zunächst mal: prima Artikel! Daran ändern auch die vielen aber´s nichts, die in meinen Anmerkungen das Übergewicht haben. Ich teile sie mal auf mehrere Kommentare auf. Dann kannst du - oder wer will - besser darauf antworten.
Los geht´s also in meinem nächsten Kommentar.
Vorher noch: Ich habe den Artikel komplett in die Oekonux-Liste gepostet. Vgl. http://www.oekonux.de. Dort sind die Debatten IMHO schon weiter gediehen.
Gestolpert bin ich über den Satz: "Freie Software darf und soll von vielen besessen werden, aber niemandes Eigentum sein." Auch die Aussage, Stallman verwirft "nicht einfach das Copyright, er dreht es um - ins ´Copyleft´" macht mich nicht schlauer. Du hättest darstellen sollen, dass das Copyleft auf dem Copyright basiert, nur durch seine Regeln den Sinn des Copyrights - die Exklusion von der Verfügung über das Produkt - im Sinn subversiv genau ins Gegenteil verkehrt: die Exklusion wird exkludiert, d.h. jede/r kann verfügen. Dennoch: Copyleft ist eben auch Copyright, was auch heisst: Es gibt einen Eigentümer.
Mir ist überhaupt nicht klar geworden, warum es bei der Freien Software um einen Ansatz zur Aufhebung der Warenproduktion handeln soll. Dafür werden keine Argumente genannt (nur ein Marxzitat). Der Satz "Die ins Unendliche beschleunigte, globale und digitalisierte Konkurrenzgesellschaft fängt an, sich nach dem Prinzip freiwilliger Assoziation und Selbstorganisation neu zu formieren und die Warenförmigkeit aufzuheben." liesst sind wie sozialdemokratisches Wunschdenken: Das friedliche Hinübergleiten ins Himmelreich. - Also, da solltest du noch Butter bei die Fische packen.
Die durch die Überschriften mit "Ökonomie" drin bei mir geweckten Erwartungen werden nicht erfüllt. Du schreibst zwar über Produktion, aber (fast) nichts über die Verwertung. Nur am Rande erfahre ich, dass es sich bei der Freien Software um "nicht-warenförmige Produktion" handeln solle. Wie sollen Nicht-Waren verwertet werden? Das ist ein logischer Widerspruch: Was verwertet wird, ist auch Ware. Ist Freie Software nun Ware, also wird sie nun verwertet oder nicht?
Auch so ein Widerspruch klingt in dem Satz an: "Daß die Hacker die Kommerzialisierung und - schlimmer noch - die Proprietarisierung der Software nur als Rückschritt begreifen konnten, ist klar. Software sollte, wie Information allgemein, frei sein; d.h. vor allem allgemein zugänglich und verwertbar." - Wie nun: gegen Kommerzialisierung, aber für Verwertung? Und was ist eigentlich "Proprietarisierung", und warum soll das "schlimmer" sein? Nach meiner Kenntnis sagen "die Hacker" gar nichts zur Verwertung. Es ist einfach nicht ihr Punkt.
IMHO fehlt ein entscheidender Punkt, will man die "politische Ökonomie freier Software" verstehen: das Ausserkraftsetzen einer entscheidenden Verwertungsbedingung, nämlich der Knappheit. Ein Produkt kann nur Ware werden, wenn es knapp ist. Ist es allgemein verfügbar, wird es nie Ware, weil es den (potenziellen) Wert niemals als Tauschwert realisieren kann. Genau das macht die GPL mit Freier Software. Die GPL verbietet kein bisschen, Geld für die Software zu nehmen. Sie verbietet "nur", die Software zu verknappen. Damit wird eine Verwertungsbedingung einfach suspendiert. Deswegen ist Freie Software keine Ware.
Es täuscht, wenn man annimmt, die Freie Software werde doch aber verkauft. Mit dem Verkauf wird nicht die Freie Software verwertet, sondern einzig das (knappe) drumherum: der Service, die Verpackung, das Handbuch, die Hardware etc. Die Software selbst ist frei, frei verfügbar, damit faktisch wert-frei.