* Unbeachtet der Tatsache,
dass es mittlerweile eine lange Tradition »Kritischer
Universitäten« gibt, die von unten bzw. von Studierenden
organisiert werden, hat uns das Präsidium der Leibniz
Universität Hannover aufgefordert, uns nicht mehr »Kritische
Universität Hannover« zu nennen, weil wir kein Promotionsrecht
haben und mit der Leibniz Universität Hannover verwechselt
werden könnten. Die Universitätsleitung versucht mit
formaljuristischen Mitteln die Selbstbehauptung kritischer
Wissenschaften zu unterbinden, da solche der zur Marke
reduzierten und auf den Markt ausgerichteten, formalisierten
»Universität« offensichtlich nicht mehr gut zu Gesicht
stehen. Die Universität wird demnach vorrangig als eine Marke,
nicht als öffentlicher Raum, in dem die Freiheit der
Wissenschaft gilt, betrachtet. Aber auch wir wollen mit einer
unkritischen Universität nicht verwechselt werden. Daher haben
wir das Anliegen des Präsidiums, den Namen zu ändern, zu unserem
gemacht und Folge geleistet.
Cluster I: Öffentlicher Raum, Privates und Medien
Termin: 30. Oktober 2010 (Samstag), 11:00–18:00 Uhr,
Königsworther Platz 1, Conti-Hochhaus (Gebäude 1502), 14. Etage,
Räume 1415 und 1426
Um den Verfall der demokratischen »Ordnung«, die erst noch weiter zu
demokratisieren gewesen wäre, in der Auftaktveranstaltung der
diesjährigen Kritischen Uni Hannover unter die Lupe zu nehmen, drängt
sich auch der Blick auf die r/deformierte Hochschullandschaft auf.
Angesichts der einstigen Reformuniversitäten, der hehren Ansprüche
flächendeckender Offenheit der Institutionen höherer und
anspruchsvoller Breitenbildung macht der Blick auf das, was hier in
den letzten Jahren mit Bachelorisierung, Exzellenzinitiativen und
dergleichen mehr zerstört wurde, betroffen. Aber was genau und wie
betrifft dieses »Werk« der politischen und sozialen Destruktion uns
als denkende und handelnde Subjekte? Wie verändert sich das
individuelle und kollektive Heranbilden in den Hochschulen, die einst
als öffentlicher Raum, als eine Art Gemeinwesen der Moderne fungieren
sollten und die heute nahezu unumwunden zu Orten der Einübung von
Praktiken der Konkurrenz und Kommodifizierung und somit zu Orten der
spezifischen Arbeitskraft- und Subjektformung geworden sind? Welche
(Gegen-)Modelle von Öffentlichkeit und Privatheit sind in einem Feld
greifbar, in dem die quasi religiös verehrten Tugenden der
Effizienzsteigerung und Nutzenmaximierung bei Bildungsprozessen und
bei der Herstellung von Wissen und Öffentlichkeit sich selbst längst
ad absurdum geführt haben? Wie und wo lassen sich (neue) Medien einer
solidarischen Selbstermächtigung verwenden oder erfinden, um dieser
Entwicklung etwas entgegensetzen zu können?
Dr. Gregor Kritidis
Politikwissenschaftler. Studium der Politikwissenschaft, Soziologie
und Sozialpsychologie an den Universitäten Hannover und
Athen. Er promovierte 2007 in Hannover und ist in der
politischen Erwachsenenbildung tätig. Seit 2000 Redakteur des
Internetmagazins SoPos.
Organisationssekretär der Loccumer Initiative kritischer
Wissenschaftlerinnen. Zurzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität
Hannover. Arbeitsgebiete: Geschichte und Theorie der
Arbeiterbewegung und Soziale Bewegungen.
Gregor Kritidis (Hannover):Eröffnung der KrUH 2010
Sozialwissenschaftler. Studium der Politikwissenschaft,
Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Hannover
und Promotion am Soziologischen Institut der Universität
Rostock; derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Eduard
Pestel Institut für Systemforschung in Hannover und Aktivist in
der Transition Town Bewegung. Arbeitsschwerpunkte: Solidarische
Ökonomie, Empirische Sozialforschung, Kultursoziologie,
Gesellschafts- und Sozialtheorie.
Thomas Köhler (Hannover):»Kaputtmachmacht und Mitmachmotive«. Die
Transformation des akademischen Feldes aus einer Akteursperspektive
Ausgangspunkt dieser kleinen soziologischen Erzählung ist das
Orwellsche Jahr 1984, das als ein intergenerationeller Kipppunkt für
die Transformation von Habitusformen und Stimmungslagen vorgestellt
wird. Seitdem hat das Feld ein viertel Jahrhundert des Kampfes um eine
andere Verfassung der Hochschulbildung und der Wissensproduktion über
sich ergehen lassen müssen – und die Akteurskonstellationen in
diesem Feld, die Praktiken und Dispositionen der Lehrenden und
Lernenden sind nicht mehr wieder zu erkennen, jedenfalls nicht für den
soziologisch ungeübten Blick. Wie sehr sind die Bildungsprozesse der
postindustriellen Gesellschaft zur reinen »Industrie« verkommen? Wie
tief reicht dieser strukturelle Wandel bei der Generierung von
Bildung, Wissen, Kompetenzen, bei der Entstehung von Individualitäten
und Solidaritäten, von Bekanntschaften, Freundschaften und
Liebschaften? Diesen Fragen wird mit einem subjektorientierten und
fallgeschichtlich vorgehenden Verfahren der Feldhermeneutik
nachgegangen.
Ein gutes Bildungssystem und insbesondere leistungsfähiges Hochschul-
und Schulsystem wird als »zentraler Standortfaktor« angesehen. Bologna
sollte diesen optimieren. Die Verfügung über Bildung, Wissen und
Information wird zunehmend wichtiger in ökonomischer und politischer
Hinsicht. Nützliches, ökonomisch verwertbares Wissen im globalen
Wettbewerb ist zum Leitfaktor in der Beurteilung von Bildung und
Ausbildung geworden. Wissen selbst wird verstärkt unter die
Marktlogik subsumiert, wie beispielsweise die wachsende Bedeutung von
Patenten und anderen Formen geistigen Eigentums zeigen. Wissen und
Bildung werden in Wert gesetzt. Weltweit entwickeln sich neue Formen
der Produktion, Verteilung, Umformung und Anwendung von Wissen, eine
»knowledge-industry« entsteht als neuer Wirtschaftszweig. Doch welcher
Bildungsbegriff, welche Idee von Bildung liegt diesen Entwicklungen zu
Grunde? Bildung, schrieb Adorno in seiner Theorie der Halbbildung,
ist »Kultur nach der Seite ihrer subjektiven Zueignung«. Bildung ist
demnach Kulturerwerb, aber nicht äußerlicher, nämlich durch
Kulturgüter, durch Wissensgüter, durch Information, sondern innerer
Erwerb, das heißt des »Zu-Eigen-Machens' von Kultur und Humanität. Ist
diese Vorstellung von Bildung antiquiert? Hat sie in den aktuellen
Bildungsdebatten überhaupt noch eine Bedeutung? Inwieweit sind
Leitvorstellungen einer kritischen Bildungstheorie, die stets versucht
waren, der verkümmerten Seite von Bildung Geltung zu verschaffen,
überholt worden? Ist es für die gegenwärtige Gesellschaft überhaupt
noch notwendig, sich der liegen gebliebenen Seite von Bildung zu
erinnern, einen Anachronismus zu pflegen, an Bildung festzuhalten,
nachdem, wie Adorno es formulierte, »Gesellschaft ihr die Basis
entzog«? Die »neue Bildung«, so kann man feststellen, wird dem neuen
Kulturzweck durchaus gerecht. Vielleicht funktioniert sie sogar besser
als die »alte« es je hat für sich reklamieren können.
Jahrgang 1982. Sozialwissenschaftlerin; Studium
der Soziologie, Sozialpsychologie, Politik- und
Rechtswissenschaften an der Universität Hannover von 2002 bis
2009. Mitbegründerin der Assoziation kritische
Sozialpsychologie. Derzeit u. a.: Mitarbeit am Projekt
»Die Angst im Nacken« im Rahmen des Vereins Artikel 1, Mitglied
der AG Politische Psychologie Hannover.
Maria Tsenekidou (Hannover):Ausgelutschte Kamellen? Zum emanzipatorischen
Wissenschaftsverständnis Peter Brückners
Im Mittelpunkt des Vortrags soll eine Auseinandersetzung mit dem
emanzipatorischen Wissenschaftsverständnis des Begründers der
politischen Psychologie in Hannover – Peter Brückner –
stehen. Dieser in »politisch-tätiger Reflexion« engagierte kritische
Theoretiker ist in gegenwärtigen Diskursen über die Protestbewegungen
der 60er und 70er Jahre des 20. Jh. weitestgehend in Vergessenheit
geraten. Ein Grund mehr zu fragen: Was zeichnet den emanzipatorischen
Gehalt seines Wissenschaftsverständnisses aus? Welche Rolle spielt die
Verbindung von Wissenschaftskritik mit Gesellschaftskritik? Was hat
es mit dem »politischen Mandat der Wissenschaft« auf sich? Ist das
Grundmotiv der politischen Psychologie Brückners: (Selbst)Aufklärung
über den Zusammenhang von Lebensgeschichte mit gesellschaftlicher
Geschichte, mitsamt des darin angelegten praktischen Motivs der
(Selbst)Befreiung aus gegenwärtiger Perspektive veraltet? Eine
historische Einbettung dieses Wissenschaftsverständnisses ist
notwendig. Von besonderem Belang ist die Frage nach gegenwärtigen
Anknüpfungsmöglichkeiten, ebenso wie die Frage nach Schranken, welche
einer nahtlosen Aneignung entgegenstehen.
Jg. 1972, Dipl. Sozialwissenschaftler, promoviert
gegenwärtig an der Leibniz Universität Hannover zum Thema
»Technik und Herrschaft«. Redakteur des Internetmagazins SoPos.
Oliver Heins (Hannover):Zum Verhältnis von Freiheit, Eigentum
und Herrschaft
Der Rechtsphilosophie der Aufklärung zufolge ist die gleiche Freiheit
aller Menschen als Basis des Rechts unmittelbar mit dem Begriff des
Eigentums verbunden. Demnach schafft erst das Eigentum die Basis für
einen gesellschaftlichen Austausch, indem es eine intersubjektiv
anerkannte äußere Sphäre konstituiert, in der sich der menschliche
Wille dinghaft-sinnlich entäußern und vergegenständlichen kann. Das
Individuum vermag erst mittels der Kategorie des Eigentums
gesellschaftlich tätig zu werden und intersubjektiv zu agieren. Im
Kontext eines »geistigen Eigentums« konsequent zu Ende gedacht, führte
diese Auffassung zu einer Abschaffung der »public domain« und damit
eines öffentlichen Wissens, das auf der Höhe seiner Zeit steht. Wenn
jeder Gedanke jemandem gehört, wenn jede kritische Äußerung Marken zu
beschädigen droht, ist ein herrschaftsfreier Diskurs unmöglich. Dieser
ist aber Voraussetzung demokratischer Teilnahme ebenso wie er auch den
Wahrheitsgehalt von Wissenschaft erst zu begründen vermag.
Verantwortlich und Kontakt: Gregor Kritidis (g.kritidis[at]apc.de), Marcus Hawel (hawel[at]rosalux.de),
Thomas Köhler (drth.koehler[at]web.de)
Cluster II: Zur Aktualität und Kritik kritischer Theorien
Termine: 13. und 14. November 2010 (Samstag und Sonntag),
11:00–18:00 Uhr, Conti-Hochhaus (Gebäude 1502), 14.Etage, Räume
1415 und 1426
In Forschung und Lehre der »Bologna-Hochschulen« werden
die Nischen für gesellschaftskritisches Denken immer kleiner. Soweit
vorhanden werden sie zumeist von theoretischen Ansätzen besetzt, die
zumeist eine Ablehnung kapitalismusanalytischer
gesellschaftskritischer Inhalte insbesondere in der Tradition von Marx
sowie eine tendenzielle Konstruktion eines kulturellen Primats bei der
Analyse des Sozialen und dessen Veränderungen eint. Dieser
gesellschaftstheoretische Umgang scheint in mindestens doppelter
Hinsicht unzureichend: Zum einen können gesellschaftliche
Entwicklungen (Wirtschaftskrisen, Inwertsetzungen, Naturzerstörungen
u. v. m.) sowie sozio-kultureller Wandel von diesen
Ansätzen nicht hinreichend verstanden werden. Zum anderen werden
dadurch Perspektiven von gesellschaftlicher Transformation und
sozialer Emanzipation verkürzt und somit unzureichend erfasst. Aus
diesem Grund sollen im Cluster »Zur Aktualität und Kritik kritischer
Theorien« insbesondere die gesellschaftskritischen und
gesellschaftstransformatorischen Theorien thematisiert werden, die
sich im Anschluss an die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie
entwickelten. Zu diesen – vom sozialwissenschaftlichen
Mainstream ebenso wie von der kulturalistischen Kritik entgegen allem
selbsterklärten Pluralismus, der sich als aufgeklärt verstehenden
»Scientific Community« weitestgehend verdrängten – Ansätzen
gehören neben der Kritischen Theorie auch regulationstheoretische
Ansätze sowie Ansätze der Intersektionalitätsforschung und des
materialistischen Feminismus. Aber auch die Marxsche Theorie selbst
soll Gegenstand des Clusters werden.
Samstag, 13.11.2010, 11.00 Uhr
Sebastian Winter
M.A. Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für
Soziologie und Sozialpsychologie der Leibniz Universität
Hannover sowie Lehrbeauftragter an der Fachhochschule
Hannover. Arbeitsschwerpunkte: Geschlechtergeschichte der
völkischen Bewegung, Antisemitismusforschung,
Geschlechtertheoretische Sozialisationstheorie,
Psychoanalytische Sozialpsychologie. Mitglied im
Koordinationsrat der AG Politische Psychologie.
Sebastian Winter (Hannover):Eröffnung der Tagung und Moderation
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie
der Universität Oldenburg, Lehrbeauftragter am Institut für
Sozialwissenschaften der TU Braunschweig und Vorsitzender des
Bochumer Instituts für Sozialtheorie. Zuletzt veröffentlicht:
»Marx im Westen. Die neue Marx-Lektüre in der Bundesrepublik
seit 1965«, 2. Aufl., Berlin 2010 und (als Mitherausgeber):
»Eigentum, Gesellschaftsvertrag, Staat.
Begründungskonstellationen der Moderne«, Münster 2009 sowie
»Kritik der politischen Philosophie«, Münster
2010. Online-Texte unter: www.rote-ruhr-uni.com
Ingo Elbe (Oldenburg):Zur Aktualität der Marxschen Theorie
Karl Marx ist zwar wieder in aller Munde und auch der akademische
Mainstream hat teilweise mitbekommen, dass man sich wieder diesem
radikalen Denker zuwenden muss. Doch die Bezüge auf Marx sind entweder
oberflächlich oder man bemüht sich gleich darum, ihn als
hoffnungslosen Fall von Determinismus, Klassenreduktionismus,
Utilitarismus und totalitärer Geschichtsphilosophie darzustellen. Der
Vortrag soll dagegen zeigen, dass Marx’ Kritik der politischen
Ökonomie nicht nur angesichts unleugbarer ökonomischer Krisen ein
enormes Erklärungspotential bereithält, sondern auch eine fundamentale
theoretische Herausforderung für die gegenwärtigen
Gesellschaftswissenschaften und politischen Akteure darstellt. Im
Einzelnen soll gezeigt werden, dass ökonomische Wissenschaft,
Soziologie, politische Philosophie und linke Sozialkritik sich von
einer an Marx orientierten Position höchst unangenehme Fragen gefallen
lassen müssen.
Politik- und Sozialwissenschaftler. Studium der
Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut und Promotion am
Soziologischen Institut der Freien Universität Berlin;
Lehraufträge an der FU-Berlin und der Leibniz Universität
Hannover. Arbeitsschwerpunkte: Gesellschaftliche
Naturverhältnisse, Politische Ökonomie, Globalisierung, Soziale
Bewegungen im Postfordismus. Zurzeit interdisziplinärer
Forschungskoordinator an der LU Hannover.
Die Regulationstheorie gilt einerseits als unausgegoren oder überholt,
andererseits wird sie als fruchtbare Anknüpfung an die Marxsche Kritik
der Politische Ökonomie interpretiert oder als theoretisch bedeutendes
Instrumentarium zur Analyse und zum kritischen Verständnis politischer
und ökonomischer Zusammenhänge. Auch aus dieser kontroversen Stellung
ergibt sich nach einer Vorstellung dieser Theorie die
Auseinandersetzung mit ihrer argumentativen Konsistenz sowie ihren
analytischen Defiziten. Neben der Frage nach ihrer
gesellschaftstheoretischen Verortung ist somit ihre
gesellschaftsanalytische Brauchbarkeit zentral. So werden in diesem
Zusammenhang Fragen nach den Ursachen sozialer und ökonomischer
Probleme insbesondere auf dem Hintergrund aktueller globaler
Veränderungen ebenso thematisiert, wie die Brauchbarkeit dieser
Theorie zur Auseinandersetzung mit ökologischen Problemen.
Sozialwissenschaftler. Studium der Soziologie,
Sozialpsychologie und Literaturwissenschaften an der Leibniz
Universität Hannover; Lehraufträge an der LU-Hannover in
Politikwissenschaft und Soziologie. Arbeitsschwerpunkte:
Politische Staats- und Demokratietheorie, Entwicklung
politischer Institutionen und demokratische Kultur,
Vergangenheitspolitik, Deutsche und europäische Außenpolitik,
Theorie der Nation, Kritische Gesellschaftstheorie.
Vorstandsmitglied der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen.
Zurzeit Referent des Studienwerks der Rosa Luxemburg Stiftung
(Bund).
Marcus Hawel (Hannover – Berlin):Kritische Theorie der Krise.
Zum Zeitkern der Wahrheit Kritischer Theorie
Die Kritische Theorie war von Anbeginn eine Theorie der Krise in einem
dreifachen Sinne: Sie reflektierte erstens auf die Krise des
Kapitalismus der 1920er und 30er Jahre, zweitens auf das Scheitern der
Arbeiterbewegung und der proletarischen Weltrevolution von 1917/18
sowie drittens auf die Krise des Marxismus, welcher aus sich allein
heraus nicht imstande war, das Scheitern in der Krise begrifflich zu
erfassen und statt dessen in den Sog der Verdinglichung geriet,
d. h. im Osten zu einer Legitimationswissenschaft transformiert
wurde. Kritische Theorie wird als undogmatischer und selbstreflexiver
Marxismus vorgestellt, dessen Konstitutionsbedingungen die Erfahrung
des Scheiterns in der Krise gewesen war. Nachdem Karl Korsch und Georg
Lukacs vorgemacht hatten, wie man die materialistische
Geschichtswissenschaft auf den Marxismus selbst anwendet, um diesen zu
erneuern, haben Max Horkheimer und Theodor W. Adorno entscheidende
Wendungen u. a. im Geschichtsbegriff vorgenommen, die die
Kritische Theorie zu einer der avanciertesten Theorien dieser und der
kommenden Zeit gemacht haben. Worin genau besteht die Aktualität der
kritischen bzw. Kritischen Theorie heute?
Bis April 2010 Professorin am Institut für Soziologie
und Sozialpsychologie der Leibniz Universität Hannover. Lehr-
und Forschungsschwerpunkte: Sozialpsychologie der
Geschlechterdifferenz, Soziologie des
Geschlechterverhältnisses, Ungleichheit/Intersektionalität.
Zahlreiche Veröffentlichungen zu Entwicklungen feministischer
Theorie und Fragen der Interferenz von Klasse, Geschlecht,
Ethnizität. Jüngere Buchpublikationen u. a. mit Angelika
Wetterer: Achsen der Differenz. Gesellschaftstheorie und
feministische Kritik II, Münster 2003, mit Cornelia Klinger und
Birgit Sauer (Hrsg.): Achsen der Ungleichheit. Zum Verhältnis
von Klasse, Geschlecht und Ethnizität, Frankfurt/New York 2007
und mit Cornelia Klinger (Hrsg.): Ãœber-Kreuzungen. Fremdheit,
Ungleichheit, Differenz, Münster 2008.
Gudrun-Axeli Knapp (Hannover):Pushing the Boundaries? Auf der
Baustelle der feministischen Intersektionalitäts-Diskussion
Dipl. Pol., Studium der Politikwissenschaften und
Soziologie an der Universität Bremen, dort zurzeit Doktorand im
Fachbereich Sozialwissenschaften, zuletzt wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Forschungsinitiative Sicherheit (FIS) der
Leibniz Universität Hannover; Lehrbeauftragter an den
Universitäten Bremen, Bielfeld und Hannover. Weitere
Informationen unter:
http://www.wiwi.uni-bremen.de/seari/meyer.htm
Studentin der Philosophie und Geschichte an der
Universität Hannover. Magisterarbeit zum Thema »Von
›Reproduktion‹ zu ›Care‹. Analysen
feministischer Ökonomie«.
Stephanie Heck (Hannover):Zwischen Kapital und »Patriarchat«.
Thesen zu einem materialistischen Feminismus
Der Vortrag beschäftigt sich zunächst mit der so genannten
Hausarbeitsdebatte der 60er und 70er Jahre. Zentral war hierbei
u. a. eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis zwischen der
kapitalistischen Ökonomie und der Unterdrückung von Frauen.
Beispielsweise wurde nach der Rolle gefragt, die Hausarbeit im
Wertbildungsprozess spielt und daran anschließend die These
aufgestellt, dass die Unterdrückung von Frauen konstitutiv für das
Kapitalverhältnis sei, und somit eine Kritik am Kapital nicht ohne die
am Patriarchat auskommt. Anhand einer kritischen Betrachtung dieser
Thesen wird insbesondere dieses Verhältnis thematisiert. Gleichzeitig
wird auch, entgegen der These, dass die »Ehe« zwischen Feminismus und
Marxismus gescheitert sei, gezeigt, wie wichtig die Kritik der
politischen Ökonomie auch für feministische Theorien ist. Nicht
zuletzt geht es zudem darum, über die in der Hausarbeitsdebatte
gemachten Schritte hinaus zu gehen und auf die Prämissen zu verweisen,
die einem materialistischen Feminismus vorausgehen. Neuere Theorien
zur so genannten »Care-Ökonomie« werden hierfür mit einbezogen.
Doktorand am Institut für Soziologie der Leibniz
Universität Hannover. Zurzeit freier Mitarbeiter des DGB
Courage Projekts, Hannover. Arbeitsschwerpunkte:
Antisemitismus, Gesellschaftstheorie, Geschichtssoziologie.
Bengt Bethmann (Hannover):Vom religiösen Judenhass zum modernen
Antisemitismus. Thesen zu Begriff und Praxis des Antisemitismus von
seinen Ursprüngen bis ins 19. Jahrhundert
Die modernen Antisemiten lehnen Juden nicht als Anhänger einer fremden
Religion ab. Sie bezeichnen Juden nicht mehr als verstockte
Ungläubige, denen man mit Bibel und Zwang das Christentum schon noch
beibringe. Die Praxis des religiösen Judenhasses, des Antijudaismus,
war schon schlimm genug. Pogrome, Ghetto sowie infame Vorwürfe,
z. B. Epidemien durch Brunnenvergiftungen auszulösen, sind in der
langen Geschichte des Antijudaismus nur einige Beispiele für seine
gesellschaftliche Praxis. Der moderne Antisemitismus bringt noch ein
neues Motiv zur Geltung, welches fern der religiösen Ablehnung
versucht, dem Antisemitismus mithilfe der aus der Biologie entlehnten
und sozialisierten Kategorie »Rasse« einen wissenschaftlichen und
damit einen zeitgenössischen, gesellschaftlich akzeptablen Anstrich in
einer sich säkularisierenden Gesellschaft zu geben. Der Antisemitismus
bekommt damit eine neue Qualität. Dabei folgt der moderne
Antisemitismus dem Zeitgeist seiner Entstehungsepoche konsequent; dem
durch die bürgerlichen Revolutionen erreichten Formwechsel der
Gesellschaft nach 1776 und 1789 folgt auch der Formwechsel des
Antisemitismus. Der moderne Antisemitismus als
pseudowissenschaftlicher »Rasseantisemitismus« lässt sich tatsächlich
nicht anders denken als eine mit dem »long century« (Eric Hobsbawm)
vermittelte Erscheinung. Deshalb erscheint der Antisemitismus oftmals
als ein der modernen Vergesellschaftung immanentes Phänomen. Während
seine Wurzeln jedoch weit hinter die Linien der bürgerlichen
Gesellschaft und der von ihr funktional eingespannten
(Natur-)Wissenschaft zurückreichen, sind sie dennoch nicht
unvermittelt durch die bürgerliche Gesellschaft zu begreifen. Der
Vortrag behandelt die Kontinuitäten und Diskontinuitäten des
Antisemitismus und verbindet dabei sowohl realhistorische als auch
ideengeschichtliche Aspekte miteinander – mit der Zielsetzung,
die auch für seine heutigen Erscheinungsformen wesentlichen
Bestimmungen des Antisemitismus herauszuarbeiten.
Geb. 1973; Studium der Sozialwissenschaften und
Philosophie an der Universität Hannover, Dipl.-Sozialwiss.
2004. Z. Zt. Promotion an der Universität Hannover mit
einer ideologiekritischen Arbeit zum Thema »Antisemitismus und
deutsche Nation«. Mitglied am Gesellschaftswissenschaftlichen
Institut Hannover und Mitarbeiter im Bulthaup-Archiv.
Koordinator der Lektürekurse des GI zur Kritik der politischen
Ökonomie.
Heiko Vollmann (Hannover):Klassenbewusstsein heute
Nicht nur in explizit-bürgerlichen Kreisen, auch innerhalb der Linken
wird heutzutage vielfach bestritten, dass wir in einer
»Klassengesellschaft« leben. Die realisierte Gleichheit aller Bürger
vor dem Recht; die Ergänzung der »Marktwirtschaft« durch den
modernisierten »Sozialstaat«; der ökonomische Strukturwandel weg von
der »Industriegesellschaft«, hin zur »Dienstleistungsgesellschaft«;
die veränderten Organisationsstrukturen des Arbeitsprozesses im
»Postfordismus«; der durch Erziehung und Kulturindustrie erzeugte
Konformismus der »Massen« gelten als Indizien dafür, dass die alte
Marxsche Klassentheorie nicht mehr greife. Das objektive Verschwinden
von subjektivem »Klassenbewusstsein« schließlich wirft selbst bei
orthodoxen Marxisten die Frage auf, ob nicht mit dem Verschwinden der
»Klasse für sich« auch die Rede von der »Klasse an sich«
gegenstandslos geworden sei, und man müht sich nachzuweisen, dass der
Geschichte dennoch ihr revolutionäres Subjekt nicht abhanden gekommen
sei. Ob und inwiefern dies alles als notwendige theoretische Reaktion
auf den objektiven gesellschaftlichen Wandel zu fassen ist, oder eher
als subjektive Begriffsverwirrung der TheoretikerInnen, soll in diesem
Vortrag geklärt werden anhand einer Rekonstruktion der Marxschen
Klassentheorie und einiger erkenntnistheoretischer Ãœberlegungen zum
Inhalt und zu den Konstitutionsbedingungen von Klassenbewusstsein.
Geb. 1963, Studium der Gesellschaftswissenschaften
in Frankfurt/M., 1998 Promotion mit einer Arbeit über Kunst
und Kulturindustrie, 2005 Habilitation mit einer empirischen
Untersuchung über Beratung, die zugleich eine Kritik der
»Wissensgesellschaft« ist, bis WS 2006/07 wissenschaftliche
Mitarbeiterin und vom WS 2007/08 bis SoSe 2009
Vertretungsprofessur am Arbeitsschwerpunkt »Devianz und Soziale
Ausschließung«.
Christine Resch (Frankfurt/M.):Kritik: Vom Schimpfen am Stammtisch
über technokratische Verbesserungsvorschläge zur reflexiven
Herrschaftsanalyse
Unsere alltäglichen Interaktionen bestehen nicht zuletzt darin, Kritik
zu üben. Wir nörgeln über Ungerechtigkeiten, das Fernsehprogramm oder
den Irrsinn, der in der Großpolitik betrieben wird. Von mächtigen
Akteuren: Gewerkschaften, Arbeitgeber-Verbänden oder Parteien in der
Opposition kennen wir, dass Ratschläge gegeben werden, wie XY besser
einzurichten wäre. Sie machen technokratische Verbesserungsvorschläge.
In Politik und Wirtschaft sind Berater dazugekommen, die
ergebnisorientiert »konstruktive« Kritik leisten. Ich werde
argumentieren, dass sozialwissenschaftliche Kritik (im Unterschied zur
Kritik im Alltag und durch Experten) eine reflexive Herrschaftsanalyse
auszeichnet. Dazu braucht es keine normativen Maßstäbe, wie
Gesellschaft »optimal/gut« eingerichtet sein könnte. Kritik kann sich
darauf konzentrieren, die Widersprüche und Ungleichzeitigkeiten
innerhalb einer Produktionsweise zu analysieren. »Kritik als
Reflexivität« ist die Tradition von der Aufklärung bis zur Kritischen
Theorie.
Verantwortlich und Kontakt: Lars Heitmann (lmeyer[at]uni-bremen.de),
Athanasios Karathanassis (karathanassis[at]gmx.net), Sebastian Winter
(winter[at]sozpsy.uni-hannover.de)
Cluster III: Soziale Widerständigkeit, gesellschaftliche Alternativen
und die Rolle des Staates
Mit der Entwicklung gesellschaftlicher Problemlagen und
Krisen im Kapitalismus geraten zunehmend auch die gesellschaftlichen
Gruppen unter Veränderungsdruck, die bisher als Soziale Bewegungen
wirkungs»mächtig« wurden. Ausgehend von den traditionellen
Gewerkschaften über One-item-Bewegungen, insbesondere der 1980er
Jahre, wie z. B. Anti-AKW- oder Anti-Kriegsbewegungen,
entwickelten sich Bewegungsformen, wie z. B. die
Anti-Globalisierungsbewegungen, die seit Ende der 1990er Jahre
Ausdruck gesellschaftspolitischer Veränderungsprozesse zu sein
scheinen. Insbesondere aus Sicht einer traditionell starken
Institutionalisierung sozialer Proteste und Widerstandsformen
erscheinen diese gegenwärtigen Bewegungsformen aber als relativ
unorganisiert. Unstrittig ist, dass die Prekarisierung der Arbeits-
und Lebensverhältnisse weltweit vorangeschritten ist und sich weiter
zuspitzt. Von einem »Prekariat« als gesellschaftliches Subjekt, das
sich dagegen zur Wehr setzt, mag – u. a. aufgrund ihrer
Vereinzelungen bzw. relativen Unorganisiertheit – jedoch kaum
jemand sprechen. Dennoch haben sich in den politischen Kämpfen der
letzten Zeit neue Protestformen entwickelt, bei denen u. a. zu
fragen ist, ob der Institutionalisierungsgrad dieser sozialen
Bewegungen mit ihrer Wirkungsmacht korrelieren und ob diese Bewegungen
auf ein neues widerständiges Bewusstsein insbesondere jüngerer Akteure
schließen lassen, das auf eine emanzipatorische Gestaltung von
Gesellschaft abzielt. So stellen sich im Kontext dieser Aktualität
verstärkt Fragen nach den Voraussetzungen, Formen und Inhalten
wirkungsmächtiger sozialer Widerständigkeit sowie alternativer Lebens-
und Arbeitsweisen im gegenwärtigen Kapitalismus. Gibt es »Keimformen«
eines neuen emanzipativen gesellschaftspolitischen Subjekts? Und wenn
ja, wie ließen sich diese charakterisieren? Welche Widerstandsformen
und Alternativen sind aus jetziger Sicht zur Gestaltung
emanzipatorischer Gesellschaften erforderlich und möglich? Im
besonderen Fokus steht hierbei die Rolle des Staates als ein zentrales
politisches Regulativ in kapitalistisch verfassten
Gesellschaften. Inwieweit ist dieser in gesellschaftlich
emanzipatorischen Richtungen reformierbar? In welchem Verhältnis steht
der Staat zu sozialen Bewegungen, und wie müsste dieser in Bezug auf
die o. g. Richtungen umgestaltet werden? Welches politische und
auch ökonomische Demokratieverständnis liegt einer emanzipierten
Gesellschaft zu Grunde? Diesen und weiteren Fragen wollen wir anhand
theoretischer Fundierungen und ausgewählter Beispiele in kritischen
und offenen Beiträgen sowie Diskussionen auf den Grund gehen.
Dr. Gregor Kritidis
Politikwissenschaftler. Studium der Politikwissenschaft, Soziologie
und Sozialpsychologie an den Universitäten Hannover und
Athen. Er promovierte 2007 in Hannover und ist in der
politischen Erwachsenenbildung tätig. Seit 2000 Redakteur des
Internetmagazins SoPos.
Organisationssekretär der Loccumer Initiative kritischer
Wissenschaftlerinnen. Zurzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Politische Wissenschaft der Leibniz Universität
Hannover. Arbeitsgebiete: Geschichte und Theorie der
Arbeiterbewegung und Soziale Bewegungen.
Gregor Kritidis (Hannover):Einleitung der Tagung und Moderation
Jahrgang 1965, arbeitet unter anderem an der Universität
Hamburg, diskutiert in der »Gruppe Blauer Montag« und ist auf
der Hamburger Elbinsel Wilhelmsburg stadtpolitisch aktiv. Er
ist gemeinsam mit Max Henninger koordinierender Redakteur von
Sozial.Geschichte Online.
Peter Birke (Hamburg):Zwischen Standortlogik und Arbeitskampf. Die
Transformation der Gewerkschaften
Die Dominanz neoliberaler Strategien hat seit den 1980er Jahren nach
und nach überall in Westeuropa mit der zentralen Verortung der
Gewerkschaften in der Vermittlung betrieblicher Herrschaft gebrochen.
Die These, die ich in meinem Vortrag entwickeln möchte, ist, dass auf
dieser Grundlage nach und nach (über die unterschiedlichen
Geschwindigkeiten der Mitgliederkrise, die Abnahme der Bindungskraft
von Tarifverträgen, die Verschlechterung der legalen Position der
Gewerkschaften sowie ihre schwindende Rolle in tripartalen
Verhandlungen vermittelt) die Polarisierung zwischen den strategischen
Optionen der Gewerkschaften zugenommen hat; zwischen einer aktiven
Bezugnahme auf die Durchsetzung von Forderungen vermittels
Arbeitskämpfen auf der einen sowie dem Versuch, sich als Teil des
betrieblichen und gesellschaftlichen Krisenmanagements zu
positionieren auf der anderen Seite. Dabei sind drei Aspekte aus
meiner Sicht besonders interessant: 1. Wie bezieht sich diese
Polarität auf die soziale Neuzusammensetzung der Lohnarbeit und
– davon unterschieden – die (zumindest nicht unmittelbar:
politische) Neuzusammensetzung der Arbeitskämpfe? 2. Wie hat sich
diese Polarität in der aktuellen Wirtschafts- und Finanzkrise
modifiziert? 3. Wie bezieht sich diese Polarität auf neue
gewerkschaftliche Strategien (bzw. das neue gewerkschaftliche
Organisationsdesign) wie das »Organizing«?
Stefanie Hürtgen ist promovierte Politikwissenschaftlerin
und Lehrbeauftragte u. a. an der Universität
Frankfurt. Sie wurde in Ost-Berlin geboren, jobbte dort im
Kulturbereich und im Bereich der Erwachsenenbildung, ging nach
dem Studium nach Frankreich, dann nach Frankfurt am Main an das
Institut für Sozialforschung, von dort an die benachbarte
»Akademie der Arbeit«, einer gewerkschaftsnahen
Bildungseinrichtung, die in den 20er Jahren als »Hochschule für
das Volk der Arbeit« gegründet worden ist. Zurzeit ist sie
wieder am Institut für Sozialforschung tätig, in einem
Forschungsprojekt, das Anspruchshaltungen an Arbeit im Zuge
wachsender Prekarisierung und Verunsicherung untersucht.
Stefanie Hürtgen (Frankfurt):High-tech für Niedriglohn?
Standortverlagerungen nach Mittelosteuropa und gewerkschaftliche
Perspektiven
Standortverlagerungen sind gang und gäbe, nicht nur in Deutschland.
Nach einigen spektakulären Kämpfen für den »Erhalt« der Arbeitsplätze
wird es dann meist wieder ruhig, die Produktion ist halt
»verloren«. Doch was entwickelt sich hinter der deutschen und
westeuropäischen Grenze? Wie sind dort die Arbeitsverhältnisse, gibt
es dort keine Arbeitsauseinandersetzungen und Gewerkschaften, wie es
in den Medien zumeist verbreitet wird – oder etwa doch?
Stefanie Hürtgen will diesen Fragen am Beispiel der
Elektronikindustrie in Mittelosteuropa nachgehen, um anschließend zu
diskutieren, was die aufgezeigten Entwicklungen für mögliche
Arbeitskämpfe in Ost- und Westeuropa bedeuten.
Autor, Mitarbeiter des tie-Bildungswerks e.V.,
aktiv in der europäischen
basis-gewerkschaftlichen Bildungs- und Vernetzungstätigkeit,
lebt und arbeitet in Berlin. Veröffentlichungen: 1968 und
dann? Erfahrungen und Lernprozesse von bewegten der
68er-Revolte; 6 Tage der Selbstermächtigung – Der Streik
bei Opel in Bochum im Oktober 2004; Selbstorganisation –
Transformationsprozesse von Arbeit und sozialem Widerstand im
neoliberalen Kapitalismus.
Willi Hajek (Berlin):Selbstermächtigung gegen die Krisenfolgen.
Individuelle und kollektive Gegenwehr
Wut, soziales Aufbegehren (Widerständigkeit) und neue
Organisationsformen existieren in Europa. – In Italien:
Entlassungen bei der Bahn und bei Fiat in Melfi als auslösende Momente
kollektiver landesweiter Mobilisierungen. – In Frankreich:
Kampf gegen die Rentenreform der Regierung Sarkozy. – In
Deutschland: Das zeitweilige FAU-Verbot in Berlin, die Emmely –
Kampagne, die Forderung des DGB nach Tarifeinheit und seine Angst vor
Basisbewegungen und aktiven Fachgewerkschaften. Neue Zusammenhänge
bilden sich – Netzwerke für eine radikale und basisbezogene
andere Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung in Europa. Der Beitrag
stellt diese Entwicklungen vor und stellt in diesem Zusammenhang auch
Fragen nach den Möglichkeiten neuer gesellschaftlicher
Transformationsbewegungen.
Dr. der Politikwissenschaften und Doktorand der Soziologie
in Puebla (Mexiko), wissenschaftlicher Mitarbeiter, Abteilung
für Politik- und Entwicklungsforschung am Institut für
Soziologie der Johannes Kepler Universität Linz (Austria),
Autor und Dokumentarfilmer. Schwerpunkt seiner Studien sind
Prozesse sozialer Transformation, Bewegungen, demokratische
Planung, partizipative Demokratie und Arbeitermit- und
Arbeiterselbstverwaltung. Zahlreiche Buchveröffentlichungen zu
Italien, Kolumbien, Mexiko, Venezuela, Privatisierung
militärischer Dienstleistungen, Migration und Soziale
Bewegungen, die in diverse Sprachen übersetzt wurden. Jüngst
erschien »Partizipation, Arbeiterkontrolle und die Commune«
(VSA). Verschiedene Dokumentarfilme zu Bewegungen, Nicaragua,
Mexiko und Venezuela, Zuletzt »Comuna im Aufbau«. Seine Essays
wurden in WorkingUSA, Herramienta, Otra EconomÃa, Socialism and
Democracy, Blätter für deutsche und internationale Politik und
anderen Journalen veröffentlicht. Er gehört zum Herausgeberrat
von WorkingUSA und Cuadernos de Marte und ist Mitherausgeber
der »International Encyclopedia of Revolution and Protest.
1500 to the Present«. Weitere Informationen:
www.azzellini.net
Dario Azzellini (Puebla – Linz):Venezuela: Revolution als Prozess
In Venezuela existiert seit über zehn Jahren ein gesellschaftlicher
Transformationsprozess, der im Vergleich zu historischen Revolutionen
eine Reihe neuer bzw. anderer Herangehensweisen an den Tag legt. So
wird Revolution als lang anhaltender Prozess verstanden und nicht als
einfacher Akt der Regierungsübernahme. Als Akteure der Veränderung
gelten die Basisorganisationen und nicht der Staat, dieser soll
perspektivisch überwunden werden. Mit den Jahren wurde eine
sozialistische Perspektive angenommen, diese orientiert sich aber
nicht am Staatssozialismus, sondern ist viel mehr in der historischen
Linie des Commune und des Rätesozialismus zu verorten. So soll von
unten ein weit artikuliertes Rätenetz entstehen, das zunehmend mehr
Aufgaben in Selbstverwaltung übernimmt und den Staat perspektivisch
ablöst. Mit den Kommunalen Räten (Consejos Comunales), den Comunas
und den Kommunalen Städten sind die ersten Ebenen bereits gelegt und
werden nur entwickelt. Der Prozess, in dem staatszentrierte und
antisystemische Kräfte zusammen kommen ist voller Spannungen und
Konflikte, doch auch nach 11 Jahren ist es weiter ein Aufbau von zwei
Seiten, der in Venezuela ein neues Gesellschaftsmodell zu entwickeln
versucht.
Verantwortlich und Kontakt: Gregor Kritidis g.kritidis[at]apc.de, Marcus
Hawel (hawel[at]rosalux.de), Athanasios Karathanassis
(karathanassis[at]gmx.net), Volker Drell (volker.drell[at]gmail.com)
Cluster IV: Gesellschaft, Natur und Technik
Termine: 17. und 18. Dezember 2010 (Freitag und Samstag), Beginn:
Freitag 13.00 Uhr, Samstag 11.00 Uhr, Veranstaltungsort: Faust, Zur
Bettfedernfabrik 3, 30451 Hannover
Ressourcenknappheit, Klimawandel und eine Vielzahl weiterer
Naturzerstörungen sind inzwischen nicht mehr zu leugnende empirische
Evidenzen, die in politischen Entscheidungsprozessen,
wissenschaftlichen Diskursen und gesellschaftlichem Handeln zunehmend
Niederschlag finden. So sind zwar eine wachsende Anzahl
umweltpolitischer Abkommen verabschiedet, eine Vielzahl von Gutachten
zum »Zustand der Welt« erstellt sowie eine Reihe so genannter
umweltschonender Konsumweisen und Technologien praktisch wirksam. Eine
kritische Analyse gesellschaftlicher Naturverhältnisse, die
insbesondere ökonomische und politische Ursachen sowie
gesellschaftlich-kulturelle Folgewirkungen der o. g.
katastrophischen Entwicklungen thematisiert, blieb bisher aber ebenso
marginal wie eine radikale Kritik am unreflektierten Einsatz von
Technologien. Die »Kritische Uni« möchte mit dieser Veranstaltung
einen Beitrag liefern, dieses Defizit an kritischer
Gesellschaftstheorie zu verringern. Hierbei stehen neben Ursachen und
Folgen auch Fragen nach ökonomischen und politischen Alternativen
sowie Lebensweisen im Fokus, die das gegenwärtige vom Warenkonsum
getragene Wachstumsparadigma thematisieren. Diesen und weiteren
Fragen wollen wir anhand theoretischer Fundierungen und ausgewählter
Beispiele in kritischen und offenen Beiträgen sowie Diskussionen auf
den Grund gehen. Während der Schwerpunkt des ersten Tages auf
philosophischen, wissenschaftstheoretischen und habitusspezifischen
Fragestellungen liegt, werden am zweiten Tag empirische Evidenzen mit
ökonomiekritischen Fragen zum Verhältnis von Kapital und Natur
verknüpft.
Freitag, 17.12.2010, 13.00 Uhr
Dr. Marcus Hawel
Sozialwissenschaftler. Studium der Soziologie,
Sozialpsychologie und Literaturwissenschaften an der Leibniz
Universität Hannover; Lehraufträge an der LU-Hannover in
Politikwissenschaft und Soziologie. Arbeitsschwerpunkte:
Politische Staats- und Demokratietheorie, Entwicklung
politischer Institutionen und demokratische Kultur,
Vergangenheitspolitik, Deutsche und europäische Außenpolitik,
Theorie der Nation, Kritische Gesellschaftstheorie.
Vorstandsmitglied der Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen.
Zurzeit Referent des Studienwerks der Rosa Luxemburg Stiftung
(Bund).
Marcus Hawel (Hannover – Berlin):Einleitung und Moderation
Philosoph. Studium der Philosophie und Politischen
Wissenschaft in Hannover und Berlin. Nach der Promotion 2003
wissenschaftlicher Mitarbeiter in Hannover, an der University
of California at San Diego, der Humboldt-Universität zu Berlin
und seit 2007 Dilthey-Fellow an der Technischen Universität
Berlin. Arbeitsschwerpunkte: Wissenschaftsphilosophie,
v. a. Nietzsche und Feyerabend, Sozialphilosophie,
v. a. soziale Bewegungen, politische Moral und EU,
Philosophie der Antike sowie des 19. und 20. Jahrhundert.
Helmut Heit (Hannover):Die Rolle der Wissenschaften im
gesellschaftlichen Naturverhältnis
»Die Wissenschaft wird in der Theorie der Gesellschaft zu den
menschlichen Produktivkräften gezählt«, stellt Max Horkheimer 1932 zu
Beginn der ersten Nummer der Zeitschrift für Sozialforschung fest.
Die historisch veränderlichen Formen der theoretischen Naturauffassung
und die mehr und mehr auf wissenschaftlichem Wissen basierenden Formen
technisch vermittelter Naturauseinandersetzung sind fundamentale
Momente des gesellschaftlichen Naturverhältnisses. Spätestens seit der
von Marx beschriebenen Entwicklung von Maschinerie und großer
Industrie ist die menschliche Produktion, Konsumption und Reproduktion
auch durch Wissenschaft bestimmt. Während der Effekt der
Wissenschaften auf die sozioökonomischen Bedingungen offenkundig ist,
sind die gegenläufigen Einflüsse weniger klar. In der Tradition der
kritischen Gesellschaftstheorie wurde die Rolle der Wissenschaften
vorwiegend darin gesehen, die Menschen durch überlegene Einsicht und
effektivere Technik vom Naturzwang zu emanzipieren. In einer
post-kapitalistischen Gesellschaft würden die Wissenschaften ihr
emanzipatorisches Potential voll entfalten können. Daneben gibt es
aber schon länger Überlegungen, die sich gegen »den
Tigerbändiger-Standpunkt gegenüber der Natur« (Bloch) aussprechen und
ein »Eingedenken der Natur im Subjekt« fordern (Adorno). Ausgehend
von diesen Überlegungen möchte ich versuchen, die Rolle der
Wissenschaften im Spannungsfeld von Emanzipation, Wahrheit und
Naturbeherrschung zu klären.
Philosophiestudium in Turin, Hamburg, Claremont und
Greifswald. Sie hat als Stipendiatin der Hans-Böckler-Stiftung
2008 in Umweltethik promoviert mit einer Dissertation zu den
prozessphilosophischen Grundlagen der Starken Nachhaltigkeit.
Zurzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrkraft
für besondere Aufgaben an der Universität Greifswald.
Arbeitsschwerpunkte: praktische Philosophie, feministische
Philosophie, Prozessphilosophie, Umwelt- und
Nachhaltigkeitsethik.
Sozialwissenschaftler. Studium der Politikwissenschaft,
Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Hannover
und Promotion am Soziologischen Institut der Universität
Rostock; derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Eduard
Pestel Institut für Systemforschung in Hannover und Aktivist in
der Transition Town Bewegung. Arbeitsschwerpunkte: Solidarische
Ökonomie, Empirische Sozialforschung, Kultursoziologie,
Gesellschafts- und Sozialtheorie.
Thomas Köhler (Hannover):Im Sturm auf die Wunschmaschinen
In der bekannten neunten geschichtsphilosophischen These hat Walter
Benjamin uns den Fortschritt als Sturm vorgestellt, der den Engel der
Geschichte mit dem Rücken nach vorne mitreißt. Die Revolution läge
dann im Ziehen einer Notbremse. – Es ist nicht leicht, sich eine
solche Revolution als Praxis vorzustellen, gerade angesichts der
Vermutung, dass Menschen als Wunschmaschinen funktionieren, die die
kapitalistische Exzess-Ökonomie mit der unstillbaren Gier nach immer
neuen Objekten der Lust vorantreiben. Ein möglichst
tiefenhermeneutischer Blick auf einige dieser neuesten Objekte des
Green New Deal (von Desertec bis zum A++-Doppelflügeltürkühlschrank)
sowie die Konfrontation dieser Wunschwelten mit den Wünschen einiger
PostwachstumsökonomInnen soll ein gemeinsames Nachdenken über die
gesuchte Notbremse ermöglichen.
Sozialwissenschaftler. Studium der Politikwissenschaft,
Soziologie und Sozialpsychologie an der Universität Hannover
und Promotion am Soziologischen Institut der Universität
Rostock; derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Eduard
Pestel Institut für Systemforschung in Hannover und Aktivist in
der Transition Town Bewegung. Arbeitsschwerpunkte: Solidarische
Ökonomie, Empirische Sozialforschung, Kultursoziologie,
Gesellschafts- und Sozialtheorie.
Thomas Köhler (Hannover):Eröffnung der Tagung und Moderation
Geb. 1958 in Wien, Dr. theol. und Philosoph (M.A.),
arbeitet als selbstständiger Lektor und Übersetzer. Seine
Politisierung begann mit der erfolgreichen österreichischen
Anti-AKW-Bewegung. Von Anfang an war die Kritik am Kapitalismus
bei ihm stark ökologisch motiviert. Er ist einer der
Mitbegründer der »Initiative Ökosozialismus«.
Der wachstumskritische Diskurs gewinnt immer stärker an Akzeptanz, und
selbst reaktionäre Querdenker haben erkannt, dass das Zeitalter des
stetigen Wirtschafswachstums endgültig zu Ende ist. Geradezu hilflos
nehmen sich dagegen die Versuche vonseiten grüner und linksliberaler
Kreise aus, ein »anderes«, qualitatives«, »selektives« Wachstum zu
beschwören, um den Menschen ein »Weiter so« mit anderen Mitteln
einzureden und den Konsequenzen auszuweichen, die das Ende des
Wachstums unweigerlich für das kapitalistische System sowie für
unseren Typ von Industriegesellschaft hat. Innerhalb von »attac« wurde
ein Positionspapier erarbeitet, das die derzeitige Entwicklung sehr
präzise beschreibt. Die »12 Mainzer Thesen wider den globalen Kollaps«
(zu finden in: www.tekaat.de) sollen hier vorgestellt und diskutiert
werden – natürlich im Hinblick auf mögliche Handlungsoptionen.
Geb. 1973, lebt vor allem in Klagenfurt (Österreich).
Studium der Ökologie. Redaktion »Streifzüge«.
Aktivist der »Kritischen &
Solidarischen Universität – KriSU«. Schwerpunkte:
Solidarische Ökonomie,
Landnutzung, Energiewende, Grundeinkommen. Aktuelle
Veröffentlichung: Exner/Lauk/Kulturer: »Die Grenzen des
Kapitalismus. Wie wir am Wachstum scheitern«, Ueberreuter 2008.
Andreas Exner (Klagenfurt):Räume der Krise, Krise des Raums –
»Land grab« als Strategie des Kapitals
Energiesicherheit und Klimastabilität, die Versorgung mit
Nahrungsmitteln, die Kapitalökonomie und deren politische Legitimität
sind in unterschiedlichem Maß bedroht. Zwischen diesen disparaten
Krisentendenzen besteht ein innerer Zusammenhang in der
kapitalistischen Produktion von Raum. Das Kapital sistiert Krisen der
Ãœberakkumulation durch die Produktion von Raum zeitweilig und
verschärft sie dabei zugleich. Das erdöldominierte Energiesystem war
ein globaler spatial fix im Gefolge der Ãœberakkumulationskrise an der
Wende zum 20. Jahrhundert. Dieser »fossil fix« machte zugleich den
spatial fix der kolonialen Raumstrategie obsolet. Angesichts von Peak
Oil und Klimawandel erscheint der globale »rush on land« als ein
Moment im Versuch, die Krise der Ãœberakkumulation von Kapital durch
den Aufbau eines biomasse-zentrierten Energiesystems zu
bearbeiten. Diese scheinbare Wiederkehr einer kolonialen Raumstrategie
bricht sich jedoch an den vielfältigen Kämpfen gegen die Aneignung von
Land durch das Kapital.
Politik- und Sozialwissenschaftler. Studium der
Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut und Promotion am
Soziologischen Institut der Freien Universität Berlin;
Lehraufträge an der FU-Berlin und der Leibniz Universität
Hannover. Arbeitsschwerpunkte: Gesellschaftliche
Naturverhältnisse, Politische Ökonomie, Globalisierung, Soziale
Bewegungen im Postfordismus. Zurzeit interdisziplinärer
Forschungskoordinator an der LU Hannover.
Athanasios Karathanassis (Hannover):Ökonomie und Natur zwischen
Inwertsetzung der Natur und Entwertung der Ökonomie – Einblicke
und Ausblicke aus politisch-ökonomischer Sicht
Angesichts bisheriger ökonomischer Wachstumsausmaße und stofflicher
Verbrauchsmengen sowie empirisch evidenter ökologisch und sozial
relevanter Großkrisen wird die Suche nach Ursachen dieses
gesellschaftlichen Naturverhältnisses sowie Fragen nach einem anderen
Gesellschaftssystem immer dringender. Der Beitrag thematisiert
Zusammenhänge von Wachstum, Entropie, Wertlogik und
Akkumulationsstrategien, um kapitalistische Ökonomien als inhärent
naturdestruktive Wert-Stoff-Verbindungen identifizieren zu können.
Darauf aufbauend erfolgt eine Kritik an der Inwertsetzung von Natur,
insbesondere als ökologische Reformstrategie sowie die Vorstellung
ökonomischer Eckpfeiler, die auf dem Hintergrund der Analyse des
derzeit destruktiven gesellschaftlichen Naturverhältnisses als
systemtransformatorische Alternativen streitbar sein sollen. Im
Gegensatz zu den auf Effizienzsteigerungen bzw. technikbasierten
Lösungsvorschlägen aufbauenden Auswegen wird hierbei auf Grundlage
einer ökonomischen Formkritik die Notwendigkeit eines radikalen Bruchs
mit der auf Wertverhältnissen basierten Ökonomie als unumgänglich
eingeschätzt.
Studium der Soziologie, Politik und Anthropologie,
Master of Science in Soziologie, sozialwissenschaftliche
Promotion in Deutschland zum Thema: »Solidarische Ökonomie in
Brasilien und Deutschland. Selbstverwaltung und
Demokratie«. Lebt und arbeitet (Seminare und Verwaltung) zurzeit
in der Kommune Niederkaufungen. Aktuelle Forschungsarbeit:
Gemeinsame Ökonomie.
Jacqueline Bernardi (Niederkaufungen):Solidarische Ökonomie als
Grundlage ökologisch verträglichen Wirtschaftens
Wie beim traditionellen Genossenschaftswesen bildet bei der
solidarischen Ökonomie ein menschwürdiges Auskommen der Beteiligten
die wichtigste Motivation. Aber im Gegensatz zum traditionellen
Genossenschaftswesen ist die Frage der langfristigen ökologischen
Verträglichkeit des Wirtschaftens von ebenso großer Bedeutung. Die
solidarische Ökonomie wird von den Beteiligten zudem als Teil eines
weitergehenden Projekts sozialer Emanzipation verstanden, das über die
unmittelbaren sozialen, ökonomischen und kulturellen Interessen
hinausreicht. Dieses Selbstverständnis soll näher beleuchtet und in
den größeren Zusammenhang sozialer Bewegungen eingeordnet werden.
Verantwortlich und Kontakt: Helmut Heit (Helmut.heit[at]tu-berlin.de), Athanasios Karathanassis
(karathanassis[at]gmx.net), Thomas Köhler (drth.koehler[at]web.de)
Anfahrten mit der Bahn:
… zur »Korn«: Ihr verlasst den Hauptbahnhof auf der Vorderseite
und geht geradeaus über den Bahnhofsvorplatz in die
Bahnhofsstraße. Am Ende der Bahnhofsstraße seid ihr am Kröpcke und
geht dort in die U-Bahn. Dort nehmt ihr die Linien 6 (Richtung
Nordhafen) oder 11 (Richtung Haltenhoffstraße). Ihr fahrt drei
Stationen bis zur Haltestelle Kopernikusstraße und verlasst diese in
Fahrtrichtung. Oben angekommen biegt ihr rechts in die
Kopernikusstraße ab, von dort rechts in die Kornstraße. Das UJZ
findet ihr nach 100 m linker Hand.
… zur »Faust«: Mit der Linie 10 bis Leinaustraße. Am Ende der
Leinaustraße rechts liegt das Faust-Gelände. Mit der Linie 4 und 5
bis zur Universität. Zu Fuß durch den Georgengarten. An der
Sport-Uni vorbei in den Lodyweg. Hinter der Unterführung über die
Leinebrücke, am Weddigenufer rechts, dann über die Fußgängerbrücke,
rechter Hand liegt das Faust-Gelände.
… zum Contihochhaus: Ihr verlasst den Hauptbahnhof auf der
Vorderseite und geht geradeaus über den Bahnhofsvorplatz in die
Bahnhofsstraße. Am Ende der Bahnhofsstraße seid ihr am Kröpcke und
geht dort in die U-Bahn. Dort nehmt ihr die Linien 4 (Richtung
Garbsen) oder 5 (Richtung Stöcken) und fahrt bis Königsworther
Platz. Dann in Fahrtrichtung aussteigen und aus dem rechten Ausgang
die U-Bahn in rechter Richtung verlassen. Unmittelbar auf der linken
Seite befindet sich das Contigelände.