Aus Anlaß des fünfjährigen Bestehens der online-Zeitschrift Sozialistische Positionen (sopos) werden wir in Kooperation mit der Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diesen Utopie-Kongreß vom 7.-9. Oktober 2005 an der Universität Hannover veranstalten und laden alle Interessierten herzlich ein, teilzunehmen.
Einleitung
Programmablauf
Finanzielle Förderer
Organisatorische Infos
Befreite Gesellschaft - Traumbild einer besseren Welt, in der der Mensch kein geknechtetes, erniedrigtes Wesen mehr ist: So präsentierte sich einmal ein Verständnis vom Sozialismus, das sich als realitätsgesättigte Wissenschaft von der Utopie emanzipiert zu haben wähnte.
Schien es 1917 noch so, als könnte in Rußland beginnend durch eine Reihe von sozialen Revolutionen der Kapitalismus in Europa und weltweit überwunden und mit dem Sozialismus die soziale Utopie Wirklichkeit werden, so wurde diese Hoffnung im aufkommenden Faschismus und Stalinismus erstickt.
Ernst Bloch appellierte dennoch an die Kraft der Träume, Wünsche und Phantasien und prägte den Begriff konkreter Utopie, der nicht mehr - wie noch bei Marx und Engels - im Widerspruch zur Wissenschaft stand. Im real existierenden Sozialismus hingegen verkümmerte der Marxismus zur Legitimationswissenschaft, verlor seine utopischen Impulse und schließlich auch seine gesellschaftliche Geltung.
Mit der Auflösung der bipolaren Weltordnung zu Beginn der 90er Jahre wurde, anstatt die Bedingungen der Möglichkeit einer Wiederanknüpfung an die Ideen der sozialen Utopie zu erwägen, das Marxsche Werk vor allem auch von linken Intellektuellen zu Grabe getragen. Von konservativer Seite wurde eine generalisierende Denunzierung der Utopie vorgenommen, indem man sie stillschweigend mit System-Utopien gleichsetzte, einen Zusammenhang von Utopie und Gewalt konstruierte und dann folgerichtig ein von Joachim Fest diktiertes Utopienverbot in der Öffentlichkeit goûtierte.
Heute ist eine eklatante Armut an Utopie in sämtlichen sich eigentlich der Emanzipation verpflichtet fühlenden gesellschaftlichen Institutionen und Gruppen zu bemerken. Der utopische Faden, der aus dem kapitalistischen Labyrinth herauszuhelfen verspricht, scheint gerissen zu sein.
Die Enge des gegenwärtig vorherrschenden Denkhorizonts zu sprengen, ist aber notwendiger denn je. Der im Kern totalitäre Marktradikalismus verschärft immer mehr die komplexen gesellschaftlichen Strukturprobleme und blockiert das produktive Experimentieren mit alternativen Lösungsansätzen. Nichts aber ist wichtiger, als die schöpferischen Potentiale der Gesellschaft zur Überwindung der drängenden sozialen und ökologischen Probleme freizusetzen.
Will die Linke an fortschreitender Emanzipation des gesellschaftlichen Ganzen festhalten, wird sie auf konkrete utopische Orientierungen angewiesen sein und muß sich reflexiv mit den Kämpfen um Befreiung als einem geschichtlichen Kontinuum auseinandersetzen, um aus den begangenen Fehlern zu lernen und sich das Rüstzeug des geistigen und praktischen Kampfes unter modifizierten Bedingungen wieder anzueignen.
Um für zukünftige Kämpfe mit der Waffe der Kritik gerüstet zu sein, muß der analytische Blick undogmatisch auch auf die Gegenwart und ihre sich abzeichnenden Bruchstellen gerichtet sein. Wie verändert sich der Kapitalismus aus sich selbst heraus? Welche Widersprüche sind mit diesen Veränderungen verbunden? Wer sind die Subjekte dieser Veränderung, und wer sind die Subjekte sozialer und politischer Emanzipation?
Die Organisatoren des Kongresses zu konkreter Utopie und realpolitischer Intervention laden dazu ein, gemeinsam an Bruchstellen des Spätkapitalismus im 21. Jahrhundert die Möglichkeiten einer anderen Welt zu diskutieren. Es geht mithin darum, über die Feststellung, daß eine andere Welt möglich sei, hinauszugehen. Utopie darf, wenn nicht ausgemalt, so doch vorgepinselt werden. Die Blaupause des Möglichen, ergibt sich über die Erbschaft dessen, was der Spätkapitalismus bereitet:
Die Entwicklung und Entfaltung der schöpferischen gesellschaftlichen Kräfte und die Vergesellschaftung der Arbeit haben ein historisch beispielloses Niveau erreicht. Gleichzeitig findet eine sozial und ökologisch desaströse Verschwendung und Zerstörung der natürlichen und gesellschaftlichen Reichtumspotentiale statt. Angesichts dieser sich verschärfenden Widersprüche ist es notwendig, darüber nachzudenken, wie mit einem Minimum an lebendiger Arbeit das gesellschaftliche Leben in einer neuen Qualität gestaltet werden kann. Denn nur wenn gedanklich die bestehenden Grenzen überschritten werden, lassen sich die Kräfte freisetzen, die für die materielle Überschreitung derselben notwendig sind.
(Stand: 31.8.2005)[1]
Gregor Kritidis: Allgemeine Begrüßung und Eröffnung des Kongresses
I. (12-12.30 Uhr)
Tatjana Freytag: Einführung - Zum Begriff der Utopie
II. (12.30 -14.30 Uhr)
Joachim Perels: Bloch und die konkrete Utopie
Peter-Erwin Jansen: Marcuse und die Grenzen der Utopie
Pause
III. (15.00 -17.00 Uhr)
Gunzelin Schmid-Noerr: Zur Utopie einer universalen Ethik
Roger Behrens: Wahrheit als werdende Konstellation
IV. (17.00 -19.00 Uhr)
Elmar Altvater: Marxismus und ökologische Utopie
Regina Becker-Schmidt: Radikale Kritik als Basis feministischer Visionen
Pause
V. (19.30-21.30 Uhr)
Podiumsdiskussion:
Mit den ReferentInnen des Tages
I. (12-12.30 Uhr)
Sven Oliveira Cavalcanti: Einführung - Reale Möglichkeiten und Elend der Realität
II. (12.30-14.30 Uhr)
Michael Krätke: Das über sich Hinausweisende kapitalistischer Entwicklung
Tobias ten Brink: Globalisierte Widersprüche - Die blockierte Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte
Christoph Görg: Neoliberale Globalisierung - globale Machtverhältnisse und Natur
III. (15-17 Uhr)
Uta Wagenmann: Genom und Copyright - Eigentumsverhältnisse an Körpersubstanzen
Gerburg Treusch-Dieter: Enteignung des Ureigenen - Transpflanzung im Menschenpark
IV. (17-19 Uhr)
Stefan Meretz: Freie Software - Gegenökonomie?
Oliver Heins: copyright - copyleft - Entfesselung der Produktivkräfte?
Pause
V. (19.30-21.30 Uhr)
Podiumsdiskussion:
Mit den ReferentInnen des Tages
I. (12-12.30 Uhr)
Marcus Hawel: Einführung - Spontaneität und Organisation - Wie kommt das Neue in die Welt?
II. (12.30-14.30 Uhr)
Michael Jäger: Diskrepanz zwischen konkreter Utopie und Realpolitik
Christoph Spehr: Die Zukunft des offenen Sozialismus
Pause
III. (15-17 Uhr)
Rolf Johannes: Zum Problem kollektiver Handlungsalternativen
Moshe Zuckermann: Marx und sozialistische Utopie im Zeitalter des Spätkapitalismus
IV. (17-19 Uhr)
Podiumsdiskussion:
Mit den ReferentInnen des Tages
[1] Eine Raute (#) hinter dem Namen eines Referenten kennzeichnet eine Anfrage ohne bisherige Zusage.
Utz Anhalt, Tatjana Freytag, Marcus Hawel, Andreas Jahn-Sudmann, Jan Korte, Gregor Kritidis und Sven Oliveira-Cavalcanti.
Der Kongreß wird finanziell unterstützt durch:
Hans Böckler Stiftung
Rosa Luxemburg Stiftung
Rosa Luxemburg Bildungswerk Niedersachsen e.V.
Projekt moderner Sozialismus Nds. e.V.
Den Förderern gilt besonderer Dank für die freundliche Unterstützung.
Termin des Kongresses: 7-9. Oktober 2005
Ort: Universität Hannover, Wunstorferstr. 14
Raum: WD I
Die Veranstaltung ist öffentlich. Eine Teilnahme ist ohne vorherige Anmeldung möglich. Die Teilnahme ist kostenlos.
Die günstigste Unterkunft (ab 20,00 Euro) dürfte die Jugendherberge in Hannover sein.
Eine große Auswahl von Hotels und Unterkünften in Hannover finden Sie ferner auf den Seiten von Shopping Hannover oder über die Hotelzimmervermittlung des Hannover Tourismus Service.
Der Kongresses findet in Hannover in dem Universitätsgebäude in der Wunstorferstr. 14, Raum WD I statt.
Der Tagungsort ist vom Hauptbahnhof bequem mit der Straßenbahn (Linie 10) in Richtung Stadtteil Limmer zu erreichen. Von der Haltestelle Wunstorferstraße sind es nur 30 Meter in Richtung Fahrtrichtung bis zum Universitätsgebäude.
Fahrtinformationen, Fahrpläne sowie Informationen zu Tickets und Linien im Öffentlichen Nahverkehr Hannover finden Sie beim GVH.
Einen Online-Stadtplan von Hannover finden Sie hier.
Für die Anfahrt mit dem Auto können Sie den Web.de-Routenplaner benutzen.
Schreiben Sie uns eine e-mail: redaktion@sopos.org
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