liebe, Visionen einer besseren Gesellschaft. Offensichtlich sind die beiden ein gutes Duo gewesen, das sich gegenseitig ergänzte. Andrews war kein sonderlich guter Redner, Woodhull dagegen hatte weder die Schulbildung, noch die soziale Reputation, um alleine von einem breiteren Publikum beachtet zu werden. Dafür konnte sie ihre Theorien "mit klarer, melodischer Stimme und auf eine bescheidene, anziehende Weise, die nicht nur die Männer, sondern auch die Damen fesselte", vortragen. In Andrews' Freundeskreis, aus dem dann die New Democracy hervorging, fand sie vor allem endlich auch andere Frauen, die ihr Achtung und Respekt entgegenbrachten und sie nicht ihrer sozialen Herkunft oder 'unmoralischen' Lebensweise wegen verachteten. Tennessie Claflin (links) und Victoria Woodhull (rechts) im Büro von Woodhull, Claflin & Company (aus "The Day's Doings" vom 26.2.1870) Ihre Theorien verbreitete Woodhull durch Bücher und durch eine eigene Zeitung, das "Woodhull and Claflin's Weekly". Dies war für die Internationale eine willkommene Hilfe, als die beiden 1870 eine New Yorker Sektion aufbauten. Auf dem Höhepunkt ihres Erfolges war sie Ende 1871 - so organisierte sie einen großen Demonstrationszug der Solidarität mit der Pariser Kommune, deren Märtyrerinnen und Märtyrern gerade hingerichtet worden waren. Die Sektion 12 wurde aber bald schon von den eingewanderten deutschen Sektionen angegriffen und diffamiert, und letztlich beim letzten Kongreß der Internationale, im September 1872 in Den Haag, aus der Internationale ausgeschlossen. Außerdem kandidierte Victoria Woodhull als erste Frau für die Präsidentschaft der USA (1872). Die Zusammenarbeit mit der organisierten Frauenrechtsbewegung war nicht immer glücklich. Selbst die "radikaleren" unter ihnen, wie Elizabeth Cady-Stanton und Susan B. Anthony waren zunächst noch zu sehr in ihren bürgerlichen Vorstellungen von 'Respektabilität' verhaftet, um sich eine Kooperation mit der dubiosen Unterschichtsfrau Woodhull vorstellen zu können - was Susan Anthony ihr offenbar auch in einem persönlichen Gespräch mitteilte. Es war Victoria Woodhull selbst, die eine Zusammenarbeit erzwang: Vermittelt durch gute Verbindungen zu Politikern hielt sie am 11. Januar 1871 vor dem Judicary Committee des Repräsentantenhauses der USA eine Rede, in der sie "den Kongreß respektvoll daran erinnert, Gesetze zu erlassen, die ihm in seiner Weisheit notwendig und geeignet erscheinen, das von der Verfassung der Vereinigten Staaten garantierte Wahlrecht der Bürger ohne Rücksicht auf das Geschlecht umzusetzen" - und zwar, wie Susan Anthonys Biografin Ida Harper noch dreißig Jahre später indigniert anmerkt, "ohne das vorher mit einer der Wahlrechtsführerinnen abgesprochen zu haben, die darüber genauso erstaunt waren, wie der Rest der Welt" . Daß Woodhulls Auftritt just an dem Tag stattfand, an dem die National Woman Suffrage Association ihren Jahreskongreß in Washington eröffnen wollte, war natürlich es keineswegs ein Zufall. Keiner ihrer Repräsentantinnen war es bisher gelungen, von einem solch hochrangigen Gremium gehört zu werden, und so konnten sie Woodhulls Vorstoß schlecht ignorieren. Die Eröffnung des Kongresses wurde verschoben und Susan Anthony, Isabella Beecher Hooker und Paulina Wright Davis gingen, um Woodhulls Vortrag zu hören. Wieder einmal konnte Woodhull offenbar durch ihr persönliches Auftreten die gängigen Vorurteile gegen ihre Person widerlegen, jedenfalls luden die Frauenrechtlerinnen sie ein, anschließend auch auf ihrer Jahresversammlung zu sprechen. Victoria Woodhulls Rede vor dem Judicariy Committee des Repräsentantenhauses der USA (aus "Frank Leslie's Illustrated Weekly" vom 4.2.1871) Es ging Victoria Woodhull aber nicht nur darum, in der organisierten Frauenbewegung 'den Fuß in die Tür' zu bekommen, sondern sie wollte auch die Frauenrechtlerinnen auf Defizite in ihrem Programm hinweisen, das nach ihrer Überzeugung zu sehr vom Kampf für Gesetzesänderungen geprägt war und zu wenig Wert auf die Mobilisierung und die Nutzung der bereits vorhandenen Einflußmöglichkeiten von Frauen setzte. Konkretisiert hat Woodhull diesen Perspektivenwechsel geschickterweise gleich am zentralen Thema der Frauenrechtlerinnen, der Wahlrechtsfrage. Während die National Woman Suffrage Association eine weitere Verfassungsänderung zugunsten des Frauenwahlrechts forderte, vertrat Woodhull die Auffassung, daß schon die aktuelle Verfassung - in der das Geschlecht der Wahlberechtigten nämlich nicht explizit genannt wurde - den Frauen das Wahlrecht garantiere und es nur darum gehen müsse, dieses Recht auch einzufordern und umzusetzen. Auch bei dieser Versammlung bewies Victoria Woodhull die Fähigkeit, ihr Publikum mitzureißen und zu überzeugen. Das sogenannte "Woodhull Memorial" wurde von den 'Nationals' adoptiert und die ganze Strategie entsprechend geändert. Die Assoziation forderte nun ihre Mitglieder auf, sich massenhaft für Wahlen registrieren zu lassen und gegen ablehnende Bescheide zu klagen. Selbst bis in Teile der republikanischen Partei hinein wurde das Papier zur Kenntnis genommen und ernsthaft diskutiert. Während Woodhulls Argument aber Furore machte, fand die neue Bündnispartnerin selbst wenig Zustimmung unter den Frauenrechtlerinnen. Elizabeth Cady-Stanton und Susan Anthony wurden wegen ihrer Zusammenarbeit mit Woodhull in Protest- und Schmähbriefen angegriffen. Im Mai 1871 wurde zudem bei einer in der Sensationspresse ausgebreiteten Gerichtsverhandlung Woodhulls Privatleben öffentlich, denn ihre Mutter hatte James Blood bezichtigt, ihr Leben zu bedrohen. Als Woodhull anschließend in einer Art 'Vorwärtsverteidigung' ihre Thesen zu 'freier Liebe' erst recht offensiv formulierte, verschärften sich die Spannungen zwischen ihr und der bürgerlichen Frauenrechtsbewegung. Doch auch wenn Woodhulls Herkunft, ihr provokantes Auftreten und ihre schlechter Ruf der Anlaß für die Kritik der 'respektablen' Frauenrechtlerinnen gewesen sind, so lagen diesen Auseinandersetzungen doch auch unterschiedliche politische Ansätze zugrunde: Erstens spielt bei Woodhull und Claflin weder eine angenommene moralische Überlegenheit und In-tegrität der Frauen eine Rolle - ansonsten ein äußerst starkes Motiv -, und zweitens lehnten sie es im Gegensatz zu den Frauenrechtlerinnen explizit ab, sich ausschließlich auf die 'Frauenfrage' zu konzentrieren. Die Wahlrechtskämpferinnen wiederum, denen es um eine Integration der Frauen in das herrschende bürgerlich- politische System ging, konnten weder Woodhulls libertäre Positionen in Bezug auf sexuelle Freiheit, Ehe und Familie teilen, noch ihre sozialistischen Ansichten. Susan Anthony klagte schon bald in einem Brief an Cady-Stanton: "Mrs. Woodhull ist uns gegenüber im Vorteil, weil sie diese Zeitung besitzt, und sie versucht dauernd, unser Schiff in ihren Hafen zu steuern, und sonst nichts. Wenn sie wenigstens von Frauen beeinflußt wäre [...] könnte ich mich bereit finden, ein bloßer Seilzug für sie zu sein; aber wie es aussieht, ist sie völlig von männlichen Geistern besessen und dominiert". Susan B. Anthony und Elizabeth Cady-Stanton Dieser Vorwurf basiert m.E. auf einem Mißverständnis. Victoria Woodhull und Tennessie Claflin hatten aufgrund ihrer eigenen Biografie keinen Zugang zu einem antidiskriminatorischen feministischen Politikverständnis, wie es Susan Anthony voraussetzt. Während die Frauenrechtlerinnen fast durchweg aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammten und daher besonders die Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechtes zu spüren bekamen, waren Woodhull und Claflin seltener aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit, aber sehr häufig wegen ihrer sozialen Herkunft diskriminiert worden, und zwar vor allem auch von Frauen. Um so bemerkenswerter ist es, daß sie dennoch ein dezidiert feministisches Programm entwarfen. Während Susan Anthony aber an Männer appellierte, Frauen gleiche Rechte zuzugestehen, appellierten Woodhull und Claflin an Frauen, selbstverantwortlich ihre Chancen zu nutzen und vor allem ihre eigene Macht als moralische Instanzen in der Familie und der Gesellschaft nicht länger zur Diskriminierung derer einzusetzen, die neue Wege ausprobieren. "Frauen haben jedes Recht, alles was sie tun müssen ist, es auszuüben", das war Woodhulls feste Überzeugung. Sie selbst hat den Beweis erbracht, daß vieles möglich ist für Frauen: zum Beispiel sich an der Wall-Street etablieren, ihre Ehemänner frei wählen, eine Zeitung gründen und so weiter. Die Bedingung sei jedoch, daß Frauen den Mut haben, sich sozialer Ächtung auszusetzen, sich über Vorurteile hinwegzusetzen und Risiken einzugehen. Anthony sieht Frauen als schwach, es müssen Gesetze her, die ihnen mehr Macht zusprechen. Woodhull hat Frauen als stark erlebt: Sie sind es, die mit ihren Verurteilungen und moralischen Ansprü-chen die persönliche Entfaltung anderer Frauen behindern können. Erst in zweiter Linie stehen ihr dabei Gesetze und formale Beschränkungen im Weg, die zu umgehen oder für sich selbst auszunutzen Victoria Woodhull als Tochter eines Winkeladvokaten und immer am Rande der Illegalität lebend, von klein auf gelernt hat. Es ist daher keineswegs der Einfluß von Männern als solcher, sondern die eigene Erfahrung als 'unrespektable' Frau aus der Unterschicht, die Woodhulls politische Ideen prägt. Daß sie in Männern wie Stephen P. Andrews oder James Blood bessere Bündnispartner gefunden hat, als in der Frauenstimmrechtsbewegung, muß nicht gegen Woodhulls feministische Aufrichtigkeit sprechen, sondern weist schlicht auf unterschiedliche Interessen und Perspektiven hin. Victoria Woodhull und Tennessie Claflin wollten eine allgemeine Gesellschaftstheorie entwickeln. Ihr Engagement in der Frauenrechtsbewegung war daher nur ein Aspekt ihrer Arbeit, ein zweiter Schwerpunkt lag in der Beschäftigung mit sozialen und wirtschaftlichen Themen - und es ist bislang nicht ausreichend untersucht worden, inwiefern ihre antikapitalistischen Reden und ihre offen ausgesprochene Sympathie für 'kommunistische' Ideen nicht weit mehr zu ihrer Verurteilung durch die etablierte öffentliche Meinung beigetragen haben, als man bisher vermutet. Daß die Frauenrechtlerinnen zu einer solchen Ausweitung ihrer Ziele nicht bereit waren, wurde spätestens beim Wahlrechtskongreß im Januar 1872 deutlich: Während "Victoria ihnen von den Zusammenhängen zwischen Spiritualismus und politischer Reform sprach", bekräftigte Susan Anthony, "daß sie sich nicht mit [...] Arbeitsreform oder Spiritualismus beschäftigen. Das Frauenwahlrecht sei ihre Plattform". 1872 kam es zum endgültigen Bruch zwischen Woodhull/Claflin und der Frauenrechtsbewegung. Auslöser war eine regelrechte Hetzkampagne gegen die Schwestern, die von verärgerten Persönlichkeiten in der Republikanischen Partei und dem konservativen Flügel der Frauenrechtsbewegung betrieben wurde. Im September holte Woodhull zum Gegenschlag aus: Sie empfand die Anschuldigungen, die gegen sie vorgebracht wurden, als Ausdruck pseudo-liberaler Doppelmoral und drohte damit, moralische 'Verfehlungen' prominenter Republikaner und Frauenrechtlerinnen öffentlich bekannt zu machen, wenn die Verleumdungen nicht eingestellt würden. Nachdem entsprechende Verhandlungen hinter den Kulissen erfolglos blieben, veröffentlichte Woodhull and Claflin's Weekly am 2. November den sogenannten 'Beecher-Tilton Skandalfall', und brachte Einzelzeiten über eine außerehelichen Liebesaffäre zwischen zwei prominenten Liberalen, dem populären protestantischen Prediger Henry Ward Beecher und der Frauenrechtlerin Elizabeth Tilton - mit dem Tenor, nicht der Ehebruch Beechers sei verwerflich, sondern seine Heuchelei. Der Wirbel, der darauf folgte, war enorm, für die Presse war es "die größte Geschichte seit der Ermordung von Lincoln" . Exemplare der Zeitung sollen noch am gleichen Tag für vierzig Dollar das Stück gehandelt worden sein, und schon am nächsten Tag wurden Victoria Woodhull und Tennessie Claflin wegen unsittlicher Veröffentlichungen festgenommen und mußten dann einige Wochen im Gefängnis verbringen. Ihr Prozeß brachte den Schwestern wieder die Sympathie eines Großteils der New Yorker Presse ein, da sie sich wirksam als Märtyrerinnen der Pressefreiheit präsentieren konnten, denn Beechers Promiskuität war insgeheim längst überall bekannt gewesen und der Wahrheitsgehalt des Weekly-Artikels stand außer Frage. Erneut war Woodhull wieder eine überaus gefragte Rednerin und Interviewpartnerin. Doch das Verhältnis zur organisierten Frauenbewegung war nach diesem Vorfall endgültig zerrüttet. Es waren also nicht so sehr Woodhulls und Claflins freidenkerischen Ideen als solche, sondern ihr konsequentes Zu-Ende-Denken radikaler Forderungen, das keine Rücksicht nahm auf taktische Überlegungen oder realistische Durchsetzbarkeit, ihre absolute Verweigerung jedes inhaltlichen Kompromisses und die öffentliche Wirksamkeit ihrer Kampagnen, was sie als Bündnispartnerinnen so schwierig und unberechenbar machte - sowohl für die organisierte Frauenbewegung, als auch für die Internationale. Schon 1870 hatte Woodhull in einer ihrer Reden gesagt: "Wenn eine Person glaubt, daß eine bestimmte Theorie wahr ist und daher vertreten und praktiziert werden müßte, aber aufgrund der Unpopularität dieser Theorie oder weil sie gegen die etablierte öffentliche Meinung steht, nicht den moralischen Mut hat, sie zu vertreten oder zu praktizieren, dann ist diese Person ein moralischer Feigling und eine Verräterin an ihrem eigenen Gewissen, das Gott ihr als Führer und Wächter gegeben hat" . Ein weiterer Grund, warum die Schwestern nie richtig in die amerikanische Frauenbewegung integriert war, ist ihre Herkunft, nicht nur weil es auch in der bürgerlichen Frauenrechtsbewegung eine gewisse Klassenarroganz gab, sondern vor allem weil Woodhulls Herkunft Auswirkungen auf ihre politische Ansichten hatte. Als Unterschichtsfrau ließ sie sich nicht von der Allianz mit Männern und Bürgerlichen abbringen, da sie die typisch bürgerliche Form des Patriarchats nie selbst erlebt hatte. Victoria Woodhull und Tennessie Claflin gingen Mitte der siebziger Jahre nach Europa. Victoria heiratete in England 1883 den Bankier James Martin und lebte als "respektable" Frau fortan in Großbritannien. Frauenpolitisch war sie bis ins hohe Alter aktiv: In den zwanziger Jahren gründete sie den ersten weiblichen Automobilclub. Tennessie heiratete ebenfalls, und zwar 1886 Lord Francis Cook. LinksZu Victoria Woodhull gibt es übrigens gerade in den letzten Jahren schon eine Reihe von Veröffentlichungen, allerdings fast nur in den USA, wo sie gerade wiederentdeckt wird. Diese Arbeiten beschäftigen sich aber kaum mit ihrer politischen Theorie, sondern eher mit dem Mysteriösen und den Skandalen, die sich um ihre Position ranken. Eine regelrechte "Fan-Site" zu Victoria Woodhull mit vielen Informationen, darunter eine Literaturliste, Verweise auf weitere Fotos und sogar einige Vorträge von Woodhull im Originaltext zum Herunterladen hat Mary Shearer ins Netz gestellt. Sie ist die Ur-Ur-Enkelin von Woodhulls Ehemann James Blood aus seiner späteren Ehe mit Isabell Marrill Fogg. Weitere Seiten mit biographischen Notizen hat Susan Kullmann Puz zusammengestellt, außerdem gibt es im web Informationen zu einem Dokumentarfilm über Victoria Woodhull. | ||||||
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