Zur normalen Fassung

In den Stiefeln fürs Vaterland gestorben

Wie aus dem Menschen ein Mann wird

von Utz Anhalt

"Man sollte nicht vor anti-intellektuellen Argumenten zurückweichen, (...) sondern in ihrem Angesicht zu militanter Aufklärung sich stellen, das heißt sagen, daß in einer Gesamtverfassung der Menschheit und auch der deutschen Nation, in der das Bewußtsein der Menschen nicht länger mehr gefesselt und durch alle möglichen Beeinflussungsmechanismen verstümmelt wird, intellektuell zu sein nicht länger ein beneidenswertes und darum diffamiertes Privileg wäre, sondern daß im Grunde alle Menschen das sein könnten und eigentlich das sein sollten, was man im allgemeinen den Intellektuellen vorbehält."

Theodor W. Adorno


Wer heutzutage durch bundesdeutsche Städte schlendert, wird immer wieder einer Selbstarchetypologisierung begegnen, die ich der Kleidung und dem Habitus entsprechend als Soldatenmännchen bezeichnen möchte. Reichte vor der Annexion der DDR das Spektrum, mit dem sich männliche Menschen dieser Gesellschaft reduzieren durften, vom Birkenstock-Softie bis zum fühlenden Rauhbein Schim(p)anski (von Top Gun und Rambo abgesehen), so gewinnt in der jetzigen Markttotalität eine andere Regression Modecharakter: der leistungsschaffende Gewinner, Soldat der New Economy. Dieser zeichnet sich durch permanente Beschäftigung aus, "denkt" einfach und zielgerichtet, hat immer ein Handy in der Hand und ein Laptop auf den Knien, ist irgendwie immer leicht und locker. Ich möchte hier hinterfragen, was denn Männerbilder auszeichnet und genauer erläutern, worin das unkenntlich gemachte Leid der Meschen besteht, die im Patriarchat als Männer erzogen und ausgebildet werden.

Die Grundannahme, die man vielen linken Diskursen über das Patriarchat entnehmen kann, liest sich als eine Täter-Opfer-Dichotomie: Patriarchat ist eine Herrschaftsform, die Männern die Herrschaft überläßt und Frauen unterdrückt, sie auf Kinder und Küche reduziert und dadurch Männer zu Tätern und Frauen zu Opfern macht. Solche Vorstellungen können in der Konsequenz nicht antipatriarchal, sondern biologistisch und antiemanzipatorisch werden.[1]

In der jetzigen Markttotalität gewinnt eine andere Regression Modecharakter: der leistungsschaffende Gewinner, Soldat der New Economy.

Unterschlagen wird, daß auch Männer unter patriarchalen und hierarchischen Strukturen leiden. Sie leiden, weil sie ihre Gefühle, ihre Sinnlichkeit nicht entfalten dürfen; sie leiden, weil sie ihre Intuition in destruktive Bahnen leiten müssen, weil sie lernen müssen, sich durchzusetzen, zu siegen, zu gewinnen, Krieger zu sein. Sie lernen, einen Körperpanzer zu entwickeln, Schmerzen zu schlucken, statt sie auszudrücken; sie lernen, Gewalt einzusetzen. Je autoritärerer gesellschaftliche Gewalt durchgesetzt werden soll, um so intensiver werden diejenigen als Männer definierten Menschen Repressionen ausgesetzt, die dem patriarchalen Gewaltkollektiv nicht entsprechen: die Topoi der Diskriminierung reichen dabei von der "Tunte", die die verdrängte und deshalb der Vernichtung preisgegebene Sinnlichkeit symbolisiert, über den "blutleeren", "passiven", somit "weibischen" Intellektuellen, bis zu den Projektionen der autoritär Strukturierten auf Männer anderer Hautfarbe etwa als "sexbesessene Schwarze". Zu letzteren Reduktionen ist auch der Antisemitismus zu zählen, dessen Stereotypen von patriarchalen Bildern geprägt sind.[2] In der patriarchal-antisemitischen NS-Ideologie wurden jüdische Männer als alt, häßlich und körperbehindert dargestellt. Dabei waren allerdings auch die "positiven" Darstellungen "arischer" Männer reduktionistisch, basierten auf der Unterwerfung unter das Führerprinzip, der bedingungslosen Bereitschaft zur Selbstaufopferung sowie der Aufbau eines Körperpanzers und pathische Projektion in Richtung eines bildlich gemachten Feindes. Die Deserteure und jene, die den Kriegsdienst verweigern, waren und sind die "Feiglinge" und "Drückeberger". Die Bereitschaft sich in die bestehenden Gewaltstrukturen ein- und unterzuordnen, sich den Hierarchien des Gewaltstachels anzupassen, war und ist das Erkennungszeichen und Lernziel bürgerlicher Männlichkeit - ob sich das nun in den Spießerphantasien Ernst Jüngers oder in der Bundeswehr beobachten läßt. Einerseits fungiert die zum Haustier gemachte bürgerliche Frau als Gebärmaschine, andererseits dürfen ihre Söhne für das Vaterland sterben.

"Neue Rekruten begrüßt die Truppe beispielsweise als 'Rotärsche', was bedeutet, daß der Hintern wund ist vom 'Fick' der Vorgesetzten. Damit wird eine als natürlich angesehene Tatsache ausgesprochen: Männer vergewaltigen und die Vergewaltigten sind Nichtmänner - Frauen oder Schwule eben."[3]


In einer Abwandlung des römischen dominus, der das Recht hatte, seine Söhne eigenhändig zu töten, wird die Bereitschaft getötet zu werden, von den Staatssöhnen nur im Kriegsfalle erwartet.

Vater Staat und Vater Land beinhalten eine Unterordnung der "Söhne" unter die hierarchische Gewaltausübung dieses Patriarchen. In einer Abwandlung des römischen dominus, der das Recht hatte, seine Söhne eigenhändig zu töten, wird diese Bereitschaft getötet zu werden, von den Staatssöhnen nur im Kriegsfalle erwartet. Ansonsten haben sie nur nützliche und verwertbare Mit-Glieder (der Organizismus in der Sprache verrät das autoritäre Prinzip) für die Interessen der HERRschenden zu sein, welche sich mit der Gesellschaft gleichsetzen. Denjenigen, die sich dann im Krieg abschießen oder zu Tode foltern lassen, ist ein Platz im Pantheon der Helden sicher. Allein die Betroffenen haben nichts mehr davon, weil sie tot sind.

In archaischen patriarchalen Gesellschaften war das Verlangen der Gewalt von seiten des Kollektivs eindeutiger als deren sublimierte Form in der abendländischen Zivilisation. Beispielsweise galt in manchen nordamerikanischen Prärieindianerkulturen erst derjenige als Mann, der einen Feind getötet hatte. Solche Tötung definierte sich nicht nur als geforderte Tat, sondern auch als Basis patriarchaler Vergesellschaftung. Durch die Vernichtung eines Menschen fand eine Aufspaltung in männlich/weiblich, mit gleichzeitig verbundener Ausgrenzung des Weiblichen, statt. Dieses Grundmuster irreversibler Geschlechtszuschreibungsprozesse begründete überhaupt erst die Möglichkeit, Mann werden und eine Frau (als Eigentum) haben zu können.

Ausgegangen von einem emanzipatorischen Ansatz ist es irrsinnig, von Unterschieden in den primären und sekundären Geschlechtsmerkmalen darauf zu schließen, daß es Unterschiede im Charakter derjenigen Menschen gebe, die zu Männern oder zu Frauen konstruiert werden. Die Zuordnungsmechanismen in der Dichotomie der bundesdeutschen patriarchalisch-kapitalistischen Herrschaftsordnung führen bei Hermaphroditen[4] unhinterfragt zu schlimmsten Traumatisierungen durch eine als selbstverständlich angesehene medizinische Vergewaltigung und sexuelle Verstümmelung, die sie zu Männern oder zu Frauen macht. Die Reduktion auf die Anordnung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale, welche real von Individuum zu Individuum variieren und nicht allein zwischen Mann und Frau, läßt einen Mechanismus erkennen, den sowohl patriarchal-archaische Kulturen produzier(t)en, als auch "moderner" Biologismus und Antisemitismus als Basis haben. Es geht um die Auslöschung des Individuums und die Einordnung in ein Zwangskollektiv, dessen Initiationsritus direkte oder verfeinerte barbarische Gewalt darstellt.

Spätestens, wenn homosexuelle Paare Vater Staat in der Ehe die Treue schwören dürfen, scheint eine Patriarchatsdiskussion obsolet.

In der Religionsgeschichte lassen sich matriarchale Erdreligionen von patriarchalen Himmelsreligionen unterscheiden, wobei die Gebärfähigkeit der Menschen, die eine Gebärmutter aufweisen, Basis der Religionen ist, die sich auf "Mutter Erde" beziehen, während die Befruchtung durch den Samen von Menschen, die Samenleiter, Penis und Hoden aufweisen, Grundlage der ideologischen Definition einer von oben bestimmten Verwaltungsstruktur darstellt, die im patriarchalen Christentum vom Herrgott über die päpstliche Kröte bis hinunter zum Familienvater reicht. Diese Religionen definieren sich nicht über eine dialektische Analyse von gesellschaftlichen und sozialen Prozessen, sondern über archaische Assoziationsketten, die von einer äußeren Analogie ausgehend, Entstehungsmythen über die nichtmenschliche Natur entwerfen. Pflüge, Schwerter, Türme, Waffen bis hin zum Maschinengewehr werden patriarchal konnotiert, da sie eine ähnliche Form wie der eregierte Penis aufweisen. Häuser, Höhlen, die Erde, aus der Pflanzen sprießen, gelten als feminin, da äußere Ähnlichkeiten zur Vagina und dem Vorgang der Kindsgeburt assoziiert werden.

Dies könnte, würden wir in einer befreiten Gesellschaft leben, von Interesse für Religionswissenschaftler, Kulturanthropologen und Althistoriker sein, wenn nicht, im Zuge der "ganz normalen" Großraumpolitik gerade solche Weltbilder seit der Wiedervereinigung eine Renaissance erlebten. Seit "unsere Jungs" wieder in die Schlacht ziehen dürfen (wie lange dauert es noch, bis sie müssen) und das Vaterland Standort Deutschland heißt, wird das Bild des untergeordneten Patriarchen, der Opfer sein darf, modernisiert und neu entworfen. Innenpolitisch gehört dabei zum Leistungsrassismus das Leistungspatriarchat. "Fit for Fun" darf nun auch die leistungsbereite Frau ihren Mann stehen, wenn sie nur durchsetzungsstark und flexibel genug ist. Diese Typologisierung in weibliche und männliche "starke Kerle" ist eine patriarchatskompatible Methode, Herrschaft zu reproduzieren, indem männliche Attribute wie Ellenbogen- und Radfahrermentalität[5] nun auch Frauen zugesprochen werden. Spätestens, wenn homosexuelle Paare Vater Staat in der Ehe die Treue schwören dürfen, scheint eine Patriarchatsdiskussion obsolet. Was ist, um auf den Inhalt des Artikels zurückzukommen, aber mit den männlichen Individuen, die kein Interesse daran haben, nach dem Schützenfest in den Rinnstein zu kotzen, "der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen", mit juckender Säbelspitze in den Kosovo zu ziehen, auf Pornohefte zu wichsen oder eine Kleinfamilie zu ernähren?

Damit spreche ich von genau denen, die ihr Leben damit verbringen durften - als Schwuchtel, Masseur oder Mädchen bezeichnet - auf die Fresse zu kriegen und ausgelacht zu werden. Da las ich doch einmal die Parole: "Politiker sind Mörder, Soldaten sind Deppen." Abgesehen davon, daß Generäle und Warlords auch Soldaten sind, sind Soldaten aber vor allem zu Deppen gemacht worden, zu denjenigen, die den Kopf und die Gefühle ausschalten müssen, denn wer in militärischen Gewalthierarchien funktionieren muß, dem bleibt kaum eine andere Wahl, als sich zuzusaufen und die Pinupgirls im Spind anzuglotzen, wenn er nicht gerade vom Spieß die Ohren langgezogen bekommt. Von dem New-Economy-Männchen werden ähnliche Dinge verlangt. Flexibel ("zäh wie Leder") soll er sein, durchsetzungsstark ("hart wie Kruppstahl") und dynamisch ("schnell wie Windhunde"), ein Leistungsträger eben. Dieses Leistungen tragen und Schmerzen ertragen müssen ist fester Bestandteil abendländisch-christlicher (Un-)Kultur und wird Frauen und Männern von Kindesbeinen an antrainiert. Ich denke nur an die öffentlichen Entblößungsrituale, Sportwettkämpfe genannt, in denen in der Schule die körperlichen Leistungen der Schüler und Schülerinnen selektiert werden. Einher mit dem korporatistischen Männerbund, in dem anhand der sportlichen Leistungen bereits viele Jahre vor dem Kriegsdienst bei der Armee wettgewerbt wird (wie im freien Markt), wer der männlichste Hengst ist , geht das Cheerleadertum des weiblichen selektierenden Publikums. Die Langsamen, Faulen, die Leistungsverweigerer eignen sich in aller Regel nicht als Stecher. Sie sind dann eben gute Freunde, einfühlsam, sensibel... - aber im biologistischen Auslesemechanismus leider nicht fortpflanzungskompatibel. Sie könnten z.B. auf die Idee kommen, in die linkspolitsche Szene zu gehen, um dort zu erfahren, daß sie dem Tätergeschlecht angehören, nicht mehr vögeln oder bumsen sagen dürfen, Frauen die besseren Menschen sind, sie als biologischer Mann ihre Klappe zu halten haben, wenn es um Patriarchat oder Sexismus geht. Dann müßten sie aber merken, daß etwas nicht stimmt, weil auch da die geilsten Macker (die was machen) die toughsten Bräute abkriegen, wie damals im Fußballverein, während ihnen immer nur bescheinigt wird, wie "antisexistisch" sie doch seien. Wieder die guten Freunde, allerdings mit politisch korrektem Vokabular. Gevögelt allerdings wird woanders. Allzuvertraut erscheint diese Doppelmoral, nur blöde, wenn einige unsoldatische Männer nicht in den Mechanismen mitspielen. Wenn dann von den eigenen Erfahrungen berichtet wird, dem eigenen Leiden unter strukturell patriarchalisierter Gewalt und dem Anteil, den biologistische Frauen an patriarchalen Selektionsmechanismen hatten, dann werden die Antworten vieler ansonsten antipatriarchal brillianter Kämpferinnen dünn. Hier nähern sich manche vulgärfeministische Platitüden, die dieses Muster reproduzieren, der Absurdität an, indem sie Krieg, Gewalt und Töten dem Mann zuordnen. Unvergessen der Film von Niki de Saint Phalle aus den 70er Jahren, in denen sich ejakulierende Penisse in der Hand von Männern in Maschinengewehre verwandeln. In der sexualrassistischen Variante des nach Jutta Ditfurth "dümmsten Teils der Frauenbewegung" liest sich diese archaische Dichotomisierung folgendermaßen: Jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger. Die Realität der Situation, in der männliche Menschen als Söldner, für Führer, Volk, Vaterland, Sippe, Familie, das Kapital oder sonstige Schweinereien morden und ermordet werden dürfen, wird hier zur natürlichen Realität erklärt, ohne die Verhältnisse zu hinterfragen, die diese Kanalisierung in sexualisierte Gewalt benötigen. Im besten Fall kommt ein: "Was kennst denn Du für Frauen!" , das heißt eine Individualisierung und Personalisierung, die dem "guten" männlichen Individuum die Schuld zuweist, im Normalfall der Sexismusvorwurf. Das "gute" männliche Individuum lernt dann, daß es zu ungeschickt sei.

Die Realität der Situation, in der männliche Menschen als Söldner, für Führer, Volk, Vaterland, Sippe, Familie, das Kapital oder sonstige Schweinereien morden und ermordet werden dürfen, wird hier zur natürlichen Realität erklärt, ohne die Verhältnisse zu hinterfragen, die diese Kanalisierung in sexualisierte Gewalt benötigen.

Da es schon vorher nicht begreifen wollte, daß das Vorankommen innerhalb der bestehenden Gewaltstrukturen patriarchaler Normgesellschaft, d.h. die Leistung durch geschickte Anpassung zu erbringen, mit der eine patriarchale Kleinfamilie ernährt werden kann, erstrebenswert ist, stellt es sich nun auch sehr ungeschickt an. Es will einfach nicht lernen, in jedem Satz statt "man" "mensch" zu sagen und das große I zu schreiben und ansonsten durch Rummackern seine Tauglichkeit im Szenedschungel unter Beweis zu stellen, damit es als Typ durchgeht. Ansonsten müßte sich frau außerhalb ihrer Dichotomie nicht nur mit ihrer Opferrolle, sondern mit ihrem eigenen Sexismus auseinandersetzen. Dies geschieht jedoch kaum, so daß viele Leerstellen feministischer Kritik entstehen. Im Bereich der von Feministinnen ausgiebig betriebenen Forschung zur Hexenverfolgung etwa haben sich viele Autorinnen weitgehend zurückgehalten, was männliche Opfer der patriarchalen Hexenprozesse betrifft. Diese männlichen Opfer patriarchalen Terrors, unter anderem Bettler, "Fremde", Einsiedler und psychisch Kranke, klassische Nicht-Leistungsträger, können eben nicht sein, ihrer kann nicht erinnert werden, weil sie nicht sein dürfen.

Viele Männergruppen zeichneten sich dadurch aus, daß sie den dichotomischen Diskurs selbst weiterthematisierten, nach dem Motto: Wir sind Täter und müssen uns mit unserer Täterschaft auseinandersetzen, um dann in der Linken als antisexistische Gralshüter auftreten zu können. Heute zeigt sich ein neues Problem: In Dänemark eröffnete ein Psychiater eine Praxis für Männer, die von ihren Frauen geschlagen wurden. Zum anderem haben diese das Problem, die erfahrene Gewalt in der Öffentlichkeit zu thematisieren, weil sie Angst haben, als Schwächlinge und Schlappschwänze zu gelten. Zum anderen wird Gewalt von Frauen als Ausdruck eines erfolgreichen Emanzipationsprozesses angesehen. Die Anpassung ans gleiche Schlechte ergibt eine schlechte Gleichheit. Antipatriarchal zu sein bedeutet etwas ganz anderes als Herrschaftsformen einfach umzudrehen.

Die Zurichtung vom Menschen bedeutet, von früher Kindheit an psychische und physische Gewalt zu erleiden: Befehle zu geben und auszuführen, schießen, um zu töten, für Gott, Kaiser oder neudeutsche Menschenrechte zu krepieren. Dieser Zusammenhang war bereits Kurt Tucholsky bekannt. Die patriarchale Maschinerie wird dadurch nicht besser, daß Frauen nun auch das Recht dazu haben. Schließen möchte ich mit Rainer Trampert, einem undeutschen Mann, der während der Annexion der DDR zum Vater-Land (gilt auch für mother's country)[6] einiges sagte, was für Vater Staat und Vater Gott (aber auch Mutter Maria) erinnerungswert ist:

"Laßt uns deshalb alle unterstützen, die ihre eigenen Interessen gegen nationale Notopfer verteidigen und sie nicht gegen andere Menschen richten. Laßt uns Leute suchen und neue überzeugen, die das Vaterland nicht mitgestalten wollen, sondern ganz und gar destruktiv Sand ins Getriebe streuen wollen, und die sich aus vollem Herzen freuen, wenn sie als vaterlandslose Gesellinnen und Gesellen gelobt werden."[7]

Anmerkungen

[1] Die widerlichen Koalitionen, die sich in den USA zwischen klerikalfaschistischen Abtreibungsgegnern und Teilen der feministischen Bewegung ergeben, werden in diesem Artikel nicht thematisiert.

[2] Siehe zur Spiritualisierung von Patriarchat, Antisemitismus und Sozialdarwinismus auch meinen Aufsatz: "Du bist nichts, dein Karma ist alles".

[3] Samira Fansa. Soldatinnen - und nun. Artikel zur Einstellung von Frauen bei der Bundeswehr. Jungle World Nr. 2, 3. Januar 2001.

[4] Hermaphroditen sind Menschen mit einer nach sexistischen Kriterien nicht eindeutig zuschreibbaren Geschlechtlichkeit.

[5] Nach oben buckeln, nach unten treten.

[6] Der Unterschied zwischen dem deutschen Vaterland und dem englischen mothers country läßt sich damit begründen, daß die behütende Imperialistenmami im eigenen Land zu Blütezeiten des Empires ihre Untertanen relativ sanft behandeln konnte, da der Reichtum in anderen Teilen der Welt zusammengeschlachtet wurde, während im Deutschen Reich die Erzwingung des Volkes durch Erniedrigung der Individuen und nicht durch Saturierung erreicht wurde.

[7] Rainer Trampert: Für die Menschen auf der Welt ist ein zerhacktes Deutschland das Beste. Redebeitrag auf der Demo "Nie wieder Deutschland" am 12.5.1990 in Frankfurt am Main.

Zur normalen Fassung

https://sopos.org/aufsaetze/3a5f45de530ba/1.html