Idee eines Sozialeinkommens/ Beitrag von Marcus Hawel
19. Mar. 2005, 12:09
Mich hat dieser Artikel sehr gefreut, da in den letzten 5-10 Jahren, als an den Universitäten immer mehr postmoderne, stets hämisch auftretende Mehrheiten entstanden sind, die jeden Gedanken an "Gerechtigkeit" sofort mit einer ätzenden wie restaurativen Haßattitüde beantwortet haben.
Es ist schwer, gegen dieses Wegbrechen linker Ideen etwas zu unternehmen, da die postmodernen, einer Art Zwangscoolness hinterherrennenden Leute nicht mehr argumentieren. Argumente gelten als "uncool". Häme ist alles. Die ehemals sozialliberalen bzw. linken Zeitungen wie TAZ oder FR sind seit Jahren dieser zynischen Weltsicht verpflichtet, vor allem in den Feuilletons. Vielen Dank also für diesen Artikel, der in diesen Jahren eine große Ausnahme zu bilden scheint.
Daß die Idee eines Sozialeinkommens, wie sie z.B. auch der amerikanische Sozialpsychologe Erich Fromm (den man auch völlig zu Unrecht als dumm verkaufen möchte in der neuen Hämewelt) vertrat, zur Zeit kaum von mehr als einem oder zwei Prozent der Wähler begrüßt würde, ist wohl so. Ich habe mich in den letzten Jahren damit abgemüht, die neuen zynische Schreiber und Schreiberinnen direkt anzuschreiben bzw. anzusprechen, aber das hat sich als vollkommen sinnlos herausgestellt. Wo keine Argumente, sondern nur noch Pose zählen ("du, ich inszeniere mich heute anders" oder "bist du etwa ein Öko oder gar ein Altlinker?"), ändert kein Argument etwas, zumal ja die postmodernen Schreiber zurecht behaupteten, daß man selbstverständlich auch mit "Vernunft" und "Argumenten" Macht ausüben kann, die am Ende keiner Gerechtigkeit dient. Diese Leute wollen in großer Mehrheit "cool" sein, haben kein Interesse an Gesellschaftspolitik, und ziehen sich auf absurde Positionen wie die von der "Mikropolitik" zurück, womit sie meinen, FDP-Positionen, die nur dadurch verändert werden, daß man sich - eine gute Sache - um Rechte von Schwulen und Lesben kümmert.
Warum nur vergißt man den Rest, also große Teile der Welt?
Wie man die Millionen Menschen, in deren Interesse ein Sozialeinkommen oder die Idee einer Weltgewerkschaft etc. lägen, erreichen kann, das scheint die weiterhin unbeantwortbare Frage, wenn neben BILD sogar TAZ und Frankfurter Rundschau sowie die einst um Gerechtigkeit sehr besorgten Universitäten längst erstarrt sind...