Kaufen, was einem die
Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben;
glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider
werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht. - Kurt
Tucholsky
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Ein sehenswertes Dokument über die Wahrheit von Sabra u. Shatila
15. Jun. 2006, 03:37
Einer der Täter: "Das Massaker war von den Israelis geplant und organisiert. Sogar die Plastikfolien zum Abdecken der Leichenberge in den Massengräbern standen von Anfang an zur Verfügung. Die Juden haben einfach an alles gedacht......"
Eine filmische Studie über sechs Täter, die an einer Blutorgie teilgenommen haben. MASSAKER insistiert auf Wahrhaftigkeit, nicht auf Anklage, Belehrung, Kommentar. Die Entscheidung, ausschließlich die Täter zu Wort kommen zu lassen, mag angreifbar sein - ihre Erzählungen sind es nicht.
Vom 16. bis 18. September 1982, zwei Nächte und drei Tage lang, wüteten die Milizionäre in den Beiruter Palästinenserlagern Sabra und Shatila. Sie folterten ihre Opfer, vergewaltigten junge Mädchen, schlitzten Schwangeren den Bauch auf und verstümmelten Leichen. Die genaue Zahl der Toten und Verschwundenen ist bis heute nicht bekannt.
Die meisten Täter gehörten zu den "Forces Libanaises", einer mit Israel verbündeten christlichen Miliz. Die israelische Armee unter dem Oberkommando des damaligen Verteidigungsministers und heutigen Ministerpräsidenten Ariel Scharon hatte die Lager abgeriegelt. Nur die Milizionäre, deren Hass auf die Palästinenser bekannt war, durften in die Lager. Um ihr Vorrücken zu erleichtern, schossen israelische Soldaten in den Nächten des Massakers Leuchtraketen über Sabra und Shatila ab. Das Massaker in den libanesischen Palästinenserlagern schockierte 1982 die Weltöffentlichkeit, heute ist es fast vergessen. Dabei stehen Sabra und Shatila exemplarisch für all die Massaker, die folgten: in Ruanda zum Beispiel oder in den Jugoslawien-Kriegen. Bei jedem neuen Massaker tauchen die alten Fragen auf: Was treibt Menschen zu solchen Gewaltexzessen? Wie können sie danach weiterleben?
"Man tötet den Ersten widerstrebend", sagt einer von ihnen, "beim Zweiten und Dritten fällt es einem schon leichter. Beim Vierten beginnt es Spaß zu machen." Karge Fragmente wie "damals schossen wir wie in Cowboyfilmen" und "wir begriffen nicht, dass wir wirklich töteten" markieren Lebenswege von marodierenden Gangmitgliedern in die Ausbildungscamps der "Forces Libanaises" oder in die der israelischen Armee. Aussagen wie "Damals sagten wir: ´Kaufst du einen Palästinenser, dann kauf auch einen Stock´", dokumentieren im Bürgerkrieg verfestigte Feindbilder.
MASSAKER verknüpft die mentalen Dispositionen der Täter mit ihrem politischen Umfeld und beleuchtet so das Phänomen der kollektiven Gewalt. "Unbewusst tötet man um die Wette. Unbewusst wollte jeder der Stärkste, der Schrecklichste und der größte Rächer sein." MASSAKER kann und will das Massaker von Sabra und Shatila nicht in allen seinen Aspekten rekonstruieren. Vielmehr entsteht durch die Montage der Erzählungen der Protagonisten eine bislang unveröffentlichte Version: Das Massaker aus der Sicht der Täter. Im Libanon ist das Massaker von Sabra und Shatila wie all die anderen im sechszehnjährigen "Bürgerkrieg" begangenen Massaker bis heute ein Tabuthema. Niemand wurde vor Gericht gestellt, und 1991 verabschiedete das libanesische Parlament eine Amnestie für alle während des "Bürgerkriegs" begangenen Verbrechen. "20 Jahre lang habe ich niemandem etwas erzählt," sagt einer der Täter und spricht dabei auch für die anderen, "es ergab sich so, dass ich rede, aber das ist das letzte Mal."
MASSAKER insistiert auf Wahrhaftigkeit, nicht auf Anklage, Belehrung, Kommentar. Die Entscheidung, ausschließlich die Täter zu Wort kommen zu lassen, mag angreifbar sein, ihre Erzählungen sind es nicht.
Regie: Monika Borgmann, Lokman Slim, Hermann Theissen
Deutschland/Libanon/Schweiz/Frankreich 2004
(TV-Erstaufführung)