Zur normalen Fassung

Lenas Schland

Zur populären Konstruktion neuer deutscher ›Nationalidentität‹

von Ralf Steckert

Nur wenige Beobachter_innen heutiger sozialer und politischer Verhältnisse der Berliner Republik würden behaupten, dass die hegemoniale gesellschaftliche Selbstwahrnehmung in Deutschland sowie die medial vermittelte Repräsentation dieser Nation zwischen 2000 und heute unverändert geblieben wäre. Einschneidende sozio-ökonomische Entwicklungen und folgenreiche innen- wie außenpolitische Schritte haben das Bild eines zunehmend »normalisierten« Deutschlands geprägt.[1] Doch wie sieht dieses aus, wie soll es sich anfühlen? Ist das sinnlich Bildhafte einer selbstbezüglichen Vorstellung nationaler Gemeinschaft[2] über subjektive Empfindungen hinaus erfass- und beschreibbar?

Für Antworten auf diese Fragen lohnt ein Blick auf die deutschsprachige Populärkultur[3] der Nullerjahre, insbesondere auf die Musikvideoproduktionen. Über alle technischen Neuerungen hinweg erhält sich der visuell inszenierte Popsong als ein Leitmedium der populären Kultur. Der ›Videostar‹ überlebt die Innovationen des Internets.[4] Musikvideoproduktionen oder Musikclips sind in einem Spannungsfeld zwischen Medien, Kultur und Politik kontextualisiert. Sie sind Massenmedium und ein gegenwärtiger Kristallisationspunkt der »Kulturindustrie« und »Medienkultur«[5] – sie kommunizieren Erzählungen wie Gefühlslagen in einer spezifisch verdichteten Form. Dabei haben sie an Prozessen der Identitätskonstruktion Teil. Nach Douglas Kellner können sie als »symptomatische Artefakte der Gegenwart« bezeichnet werden, die auf »signifkante kulturelle Veränderungen, sowohl kulturelle Formen als auch gesellschaftliche Werte betreffend« deuten.[6] Populärkultur ist weitergedacht ein wirkmächtiger Vergesellschaftungsmodus.[7] An ihr lässt sich folglich aufzeigen, inwiefern und welcher Art auf die Nation bezogene subjektive und kollektive »Positionalitäten«[8] und Loyalitäten und ein damit einhergehender Common Sense ›zeitgemäßen‹ Veränderungen unterworfen sind. Der Wandel in den Narrationen, Darstellungs- und Ausdrucksweisen in der deutschen Populärkultur gibt Auskunft über die nationale Selbstsicht. Im Fokus einer Untersuchung des medialen Angebots von Nationalidentitätsressourcen sollte der »Mainstream«[9] stehen. Konstruktionsbedingungen und -verläufe »gefühlter nationaler Identität« sind dabei ko-konstitutiv interdependent mit verschiedenen machtvollen Ungleichheitsverhältnissen verstrickt – insbesondere mit denen der verordneten Kategorien ›Rasse/Ethnie‹ und ›Geschlecht‹ sowie Klasse und Milieu. Die daraus resultierenden komplexen Verschränkungen sind mit in die Analyse einzubeziehen.[10] Nach einer kurzen historisch-politischen Kontextualisierung der aufgeworfenen Thematik skizziere ich die Untersuchung eines für meine Eingangsfragen aufschlussreichen »Artefakts« des Jahres 2010, das sich aus der wirkmächtigen Verwobenheit eines Musikclips mit differenten nationalen Medienereignissen herstellt.

Deutschland gefühlt: Populärkultur in der Berliner Republik

Im Verlauf der 1990er Jahre wuchs der Markt deutschsprachiger populärkultureller Musik verschiedener Sparten und Genres langsam an. Mit der Jahrhundertwende breitete sich das Angebot dieses Segments jedoch erheblich aus. 2001, das Jahr, das ikonografisch für die – einen historischen Umbruch einleitenden – Anschläge vom 9. September steht,[11] brachte nicht nur politisch prägende Prozesse nationaler Selbstvergewisserung in Gang. Dem Phänomen einer erneuerten deutschen Popkultur[12] wurde in den Medien Bedeutung beigemessen. Analog zur historischen »Neuen Deutschen Welle« (NDW 1976-1983), die mit der »geistig-moralischen Wende« der konservativ-liberalen Koalitionsbildung 1982 ambivalent korrespondierte, wurde erstmals von der »Neueste[n] Deutsche Welle« gesprochen.[13] Die mediale Aufmerksamkeit für das ›Phänomen‹ wuchs stetig. Die Reaktionen schwankten zwischen Verunsicherung über einen postulierten nationalen Einklang, der zum Beispiel im Spiegel »patriotische Bauchschmerzen« auslösen konnte,[14] schlichter Begeisterung über einen neuen »Kult« in Deutschland[15] und antinationalem Abscheu.[16] In dieser Konstellation drang 2004 die Initiative »Musiker in eigener Sache«[17] auf eine Deutsch-Quote im Radio, eine Forderung, die in den Bundestag eingebracht und dort verhandelt wurde.[18] Dabei verzeichneten Verkauf, Sendezentren und Internetforen ohnehin eine markante Nachfrage nach deutschsprachiger Musik.[19]

Die neue NDW war mit ihrem Interesse an deutschen Ikonen, Mythen, Narrativen und ›Vergangenheitsbewältigungen‹ allerdings kein Solitär im kulturellen Betrieb der BRD. Entwicklungen in der Literatur sowie in der Filmproduktion ergänzten das Bild. Für Furore sorgte die 2005 von der Bertelsmann-Stiftung initiierte Social-Marketing-Kampagne »Du bist Deutschland«, die von führenden Wirtschaftsunternehmen, Verbänden und Organisationen getragen wurde und dezidiert auf ein »positives Nationalgefühl« abzielte.[20] Doch den alles durchdringenden Hintergrund dieser Produktionsentwicklung lieferte eine hoch emotionalisierte, gesellschaftliche Reflexion erinnerungs- oder geschichtspolitischer ›Reflexionen‹. So die Auseinandersetzungen um die zwei Wehrmachtsausstellungen (1995-1999, 2001) und die unter vielerlei Affekten medial ausgetragenen Verhandlungen über die Entschädigungszahlungen an die ehemaligen jüdischen Zwangsarbeiter_innen NS-Deutschlands, mit denen sich die vom US-Politologen Norman G. Finkelstein ausgelöste Kontroverse um die »Holocaust-Industrie«[21] verband (2000/2001), die Debatten um den Bombenkrieg gegen Deutschland (2002/2003), um die »Erinnerung« an »die Vertreibung« und das »Zentrum gegen Vertreibungen « (2002-2004) sowie diejenige hinsichtlich der RAF-Ausstellung (2004/2005). Schon seit Mitte der 1990er Jahre, verstärkt jedoch im neuen Jahrzehnt, überschwemmte eine Flut von Erinnerungsfilmen, historischen Fiktionen und Historytainment-Formaten den bundesdeutschen Medienmarkt. Enorme Resonanz erlangten diverse Geschichtsformate im Fernsehen. 2003 nahmen entsprechende Sendungen immerhin 5,4% des gesamten Sendevolumens in Anspruch.[22]

2006 schließlich, mit Austragung der Fußball-WM der Männer in Deutschland, kulminierte die neue Popularität eines deutschen Nationalgefühls. Öffentliche Plätze waren bei »Public Viewings« überfüllt und durch unzählige Präsentationen der Nationalfarben ›stimulierend‹ illustriert. Abertausende von PKWs wurden mit Deutschlandfähnchen geschmückt.[23] Die BRD errang den dritten Platz, kürte sich aber ›selbst‹ zum »Weltmeister der Herzen«[24] und krönte damit eine »Patriotismusdebatte «,[25] in welcher es vor allem um ein Gefühl ging. Ein Lebensgefühl, das etwas ›Neues‹ mit der deutschen Nation verbindet und das der Spiegel-Kolumnist Reinhard Mohr inniglich »Deutschlandgefühl« nennt.[26] Sie sei nunmehr »cool«[27] oder »geil«.[28]

Im Rahmen dieser Konstellationen wurde durchgehend deutschsprachige Popmusik audiovisuell produziert. Eine kritisch-diskursanalytisch angelegte Studie kann die funktionale Verwobenheit all der medial vermittelten ökonomisch-politischen Prozesse mit populärkulturell repräsentierten, über Medien distribuierten, im öffentlichen Raum ausgestellten Emotionen, Affekten und Leidenschaften verdeutlichen. Solche Verwobenheit ist bei der Konstruktion ›nationaler Identität‹, also für den Nationalismus, wesentlich.[29] Mit einer zusätzlichen Betrachtung lässt sich ein geeigneter Einstieg in weitere Überlegungen finden: Im Frühjahr 2010 werden Resultate vorvergangener Jahre – akzentuiert – spürbar, die weiter in die Zukunft weisen. Das Jahr brachte erneut eine Fußball-WM, in der eine deutsche Nationalmannschaft die Medienöffentlichkeit der Welt mit ihrem hohen Anteil an Migranten ›interkulturell‹ überraschte. Gefeiert wurde unvermutete Spielfreude, Unbeschwertheit und filigrane Technik. Unmittelbar darauf entbrannte jedoch unter lautem Beifall die – rassistisch Leistung diktierende – »Sarrazindebatte«.[30] Auch diese Diskursverflechtung wurde von national konnotierter populärkultureller Produktion durchwoben. So lieferte bereits der Sieg Lena Meyer-Landruts beim Eurovision Song Contest (ESC) 2010 ein umjubeltes Intro zum Turnier.

Sommer, Tanz und Schwarzrotgold: Schlands Leichtigkeit

Eine Untersuchung populärkultureller Produkte kann zwar ohne differenzierte Rezeptionsanalyse keine Aussagen über das konkrete individuelle ›Gefühlsleben‹ der Medienrezipient_innen treffen, sie kann jedoch den Erfahrungshorizont erhellen, vor dem dieses erst zur Formulierung finden kann.[31] Um sich der Beschaffenheit gegenwärtig hegemonialer Horizonte anzunähern, bietet sich eine kontextualisierte, diskursanalytische und »diagnostische Kritik« in der Perspektive der Cultural Studies an. Diese Kritik muss sich die Aufdeckung von Machtverhältnissen zum Ziel setzen.[32] Grundsätzlich sind (Medien)Textzusammenhänge eine »symbolisch strukturierte Repräsentation von Zeichen« eines Medientransfers und lassen sich als »semiotisches Netzwerk« bezeichnen oder auch als Intertext.[33] Die stets auf Bedeutungen verweisende Intertextualität[34] der Zeichen liegt im Sinne John Fiskes und auch Stuart Halls mittels eines subjektiven und sozialen Prozesses des »Kodierens/Dekodierens«[35] ›im Auge‹ des/der Rezipient_in.[36] Obschon sich die Bedeutung also nicht zwingend aus einem Text selbst ergibt, heißt dies nicht, dass diese frei und gänzlich eigensinnig in der Rezeption erschaffen wird. Bestimmend sind diskursiv umkämpfte Präferenzstrukturen, die den Konsument_innen eine spezifische Deutung in einem produktiven Prozess innerhalb ihres sozialen Beziehungsgeflechts nahelegen und dabei auf deren Erfahrung rekurrieren. Die konfliktreichen gesellschaftlichen Prozesse bilden die alltägliche Grundlage, auf der Bedeutung erst geltend gemacht wird: » Hegemoniale Kräfte beschränken das Spiel der Signifikanten, den offenen Bedeutungsfluss, indem Texte im Sinne dominanter Ideologien gelesen und interpretiert werden«,[37] konstatiert Rainer Winter.

Mediale Interpretationen des ESC-Gewinns im Frühjahr 2010 in Oslo sind daher als sozio-politische Spur gesellschaftsanalytisch lesbar und ihre Intertextualität aufschlussreich. Die medialisierte (und öffentlich zelebrierte) Aufregung um die Genese der Abiturientin Lena Meyer-Landrut zur als Lena inszenierten Nationalcastingshowgewinnerin bildete mit dem Gesamtmedienereignis ESC[38] ein semiotisches Netzwerk, das sich wiederum direkt mit dem ab Juni auf der Internetplattform YouTube verbreiteten Musikclip »Schland o Schland« der Münsteraner Studentencombo Uwu Lena und dem Medienhype um das deutsche Nationalteam bei der Männerfußball-WM in Südafrika zu einem symptomatischen Artefakt verwob. Jenes ESC-Siegertitelcover[39] persiflierte Lenas Inszenierung mit männerbündischem Humor affirmativ. Es erwies sich bald als beliebteste deutsche Fußballhymne zum Turnier. Die Band zeitigte ein Deutschlandbild, in dem Nation und unkomplizierte Ausgelassenheit einen Einklang bilden. Die den Clip im (technikversierten) Do-It-Yourself-Prinzip produzierende Gruppe von acht jungen ›Männern‹ (unter ihnen angehende Kommunikationswissenschaftler) sah sich selbst in diesem Kontext wirken:

»Dieser Sieg, mitten in das aufkommende WM-Fieber hineingesungen, fördert eine spontane Idee zutage: Warum nicht einfach den überall bekannten Hit ›Satellite‹ in eine WM-taugliche Version verwandeln? Zwei Tage später dann die erste Zeile: ›Schland o Schland‹ statt ›Love o Love‹! […] Vorläufiger Höhepunkt: Der Auftritt am 3.7.2010 an der Siegessäule in Berlin. 400.000 Menschen und acht Studenten aus Münster auf der Fanmeile: ›Schland o Schland!‹ Gemeinsam feierten wir unsere Jungs in Südafrika!«[40]

Der Musikclip wurde bedeutungsvoller Teil eines machtvollen Intertexts und Artefakt einer veränderten Vorstellung von der deutschen Nation.

Zur Vorgeschichte: Als Lena am 29. Mai 2010 nach einem nationalen Auslesemarathon[41] den internationalen Wettbewerb – als Contest-Unternehmerin ihrer Selbst[42] – gewann und anschließend im »Triumphzug in die Heimat« zurückkehrte,[43] bewegte das Ereignis eine durch Betriebsstörungen beunruhigte kapitalistische Gesellschaft. Denn eine ganz bestimmte politische Zäsur steht damit in diskursiver Verbindung: Am 15.9.2008 kollabierte die Investmentbank Lehman Brothers. Dies markierte den symbolischen Höhepunkt der seit 2007 andauernden USImmobilien-, dann weltweiten Finanzkrise und letztlich den Beginn einer kapitalen Rezession und Weltwirtschaftskrise. Ab 2009 waren die sozialen Folgen deutlich spürbar, »harte Zeiten« werden prognostiziert (Angela Merkel am 31.12.2009). Dann, Anfang 2010, ist metaphorisch von Hoffnung auf wirtschaftlichen »Aufschwung« die Rede,[44] nachdem der Welthandel 2009 »eingebrochen« war,[45] und Ende Mai 2010 formuliert Spiegel-Online plastisch:

»Ein seit Sonntag 19-jähriges Mädchen aus Hannover hält die Zukunft unserer Nation in Händen. Zumindest wenn es darum geht, das finanzkrisengebeutelte deutsche Selbstbewusstsein wieder aufzurichten.«[46]

Fester Halt ist demnach notwendig. Andererseits – Vorrausetzung für eine Verbesserung sei ebenfalls Bewegung: Die Medienwortschöpfung »Lenamania«[47] zur Illustration der hemmungslosen, eben manischen, begeisterten Erregung über den Star Lena will zumindest über die kollektive Verbindlichkeit ihrer emotional-dynamischen Wirkungsweise gleiches ausdrücken. Ihre Besonderheit, ihre »Lenahaftigkeit« wurde an ihrer nicht »durchformatiert« wirkenden Performanz festgemacht.[48] Ihrer Ausstrahlung wurde »Frische« (unter anderem vom kurz darauf zum Präsidenten gewählten damaligen Ministerpräsidenten Christian Wulff)[49] und »Natürlichkeit«[50] zugeschrieben, begründet durch ihr »unbefangenes«,[51] »ungezwungenes«[52] Auftreten. Was hatten nun diese Lena konstruierenden Geschlechtsattribuierungen mit Deutschland in der Krise zu tun?

»Uns ist bei anhaltend regnerischem Wetter ein Sommermädchen ins Haus geflattert. […] An diesem Abend in Oslo ging es nicht um Rettungsschirme, Milliardenbürgschaften, Euroskepsis und Inflationsängste. Deutschland hat Europa einfach mal etwas geschenkt. […] Wir stehen in unserem Land eben nicht immer nur mit beiden Beinen auf dem harten Boden der Realität. Manchmal tänzeln wir wie Lenas ›Satellite‹ durch die Schwerelosigkeit des erdnahen Orbits.«[53]

So begeisterte sich die FAZ. Lena schien ›leicht wie der Sommer‹ und die Belastungen der Krise machten ›die Zeiten schwer‹, deshalb genoss sie höchste Aufmerksamkeit und intensive Behandlung. Sowohl FAZ als auch Bild stellten mit der Erfindung des Titels »Sommermädchen«[54] eine Konnotation zum legendären »Sommermärchen«[55] der Fußballnationalmannschaft der Männer bei der WM 2006 in Deutschland her. Für Bild galt der ESC-Sieg als Eroberungsgeschichte und ›warm up‹ der WM 2010, sie spornte an:

»Jungs, jetzt müsst ihr die Lena machen […] Es sind fast alle Spieler der Nationalelf, die vor dem Fernseher stehen und sich freuen, es wird geklatscht, gejubelt. Grand-Prix-Siegerin Lena Meyer-Landrut (19) hat auch unsere WM-Stars verzaubert! Und sie hat den Nationalspielern vorgemacht, wie man die Sympathien aller in nur wenigen Minuten erobert. Weil sie natürlich, frech und optimistisch ist. […] Und dann hat sie im entscheidenden Moment alles richtig gemacht: Rauf auf die Bühne, die Nervosität weg gesungen und die Herzen erobert. Feiern wir nach dem Lena-Triumph wieder ein Sommermärchen.«[56]

Abb. 1 (Photo von Susanne Erichsen mit einer Kreation von Dior, Link aufgerufen am 29.04.13)
Modernes sinnliches BRD-Sinnbild in konservativen Zeiten: Das Model Susanne Erichsen in den Fünfzigern. Der prägende Fräuleinwunder-Mythos geht auf die in den USA als »Botschafterin der deutschen Mode« (1952) bejubelte erste Miss Germany (1950) zurück – sowie auf generelle Zuweisungen US-amerikanischer GIs an deutsche ›Junge Frauen‹. Der Mythos wird wirkmächtig aus der Alltäglichkeit und weniger aus der großen Erzählung, er » […] bestimmt sich nicht durch den Gegenstand seiner Botschaft, sondern durch die Art, wie er sie äußert« (In: Roland Barthes: Mythen des Alltags. Berlin 2010 [1957], S. 251).

Das Produkt Lena wurde als »Lichtgestalt« nationaler Hoffnung[57] und bürgerlichen Distinktionsbestrebens »rein«[58] und »sauber«[59] präsentiert. Tugenden, die den oft rassistisch und sozial exotisierten Finalist_innen einer Superstarsuche[60] aus den ›Tiefen‹ so genannter ›Unterschicht‹ des Prekariats abgesprochen wird. Die zukünftige Studentin – ohne Migrationshintergrundmarkierung – aus etabliertem, bürgerlichem Hause »bezauberte«[61] als »Fräulein Wunder«[62] in einem modernen »Märchen«.[63] Das Bild der »Lichtgestalt« rekurriert als Kollektivsymbol[64] assoziativ unter anderem auf die Erfolge der Fußballikone Franz Beckenbauer und verdeutlicht die elementare nationale Funktion, die ihr zugeschrieben wird.

Noch bedeutungsvoller erscheint die Anrufung des mythischen Fräuleinwunders (siehe Abb. 1) – eine weiblich konnotierte Chiffre für das bundesdeutsche »Wirtschaftswunder« der Nachkriegszeit. Es steht für industrielle Produktion, Westbindung, Eleganz und Aufbruch. Kurz, für die Moderne der polarisierten ordoliberalen Adenauer-Ära. Sein erneuter Gebrauch in der bedeutungsvollen semiotischen Vernetzung weist auf eine Retraditionalisierung hin. So korrespondiert das Fräuleinwunder mit den BRD-Mythen »Das Wunder von Bern« oder »Das Wunder von Lengede«.

Abb. 2 (© Maurizio Gambarini/DPA): Lena mit Siegeskranz in den Nationalfarben (Link aufgerufen am 29.04.13)
Weitererzählung, Intertexteinspeisung und Umdeutung: »Fräulein Wunder« Lena ein Tag nach ihrem Sieg in Oslo im »Triumphzug in die Heimat« …

Das gefeierte »kleine Wunder von Oslo«[65] liefert sodann den emotionalen Einklang und die intertextuelle Verknüpfung mit dem rettenden »kleinen Wirtschaftswunder«[66], das Ende 2010 postuliert wird. Visualisiert verdichtet und für das kollektive Gedächtnis archiviert findet sich dieser Zusammenhang in der Fotografie von Lenas schwarz-rot-golden siegerinumkränztem Haupt (siehe Abb. 2). Sie wird zur Repräsentation der sehnsuchtsvollen Vorstellung eines leichten, beschwingten, aber konservativen Deutschlands gemacht und wird somit als modernes republikanisches ›Mädel‹ bedeutend. Die Welt triumphiert:

»Sie ist spontan, doch sich ihrer Wirkung sehr bewusst, auch wenn sie selbst darüber überrascht scheint, wenn 120 Millionen Europäer sie schlicht toll finden. Ihre gespielten Zusammenbrüche, ihr Teenager-Reichtum sind unschlagbar europäisch. Sie zeigt Generationen und Nationen wie es ist, heute jung und froh zu sein.«[67]

Die Studenten von Uwu Lena speisen sich in diese Konstellation ein und setzen die Bedeutungsproduktion fort. Angerufen wird nicht weniger als ein mit der Nation verbundenes ungezwungenes Lebensgefühl.[68] Als Refrain des Lieds singt ein Chorus:

»Schland o Schland,
wir sind von Dir begeistert.
Und darum feiern wir mit Dir
schon heute wie die Weltmeister.
In Südafrika, ja,
da wollen’s alle wissen.
Doch in diesem Jahr, da
feiern wir einfach«[69]

In einem Interview bringen sie die gefühlte Melange aus Einfachheit und unkomplizierter Feierlaune mit scheinbar lässigem nationalem Bezug als subjektives Bedürfnis zum Ausdruck. Verschiedene Interessengruppen werden mit der Verbindung »Spaß« und Nation eingeklammert (aber nicht mit ihr in eins gesetzt). Über die Rezeption der Medienereignisse und kulturellen Artefakte ESC/Lena und WM/Nationalmannschaft als Sinnbilder leistungsorientierter, scheinbar unbelasteter, »junger«, »frischer « Selbstpräsentation und Performanz, wird eine Identifikation zwischen der ›sommermädchenhaften‹ Eurovision-Gewinnerin, der »sympathischen « DFB-Auswahl und dem Ausleben eigenen Vergnügens in einem vergemeinschaftenden Rahmen hergestellt. suedeutsche.de zitiert:

»Lena kam einfach daher und hat gewonnen. Deshalb auch der Vergleich mit der Nationalmannschaft: Habt Spaß, zeigt es allen, und geht am Ende als Sieger nach Hause. Unser Lied feiert Lena und den Fußball. Und natürlich feiern wir uns jetzt auch ein bisschen selbst. […] Lena und die Nationalelf hatten bis jetzt unglaublich sympathische und frische Auftritte, auf dem Feld und auf der Bühne.«[70]

Abb. 3: Uwu Lena – Schland O Schland – Cover // Quelle: Universal Music (Link aufgerufen am 29.04.13):
… und Uwu Lena nach ihrem Major-Label-Vertrag mit Universal Music.

Die visuelle Inszenierung der besungenen Begeisterung im Clip von Uwu Lena macht das gewünschte Flair deutlich (siehe hierzu die folgende Seite). Tanzend wird die eigene und Deutschlands vermeintliche Leichtigkeit im sonnigen Südpark Münsters gefeiert. Allerdings wird das Begehren nach der durch Lena ›weiblich‹ konnotierten effektiven Schlichtheit wieder sichtbar ›männlich‹ gewendet. Nicht nur, dass die Tänzer allesamt ›Männer‹ sind. Der bärtige Frontman (hier der Texter, nicht der Sänger) ist auch überakzentuiert als die vorbildliche ›Frau‹ verkleidet – mit schwarzem Kleid und Langhaarperücke, angelehnt an den Grandprix-Auftritt. Die Studentenjux-Travestie lässt keine geschlechtlichen Uneindeutigkeiten und Brüche zu. Das uniformierende Tragen von Nationaltrikots, deutschen Fanschals etc. und – wohl als ironisches Zitat – Blumenkränzen in den Bundesfarben, verhindert dagegen, dass klar erkennbar wird, dass sich hier ausschließlich Bildungsbürger vergnügen (siehe Abb. 3). Unmarkiert, also für die ›Mehrheitsgesellschaft‹ unsichtbar, bleibt außerdem, dass die Präsentation ›weiß‹ ist – das Thema Migration in Gesellschaft und Sport findet im Clip nicht statt. Die besungene deutsche Nationalmannschaft stellt sich medial ›anders‹ dar und soll im Grunde doch so sein.[71] Nämlich, »natürlich, frech und optimistisch« und so effektiv wie sympathisch, durch den Sommer tänzelnd, wie im Sommermärchen 2006. Nur hat sie 2010 einen hohen Anteil an Migranten in ihren Reihen. Ein Umstand, dem medial intensive Aufmerksamkeit zuteil wurde.[72] So befragte die SZ den kommenden Fußballstar und Nationalspieler Sami Khedira konkret zum Zusammenhang von ›Deutschsein‹, ›Deutschwerden‹, »Disziplin« und »Leichtigkeit«. Seine Antwort nimmt einerseits – unabsichtlich, aber markant – wesentliche Elemente der so genannten Integrationsdebatte im Gefolge der Sarrazin-Auslassungen vorweg, andererseits äußert er sich in besagter (intertextuell wirkender) Metaphorik zum Thema ›deutsche Kultur‹:

»Wir strahlen vorne eine gewisse südländische Leichtigkeit aus und defensiv eine unwahrscheinlich hohe Disziplin. Afrikanischen und südländischen Mannschaften wird ja gerne mangelnde Disziplin nachgesagt, das ist bei uns definitiv nicht so, da sind wir alle sehr deutsch. […] In der Offensive haben wir, auch dank der unterschiedlichen Wurzeln, schon viele Möglichkeiten den Gegner auszuspielen. Aber das geht nur, wenn wir auch die deutschen Tugenden betonen. Sonst funktioniert es nicht.«[73]

Abb. 4: Titelblatt der GQ, März-Ausgabe 2012 (Link aufgerufen am 29.04.13):
Coolness, Sexyness, Leistung: Der nationale Auswahlspieler Sami Khedira und Lena Gerke, 2006 erste Gewinnerin des Contests Germany’s Next Topmodel, im Style-Magazin GQ (Feb. 2012) – seit dem Sommer 2011 ein neudeutsches Medienstarpaar, eindeutig vergeschlechtlicht und ethnisiert.

Ob kommerzieller »Leistungssport« oder »Leistungsgesellschaft«, »gefeiert« wird leistungsfähige »deutsche Tugend« im Verein mit der »spielerischen « Finesse der rassifizierten neudeutschen ›Anderen‹. »Wurzeln « sollen effizient zusammengehen und werden gerade deshalb klar unterschieden. Der Auftritt des Fußballteams der Berliner Republik lieferte eine populärkulturelle Folie für sozio-politische Konflikte und kulturelle Neuausrichtungen einer kapitalistischen Migrationsgesellschaft, die ebenfalls visuell inszeniert wird (siehe Abb. 4). Inwieweit sie wirkmächtig wird, lässt sich kurz darauf an der rassistisch geprägten ›Sarrazinintegrationsdebatte‹ absehen. Der emotionale Takt dazu findet seinen Ursprung jedoch in den Jahren vor der WM im eigenen Land. Eine weiterführende diagnostische Kritik sollte diese machtvollen und -ausübenden intertextuellen Verflechtungen aufdecken, um darüber der in der herrschenden Medienkultur derart (re)produzierten nationalistischen Hegemonie, samt ihrer spezifischen Unterdrückungsverhältnisse, entgegenzutreten.

Der Artikel erschien im Doktorand_innen-Jahrbuch 2012 der Rosa-Luxemburg-Stiftung (pdf-Datei, S.155–170). Das Jahrbuch ist im VSA Verlag (ISBN 978-3-89965-548-3) unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 3.0 Licence erschienen.

Anmerkungen

[1] Vgl. Marcus Hawel: Die normalisierte Nation. Vergangenheitsbewältigung und Außenpolitik in Deutschland, Hannover 2007. Siehe auch: Projektgruppe Nationalismuskritik (Hrsg.): Irrsinn der Normalität. Aspekte der Reartikulation des deutschen Nationalismus, Münster 2009.

[2] Zum nationalistischen Prozess »vorgestellter Gemeinschaften« siehe: Benedict Anderson: Imagined Communities, London/New York 1983.

[3] Populärkultur ist niemals bloß ideologisch. Sie ist mit Lawrence Grossberg nicht durch formale Charakteristika, sondern allein innerhalb der Formation und der Empfindungsweise, in denen sie sich artikuliert, erfassbar. Siehe: Lawrence Grossberg: Zur Verortung der Populärkultur. In: R. Bromley, U. Göttlich, C. Winter (Hrsg.): Cultural Studies. Grundlagentexte zur Einführung, Lüneburg 1999, S. 215-236, hier S. 226f.

[4] Vgl. Christoph Jacke: Einführung in Populäre Musik und Medien (Populäre Kultur und Medien, 1), Berlin 2009, hier S. 135.

[5] Der Begriff der »Kulturindustrie« ist nach der Kritischen Theorie nahezu identisch mit der von unterdrückender Herrschaft charakterisierten bürgerlich spätkapitalistischen Gesellschaft, in deren Totalität warenförmige Kultur (selbst)betrügerisch konsumiert wird. Davon beeinflusste kritische Cultural Studies hingegen gehen von der bedingten, aber potenziell möglichen, aktiven Nutzung und Weiterverarbeitung der Angebote durch Rezipient_innen aus. Sie erfassen u.a. daher die herrschenden Verhältnisse unter dem Begriff »Medienkultur«. Vgl. Douglas Kellner: Für eine kritische, multikulturelle und multiperspektivische Dimension der Cultural Studies. In: Rainer Winter (Hrsg.): Medienkultur, Kritik und Demokratie. Der Douglas Kellner Reader, Köln 2005, S. 12-58.

[6] Vgl. ders.: Verschwörung und »Akte X«. Eine diagnostische Kritik. In: Winter 2005 (s. Anm. 5), S. 232-263, hier S. 236.

[7] Vgl. Tanja Thomas: Zwischen Konformität und Widerständigkeit. Populärkultur als Vergesellschaftungsmodus, P.I. Villa, J. Jäckel, Z.S. Pfeiffer, N. Sanitter, R. Steckert: Banale Kämpfe? Perspektiven auf Populärkultur und Geschlecht, Bielefeld 2012, S. 211-228.

[8] Der Begriff »Positionalität« verweist auf eine Positionierung oder ein Selbstverständnis. Es gibt immer Differenz. Daher verstehe ich die vorgebliche »Identität « als instabile, zeitlich gebundene, sozio-kulturell bedingte Verortung, bei der von keinem stabilen Kern des Selbst ausgegangen werden kann, welches stets dasselbe bleibt. So wird »Identität« Stuart Hall zufolge vielmehr in einem »Prozess des Werdens denn des Seins« hergestellt und ist eher eine Vielheit an temporären »Positionalitäten«. Vgl. Stuart Hall, Wer braucht »Identität«?, in: Ders.: Ideologie, Identität, Repräsentation. Ausgewählte Schriften 4. Hamburg 2004, S. 167-187, hier S. 170f.

[9] »Mainstream« bedeutet nicht allein ›Massengeschmack‹, vor allem nicht im Sinne einer elitären oder kulturpessimistischen Perspektive. Mainstream vermittelt sich vielmehr durch den kommerziellen Erfolg im multimedialen Verkauf und besonders in einer herausragenden medialen Präsenz des Produkts, die über das bloße Produkt hinausgeht.

[10] Vgl. Paula-Irene Villa, Julia Jäckel, Zara S. Pfeiffer, Nadine Sanitter, Ralf Stekkert: Eine Einleitung, in: Dies. 2012 (s. Anm. 7), S. 7-22.

[11] Vgl. Christoph Weller: Die Aktualisierung kollektiver Identitäten bei der Deutung der Terroranschläge am 11. September 2001. In: S. Jäger, F. Januschek (Hrsg.), Gefühlte Geschichte und Kämpfe um Identität, Münster 2004, S. 221-237.

[12] Die Begriffe Populärkultur und Pop bzw. Popkultur sind nicht synonym. Pop ist vielmehr ein Teil der Populärkultur, der vor allem als musik- und jugendkulturell tradierter Begriff verstanden werden kann. Der Begriff der Popkultur kennzeichnet davon ausgehende kulturelle Vergemeinschaftungen jeglicher Form und Spielart.

[13] Vgl. Jürgen Laarmann, Neueste Deutsche Welle, ([http://tinyurl.com/d3pphvk] 24.01.2012), Spiegel-Online 13.4.2001.

[14] Vgl. Ch. Dallach, N. v. Festenberg, V. Hage, U. Knöfel, M. Wolf, Patriotische Bauchschmerzen, Der Spiegel Nr. 49/2004.

[15] Vgl., Mathias Halbig, Die Neueste Deutsche Welle – die NP-Kultserie, Neue Presse, 16.12.2004.

[16] Vgl. Spex – Das Magazin für Popkultur, Halt’s Maul Deutschland, Spex NR. 11 2004, S. 86-101.

[17] Etwa 500 prominente deutsche Musiker_innen. Darunter zum Beispiel Peter Maffay, Udo Lindenberg, Xavier Naidoo, Inga Humpe und Jan Delay.

[18] Schließlich wurde der Antrag von der rot-grünen Koalition angenommen. Als Ziel der freiwilligen Selbstverpflichtung wurde eine Quote von 35% gesetzt. Vgl. Handelsblatt, Kein dirigistisches Vorbild gewünscht. Bundestag fordert Deutsch-Quote im Radio, 17.12.2004.

[19] Vgl. media control, Popkomm: Legale Downloads beleben den Musikmarkt, 20.9.2006.

[20] Der dazugehörige Trailer der Werbeagentur »Jung von Matt« wurde auf 11 TV-Sendern ausgestrahlt.

[21] Sein international widersprüchlich debattierter, verfälschend und verkürzend polarisierender Thesenkomplex zur vermeintlichen wirtschaftlichen Ausbeujüdischer NS-Opfer durch jüdische Verbände reduzierte sich im deutschen Kontext schnell zum willkommenen Stichwortgeber antisemitischer Stereotype.

[22] Vgl. Edgar Lersch, Reinhold Viehoff: Geschichte im Fernsehen. Eine Untersuchung zur Entwicklung des Genres und der Gattungsästhetik geschichtlicher Darstellungen im Fernsehen 1995 bis 2003, Düsseldorf 2007.

[23] Das in dieser Zeit entstandene Wort »Partypatriotismus«, der vorgeblich unverkrampft Partei für die eigene Nation bezöge, missdeutete die Lage. Nach der WM belegte Wilhelm Heitmeyer in seiner Studie die Zunahme von rassistischen Einstellungen. Vgl. Wilhelm Heitmeyer (Hrsg.): Deutsche Zustände. Folge 5. Frankfurt am Main 2007.

[24] Vgl. Deutscher Bundestag, PuK 1 – Referat Presse – Rundfunk – Fernsehen (Hrsg.), Pressemitteilung. Mortler: Deutschland Weltmeister der Herzen und der Gastfreundschaft, 10.7.2006.

[25] Vgl. Sönke Klug: »Die Patriotismusdebatte«, Saarbrücken 2007.

[26] Vgl. Reinhard Mohr: Das Deutschlandgefühl. Eine Heimatkunde, Hamburg 2005.

[27] Vgl. Trendbüro, Andreas Steinle, Peter Wippermann: Die neue Moral der Netzwerkkinder, Hamburg 2003.

[28] Bild, Siegen ist Schwarz-Rot-Geil!, 27.6.2006.

[29] Vgl. Jacob Tanner: Nation, Kommunikation und Gedächtnis. Die Produktivkraft des Imaginären und die Aktualität Ernst Renans. In: Ulrike Jureit (Hrsg.): Politische Kollektive. Die Konstruktion nationaler, rassischer und ethnischer Gemeinschaften, Münster 2001, S. 46-67.

[30] Sebastian Friedrich (Hrsg.): Rassismus in der Leistungsgesellschaft. Analysen und kritische Perspektiven zu den rassistischen Normalisierungsprozessen der »Sarrazindebatte«, Münster 2011.

[31] Zur kontroversen Debatte um eine adäquate Erforschung des Populären siehe: Christoph Jacke, Jens Ruchatz, Martin Zierold (Hrsg.): Pop, Populäres und Theorien. Forschungsansätze und Perspektiven zu einem prekären Verhältnis in der Medienkulturgesellschaft, Münster 2011.

[32] Vgl. Kellner 2005 (s. Anm. 5), S. 13f.

[33] Verstanden werden kann dieser als eine »›imagologische Bastelei‹«, die »im Banne mythologischer Erzähltradition« steht. Vgl. Tanner 2001 (s. Anm. 29), S. 60f.

[34] Vgl. grundsätzlich: Julia Kristeva: Probleme der Textstrukturation. In: Heinz Blumensath (Hrsg.): Strukturalismus in der Literaturwissenschaft, Köln 1972, S. 243-262.

[35] Vgl. Stuart Hall: Kodieren/Dekodieren. In: Bromley u.a. 1999 (s. Anm. 3), S. 92-110, hier S. 93f.

[36] Vgl. John Fiske: Lesarten des Populären, Wien 2003 [1989], hier S. 16.

[37] Rainer Winter: Filmanalyse in der Perspektive der Cultural Studies, ([http://tinyurl.com/c93zy96] 15.12.2010), 2007, hier: Ab.3.

[38] Die Übertragung erreichte durchschnittlich 14,69 Mio. TV-Zuschauer_innen. Marktanteil der ARD: 49,1%, 14-49 jährige 61,6%. Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) 31.5.2010.

[39] Der später kommerziell produzierte (Universal Music/Raab TV GmbH) und erfolgreich vermarktete Song (Single-Charts Nr. 4, vgl. media control 29.6.2010) ist doppelt mit dem TV-Entertainer Stefan Raab verbunden. Nicht nur, dass dieser als Manager und Mentor Lenas die Rechte an deren Titel »Satellite« (Single-Charts Nr. 1, vgl. media control 23.3.2010) besitzt. Er prägte auch den Ausruf »Schland!«, der das alkoholisiert überschwängliche »Deutschland!« einer grölenden Gruppe vermeintlich ironisiert wiedergibt und ließ sich diesen bereits 2005 als Marke eintragen. Vgl. Registerauskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes: Wortmarke Schland, ([http://tinyurl.com/2cb7sxx] 16.4.2012), 2005. Ob der Ausruf tatsächlich originär von Raab stammt, darf bezweifelt werden.

[40] Uwu Lena in der Selbstdarstellung. Uwu Lena. ([http://www.schlandrut.de/die-band] 5.2.2012), 2010.

[41] In einer Reihe von acht TV-Sendungen des Formats Unser Star für Oslo (ARD & ProSieben) wurde per Televoting aus 20 ermittelten Kandidat_innen sowohl der deutsche Beitrag als auch dessen Interpretin vom Publikum ausgewählt.

[42] Vgl. Ulrich Bröckling: Totale Mobilmachung. Menschenführung im Qualitäts- und Selbstmanagement. In: Ders. (u.a.) (Hrsg.): Gouvernementalität der Gegenwart. Studien zur Ökonomisierung des Sozialen, Frankfurt am Main 2000, S. 131-167, hier S. 135.

[43] Bild 31.5.2010.

[44] Metaphern organisieren unser Wissen und strukturieren unsere Alltagswelt. Eine Metaphernanalyse auf kollektive Orientierungsmuster vermag Grenzen der »Lesarten« zu verdeutlichen. Vgl. George Lakoff, Mark Johnson: Leben in Metaphern. Konstruktion und Gebrauch von Sprachbildern. Heidelberg 2008 [1980].

[45] Spiegel Online, ([http://tinyurl.com/c82pmv2] 28.2.2012), 21.1.2010.

[46] Irving Wolther: European Song Contest. Trällern als Therapie, ([http://tinyurl.com/37gdpqe] 28.2.2012), Spiegel Online 25.5.2010.

[47] Welt am Sonntag (WaS) 23.52010.

[48] Süddeutsche Zeitung (SZ) 28.5.2010.

[49] SZ 4.6.2010.

[50] FAZ 31.5.2010.

[51] Ebd.

[52] Die Welt 31.5.2010.

[53] Alfons Kaiser: Sommermädchen, FAZ 31.5.2010 [Herv. rst].

[54] Ebd., Bild 31.5.2010.

[55] Ebd.

[56] Bild: Jungs, jetzt müsst Ihr die Lena machen, 31.5.2010.

[57] FAZ 5.5.2010.

[58] SUPERillu.de, ([http://tinyurl.com/c2dt9x5] 7.4.2011), 1.4.2010.

[59] SZ 28.5.2010.

[60] Wie in den TV-Talentshows Deutschland sucht den Superstar (RTL), Popstars (ProSieben) und Germanys Next Topmodel (ProSieben), die nach einem spezifischen Wettbewerbs- und Auslesemodus im Finale »Stars« küren.

[61] Die Tageszeitung 28.5.2010.

[62] WaS, 28.3.2010. Und Frankfurter Allgemeine Zeitung 31.5.2010.

[63] Bild am Sonntag 30.5.2010.

[64] Kollektiv erlernte Symbole werden unwillkürlich und unmittelbar von Mitgliedern einer spezifischen Gemeinschaft oder eines kulturellen Zusammenhangs verstanden, gleichfalls kollektiv gebraucht, weiter zirkuliert und halten den gesamtgesellschaftlichen Diskurs als synchrones System kollektiver Symbole zusammen. Vgl. Jürgen Link: Kollektivsymbolik und Mediendiskurse. In: kultuRRevolution (1), 1982, hier S. 6-21.

[65] Frankfurter Rundschau 31.5.2010.

[66] SZ 24.-26.12.2010.

[67] Holger Kreitling: Europas Glückskind, Die Welt 31.5.2010 [Herv. rst].

[68] Bei der Analyse eines Songtexts auf nationale Identitätsressourcen können die jeweiligen Attributionen über ihren potenziell bedeutungsvollen emotionalen ›Gehalt‹ eingeordnet werden. Zur Relevanz von »Emotionswörtern« vgl. Barbara H. Rosenwein: Im Interview. In: Jan Plamper (Hrsg.): Wie schreibt man die Geschichte der Gefühle? William Reddy, Barbara Rosenwein und Peter Stearns im Gespräch mit Jan Plamper, Essen 2010, hier S. 52-64.

[69] In: Uwu Lena: Schland o Schland, Internetclip/Universal Music 2010 [Herv. rst].

[70] Christian Landgraf, Songtexter, in, K. Riehl: Interview. Uwu Lena »Wir tröten gerne«, ([http://tinyurl.com/3azjyyw] 1.6.2011), sueddeutsche.de 18.6.2010 [Herv. rst].

[71] Der stern schwärmt: »Die Nationalelf verblüfft bei der WM mit zauberhaftem Fußball. Gleich 11 der 23 Spieler haben ihre Wurzeln außerhalb Deutschlands – der Geist des Teams könnte auch die Nation verändern.« in: Christian Ewers u.a.: Schwarz-Weiß-Gold, stern Nr. 27/2010.

[72] Vgl. Roger Cohen: The New German Volk. In a powerful soccer squad, a window into german diversity, The New York Times/Süddeutsche Zeitung Beilage 5.7.2010.

[73] Der »tunesisch-deutsche« Stuttgarter, in: Christof Kneer: »Bushido hat uns angefeuert«. Sami Khedira über Integration, die Nationalhymne und die Mischung aus Tugenden und Leichtigkeit, SZ 16.6.2010 [Herv. rst].

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sopos 4/2013