Kaufen, was einem die
Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben;
glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider
werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht. - Kurt
Tucholsky
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Die Klage ist mehr als berechtigt, doch taktisch unklug
05. Sep. 2006, 12:32
Ja, das ist wahrlich Menschenwürde zum Abgewöhnen.
Objektiv wie subjektiv ist es kaum zum Aushalten.
Und dennoch: Es ist falsch, das zu zeigen.
Denn die Prozedur ist bewusst so angelegt - und erreicht mit der
verzweifelten Klage ihren vollen Zweck. Jeder soll wissen, wie
scheiße es einem geht, wenn man nicht lohnarbeitet.
In der Staatssicherheit der DDR gab es einen Begriff dafür:
Operative Psychologie. Der behördliche Fall wird nicht nur
der Sache nach schlecht behandelt, sondern soll es auch spüren.
Das erzeugt das Gefühl von Ohnmacht - die Betroffenen erwägen
erst gar nicht zu widerstehen.
Auf heutige Verhältnisse übertragen: Erwerbs- und Einkommenslose
sollen von der Inanspruchnahme auch noch der schmalsten Leistungen
abgeschreckt werden. Sie sollen lohnarbeiten - unter jeder Kondition.
Das funktioniert gut: Millionen Menschen nehmen keine Leistungen in
Anspruch, obwohl sie dürften.
Wer aus diesem Kreis diesen Text liest, wird es auch künftig nicht tun.
Und wer noch lohnarbeitet, wird noch unterwürfiger,
noch hinnahmebereiter, wenn er sich diese gruseligen
Zeilen zu Gemüte führt.
Sie, unsere Feinde, dürfen nicht wissen, dass sie uns treffen.
Auch ihre Schergen müssen uns nur lächelnd sehen, konstruktiv motiviert,
aber auch sehr informiert, was uns zusteht.
Klagen helfen nicht weiter, auch wenn kaum mehr Kraft da ist, etwas
anderes zu tun.
Und Klagen sind auch politisch falsch: Sie nähren das Bild vom
Sozialstaat, der auf Abwegen ist. Ein bisschen die Kräfteverhältnisse
geändert, und schon wird alles gut. Und wenn die Herrschenden nur
wüssten, was sie anrichten, und dass das ganz destruktiv ist, ja
dann könnte sich etwas ändern!
Nichts wird sich ändern. Im Gegenteil.
Unsere Feinde sind in der Offensive. Es gibt zuviel von uns, und
das nutzen sie aus. Sie spielen uns gegeneinander aus, und wenn
wir etwas von ihnen brauchen, lassen sie uns am ausgestreckten Arm
verhungern.
Jeder Protest ohne Organisationsaufruf ist eine rhetorische Niederlage.
Was mich bei Ossietzky zusehends irritiert, ist das permanente Gejammere über die Zustände in Deutschland, ohne daß konkrete Lösungsvorschläge angedacht werden. Da frage ich mich dann doch, was das eigentlich soll? Leute, wenn ihr konkret nichts ändern wollt, dann stampft "Ossietzky" doch besser ein!