Kulturindustrie verdinglicht den Widerstand gegen Verdinglichung.
Mit der Krise leben?
Europäische Konflikte, innergesellschaftliche Verwerfungen, Perspektiven
12. bis 13. November 2010,
DGB-Haus, Hannover
Otto-Brenner-Str. 1
Einladung als pdf-Datei
Mit der Krise leben?
Europäische Konflikte, innergesellschaftliche Verwerfungen, Perspektiven
12.–13.11.2010,
Hannover
Veranstalter:
Loccumer Initiave Kritischer WissenschaftlerInnen
Bildungswerk ver.di Niedersachsen
Bildungsvereinigung Arbeit & Leben Niedersachsen e.V.
DGB Region Niedersachsen-Mitte
IG Metall Hannover
Programm
Anmeldung
Anreise
Im Hochsommer euphorisierten Medienschlagzeilen und amtliche Bekundungen von interessierter Seite die bundesdeutsche Gesellschaft. Das lag nicht an den Spätfolgen der Fußballweltmeisterschaft. Anlass waren steigende Umsätze und Profite etlicher Unternehmen. Das Ärgste der Krise der Jahre 2008/2009 wäre überwunden.
Dass diese weltweite Krise überall soziale Verwerfungen dynamisiert, gesellschaftliche Spaltungen forciert und politisches Handeln weiter in Bahnen
betriebswirtschaftlichen Profi twesens gelenkt hat, wird tunlichst unterschlagen.
Die Dimensionen des »Endes des Kapitalismus, wie wir ihn kennen«, sind weder artikuliert noch verstanden, die begriffliche Analyse des gegenwärtigen
Geschehens unzureichend. Die Ratlosigkeit der politischen und ökonomischen Eliten versteckt sich hinter schmalen Wirtschaftsdaten und tönendem Optimismus.
Statt eines »weiter so« wollen wir aus einer kritischen Analyse alternative Perspektiven entwickeln.
Wir haben unsere letztjährige erfolgreiche Tagung mit der Frage »Krise ohne Ende?« eingeleitet und mit dem Willen, weiter nachzudenken, beendet.
Dies Nachdenken setzen wir nun öffentlich fort. Dabei stehen Analysen zum Handeln gesellschaftlicher Akteure in Europa im Mittelpunkt. Vor dem Hintergrund sich radikal verändernder Arbeits-, Lebens- und Naturverhältnisse müssen sich Menschen und Kollektive zu notwendigen neuen Gestaltungen von Gemeinwesen verhalten. Unsere Referentinnen und Referenten werden in ihren halbstündigen Vorträgen unterschiedliche Standpunkte vermitteln. Dabei soll es genügend Raum für eine umfassende Debatte geben.
Programm
Freitag, 12. November 2010, 15 bis 19:00 Uhr
- 15:00 Begrüßung und Moderation
- Sebastian Wertmüller, Hannover
- 15:30 Helga Schwitzer, Hannover:
- Zum Handeln gewerkschaftlicher Akteure in der Krise
Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter waren die ersten Opfer der Wirtschaftskrise, hunderttausende Arbeitnehmer/innen gingen mit massiven Abstrichen beim Gehalt in Kurzarbeit. Die Beschäftigten und die Arbeitlosen sollen jetzt die Zeche zahlen. Wie kann gewerkschaftliche Gestaltungskraft in Zeiten der Wirtschaftskrise erhalten bleiben? Welche Möglichkeiten bestehen in der Tarifarbeit? Helga Schwitzer, Vorstandsmitglied der IG Metall und zuständig für Tarifpolitik, wird die gewerkschaftlichen Handlungsräume in der Krise analysieren und die Konsequenzen für die Tarifverhandlungen der nächsten Monate und Jahre beschreiben.
- 17:00 Maik Heinemann, Lüneburg
- Krisenmanagement in der Bundsrepublik aus Sicht wissenschaftlicher
Ökonomen.
Unterschiedliche Strömungen universitärer und institutioneller Wirtschaftswissenschaft haben Politik und Ökonomie der Krisenjahre kommentierend, prognostizierend und analysierend begleitet. Maik Heinemann, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Leuphana Universität Lüneburg, wird deren Beitrag zu Problemlösungen in wirtschaftspolitischen Krisenprozessen darstellen.
Samstag, 13. November 2010, 10 bis 18:00 Uhr
- 10:00 Thomas Konicz, Poznan
- Die inneren Widersprüche der EU in Zeiten der Krise – das Kapital,
politische Regierungsakteure, europäische Institutionen.
Mit der Krise der griechischen Staatsfi nanzen sind auch die politischen Widersprüche innerhalb der EU in ein neues Stadium getreten. Dabei zeigt sich die widersprüchliche Tendenz, einerseits die bestehenden ökonomischen und politischen Strukturen zu stabilisieren, andererseits die Folgen der Krise auf die schwächeren EU-Mitgliedsstaaten sowie die breite Bevölkerung abzuschieben. Unser Referent ist freier Journalist mit den Arbeitsschwerpunkten Osteuropa und Krisenanalyse. Publizistische Tätigkeit unter Anderem für iz3w, Lunapark21, Krisis, Soz, Streifzüge und Telegraph. Er lebt unweit der westpolnischen Stadt Poznan.
- 11.30 Eva Maria Groß, Daniela Krause, Bielefeld
- Krisen – Gesellschaftliche Auswirkungen, individuelle Verarbeitungen und Folgen
In Folge 8 der Studie »Deutsche Zustände« des Forscherteams um Wilhelm Heitmeyer wurden die Reaktionen unterschiedlicher Betroffenheit, persönlicher Erwartungen und Perspektiven empirisch erforscht und analysiert. Die Referentinnen, die maßgeblich an diesen Forschungen beteiligt waren und sind, werden uns also einen Blick in die Stimmungslage der »Subjekte« ermöglichen.
- 13.00 –14.00 Uhr Mittagspause
- Ein Imbiss ist organisiert
- 14:00 Ben Diettrich, Hamburg
- Klassenfragmentierung, neue Klassenzusammensetzung und Gewerkschaftspolitik
Gewerkschaftliche Arbeit steht vor dem Problem, dass die Lohnabhängigen strukturell keine einheitliche Klasse darstellen und sich ihre Kämpfe nicht nur gegen das Kapitalverhältnis richten, sondern teilweise auch untereinander ausgetragen werden. Eine erfolgreiche gewerkschaftliche Politik ist somit in näherer Zukunft nur als Bündnis unterschiedlichster, teilweise antagonistischer Interessengefl echte möglich. Diettrich, der sich wissenschaftlich mit dem Postfordismus und seinen Auswirkungen beschäftigt hat, diskutiert auch die möglichen Konsequenzen für das politische Handeln.
- 15:30 Peter Schyga, Hannover
- Die europäisch-atlantischen Inseln des relativen Wohlstands konnten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts mühsam von den Lohnabhängigen erkämpft werden. Dieser "Produktivitätspakt" zwischen Lohnarbeit und Kapital wurde in seiner Dimension möglich durch die Akkumulation von gesellschaftlichem Reichtum auf Kosten der überseeischen Welt und der Natur. Die Fortschreibung und weltweite Ausdehnung dieses Paktes wird die Natur nicht zulassen. Unser Referent, freier Historiker und Politikwissenschaftler, wird Fragen nach den Bedingungen der Kündigung dieses Paktes stellen.
- 17:00 Abschließende Debatte
Anmeldung
Bitte per E-Mail an die
Loccumer Initiative kritischer WissenschaftlerInnen
e-mail: loccumer.initiative(at)gmx.de
oder per Internet über
www.hannover.dgb.de
Die Zahlung des Tagungsbeitrages von 20,- € (ermäßigt 10,- €) erfolgt zu Beginn der Tagung vor Ort. Getränke und ein Mittagsimbiß sind im Beitrag inbegriffen.
Wir bitten, die Unterkunft individuell zu organisieren.
Anreise
Die Veranstaltung findet im DGB-Haus, Otto-Brenner-Str. 1 in Hannover statt.
Eine Veranstaltung von
In Kooperation mit