Das wesentliche Problem, warum die Nationalstaaten nicht ohne einen Nutzen für sich zu ziehen, ausländische Menschen in ihr Nationalgebiet
lassen ist, das sie als Arbeitskräfte angesehen werden und nicht als Menschen. Bis heute fehlt eine Nationale Integrationspolitik die solche Beweggründe eliminiert. Doch selbst wenn der politische Wandel einmal durchlaufen sein sollte, so wird der gesellschaftliche Wandel der Integration noch Generationen andauern.
Was an eurem guten Artikel zu ergänzen wäre, ist, nach welchen Maximen sich denn die Leitkultur, ob dumpfdeutsch oder "multikulturell" gebärdet. Während es sich die "multikulturelle" Leitkultur der "Neuen Mitte" es sich nicht nehmen läßt, vom Dalai-Lama-Patriarchen bis zu indischen Gurus der Kultur der Herrschenden in anderen Ländern aufgeschlossen zu sein, definiert die Leitkultur der Konservativen die Leitkultur deutsch-europäisch. Um es polemisch zu sagen: Deutsch ist demnach, nach dem Schützenfest in den Rinnstein zu kotzen, sich über Kinderschänder zu mokieren und die eigene Ehefrau windelweich zu schlagen, in diesem "Herrenvolk von Untertanen" seine Radfahrermentalität (nach oben buckeln, nach unten treten) auszudrücken, etc. Das heißt, das rassistische Rumgegrunze um eine Leitkultur ist, wie übrigens die gesamte rassistische Theorie ein Instrument der Staatsräson im Innern. Zwar wurden Millionen von Ostdeutschen mit 100 Mark Scheinen angefixt, mit wehenden Fahnen die industrielle Infastruktur eines Landes mit den Leistungsraten von England, andererseits titelte die Bild-Zeitung wenige Jahre später :"Gysi ist kein Deutscher!" Wer also deutsch ist oder nicht, hat in der Definition der Schilys, Stoibers und Künasts trotz aller völkisch-rassistischer Seierei nicht primär etwas, was der Bewahrung von den Herrschenden als "Nationale Kultur" Konstuiertem dient, sondern der Bewahrung der eigenen (Europa betreffend weltweiten) Privilegien dient. Demokratie und Gleichheit der Geschlechter hört sich eben besser an als 500 Jahre Kolonialismus, Imperialismus und Völkermord. Es wirkt auch weltaufgeschlossener, wenn R.Künast, die sich explizit auf den Rassisten und Antsemiten Steiner bezieht, im Neujargon von "der Gleichheit der Geschlechter" statt vom "jüdischen Ritualmord" oder den "triebbestimmten Negern" redet. Gemeint ist im Kern das Gleiche. Die ökonomische Vormachtstellung Europas in der Welt durch die Plünderung ebendieser, wobei denjenigen, denen die Hand zum Profitieren in den entsprechenden Ländern angeboten wird, als deutsch, europäisch oder integrierbar gelten dürfen. Dies gilt dann zwar für den oft zitiertern indischen Computerspezialisten oder die Folkloregruppe, die im Robinsonclub auftritt, für die politsch aktive Kurdin allerdings ebensowenig wie für die politische Opposition im Inland. Die muss dann genauso isoliert werden, wie "ausländische Straftäter" abgeschoben gehören. Das ist dann auch das ganze Geheimnis der Volksgemeinschaft. Wer integrierbar sein will, hat sich in die strukturelle Gewalt einzufügen. Wer diese hinterfragt, ist eben kein Deutscher, kein Europäer etc. Die indigenen Gruppen dieser Welt können ein Liedchen singen von der europäischen Demokratie. Dieses Europa, dessen belgische Filiale vor gerade mal 100 plus x Jahren Millionen Menschen im Kongo abschlachtete, dieses Europa, dessen spanische Variante in der "Neuen Welt" den bis dato grössten Völkermord der Weltgeschichte verübte, dieses Deutschland in Europa, das vor wenigen Jahrzehnten eine kategorial neue Dimension der Massenvernichtung von Menschen durch Menschen mit Auschwitz auf diesem Planeten etablierte, dieses Europa sollte gelegentlich einfach einmal die Klappe halten, wenn es um Demokratie geht.