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Die Erwerbsarbeitsblase

Marktprozesse und die Grenzen der ›guten Arbeit‹

von Holger Schatz

Die Verschlechterung von Arbeitsbedingungen hat in den vergangenen Jahren eine nicht mehr zu leugnende Dimension erreicht. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht entsprechende Erhebungen von Behörden und Krankenkassen die Zunahme von Krankheiten anzeigen, die auf gestiegene psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückgehen. Ganz offensichtlich ist die Qualität von Arbeit Thema einer breiteren Debatte über Arbeit geworden. Allerdings wird ›Qualität der Arbeit‹ dabei – so meine Ausgangsthese – in einer völlig verengten Perspektive ›nur‹ auf Arbeitsbedingungen und nicht auf deren Inhalt, und wenn doch, dann nur auf unmittelbare Arbeitsprozesse bezogen. Ausgeblendet bleibt so die Frage nach dem gesellschaftlichen Zweck der durch Erwerbsarbeit hergestellten Güter und vollzogenen Dienstleistungen, danach also, wer und was darüber entscheidet, welche Tätigkeit überhaupt als Erwerbsarbeit stattfindet. Alle Erwerbsarbeiten werden dadurch als gegeben, als ›gesellschaftlich notwendig‹ naturalisiert.[1]

Die nachfolgende Argumentation geht demgegenüber von einer strukturellen Inkongruenz zwischen marktwirtschaftlicher Produktion und gesellschaftlichen Bedürfnissen aus, die im historischen Verlauf allerdings sehr unterschiedliche Auswirkungen und Erscheinungen zeitigt. Der theoretische Schlüssel der Argumentation ist das Konzept der ›überflüssigen Arbeit‹, verstanden in einem analytischen und nicht in einem normativen Sinne. Es dient der Beschreibung von Arbeits- und Produktionsprozessen, die der unmittelbaren Produktion von Gütern und Dienstleistungen vor- bzw. nachgelagert sind, und die nur deshalb stattfinden (müssen), weil die Güter und Dienstleistungen warenförmig gemacht werden und also im Verkauf Mehrwert realisieren müssen (Schatz 2004). Die hier vertretene These sieht nun den Anteil der ›überflüssigen Arbeit‹, die man auch kapitalismusinduzierte Arbeit nennen kann, an der gesamthaft geleisteten Erwerbsarbeit im historischen Verlauf immer mehr im Anstieg begriffen. Welche Folgen hat dies für die gesellschaftliche Reproduktion einerseits und für das Kapital andererseits? Welche Schlussfolgerungen sind daraus für eine emanzipatorische »Kritik der politischen Ökonomie der Arbeit« (van der Linden/Roth 2009) zu ziehen?

Die neue Debatte zur Qualität der Arbeit

Die Geschichte der Lohnarbeit ist seit ihrer rechtlichen, kulturellen und politischen Durchsetzung im 19. Jahrhundert auch als ein unaufhörliches Ringen um ihre ›Qualität‹ zu deuten. Die »Arbeitsfrage « (Pankoke 1990) war also stets mehr als eine Frage des Lohns und des Arbeitsplatzes (bzw. des Rechts auf Arbeit), sondern zielte in einem umfassenden Sinn auf die Bedingungen, unter denen die Arbeit stattfand.[2] Natürlich sind diese Debatten, wie sie in der Regel durch Gewerkschaften, Sozialverbände, politische Parteien und Bewegungen in die Öffentlichkeit eingebracht wurden, immer in ihrem jeweiligen sozioökonomischen Kontext zu analysieren: Die konkreten Streitfragen bezüglich der ›Qualität der Arbeit‹ waren vor 150 Jahren sicherlich andere als heute, nicht jedoch die grundlegenden Aspekte wie Arbeitszeit, Gesundheit, Mitsprache (z.B. Gewerkschaftsfreiheit) sowie Gleichbehandlung, die allerdings nicht immer Frauen mit einschloss. Inwieweit jedoch diese Debatten gesellschaftlichen Einfluss gewannen respektive zu entsprechenden Verbesserungen der Arbeitsbedingungen führten, hing und hängt stark von den jeweiligen Rahmenbedingungen ab (vgl. Müller- Jentsch 1986). Dies lässt sich gerade an der jüngeren Entwicklung der vergangenen zwei Jahrzehnte zumindest in den sogenannten frühindustrialisierten Ländern zeigen. Waren die 1970er und 1980er Jahre noch von vielfältigen Bestrebungen zur »Humanisierung der Arbeitswelt« (Cella 1972) geprägt, so rückte angesichts von Massenarbeitslosigkeit und der breiten Durchsetzung der neoliberalen Ideologie die Prämisse ›Hauptsache Arbeit‹ ins Zentrum des Arbeitsdiskurses und bestimmte zunehmend auch die Programmatik der Gewerkschaften und der sozialdemokratischen bzw. sozialistischen Parteien (vgl. Schatz 2004).

Neuerdings scheint sich nun das Fenster für die Debatte zur Qualität der Arbeit wieder geöffnet zu haben. Lange Zeit blieb es Gewerkschaften und sozialen Bewegungen vorbehalten, gegen den genannten Trend die Arbeitsfrage im Rahmen von Konzepten wie »Gute Arbeit« (Detje et. al. 2008, Denknetz-Jahrbuch 2006) sowie »Decent Work« (Gurny 2011), »Demokratisierung der Arbeit« (Fricke/Wagner 2012) oder im Zusammenhang mit dem Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens (Schatz 2010) offen zu halten. Angesichts der sogenannten Alterung der Gesellschaft und der damit einhergehenden Prognosen eines Arbeits- bzw. Fachkräftemangels scheinen nun Stimmen und Analysen, die eine Verschlechterung von Arbeitsbedingungen beklagen, immer mehr Gehör finden zu können. Dies lässt sich zum einen an der ungeheuren medialen Präsenz des Modebegriffs ›Burnout‹ ablesen, mit dem die Zunahme psychischer Belastungen durch vielfältige Formen von Arbeitsstress auf einen griffigen Nenner gebracht werden sollen. Bei aller Kritik an dieser oberflächlichen Debatte (vgl. etwa Wenzel 2012) müssen die ihr zugrunde liegenden Befunde ernst genommen werden, zumal zahlreiche wissenschaftliche Studien grosso modo eine deutliche Zunahme des psychischen Stresses am Arbeitsplatz konstatieren.[3] Zum anderen hat das Thema mittlerweile längst Eingang in die Programmatik von politischen Parteien, Institutionen, Unternehmen und Krankenkassen gefunden.[4]

Ob diese zweifelsohne gestiegene Bereitschaft, Fragen zur ›Qualität von Arbeit‹ zur Kenntnis zu nehmen, letztlich auch zu realen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen führen wird, muss aus diversen, hier nur anzudeutenden Gründen bezweifelt werden. Angesichts der Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Wirtschaftssys- tems, der Zunahme von Konkurrenz innerhalb einer globalisierten Weltwirtschaft sowie der damit einhergehenden – auch politisch bedingten – Sachzwänge hin zu mehr Deregulierung, Steuervermeidung, Privatisierung und Sozialabbau ist vorerst nicht mit einem nachlassenden Druck auf die Arbeitsbedingungen zu rechnen. Auch scheinen etwaige Hoffnungen auf ein verändertes Kräfteverhältnis zwischen Kapital und Arbeit infolge eines demografisch bedingten Arbeitskräfte- respektive Fachkräftemangels illusorisch zu sein. Zum einen weil es sich bei den derzeit verhandelten Prognosen (vgl. etwa IAB 2011) möglicherweise um interessengeleitete, dramatisierende Projektionen handelt (vgl. Niggemeyer 2011). Zum anderen ist eher eine Fortschreibung der gegenwärtigen Polarisierung zwischen einer vergleichsweise geringen Zahl hochspezialisierter Fachkräfte mit guter Verhandlungsmacht und einem wachsenden Anteil von prekär Arbeitenden zu erwarten. Es bedürfte wohl vielmehr des massiven Drucks einer solidarischen Bewegung von Erwerbsabhängigen, die nicht länger bereit sind, den Zumutungen der Erwerbsarbeit nur im Rahmen individueller Alltagsstrategien zu begegnen.

Für die in diesem Beitrag zu entwickelnde Argumentation ist indes vor allem von Interesse, dass die Debatten zur Qualität von Arbeit in aller Regel bei der Frage ›Wie wird gearbeitet?‹ stehen bleiben und die Frage ›Was wird gearbeitet?‹ ausblenden. Inhaltliche Aspekte der Arbeit bleiben sowohl in der sozialwissenschaftlichen Analyse, und hier insbesondere in der Arbeits- und Industriesoziologie, als auch im Rahmen politischer und gewerkschaftlicher Kampagnen wie Decent Work, Gute Arbeit oder Wirtschaftsdemokratie in aller Regel ›nur‹ auf Arbeitsabläufe, Mitwirkungsmöglichkeiten, Möglichkeiten des Einbringens individueller Kreativität und Fähigkeiten, Qualifizierung etc. bezogen. Exemplarisch kann dieses Dilemma anhand der jüngst von Sabine Nies und Dieter Sauer (2012) propagierten »Konzeption einer eigensinnigen Arbeitspolitik« gezeigt werden, die im Rahmen ihrer Auseinandersetzung mit neueren arbeitssoziologischen Debatten entstanden ist. Zu Recht konstatieren die AutorInnen eine allgemeine gesellschaftliche De-Thematisierung der »inneren Qualität der Arbeit«, die ihrer Meinung nach auch in der soziologischen Debatte um die »Subjektivierung von Arbeit« nachvollzogen wurde.[5] Angesichts der unabweislich gestiegenen Verdichtung von Arbeit habe die Arbeitssoziologie zu Recht die negativen Aspekte dieser »Subjektivierung« als Zunahme von Ausbeutung, als »Druck durch Freiheit« herausgearbeitet. Die viel zitierte Studie von Boltanski und Chiapello zum »neuen Geist des Kapitalismus« (2001) brachte die zynische Indienstnahme der Kritik an hierarchischen, bürokratischen, Kreativität und Eigeninitiative lähmenden Arbeitsprozessen für eine gesteigerte, nunmehr intrinsisch vermittelte (Selbst-)Ausbeutung auf den Punkt. Nies und Sauer beklagen jedoch, dass im Zuge der Analyse dieser Indienstnahme von Entfremdungs- respektive »Künstlerkritik« (Boltanski/ Chiapello 2001), das Kind mit dem Bade ausgeschüttet worden sei, und eine fatale »arbeitssoziologische Abkehr von der Künstlerkritik « zugunsten einer auf Ungleichheit und Prekarisierung abstellenden »Sozialkritik«: »Nimmt man den Anspruch auf Autonomie und Entfaltung als solches ernst, dann kann nicht die Abkehr von diesen Forderungen der Weg sein, sondern ihre Konfrontation mit ihren notwendig (!) unvollkommenen – weil entfremdeten – Umsetzung in einer marktzentrierten Produktionsweise« (Nies/Sauer 2012: 39)[6].

Wie aber werden in diesem Aufsatz die »unvollkommenen«, »entfremdeten«, »arbeitsinhaltlichen Orientierungen« (Nies/Sauer 2012: 48) definiert und inwiefern stehen sie im Widerspruch zur »marktzentrierten Produktionsweise«? Die Arbeitenden wollen eine Arbeit gut machen, was sowohl die Qualität des Arbeitsprozesses als auch des Produktes beinhaltet (Nies/Sauer 2012: 47). Eine solche »arbeitsinhaltliche Orientierung« – man könnte es auch Beruf- bzw. Handwerksstolz nennen – bricht sich jedoch immer wieder an der betrieblichen Verwertungsorientierung und ist doch zugleich jenes überschüssige Moment, auf das diese angewiesen ist. Den AutorInnen ist zuzustimmen, dass diese Widersprüchlichkeit in der Tat produktiv auch im Hinblick auf mögliche »gemeinsame Handlungsperspektiven« der Arbeitenden analysiert werden kann (Nies/Sauer 2012: 59). Kritisch ist jedoch festzuhalten, dass auch hier »die Frage nach der ›inneren Qualität‹ von Arbeit« (Nies/Sauer 2012: 35) ›nur‹ im Blick auf die Qualität des Arbeitsprozesses und des Arbeitsprodukts gestellt wird. Ob sich die arbeitsinhaltlichen Ansprüche an Qualitätsarbeit auf Autos, Maschinengewehre oder Herzschrittmacher beziehen, wäre in einer solchen Konzeption belanglos. Ignoriert wird dabei aber jene Dimension entfremdeter Arbeit, die Marx abstrakt als die Entfremdung des Menschen von sich als Gattungswesen bezeichnete und die konkret unter anderem als fehlende Einflussnahme der Produzierenden auf die Produktionszwecke und den fehlenden Austausch mit den KonsumentInnen zu fassen wäre (vgl. Creydt 2011).

Naturalisierung und Selbstreferenzialität der Zwecksetzung der Erwerbsarbeit

Bevor die marktbedingte Zweckbestimmung der Arbeit näher betrachtet wird, noch ein Blick auf jene Mechanismen und Interessen, die die De-Thematisierung der Zwecksetzung von Erwerbsarbeit begünstigen. Zuallererst wäre hier selbstredend jenes unternehmerische Interesse zu nennen, mit Arbeit gewinnbringend Produkte und Leistungen herstellen zu lassen, das eine strukturelle Gleichgültigkeit gegen jegliche Zweckbestimmung der Arbeit bewirkt bzw. diese sogar voraussetzt. Inwiefern diese Gleichgültigkeit ›gesellschaftlich notwendige›‹ bzw. ›überflüssige‹ Arbeit nach sich zieht, wird im weiteren Verlauf erörtert werden. Komplementär hierzu steht die Perspektive der Erwerbsabhängigen, deren Abhängigkeit vom Erwerbseinkommen die Möglichkeit der inhaltlichen Zwecksetzung der Arbeit nahezu ausschliesst. Zwar spielen Neigungen, Fähigkeiten und individuelle Sinnpräferenzen bei der Berufs- und Stellenwahl eine Rolle, auf das Angebot der real verfügbaren und jeweils infrage kommenden bezahlten Jobs haben diese jedoch keinen Einfluss. Auch Selbständigerwerbende sind bei der Suche und Entwicklung (neuer) Geschäftsmodelle insofern Getriebene, als sie ihre Bedürfnisse und Fähigkeiten in marktkonforme Leistungen münden lassen müssen, deren Sinn in letzter Konsequenz darin besteht, dass für sie zahlungskräftige Nachfrage existiert bzw. generiert werden kann.[7]

Auch eine systemtheoretische oder organisationssoziologische Betrachtungsweise nährt den Befund, dass die Funktion von Erwerbsarbeit im heutigen System ganz einfach darin besteht, dass sie stattfindet. Diese Selbstreferenzialität der Zwecksetzung von Arbeit liesse sich deutlich etwa anhand der umlagefinanzierten Sozialversicherungen, der vom Einkommenssteueraufkommen abhängigen Staatshaushalte, aber auch anhand der Gewerkschaften 222 nachzeichnen. Auch diese sind – unabhängig von allen qualitativen Zielsetzungen – strukturell von einer hohen Erwerbsarbeitsquote abhängig, insbesondere im Sektor der sozialversicherungspflichtigen Arbeit. Bei hoher Arbeitslosigkeit sinkt in aller Regel der Mitgliederbestand und damit sowohl die finanzielle Basis als auch Verhandlungsstärke und politischer Einfluss (vgl. Müller-Jentsch 1986). Nur angedeutet werden kann an dieser Stelle die enorme Verstärkung der De-Thematisierung der Zwecksetzung von Arbeit durch die diskursive Skandalisierung der verschiedenen Formen des Ausschlusses und der Diskriminierung von und in der Erwerbsarbeit entlang askriptiver Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe etc. und aufgrund diverser Mechanismen der sozialen Schliessung (Vgl. Mackert 2004). Dabei soll nicht die Berechtigung und Notwendigkeit einer entsprechenden Kritik in Frage gestellt werden. Vielmehr müsste etwa diskursanalytisch nach der Wirkung der Skandalisierung von Erwerbslosigkeit hinsichtlich der Reproduktion der gesellschaftlichen Maxime ›Hauptsache Arbeit‹ gefragt werden (vgl. dazu ausführlich Schatz 2004).

Lob des Marktes

Neben den angesprochenen ökonomischen, politischen und institutionellen Sachzwängen ist meiner Meinung nach vor allem ein tief verankertes gesellschaftliches Urvertrauen in den ›Markt‹ für die De-Thematisierung von Arbeit im Sinne des Produktionszweckes verantwortlich.[8] Dieses Urvertrauen nährt sich aus drei grundlegenden Aspekten, die nicht nur in vielen volkswirtschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Analysen, sondern auch in der Alltagswahr- nehmung vieler Menschen dem Markt zugute gehalten werden.

Effizienz der Güterversorgung

Nach klassisch liberaler Lesart ist die Marktwirtschaft anderen Ordnungen punkto ökonomischer Effizienz überlegen, weil sich in ihr Angebot und Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen anhand von Preisen am besten koordinieren lassen. Diese »informieren alle Akteure über veränderte Knappheiten, aber auch veränderte Wertschätzungen und lenken das Verhalten dezentral dahin, dass die dringlichsten Wünsche zuerst befriedigt werden können«. (Gabler 2000: 2062).

Demokratisierungsfunktion

Weil auf dem Markt das Geld ohne Ansehen der Person zählt, sind die Kaufenden nicht von der Willkür und persönlichen Gnade der Verkaufenden abhängig, sondern können sogar auf deren Eigeninteresse setzen. Georg Simmel war einer der Ersten, der diese egalisierende Wirkung des Geldes systematisch untersucht hat.

Entlastungsfunktion

Durch den Preismechanismus entfallen nerven- und zeitaufreibende Diskussionen über Produktion und Distribution der Güter, gute und schlechte Güter, wahre oder falsche Bedürfnisse. Alle drei Funktionen ergänzen sich idealtypisch und begründen das, was Johannes Berger (2009) den »diskreten Charme des Marktes« nennt. Für das angesprochene Urvertrauen in den Markt ist nun entscheidend, dass sich diese theoretischen Annahmen zu einer mehr oder weniger plausiblen Alltagserfahrung verdichtet haben: »A sorgt am besten dadurch für sich selbst, dass er für B etwas Nützliches anbietet.« (Berger 2009: 13)

Marktkritik

Gegenüber diesen Annahmen der klassisch-liberalen Marktkonzeption ist immer wieder der Vorwurf des ›Modellplatonismus‹ erhoben worden. Insbesondere in Krisen zeige sich, dass die Marktmechanismen nicht wie vorgesehen störungsfrei wirken können. Fehlende Informationen, Monopole etc. führten zu Verzerrungen. Meiner Meinung nach impliziert diese Kritik allerdings keine grundlegende Infragestellung des Marktes als solches, sondern kann je nach Gusto entweder die Forderung nach weiterer Entfesselung oder Einhegung der Marktmechanismen nach sich ziehen.

Das zweite, grundlegendere Argument widerspricht der Annahme, die marktbezogene Produktion von Gütern und Dienstleistungen spiegle die gesellschaftliche Bedürfnisstruktur wieder. Der Markt reagiere zwar auf Nachfrage, jedoch nur auf zahlungsfähige. Der Markt ›allokiere‹ nur dann Lebensmittel an Hungernde, wenn diese dafür zahlen könnten.

Andere wichtige Güter, die sich nur schwer oder gar nicht als Ware herstellen lassen, könne der Markt nicht anbieten, weshalb sie öffentlich bereitgestellt werden müssten (Infrastruktur im weitesten Sinne). Auch diese Einwände ziehen nicht zwingend eine grundsätzliche Ablehnung der Marktsteuerung von Gütern und Dienstleistungen sowie der entsprechenden Arbeitsprozesse nach sich. Sie können auch in lohn- und steuerpolitische Forderungen sowie dem Plädoyer für einen Ausbau der öffentlichen, steuerlich finanzierten Infrastruktur (Bildung, Soziales, Verkehr, Wasser, Strom, Gesund224 heit etc.) bzw. den Einbezug bislang unbezahlter Care- und Reproduktionsarbeiten in die Sphäre der Erwerbsarbeit münden. Im Idealfall existieren in einer entsprechenden Konzeption marktförmige und marktferne Erwerbsarbeit parallel. Sie ergänzen sich, anstatt sich in Frage zu stellen.

Unbezahlte Arbeit

Die Tatsache, dass der Markt das enorme Volumen gesellschaftlich notwendiger Betreuungs- und Sorgearbeit sowie der Arbeit im Haushalt (Care-Arbeit) gar nicht bzw. nur unzureichend in Erwerbsarbeit konvertieren kann, sondern als unbezahlte Arbeit voraussetzt, stellt eine der grundlegendsten Infragestellungen des Marktes dar. Die vielschichtige feministische Debatte hat auf dieses Dilemma mit zum Teil sich widersprechenden Programmatiken reagiert: Forderungen nach (staatlich induzierter) Bezahlung von Hausarbeit, Aufwertung und Professionalisierung der bereits bezahlten Bereiche von Care-Arbeit (öffentliche oder private Dienstleistungen im Gesundheits- und Sozialwesen) sowie eine geschlechtergerechte Aufteilung aller Care- und Haushaltstätigkeiten. Untermauert werden diese in der Regel mit der Betonung der gesellschaftlichen und ökonomischen Bedeutung der unbezahlten Arbeit. Berechnungen des zeitlichen Volumens unbezahlter Arbeit, das die im Erwerbssektor geleistete Arbeit übersteigt, werden längst von staatlichen Behörden vorgenommen (vgl. BFS 2012a). Autorinnen wie Mascha Madörin (2011) weisen gar im Rahmen eines ›erweiterten BIP‹ den ökonomischen Wert der unbezahlten Arbeit im Sinne der Bruttowertschöpfung aus.[9]

Sicherlich ist ein solches Vorgehen im Hinblick auf die Skandalisierung der Marginalisierung von unbezahlter Arbeit nachvollziehbar. Doch eigentlich müsste ja die Erkenntnis, dass in der Marktwirtschaft Care- und Haushaltsarbeit ein Schattendasein führt und nur durch privates Engagement und/oder öffentliche Förderung im Rahmen der Staatsquote ›überlebt‹, in einem ganz grundlegenden Sinn die Frage nach sich ziehen, inwieweit eigentlich gesellschaftliche Bedürfnisse und marktwirtschaftlich induzierte Produktionsprozesse überhaupt (noch) kongruent sind. Dies wiederum stellte auch die marktinduzierte Erwerbsarbeit einschliesslich ihrer stofflich- sinnlichen Produkte und Leistungen auf den Prüfstand, wie dies Gisela Notz zumindest ansatzweise fordert: »Eine Neubewertung und Neuverteilung, für die ich mich ausspreche, setzt allerdings auch die Frage voraus, welche Arbeiten in den verschiedenen Arbeitsbereichen wünschenswert und sinnvoll sind. Destruktive Tätigkeiten, die der Zerstörung von Mit- und Umwelt und kriegerischen Auseinandersetzungen dienen, sind dies sicherlich nicht, auch wenn sie heute meist mit grosser gesellschaftlicher Akzeptanz und hoher materieller Alimentation versehen sind« (Notz 2011: 91).

Das Konzept der überflüssigen, kapitalismusinduzierten Arbeit

Eine dritte Ebene der Marktkritik greift die angesprochene Exklusivität der marktvermittelten Bedienung zahlungsfähiger gesellschaftlicher Bedürfnisse auf und spitzt sie im Konzept überflüssiger Arbeit zu, die weit mehr bezeichnet als nur die ›destruktive Arbeit‹. Überflüssige, kapitalismusinduzierte Arbeit bezeichnet demnach zunächst und vor allem all jene Arbeiten, die in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit der Entwicklung, Herstellung und Verteilung von Produkten und Dienstleistungen stehen, sondern einzig der Sicherstellung und Abwicklung ihrer Verwertung als Waren dienen. Überflüssige Arbeit ist sodann aber auch im Bereich der Güterproduktion selbst zu identifizieren, da auch die stoffliche Seite der Produktion in hohem Masse von den jeweiligen gesellschaftlichen Bedingungen beinflusst ist. Ganz allgemein hat Karl Marx den Trend zur überflüssigen Arbeit schon sehr früh wie folgt bestimmt: »Während die kapitalistische Produktionsweise in jedem individuellen Geschäft Ökonomie erzwingt, erzeugt ihr anarchisches System der Konkurrenz die massloseste Verschwendung der gesellschaftlichen Produktionsmittel und Arbeitskräfte, neben einer Unzahl jetzt unentbehrlicher, aber an und für sich überflüssiger Funktionen« (Marx 1978: 552).

Direkte geldwirtschaftliche Dienstleistungen

Dieser Bereich umfasst die juristischen, buchhalterischen, kaufmännischen und sonstigen Tätigkeiten, die sich auf die Verwaltung und Realisierung von Geld und Besitzansprüchen von Privatpersonen, Unternehmen und Institutionen beziehen. Diese Tätigkeiten stellen mit Abstand den grössten Bereich ›überflüssiger Arbeit‹ dar. In his- torischer Perspektive ist dies zugleich der am stärksten wachsende Bereich kapitalismusinduzierter Arbeit (siehe folgende Tabelle). Die ebenfalls wachsenden Bereiche Gesundheits- und Sozialwesen, öffentliche Verwaltung sowie Erziehung und Unterricht sind hierbei aufgrund der mangelnden Differenzierung der verfügbaren Daten unberücksichtigt. Gleichwohl lässt sich in diesen Sektoren ebenfalls eine Zunahme von Tätigkeiten konstatieren, die auf die Kommerzialisierung dieser Bereiche oder auf die buchhalterische Verwaltung von Zahlungen zurückgehen. Krankenhäuser, Universitäten oder Behörden sind heute in vielfacher Hinsicht unternehmerisch orga226 nisiert. Insofern entsprechende Finanzdienstleistungen (noch) nicht ausgelagert sind, schlagen die gängigen Statistiken diese Tätigkeiten dem jeweiligen Bereich zu.[10]

Im Folgenden werden deshalb nur die Bereiche ›Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen‹ (Wirtschaftsklassifikation K), ›Erbringung von freiberuflichen wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen‹ (Wirtschaftsklassifikation M, inkl. Marketing und Werbung aber abzüglich ›Architektur- und Ingenieurbüros sowie Forschung und Entwicklung‹) sowie die ›Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen‹ (Wirtschaftsklassifikation N, einschliesslich Vermittlung von Arbeitskräften) berücksichtigt. Im Jahre 2010 arbeiteten in Deutschland und der Schweiz ca. 13 Prozent der Erwerbstätigen in diesem Bereich. Würde man dies nach Vollzeitäquivalenten gewichten, wäre der Anteil noch höher, da in diesen Berufen die Teilzeitquote geringer ausfällt als in den meisten anderen Bereichen des Dienstleistungssektors.

Anteil direkter geldwirtschaftlicher Tätigkeiten
am Erwerbsvolumen
1960 1991 2010
Banken, Versicherungen, Marketing,
Steuer- und Wirtschaftsberatung etc.
3% 8% 13%

Eigene Schätzung auf Basis folgender Quellen: Bundesamt für Statistik (2012): Erwerbstätigenstatistik Schweiz ETS; Bundesamt für Statistik (D) (2012): Statistisches Jahrbuch

Handel

Auch dieser Bereich (Gross- und Einzelhandel bzw. Detailhandel ohne Reparatur von KFZ) absorbiert etwa 13 Prozent der Erwerbstätigen. Der überwiegende Teil dieser Tätigkeiten hat mit der Abwicklung von Zahlungen zu tun. Nur etwa drei Prozent entfallen auf Lagerung und Bereitstellung von Gütern, die auch in einer »demonetarisierten Wirtschaft« (Streifzüge 2012) anfielen.

Güterproduktion

Die Kategorie ›kapitalismusinduzierte Arbeit‹ ist aber auch im Bereich Güterproduktion selbst zu finden. Nicht nur, weil viele Arbeiten, die statistisch dem Gütersektor zugeschlagen sind, der Finanzverwaltung der Produktion dienen, sofern diese (noch) nicht ausgelagert sind. Vielmehr geht es darum, sich die gesellschaftliche Formbestimmtheit der Produkte sowie der entsprechenden Konsumbedürfnisse zu vergegenwärtigen:

Formbestimmtheit der Produkte:

Wird ein Gut als Ware hergestellt, besitzt es nach Marx einen Doppelcharakter, Tauschwert und Gebrauchswert (Marx 1978: 49 ff). In diesem Verhältnis liegt die strukturelle Gleichgültigkeit der Marktproduktion gegenüber der stofflichen Qualität begründet: »Wenn der Marktwert, nicht aber der physische Gebrauchswert, das Interesse des Marktproduzenten bestimmt, verhält sich dieser gegenüber der stofflichen Struktur der Ware indifferent« (Krämer 1997: 61). Diese Gleichgültigkeit schlägt sich in der einen oder anderen Weise letztlich auch im Produkt selbst nieder: »Die scheinbar so banalen Gegenstände und Dinge des Alltags stellen mehr dar, als die ›Natürlichkeit‹ und Stofflichkeit ihrer (…) Materie suggeriert. Kurzum, die Verwandlung der Marktobjekte in abstrakte ökonomische Wertkategorien wirkt auf den Gebrauchswert zurück« (Krämer 1997: 64).

Besonders deutlich wird dies anhand des geplanten oder in Kauf genommenen Verschleisses. Dass Güter nicht bzw. nicht vorrangig unter Kriterien der Langlebigkeit, Nachrüstbarkeit und der Reparaturfähigkeit entwickelt und hergestellt werden, ist keine sonderlich neue Erkenntnis. Aus Sicht der KonsumentInnen entspricht dies einer Alltagserfahrung, die im Einzelfall Ärger bereitet, die man in der Regel jedoch in das Konsumverhalten integriert hat. Zumindest solange die Kaufkraft vorhanden ist, um das veraltete, kaputte Ding durch ein neues, schöneres und besseres ersetzen zu können. Möglicherweise ist es die Konvergenz dieses Konsumentenbedürfnisses mit den beschriebenen ökonomischen und institutionellen Sachzwängen, die eine breite gesellschaftliche Debatte über dieses in der Wissenschaft als »planned obsolescence« bekannte Phänomen bislang verhindert.[11] Mit der geplanten Obsoleszenz gehen Pseudoinnovationen im Kampf um Marktanteile einher, die dazu führen, dass noch nicht ausgereifte Produkte lieber zu früh als zu spät auf den Markt kommen, um die Position gegenüber der Konkurrenz zu sichern. Umgekehrt werden erzielte Innovationen nur stückweise an die Produkte weitergegeben, um bei entsprechender Marktmacht jährlich ›neue‹ Produktserien anbieten zu können.

Formbestimmtheit der Bedürfnisse und der Verbrauchsmuster:

Nur angedeutet werden kann an dieser Stelle die gesellschaftliche Bedingtheit heute existierender Bedürfnisstrukturen. Marketing und Werbung, Konkurrenz und Besitzindividualismus (Besitzen statt Nutzen und Teilen) erhöhen das Ausmass heutiger Güterproduktion erheblich. Womöglich ist hier der allergrösste Anteil kapitalismusinduzierter Arbeit zu verorten. Eine entsprechende Darstellung impliziert jedoch in statistischer, vor allem jedoch normativer Hinsicht erhebliche Probleme.[12]

Schätzung des Anteils überflüssiger Arbeit
am Erwerbsarbeitsvolumen[13]
Finanzdienstleitungen
Banken, inkl. Versicherungen, Marketing, Steuerberatung etc. 13%
Handel
Gross- und Einzelhandel (ohne Lagerung, Bereitstellung) 10%
Güterproduktion
Umstellung auf Langlebigkeit (Faktor 5)* 10%
Indirekte kumulative Effekte**
Versteckte Finanzdienstleistungen
(Güterproduktion, öffentliche Verwaltung, Gesundheit und Soziales, Erziehung und Unterricht)
 3%
Wegfall von Besitzindividualismus zugunsten Nutzen statt Besitzen  2%
Weniger Verkehr und Transport  2%
Weniger Bürogeräte durch Wegfall der Finanzdienstleistungen  2%
Wegfall von personen- und haushaltsbezogenen Dienstleistungen, die aufgrund von Zeitmangel beansprucht werden  2%
Wegfall von ›Pseudoinnovationen‹ und Doppelspurkeiten  2%
Wegfall ›aufgezwungener‹ Konsumbedürfnisse  4%
Gesamtanteil ›überflüssiger‹ Arbeit 50%

Die Darstellung soll den Anteil ›überflüssiger Arbeit‹ in entwickelten kapitalistischen Ländern ›konservativ‹, also vorsichtig, schätzen. Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2010 und auf die in vielerlei Hinsicht vergleichbaren Länder Schweiz und Deutschland.

Quellen: Statistische Jahrbücher für die Bundesrepublik Deutschland (1960–2010), Bundesamt für Statistik, Erwerbstätigenstatistik ETS (1991–2010).
* Im Vergleich zu Dante (1993) gehe ich hier ›nur‹ von Faktor 5 (anstatt 7) aus, da die Umstellung auf Langlebigkeit sehr wahrscheinlich auch mit einer höheren Arbeitsintensität einhergeht.
** Sehr vorsichtige Schätzungen, da diese Tätigkeiten nicht statistisch erfassbar sind.

Insgesamt wäre bei einer Umstellung von der Geld- auf eine Güterwirtschaft demnach eine direkte Einsparung im Bereich der heutigen Erwerbsarbeit von 50 Prozent zu erwarten. Hierbei ist bereits berücksichtigt, dass im Bereich der Güterproduktion bestimmte Arbeitsprozesse durch die Umstellung der Produktion auf Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Anschlussfähigkeit (inkl. Design) eher 229 arbeitsintensiver werden (vgl. Stahel 2012). Schwer zu prognostizieren sind Einspareffekte, die auf Veränderungen der Konsum- bzw. Verbrauchsmuster zurückgehen. Zwar ist hier ein enormes Einsparpotenzial zu erwarten, das aber auch aufgrund der problematischen normativen Implikationen in der Darstellung unberücksichtigt bleibt. Ebenfalls unberücksichtigt bleibt das Volumen der heute unbezahlten Reproduktions- bzw. Care-Arbeiten, da diese auch in einer »demonetarisierten Wirtschaft« (Streifzüge 2012) geleistet werden müssten. Zu erwarten ist allerdings, dass sich bei einem Wegfall der kapitalismusinduzierten Arbeiten die Bedingungen für eine gerechte Verteilung und Wertschätzung von Care-Arbeit verändern werden. Ein entsprechender Wandel ist dabei allerdings nicht automatisch zu erwarten, sondern bedarf weiterhin gesellschaftlicher Auseinandersetzungen.

Die Erwerbsarbeitsblase

Einem ungeschrieben Gesetz gleich scheint von links bis rechts, von neoliberalen IdeologInnen bis zur gewerkschaftlichen Linken, das Ensemble existierender Erwerbsarbeit als ein gegebener Kuchen betrachtet zu werden, der je nachdem ausgeweitet, ergänzt, rationalisiert oder anders verteilt werden müsse. Der Markt als unsichtbare Steuerungsinstanz von Arbeit bleibt dabei jeglicher gesellschaftlichen Reflexion und Auseinandersetzung entzogen, auch weil nach den Erfahrungen mit ›sozialistischer‹ Arbeitsplanung oder durch die Kritik am ›Essenzialismus‹ und ›Konservatismus‹ von Ideologien ›natürlicher‹, ›wahrer‹ oder ›genügsamer‹ Bedürfnisse, jegliches Nachdenken über sinnvolle Arbeit diskreditiert zu sein scheint. Demgegenüber soll das Konzept der »überflüssigen Arbeit« die Kontingenz, Bedingtheit und damit Veränderbarkeit jener Arbeiten deutlich machen, die heute als Erwerbsarbeit ›angeboten‹ werden.[14] Die schematische und rechnerische Darstellung kapitalismusinduzierter Erwerbsarbeit ist dabei nicht als anmassende Blaupause für eine Gesellschaft zu verstehen, in der nicht nur anders, sondern Anderes gearbeitet wird. Wie viel Arbeit in einer solchen Gesellschaft über die Care-Arbeit (Sorge- und Pflegearbeit) sowie Haushaltsarbeit hinaus geleistet werden wird, kann nur Resultat ergebnisoffener Aushandelsprozesse sein. Eine solche Gesellschaft muss Wege, Foren und Modi finden, die es den Menschen, die zugleich Produzentinnen und Konsumenten sind, ermöglicht, miteinander demokratisch über die Zwecksetzung von Arbeit zu reflektieren und zu entscheiden. Der Markt lässt eine solche Selbst- und Mitbestimmung nicht zu. Vielmehr bedingt er ein zentrales Element der Entfremdung von Arbeit im Marxschen Sinn, die über die Entfremdung vom Produkt und vom Arbeitsprozess hinausgeht.

Bereits zu Beginn des Erwachsenenalters orientiert sich für viele die Berufs- und später die Jobwahl am ›gegebenen‹ Angebot: Wo wird am meisten bezahlt und wo werden die meisten Stellen angeboten? Dies sind die Kriterien, auf die sich die individuellen Neigungen und Fähigkeiten auf Biegen und Brechen beziehen müssen. Nun liesse sich gegen eine gewisse Anpassung am gesellschaftlichen Bedarf schwerlich etwas einwenden. Doch der Markt – so die hier dargelegte These – spiegelt nur unzureichend und verzerrt die gesellschaftliche Bedürfnisstruktur wider. Gemäss der hier vorgelegten Darstellung betrifft diese geldwirtschaftlich bedingte Verzerrung mindestens die Hälfte der heute stattfindenden Erwerbsarbeit.[15] Anders, plastisch und zugespitzt ausgedrückt: Die Gesellschaft leistet sich heute eine 50-Prozent-Erwerbsarbeitsblase!

Holger Schatz ist als promovierter Sozialwissenschaftler und Publizist tätig. Der Beitrag erschien in: Arbeit ohne Knechtschaft. Hrsg. von Ruth Gurny und Ueli Tecklenburg, Zürich 2013 und ist als pdf-Datei erhältlich.

Anmerkungen

[1] Einzig in der Debatte um die sogenannte Care-Arbeit, die heute in der Regel unbezahlt und in völlig unzureichendem Ausmass stattfindet, sowie zum Bedingungslosen Grundeinkommen (BGE) scheint jener Spielraum vorhanden, der die Frage nach den gesellschaftlichen Voraussetzungen stattfindender Erwerbsarbeit nicht von Vorneherein ausblendet. Dieser bleibt jedoch – wie gezeigt werden soll – zumeist ungenutzt.

[2] Die Sozialgeschichte der Arbeit hat im Anschluss an Edward P. Thompsons bahnbrechende Studie ›The making of the english working class‹ von 1963 mit zahlreichen Studien die enorme Dimension physischer und psychischer Gewalt beschrieben, welche die Durchsetzung der Lohnarbeit im Prozess der von Marx als »ursprüngliche Akkumulation« bezeichneten Periode im 18. und 19. Jahrhundert begleitete. Während bei Marx die dabei erzwungene Freisetzung aus bäuerlichen Verhältnissen noch als zwar brutaler, geschichtlich jedoch notwendiger Übergang auf dem Weg der Entfaltung gesellschaftlichen Produktivkräfte erscheint, schreibt Michael Vester 1970: »Wichtiger als die Trennung der Menschen von der Natur oder ihrem Land war die der menschlichen Natur angetane Gewalt in Form der ungehemmten kapitalistischen Ausbeutung, der technologisch bedingten Trennung von Arbeit und Leben, als Krankheit, Armut und unwürdig das Leben aufzehrender Arbeitszwang« (zit. nach Henninger 2009:344). Die Dimension dieses Unbehagens gegenüber einer als fremdartig empfundenen neuen Form der Ausbeutung von Arbeit, ist in neueren Arbeiten einer »globalen Arbeitsgeschichte« (van der Linden 2008, van der Linden/Roth 2009) durch die Beschreibung der vielfältigen und zahlreichen Formen von Renitenz und Arbeitsverweigerung verstärkt in den Blick geraten.

[3] Vergleiche hierzu etwa die Studie von Elke Ahlers (2011) mit weiterführenden Hinweisen, den DAK-Gesundheitsreport 2012 sowie diverse Studien und Daten der von der EU geförderten ›European Agency for Safety and Health at Work‹: http://osha.europa.eu/en/safety-health-in-figures/index_html#tabs-2

[4] In Deutschland beispielsweise existiert seit 2005 eine landesweit tätige ›Initiative Work-Life-Balance als Motor für wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Stabilität‹, zu der sich Unternehmen wie Bertelsmann, Commerzbank, Daimler-Chrysler, Deutsche Telekom, Fraport, Vattenfall Europe mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie dem Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) zusammengeschlossen haben. (Vgl. BMFSFJ 2005 sowie die kritische Analyse des Work-Life-Balance Diskurses bei Paulus 2011) In der Schweiz hat im Zusammenhang mit der Referendumsinitiative ›6 Wochen Ferien für alle‹ über das Jahr 2012 hinweg eine breite Diskussion über steigende Arbeitsbelastungen eingesetzt, die sich dabei immer wieder auf die Ergebnisse der Schweizerischen Gesundheitsbefragung ›Arbeit und Gesundheit‹ des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO 2007) stützte.

[5] Mit diesem Terminus wurde seit den späten 1990er Jahren – mehr oder weniger in Anknüpfung an frühere Debatten zur Entfremdung von und durch Arbeit – ana- lytisch auf die Auswirkungen neuer unternehmerischer Steuerungskonzepte im Übergang zur einer ›postfordistischen‹ Produktionsweise reagiert: Vor dem Hinter- grund eines verschärften globalen Wettbewerbs, der damit einhergehenden Finanzialisierung der Produktionsweise insgesamt sowie einer immer unmittelbareren Marktsteuerung der betrieblichen Arbeitsprozesse einschliesslich der Lohnfrage (›Finalisierung von Leistungsbewertung‹ im Sinne variabler, erfolgsabhängiger Lohnbestandteile) setzten sich zunehmend Arbeitsformen durch, die zuvor seitens der Leitung von Unternehmen oder Behörden in aller Regel verweigert wurden: »Flexible und selbstbestimmte Arbeitszeiten, Gruppenarbeit, job enrichement, Ent- hierarchisierung, Selbstorganisation, Mitarbeiterbeteiligung etc.» (Nies/Sauer:39 f.).

[6] Hier ist kritisch anzumerken, dass die AutorInnen die vielschichtige Debatte über das emphatische Konzept der immateriellen, kognitiven, kooperativen und letztlich das Wertgesetz unterminierenden Arbeit, wie sie im Rahmen des sogenannten Postoperaismus geführt wird, ignorieren (vgl. hierzu Schatz 2011).

[7] Diese Kriterien gelten generell für alle Formen von Erwerbsarbeit, die auf den Markt bezogen sind bzw. ihn voraussetzen, also etwa auch informelle Arbeit.

[8] Wie stark dieses Urvertrauen ist, liesse sich leicht anhand der derzeit weit verbreiteten Kapitalismusschelte zeigen, welche die Ursachen der derzeitigen Krisen nicht in ›realwirtschaftlichen‹ Marktprozessen als solchen, sondern deren Behinderung durch deregulierte Finanzmarktprozesse verortet. Vgl. hierzu die Debattenanalysen der Denknetz-Infobriefe 8 und 10 (2009). www.denknetz-online.ch/ spip.php?page=denknetz&id_rubrique=55&design=1&lang=de

[9] Auch das Bundesamt für Statistik führt seit 2004 eine entsprechende Berechnung im Rahmen des ›Satellitenkonto Haushaltsproduktion (SHHP)‹ durch. (Vgl. BFS 2012b)

[10] Auch aus diesem Grunde sollten Darstellungen wie die folgende mit entsprechender Vorsicht betrachtet werden.

Prozentualer Anteil der Wirtschaftssektoren an der Gesamterwerbstätigkeit
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (primärer Sektor) Produzierendes Gewerbe (sekundärer Sektor) Dienstleistungen (tertiärer Sektor)
1960 13,1% 48,5% 38,5%
1991 3,0% 36,1% 60,9%
2010 1,6% 24,5% 73,9%

[11] Im deutschsprachigen Raum kommt die Debatte allmählich in Schwung – auch dank des eindrücklichen, für Arte produzierten Dokumentarfilms »Kaufen für die Müllhalde« von Cosima Dannoritzer. In den USA hat die Debatte eine lange Tradition und geht kurioserweise auf die in Marketing- und Unternehmerkreisen der 1930er Jahre offen propagierte Produktionsstrategie zurück, die fortan als »planned obsolescence« ihren Begriff fand (vgl. Hänggi 2009). Im Bereich der Ökologie- und Nachhaltigkeitsforschung haben sich verschiedene wissenschaftliche Arbeiten direkt oder indirekt mit dem Thema befasst. Beispielsweise hat 1996 Julia Hacke eine ökonomische Analyse langlebiger Produkte erstellt (Hacke 1996), das Institut für Produktdauerforschung in Genf (www.product-life.org) befasst sich bereits seit 30 Jahren mit den technischen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekten einer Kreislaufwirtschaft und veröffentlicht Fallstudien über langlebige, auch im Design modifizierbare Produkte.

[12] Meinhard Creydt (2011) identifiziert neun Mechanismen der »Formung« von Produkten und Bedürfnissen. Die Konsumsoziologie beschäftigt sich ebenfalls damit (vgl. Jäckel 2007), die kritische Theorie hat wohl die grundlegendste »Kritik« des »Konsums« (vgl. Marcuse 1970) geliefert. Habermann (2012) etwa zeigt wiederum in einem aktuellen Beitrag, dass durch andere Organisationsprinzipien (z.B. Teilen und Nutzen statt Besitzen) ohne Wohlstandseinbussen weniger Güter produziert werden könnten.

[13] Der einzige mir bekannte Versuch, überflüssige Arbeit systematisch zu erfassen, stellen Darwin Dantes (1993) Arbeitszeitberechnungen dar. Ausgehend von der Bestimmung notwendiger Arbeit im Rahmen einer Güterwirtschaft addiert der Informatiker und Ingenieruwissenschaftler anhand der Daten zur Erwerbstätigkeit (Quelle ist das statistische Jahrbuch von 1989) sämtliche Arbeiten, die zur Produktion von Gütern, ihrer Bereitstellung, der Gewährleistung eines Sozialwesens (inkl. Gesundheitsversorgung) sowie von Verkehr und Nachrichten- übermittlung notwendig sind. Bei der Güterproduktion geht er von der damaligen Quantität aus, integriert jedoch eine durchschnittlich problemlose Lebensdauerverlängerung der Produkte um den Faktor 7 und reduziert dadurch das notwendige Mengenvolumen. Grundlage hierfür sind diverse Beispiele aus dem Bereich des Maschinen- und Werkzeugbaus und der Ingenieurwissenschaft. Unberücksichtigt bleibt dabei eine Erhöhung der Arbeitsintensität bei der Umstellung auf Langlebigkeit, aber auch Effekte veränderten Konsumverhaltens. Dante verteilt nun das errechnete Arbeitszeitvolumen auf alle Erwerbsfähigen (also auch auf die »offiziellen und versteckten Arbeitslosen«) und kommt auf eine wöchentliche Arbeitszeit von fünf Stunden. Dies entspräche (auf Basis der Daten von 1989 und bei einer Wochenarbeitszeit von 40 Stunden) einer Arbeitseinsparung von knapp 87 Prozent.

[14] Naturwissenschaftlich betrachtet stellt Geld keine physische Voraussetzung für die Produktion eines Guts dar, ebenso wenig sind Konkurrenz und Gewinnstreben zwingende soziokulturelle Voraussetzungen für Innovationen wie die Beispiele aus der »commons-basierten Peer-Produktion« (Siefkes 2012) wie Wikipedia oder freie Software eindrücklich zeigen.

[15] Es bedürfte eines eigenen Forschungsansatzes, um diese Implikationen präziser zu analysieren. Einbezogen werden müsste dabei eine historische Perspektive, die Untersuchung der kapitalismusinduzierten Arbeit im Bereich der nicht marktgesteuerten Arbeiten im öffentlichen Sektor sowie eine werttheoretische Betrachtung der ökonomischen Folgen der Ewerbsarbeitsblase, die nur auf ›Pump‹, also durch finanzindustriell vorweggenommene Wertschöpfung aufrechterhalten wird (vgl. Lohoff/Trenkle 2012).

Literatur

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Creydt, Meinhard: Die gesellschaftlichen Formen der Gegenstände. Zum Konsum im modernen Kapitalismus. In: Die Aktion – Zeitschrift für Politik, Literatur, Kunst. Heft 219/ 2011. www.streifzuege.org/2012/die-gesellschaftlichen-formen-der-gegenstaende

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Dante, Darwin: 5 – Stunden sind genug (Band I)., Frankfurt 1993.www.5-stunden-woche.de/band1.pdf

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Federici, Silvia: Anmerkungen über Altenpflegearbeit und die Grenzen des Marxismus. In: van der Linden, Marcel; Karl-Heinz Roth (Hrsg.): Über Marx hinaus – Arbeitsgeschichte und Arbeitsbegriff in der Konfrontation mit den globalen Arbeitsverhältnissen des 21. Jahrhunderts. Unter Mitarbeit von Max Henninger. Berlin 2009. www.denknetz-online.ch/spip.php?page=denknetz&id_article=317&design=1&lang=de

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Habermann, Friederike: Enjoy it! Ecommony als Wegweiser für besseres Wirtschaften. In: Denknetz-Jahrbuch 2012: Auf der Suche nach Perspektiven. Zürich, S. 63–70. www.denknetz-online.ch/IMG/pdf/Habermann_Denknetz_Jahrbuch_2012.pdf

Hacke, Julia: Langlebige Produkte für eine zukunftsfähige Entwicklung. Eine ökonomische Analyse. Wuppertal 1996.

Hänggi, Marcel: Das eingeplante Ablaufdatum. In: Der kleine Bund, 24.1.2009. www.mhaenggi.ch/00_umwelt/artikel_umwelt_verschleiss.html

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung IAB: IAB-Stellungnahme. Strategien entwickeln, Potenziale nutzen. 2/2011. http://doku.iab.de/stellungnahme/2011/sn0211.pdf

Jäckel, Michael: Einführung in die Konsumsoziologie. Wiesbaden 2004. Kocka, Jürgen; Klaus Offe (Hrsg.): Geschichte und Zukunft der Arbeit. Frankfurt/M 2000.

Krämer, Klaus: Der Markt der Gesellschaft. Zu einer soziologischen Theorie der Marktvergesellschaftung. Wiesbaden 1997.

Lohoff, Ernst; Norbert Trenkle: Die grosse Entwertung. Warum Spekulation und Staatsverschuldung nicht die Ursache der Krise sind. Münster 2012.

Mackert, Jürgen (Hrsg.): Die Theorie sozialer Schliessung. Das analytische Potenzial einer Theorie mittlerer Reichweite. Wiesbaden 2004.

Madörin, Mascha: Das Auseinanderdriften der Arbeitsproduktivitäten. Eine feministische Sicht. In: Denknetz-Jahrbuch 2011: Gesellschaftliche Produktivität jenseits der Warenform. Zürich, S. 56–70. www.denknetz-online.ch/IMG/pdf/Madorin.Das_Auseinandertriften_der_Arbeitsproduktivitaten.pdf

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sopos 10/2014