eine differenzierte Analyse, der ich weitgehend zustimme. Ich finde es gut, dass du auf die Entstehung des Zionismus im 19. Jahrhundert eingehst, würde ihn aber noch mehr in den Kontext der bürgerlichen Nationalbewegungen stellen, was deutlich gegen den antisemitischen Mythos steht. Der Zionismus war genauso eine Bewegung einer minoritären Bevölkerungsgruppe wie die slowenische, ukrainische etc. Nationalbewegung, die das Recht auf räumliche und rechtliche Autonomie in feudal geprägten Gesellschaften einforderte.
Ein Punkt, den du am Rande erwähnst, und der sich auch im Begriff des Antisemitismus widerspiegelt, ist das Verhältnis zwischen Juden und Arabern. Der Islam ist eine Religion, das Judentum auch, aber auch eine Kultur. Araber heißt genausowenig Muslim wie Franzose Katholik oder Niedersachse Protestant. Die vom christlichen Mob im 15. Jahrhundert nach Afrika vertriebenen "Mauren und Juden" waren Spanier jüdischer und islamischer Religionszugehörigkeit, genauso wie es heute Araber mit christlicher, jüdischer, nazarenischer oder garkeiner Religion gibt. In islamischen Herrschaftssystemen waren Juden wie Christen als Anhänger der Buchreligionen Heiden erster Klasse und hatten eingeschränkte Rechte, immerhin mehr als "ganz Ungläubige". Mit ethnischen oder rassistischen Abgrenzungen hatte das wenig zu tun.