Wenn Ihre Sprache auch manchmal sehr schwer zu entzweien ist, so zolle ich Ihnen meinen höchsten Respekt zur peripheren Analyse des soziologischen Termiuns des "Prekariates". Die, postmodern umschriebenen, "ungeschützten Arbeitenden und Arbeitslosen" wieder in den marxistischen Wortlaut als eine "neue" (sprich: doch alte) Form der sozialen Schicht zu reintegrieren, ohne den Blick für die ökonomischen Hauptprobleme aus den Augen zu verlieren, obwohl Sie sich im zweiten Absatz der Bordieu´schen Analyse des sozialen Raumes (kritisch) bemitteln, ist meines Erachtens genau die Diskussion, die, zum einen "einer" Linken fehlt als auch in der tagespolitischen Syntesis "à la Dürrematt" (ihr Artikel) fehlt!
Zwar ist der Begriff an sich erst einmal ein Neologismus, der vom Adjektiv her gesehen, nämlich "prekär", also schwierig, misslich, bedenklich ist und analog zu Proletariat abgeleitet worden ist, ein Synonym, zumal es sich um keine sozial homogene Gruppierung handelt (Bordieu). Das Prekariat setzt sich vielmehr aus kleinen Selbständigen und Angestellten auf Zeit, aus Praktikanten, aber auch aus Alleinerziehenden und Langzeitarbeitslosen oder chronisch Kranken zusammen, dennoch entspricht es genau der marx´schen Sichtweise neuerer Zeit- "Prägung". Eine "neue" Unterschicht gab es richtigerweise auch schon vor 1848, was ist daran also "neu"!? Sie haben recht- nichts!!!! Dieser Begriff umschreibt im Grunde eine Lüge, deren sich weder die ökonomischen, noch die "neuen" sozialwissenschaftlichen Praktiken einen Reim drauf bilden können oder konformeller Weiser bilden wollen.
"Nach der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ´Gesellschaft im Reformprozess´ gehören zum Prekariat die Untergruppen des ´abgehängten Prekariats´, die ´autoritätsorientierten Geringqualifizierten´, sowie ein Teil der „selbstgenügsamen Traditionalisten´. Im Jahr 2006 wurde der Begriff von der Gesellschaft für deutsche Sprache auf Platz 5 der Wörter des Jahres gewählt" (Wikipedia) .
„Aber die Stoffe
sind die Resultate meines Denkens,
die Spiegel,
in denen, je nach ihrem Schliff,
mein Denken
und damit auch mein Leben
reflektiert werden.“
(F. D.: Labyrinth. Diogenes, Zürich 1981. S. 11.)