Über das Verhältnis von Materialismus, Esoterik und Poesie, von Winfried Rust
17. Feb. 2003, 20:12
Hei (demarie) Fens,
jedes Wort von WR ist wie ein riesiger Felsbrocken, jeder Satz wie ein Riesengebirge, und seine ganze Denkstruktur ein überdimensionales Planetengebilde.
Was für eine linke Scheiße. Ich habb dafür kein besseres Wort. Als Rainer Werner Faßbinder mal einen lichten Moment, frei vom Koks hatte, soll er gesagt haben: "Alle Linken sind dumm.". Ich weiß nich´ ob mit Punkt oder mit Ausrufezeichen.
Diese Pseudodenkbleiwüsten durchziehen das ganze Lager und zermürbt uns wie z. B. die PDS oder irgendeinanderer Linker Haufen, jedwede Aktion, es gibt nur noch Reaktion (von Reaktionäre) wie Antimilli, Antirassi, Antikappi. Freud sich das Neobliberal, das unter dieser Tarnkappe sein wirklich ich, das Imperial verstecken kann.
Und dann noch die Seitenhiebe auf die Ausländer, die man nicht kennt: Esoterik. Ihr tickt es eh´ nicht, Ihr versteht nix davon, laßt es. Wenn ihr Euch mit denen streitet, freut sich der Dritte, Vierte usw. Auf den Müll mit Euch allen.
Daß Ihr Euch immer auf Karl Marx oder Marxismus beruft ist gleich der christlichen Verbrecher, die den Namen dessen stehlen auf den sie sich berufen, um dann zu morden und foltern.
Gruß
Rainer Schläfchen
aus dem ach so mittelmäßigen Gießen
PS: Ich habb nur den ersten Absatz gelesen, ich kann nicht weiter. Nein Kinder, tut mir diesen Quatsch nich´ an. Jeder Begriff ein Riesenklischee und wichtigtuerisch zusammengewaltätigt.
"Ich habe nur den ersten Ansatz gelesen, danach konnte ich nicht mehr!" Trotz allem weißt du offensichtlich ganz genau, dass nur Riesengebirge an "ideologiegeblähtem Mist" drinstehen. Das ist gerade nicht der Fall. Es stimmt, dass linke Theoriebildung sich häufig sehr kompliziert liest (dadurch zeichnet sich diese Art Text aus). Die zu Recht kritisierte esoterische Ideologiebildung ist jedoch keinesfalls "unkomplizierter", im Gegenteil - zudem sind ihre Grundannahmen, wie der Artikel zeigte, häufig schwachsinnig, was sie nicht unbedingt leichter verständlich macht.
Gerade der Artikel bricht aber keine Bresche für den oft zu recht kritisierten Anti-, Anti-, Antihabitus linker Theorie, sondern durchleuchtet auch diesen kritisch.
Der Verfasser bezieht sich auf Linke, die sich intensivst mit dem religiösen Bedürfnis von Menschen auseinandersetzten (Fromm, Freud etc.). Er zeigt ja gerade auf, dass eine "linke" Entsinnlichung wie in den staatskapitalistischen Regimen, in dem die menschlichen Gefühle zum Anhängsel materieller Prämissen werden, genauso abzulehnen ist wie esoterische Regression. Fromm und auch Adorno gingen in eine ähnliche Richtung. Fromm zeigte in der "Anatomie der menschlichen Destruktivität" ja gerade auf, dass Religion entsteht, weil Menschen als einzige Tiere sich über ihr Sein, über ihren Tod und eine zielgerichtete Planung ihres Lebens bewußt sind. Er sah das Grunddilemma menschlicher Existenz darin, dass Menschen fortschreiten müssen, ohne zu wissen, wohin und eine Welt erbauen, die es nicht gibt. Er erkannte diesen Widerspruch als nicht aufhebbar, sah aber die Konsequenz der Emanzipation darin, sich dieses Widerspruches bewußt zu werden und innerhalb der biologischen Beschränkungen Gesellschaftsformen zu entwickeln, die die existentielle Angst des Menschen, die die Religion gebiert, in produktive Arbeit IN der Welt verwandelt, wenn man so will. Der Mensch muss, nach Fromm, sich transzendieren. Poesie in Fromms Sinne wäre Utopie, das heißt, die Möglichkeit, die Menschen im Unterschied zu allen anderen Lebewesen haben, Gesellschaften vorwegzudenken, die er noch nicht gibt. Dabei richtete sich Fromm nicht prinzipiell gegen Religiösität, sondern gegen Herrschaft. Es ging ihm um das Ziel, nicht um den Namen.
Dies würde auch bedeuten, vom Anti-, was du kritisierst abzukommen und Alternativen zu denken und zu erfahren (das heißt Poesie, Transzendenz). Religion (wörtlich Rückbindung) ist wie Esoterik die falsche Antwort auf das Bedürfnis von Menschen, sich nicht nur als denkende Wesen im Sinne von Descartes, sondern auch als sinnliche (erlebende) Lebewesen entwickeln und entfalten zu wollen.
Esoterik (wörtlich: Geheimwissen) ist die regressive Antwort auf die Paradiesvorstellung des Menschen: Der Mensch ist das einzige Säugetier, das sich bewußt ist, dass es aus der Geborgenheit des Mutterleibes in die Welt kam. Er kann diesen Widerspruch nicht auflösen. Deshalb sehnt er sich nach einem Paradies. Esoterik heißt, Menschen zu versprechen, sie könnten diese Sehnsucht befriedigen- es gab wohl kein autoritäres Regime, das seinen Untertanen dieses Versprechen nicht gegeben hätte. Die Ergebnisse (auch von Karma, Auren etc.) sind bekannt. Pädagogisch ist es für ein Kind zwar erst einmal ein Schock, wenn es erfährt, dass kein Mann mit einer Gießkanne im Himmel sitzt, wenn es regnet. Dieser Schock ist aber nötig, damit der schmerzhafte Prozeß der Emanzipation (und der damit verbundenen Ohnmacht, Hilflosigkeit und Einsamkeit) erfolgen kann.Regression in der Konsequenz bedeutet Selbstzerstörung und schließlich Tod. Diese zu fördern, wie es in den neoliberal-esoterischen Scheinwelten geschieht, also pervertierte Bedürfnisse von Menschen zu missbrauchen, kriminell.
Auch die Erkenntnis, dass die Erde rund ist, war wie die Darwinsche Lehre ein Schock. Wenn du meinst, dass dieser sehr differenzierte Artikel, der darauf eingeht, wie psychische und körperbiologische Bedürfnisse von Menschen missbraucht werden, "abgehobene Theoriegebäude" sind, dann beschäftige dich einmal mit den praktischen Folgen.
Man muss ja garnicht zu den armen Schweinen kommen, die mit "Gott auf ihrer Seite" in den Schützengräben von Versailles krepierten. Es reichen die aktuellen Beispiele. Menschen, die in ihren gesellschaftlichen Existenzängsten (eine reale Folge von gesellschaftlichen Brutalisierungen) den Rattenfängern des Eso-Marktes auf den Leim gingen, die Psychiatrien bevölkern, hochverschuldet sind und auf eine Unmündigkeit zurückgeworfen wurden, die sie überwunden hatten, bevor sie in die Hände der Sekten kamen, teilweise Lesen, Schreiben und abstraktes Denken verlernten. Sie werden zu esoterischen ZOMBIES (ein haitianischer Begriff, der die psychische Zerstörung von Menschen durch schwarze Magie ausdrückt). Ein dreijähriger, der denkt wie ein Dreijähriger kann psychisch sehr gesund sein. Ein Dreißigjähriger, der per Gehirnwäsche in Denkmodelle von Dreijährigen gepresst wird, ist erstens Opfer und zweitens Suizidkandidat.
Auch alles kompliziertes Theoriegeschwafel? Linke Dummheit? Ich denke nicht. Materialismus im Sinne Frommes bedeutet sich analytisch immer darauf zu beziehen, dass der Mensch mit seiner Seele ein biologisches Wesen ist, also auch seine Transzendez aus dieser Körperlichkeit resultiert. Diese Körperlichkeit an ein Jenseits (Christentum), die Warenkonsumption (Kapitalismus), die Partei (Marxismus-Leninismus), ewige Kreisläufe (Esoterik) zu koppeln ist: Entfremdung und Diebstahl. Denn alles, was Menschen versprochen wird, esoterisch erfahren zu können (Sinnlichkeit, Sexualität, Geborgenheit), können sie nur zwischenmenschlich oder im Kontakt zu anderen Lebewesen erfahren. Ihre eigene Transzendenz, das Bindeglied zwischen ihnen und anderen Menschen, wäre die Poesie. Als Eva in den Apfel biß, wurde sie aus dem Paradies vertrieben. Dafür leben heute nicht mehr zwei, sondern einige Milliarden Menschen auf dieser Erde. Sie haben nichts anderes als diese Welt.
Deshalb finde ich den Artikel gut und deinen Kommentar falsch. Ich habe nach dem ersten Absatz weiter gelesen, weil ich mein eigener Priester sein möchte.