Las gerade deinen guten Artikel zum Kosovo-Krieg. Insbesondere ist es meiner Meinung nach wichtig, sich hier die grün-braune Verantwortungslyrik der heute in der Regierung sitzenden friedensbewegten Grünen der 80er Jahre etwas genauer anzusehen. Gerade bei einer Angelika Beer wird die totale egozentrisch-selbstmitleidige Moralbesoffenheit besonders deutlich. Diejenigen, die Bomben auf Tausende von Menschen werfen, heulen ob ihrer Befindlichkeit. Leicht fühle ich mich hier in einem ganz anderen Zusammenhang an Auschwitz erinnert. Wenn nämlich Höß, der Kommandant von Auschwitz, darin nicht schlechterer deutscher Kleinbürger als die Olivgrünen Kriegstreiber ( wohlgemerkt, nur darin ) in seinen Memoiren nicht über das Leid der Opfer sondern über die sentimentalen Gefühlswallungen des Mörders schreibt. Für die Grünen ist das ja nicht neu. Ihr verlogener Pazifismus bedeutete ja auch früher schon nichts anderes als die Integration in die strukturelle Gewalt dieser Gesellschaft. Waren sie es doch, die damals statt einer Analyse der Nato-Strategie die Deutschen als Opfer des Ost-West-Konfliktes hochstilisierten, mit antiamerikanischen und antibolschewistischen Einsprengseln, die ideologisch bis ins Blut- und Boden- Lager hineinreichten. Was das angeht, hat die garnicht so globale Wiederkehr des "Ethnischen" ( womit das Völkische gemeint ist ) eine ideologische Konsequenz bei allen am diesen Krieg Beteiligten Regierungen, die weit über die Reinwaschung der deutschen Geschichte durch "Bombadierung der Wehrmacht" hinausgeht. Wenn Serbien von den "imperialistischen Raubmörderstaaten ( Rosa Luxemburg ) zum dritten Mal in diesem Jahrhundert angegriffen wird, dann hat dies wenig mit der nationalistischen Drehung eines stalinistischen Generals zu tun, sondern mit der geopolitischen Lage der Region. Schneiden sich dach hier die Interessen der einen Weltmacht ( USA ) mit der anderen aufstrebenden Weltmacht ( Deutschland ) und einer daniedergehenden Weltmacht ( Rußland ). Der ersten geht es um den Sprung in den nahen Osten, der zweiten um die Kontrolle über die Ausläufer Mitteleuropas, der dritten über den Zugang zum Mittelmeer. Eine Arbeitsthese könnte darauf basieren, diesen Krieg als Aufhänger innerhalb einer neuen Phase des Imperialismus zu sehen. Die Frage lautet: Bombadierte Scharping in Serbien die Wehrmacht, oder war dies eine ideologische Verdrehung dafür, daß die Wehrmacht erneut Serbien bombadierte, nachdem in der Kohl-Ära in Kroatien Ustascha-Sympathisanten in die Regierung geschleust worden waren? Und, weitergehend, ist vielleicht die Vorstellung der "Alternativen" aus den 80ern von einer weltweiten Apokalypse in ihrer irrationalen Untergangsverliebtheit und dem damit verknüpften dritten Weg, von der Apokalyptik der Nazis und deren drittem Weg garnicht allzuweit entfernt? Frei nach Heiner Geißler ließe sich sagen: Der Pazifismus der 80er Jahre hat den NATO-Krieg erst möglich gemacht. Wer ( kapitalistische ) Staaten dazu auffordert, Menschenrechtsverletzungen zu verhindern, ohne deren Gewalt zu hinterfragen, der hätte sich schon damals im Klaren darüber sein sollen, was ein außenpolitisches Eingreifen der "guten" Staaten mit ihrer Staats-Gewalt bedeutet: Krieg. Die westlich-kapitalistischen Staaten sind in den Kriegen dieses Jahrhunderts keine Unschuldslämmer, immerhin waren sie die Kolonialherren und Träger beider Weltkriege. Ob es da um den grunzenden Balkan-Hitler oder den menschenfressenden Negerkönig geht, trotz neuer Auschwitz-Lüge ist die Stoßrichtung der Schweinebande am imperialistischen Trog die gleiche geblieben. Was bleibt dann bei aller Globalisierung? Übrigens hatte unter den Bombadierungen vor allem Belgrad zu leiden, die Stadt, in der vor Jahren hunderttausende von Menschen gegen Milosevic demonstrierten. Wieviele von denen waren Opfer. "Jeder Tritt ein Brit, jeder Stoß ein Franzos, jeder Schuß ein Rus" gilt diesmal wohl weniger, dafür aber, wie vor 86 Jahren: "Serbien muß sterbien." Nur daß die Sozis diesmal nicht nur passiv ( Kriegskredite ) sondern auch aktiv mitmachen. Und morgen ...
Leider verfällt hier der Autor in seinen Darstellungen beim Thema Milosevic und Kosovo dann doch in das typische nachbeten von Kriegspropaganda. Schade!