Hi, Markus! Alice Miller, erklärte Feindin der Schwarzen Pädagogik und der Psychoanalyse wies auf die emanzipatorische Kraft in dem eindeutig beschriebenen und unverklausulierten Grauen in Kafkas Texten hin. Miller beschreibt, daß die Themen, die Kafka bearbeitet, nicht allein eine geniale Konkretisierung des Allgemeinen beinhalten, sondern direkte Beschreibungen seiner von ihm nicht mehr faßbaren Kindheitserinnerungen sind. Eine besondere emanzipatorische Wahrhaftigkeit Kafkas, die durchaus einhergeht mit dem Geschichtsverständnis Walter Benjamins, sieht Miller in der Verwandlung: "Da es Kafka möglich wurde, in der Phantasie diese Grenze zu überschreiten (der Isolation, Anmerkung John)und so in die Tiefen seiner und einer allgemein menschlichen Vergangenheit herabzusteigen, sich nicht mit dem Verfolger, sondern mit dem Opfer als Subjekt des Leidens in seiner grenzenlosen Ohnmacht zu identifizieren, entstand ein Werk von seltener Allgemeingültigkeit, in dem die Wehrlosigkeit, Ohnmacht, Stummheit und Isolierung eines kleinen Kindes, das jeder von uns einmal gewesen ist, so dargestellt ist, daß der Leser diese Gefühle zwar zulassen, die Situation aber als absurd und unmöglich bezeichnen kann."