Beim Adorno-Gedenken von Masseninszenierungen zu sprechen ist doch reichlich übertrieben. Und daß Adorno eine Art stiller Kult geworden war, ließ sich schon vorher erkennen. Auch ein Jargon hatte sich eingestellt.
Wichtiger als diese Weichspülung Adornos ist jedoch das Zahnziehen gewesen, das nacheinander Habermas und Honneth ihm angetan hatten. Dagegen hülfe nur eine Aufladung der Kritischen Theorie mit den Realien des Klassenkampfs. Liegt hier nicht der Grund für die Kompatibilität der KT mit kleinbürgerlicher Ablehnung des politischen Kampfs, von dem A und H, nicht ausgesprochen, aber offensichtlich,überwältigt von der Woge der verzweifelten Enttäuschung, die vom Stalinismus ausging, Abstand genommen hatten?
Von Martin Jay und anderen Darstellern seltsamerweise unbemerkt ist die Phase der Verbindung der KT mit dem "Shachtmanismus" in den USA geblieben. Pollocks Analyse der Sowjetwirtschaft sowie die Idee der Parallelität Nazi-Deutschlands, der UdSSR und der USA sind sicherlich nicht ohne Shachtman und Burnham zu denken. Dies war die letzte Phase, wo A und H noch etwas mit einer politischen Richtung (Workers Party) zu tun hatten, ohne ihr direkt anzugehören, die in den USA bis heute nicht ausgestorben ist.