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Dankenswerter Weise sprechen Sie in der Öffentlichkeit, coram publico also, wie wir Lateiner sagen, ein »Tabu« an, das häufig in den Tübinger Wirtshäusern unter den Bierdeckel gekehrt wird, vor allem in der geheiligten schwäbischen Kehrwoche: die große Zahl an Norddeutschen unter den dortigen Studierenden. Diese »schamlose Bevorzugung« der Dummis aus dem Tiefland, wo man noch Niederdeutsch spricht (Nomen est omen), muss aufhören. Ist es doch lediglich einer irren Täuschung zu verdanken, den »scheinbar tollen Abiturnoten«, dass diese schmalbrüstigen Zöglinge auf Kosten des Schwabenlandes und der einheimischen Wohnungssuchenden im schönen Tübingen studieren dürfen. Sie haben Recht: »Es gibt kein elftes Gebot, das lautet: Du sollst das Bismarckreich heiligen.« Wussten Sie aber, dass es ein zwölftes Gebot gibt? Es gilt für Zeitungen: »Du sollst nicht jeden Quatsch drucken.« Bayerischer Rundfunk, B5 aktuell.. – Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus nannten Sie neben der Sonderausstellung »Die Verfolgung der Sinti und Roma in München und Bayern 1933–1945« im Münchner NS-Dokumentationszentrum und anderen Veranstaltungen hoch angesehener Einrichtungen auch die Gedenkstunde der »antifaschistischen Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes in Bayreuth«. Sie haben sich damit souverän über das Boykottgebot hinweggesetzt, welches das bayerische Innenministerium gegen die »linksextremistisch beeinflusste« VVN-BdA verhängt hat. Kompliment! Kathrin Göring-Eckhardt, Massentierhaltungsexpertin. – Im ZDF-Polittalk mit Maybrit Illner am 26. Januar ging es um mögliche Koalitionen nach der Bundestagswahl. Dabei haben Sie Ihre Expertise in Sachen Tierhaltung unter Beweis gestellt: »Ich sage noch mal: Ich möchte, dass es eine grüne Regierung gibt, eine mit grün. Und wir beweisen gerade in elf Ländern, was Mitte ist. […] Es geht immer darum, dass es Veränderungen gibt, wo Leute von profitieren. Und da ist Umweltschutz eine zentrale Frage, eine andere Landwirtschaft. Zum Beispiel wie in Niedersachsen: Das war verdammt viel Zeit, die dahingegangen ist, bis mal diese Massentierhaltung endlich abgeschafft wurde.« Abgeschafft? Träumen Sie, leiden Sie unter Realitätsverlust, oder sind Sie nur schlecht informiert. Nach Angaben des Agrarbündnisses Niedersachsen werden in dem Bundesland über 50 Prozent der Masthühnchen sowie ein Drittel aller Schweine und Legehennen in Deutschland gehalten. Der in niedersächsischen Massentierhaltungsregionen erzeugte Geflügeltrockenkot und die Gülleflut betragen 40 Milliarden Liter pro Jahr. Noch am 21. September 2016 sagte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer, Mitglied Ihrer Partei, in einer Pressemitteilung: »Bei uns befindet sich ein Schwerpunkt der industriellen Massentierhaltung. Die flächenungebundene Tierhaltung führt dazu, dass zu viele Tiere auf zu wenig Fläche leben. Die Folge ist eine Überdüngung, vor allem mit Nitrat und Stickstoff.« Da die Massentierhaltung also noch nicht abgeschafft ist, könnten Sie mit diesem Thema wirklich noch punkten. Oder ist nur das Wording bei den Grünen noch nicht abgestimmt? Omid Nouripour, NATO-oliv-Grüner im Bundestag. – Sie sind, keine Frage, ein Transatlantiker, wie er im Buche steht: stellvertretender Vorsitzender der deutsch-amerikanischen Parlamentariergruppe, Vorstandsmitglied der Atlantik-Brücke, in gleicher Funktion auch in der deutsch-atlantischen Gesellschaft. Dutzende Male waren Sie in den USA und haben sich dort Ihre politische Weltsicht von Vertretern der obamaistisch-clintonistischen US-Elite polieren lassen. Das rächt sich jetzt über den Umweg ihres ethnischen Hintergrunds. US-Präsident Donald Trump hat ein temporäres Einreiseverbot für Doppelpass-Inhaber wie Sie (iranischer Pass) erlassen. Ihr Antrag auf ein neues Einreisevisum in die USA schmort vor sich hin. Wie sollen Sie nun an Ihre Auftragsbotschaften kommen? Visiten bei den neuen Machthabern fallen ja vorerst flach. So ein Pech aber auch. Martin Schulz, sogenannter Hoffnungsträger der SPD. – Fast drei Umfrage-Pluspunkte registrierten die pseudowissenschaftlichen Demoskopen für Ihre Partei als herauskam, dass der bisherige SPD-Vorsitzende Gabriel seinen Parteiposten plus Kanzlerkandidatur an Sie weiterzuschieben wünscht. Das haben Sie beide wahrlich eindrucksvoll im Willy-Brandt-Haus zelebriert. Der eine bescheinigte dem anderen, ein »großer Europäer« zu sein, und der andere dem einen, ein großer Sozialdemokrat zu sein. Dabei sind Sie nur zwei Seiten einer Medaille. Programmatische Unterschiede, die das Umfrageplus rechtfertigen könnten, sind bisher nicht zu erkennen. So stehen sie beispielsweise beide für die Fortsetzung der NATO-konformen antirussischen Politik. Anne Will fragte Sie in der ARD sogar aufmüpfig: »Können Sie Kanzler, Herr Schulz?« Klar! Geht es bei den Wahlen überhaupt noch um politische Vorhaben, um Parteiprogramme?
Erschienen in Ossietzky 3/2017 |
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