Kaufen, was einem die
Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben;
glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider
werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht. - Kurt
Tucholsky
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‚Wälsungenblut’- das „corpus delicti“ der Inzest-Novelle war schon entsorgt – bis aus die Makulaturblätter, die in einer Mücnhner Buchhandlung auftauchten und identifiziert wurden...
I.u.W. Jens: "Diese Affäre also war beigelegt, doch andere Meinungsverschiedenheiten, die allerdings weniger das Haus Pringsheim als Äußerungen von Schwiegersohn Thomas betrafen, hielten die Familie noch jahrelang in Atem. «Katias Tommy-Männchen fährt fort, eine Ungeschicklichkeit nach der anderen zu begehen und sein Leben mit Beleidigungen und Widerrufen zuzubringen», klagte Hedwig Pringsheim, kaum dass der Wälsungenblut-Skandal sich gelegt hatte.. Anlass zu diesem Seufzer waren die im schwiegerelterlichen Hause mit Anteilnahme verfolgten und schließlich in Bilse und ich in eine literarisch gültige Form gebrachten Auseinandersetzungen um die Frage, inwieweit ein Künstler lebende Personen porträtieren dürfe. Ob Katia darauf gedrängt hat, dass ihr Mann den Vater konsultiere? Im Fall der Kontroverse mit Theodor Lessings provokanten Invektiven jedenfalls kann man dem Notizbuch Hedwig Pringsheims entnehmen, wie gern Thomas Mann gegebenenfalls die Hilfe des Schwiegervaters in Anspruch nahm:
«15. 5.1910: Tommy´s, die den ganzen Tag über´n Abend blieben, dazu Bernstein der Juristenfreund, dem man das Lessing-Pamphlet zur Begutachtung übersandt hatte]. Die Lessing Affaire durchgesprochen.»
«16. 5.1910: Beim Esssen Tommys, Katja mit den Kindern über den Tee im Garten. Viel Lessingerei, dke darin gipfelt, daß Alfred ihm einen kurzen und deutlichen Brief schreibt.» (Alfred Pringsheim hatte den Mathematiker Lessing seinerzeit auf einen Lehrstuhl nach Hannover empfohlen.)
«17. 5. 1910: Brief von Lessing, meine Vermittlung ‚erbittend’. Nach dem Abendessen noch Tommys, den ‚Fall’ zu besprechen, wobei Tommy sich entschließt, L. eine bürgerliche Ehrenerklärung zu leisten, wenn versprochenermaßen die Broschüre ‚restlos einstampft’.»
Und so ging es fort, über Wochen hin: «Tommy durch Lessingerei ganz krank, Katja recht beschwert.»
Bewundernswert, mit welcher Anteilnahme Katia die literarischen Fehden ihres Mannes - übrigens zeitlebens und immer «sehr beschwert» - begleitete! Dabei hatte sie in ihrem eigenen Bereich Probleme und Aufgaben genug. [...]
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[Und es folgen lamentationes misericordiae ad mulierem T.M.s....] So weiter Inge und Walter Jens in: Frau Thomas Mann. rororo 23664. S. 75ff.
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Hier bei Jensens wird der „Fall“ der "bösen" "Lessingerei" nicht belegt, nicht aufgeklärt; auch nicht T.M.s wirkliche Aussagen zitiert über den jüdischen Gelehrten Theodor Lessing, der eine Affäre verbrochen haben soll.
Unbekannt bei Jensens:
T.M. über Lessing: "Talmudgebürtchen mit hypertrophisch entarteten Schreib- und Redenzentren"...
Oder: Peter de Mendelssohn, der biografische T.M.-Knecht, weiß später, dass er Lessing wegen dessen kritischen Stils als "jüdischen Antisemiten" beschimpfen müssen durfte.
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Kein Harpprecht, kein Kurzke - geben darüber Textquellen-Bescheid... Nirgends sind bisher die Texte Lessings bekannt gemacht worden in der T.M.-Philologie, die eine Ruhmesfall-Sucht ad Thomasium kennzeichnet, keine Liebe zur historischen oder ästhetischen Wahrheit.
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Dank, Herr Spoo, für Ihren Hinweis auf die Lessing-Ausgabe, auf die Texte.