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Die Konserven gehen zu Ende. * Die eigene Meinung – das ist nur die Kopie tausendfacher Erfahrungen anderer vor uns. Was sie zur eigenen Meinung macht, ist unsere Vergesslichkeit. * Topmanager sind wie Gummibälle: Je härter sie aufschlagen, desto höher springen sie.´ Wolfgang Eckert Der Fluch deutscher ExporteDie Eurokrise und die gnadenlose Exekution Griechenlands sind aus den Schlagzeilen verschwunden. Dabei hat sich an der wirtschaftlichen Situation im Süden der Eurozone nichts geändert, die angeschlagenen Volkswirtschaften sind weiterhin tickende Zeitbomben. Was aber ist die Ursache für Überschuldung und wirtschaftlichen Zusammenbruch dieser Staaten? Die Mainstreampresse schiebt die Schuld den »faulen Südländern« zu, die Linke hat sich auf den Bankensektor eingeschossen. Letzterer hat ohne Zweifel zu der Entwicklung beigetragen. Aber um in eine Schuldenfalle hineinzutappen, muss man sich erst einmal verschulden. Thomasz Konicz liefert in seinem jüngst erschienenen Buch eine auf den ersten Blick überraschende Antwort: Verursacher ist der Exportweltmeister Deutschland – das heißt, die auf Außenhandel ausgerichtete deutsche Wirtschaft sowie politische Eliten, die kraft ihrer Macht anderen Ländern ungleiche Verträge aufzwingen. Konicz zitiert zahlreiche Quellen über die Entstehung der Eurozone und weist nach, dass diese von Anfang an auf eine Bevorteilung der stärkeren Staaten angelegt und der wirtschaftliche Niedergang der Randstaaten dem Grunde nach vorprogrammiert war. Im Osten sei dieser Prozess der Zerschlagung von Industriestandorten und der Umwandlung profitversprechender Reste in verlängerte Werkbänke deutscher Unternehmen bereits Vergangenheit, ebenso die Grausamkeiten neoliberaler Sparprogramme, die Löhne erbarmungslos drückten und Staatshaushalte auf geminderte Einkünfte zurechtstutzten. Wie der Autor meint, spielt sich derselbe Prozess – leicht modifiziert – nun im Süden der Eurozone ab. Konicz belegt dies mit statistischen Angaben, weist beispielsweise nach, dass der Siegeszug der deutschen Autoindustrie von drastischen Umsatzeinbußen der italienischen Fahrzeugmarken flankiert war. Seine zentrale These lautet: Der Weltmarkt ist ein Nullsummenspiel – expandiert eine Volkswirtschaft, so muss eine andere zwangsläufig schrumpfen. Handelt es sich bei dem Buch vielleicht um eine besonders perfide Variante antideutscher Theoriebildung? Mitnichten. Konicz hat seinen Marx gelesen und stellt den Niedergang der Eurozone in den Kontext der spätkapitalistischen Entwicklung. Das Hauptproblem sieht er darin, dass immer mehr Produkte von immer weniger Menschen produziert würden. Besonders am gravierenden Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit dokumentiert er das Wachsen einer »überflüssigen Bevölkerung«, die als Produzenten nicht mehr gebraucht würden und daher mangels Verdienst auch nicht konsumieren könnten. Der Kapitalismus ersticke an nicht absetzbaren Produkten. Ein Motor des Siegeszuges der deutschen Wirtschaft waren ihre niedrigen Lohnstückkosten. Diese sind wiederum nicht auf eine besondere deutsche Tüchtigkeit zurückzuführen, sondern das Ergebnis eines Schrumpfens des Lohn-niveaus sowie der extremen Verdichtung der Arbeitszeit im Zuge der Hartz-Gesetze. Der wirtschaftlichen Expansion ging also eine Ausplünderung der eigenen Bevölkerung voraus. Die Spardiktate der Merkel-Regierung und der Europäischen Zentralbank bezeichnet Konicz als perfide, weil sie die Länder des Südens für eine Entwicklung verantwortlich machen, die außerhalb ihres Verschuldens liegt, und weil die verordneten Sparmaßnahmen die Wirtschaftskrise nicht beenden, sondern sie nur verschärfen können. Würde es Griechenland und anderen Ländern Südeuropas helfen, einfach aus der Eurozone auszusteigen? Konicz verneint das. Ein solcher Ausstieg wäre nur auf Grundlage einer drastischen Geldentwertung möglich, die hauptsächlich zu Lasten der Bevölkerung ginge. Faktisch befänden sich die Länder in den Randgebieten der Eurozone in einer ausweglosen Situation. Ihr Verbleib im Währungsraum hätte über kurz oder lang ihren wirtschaftlichen Kollaps zu Folge. Ihr Austritt würde den unvermeidlichen Zusammenbruch noch beschleunigen. Folge des Dilemmas wäre ein drastischer Anstieg von Rechtsextremismus und Chauvinismus in diesen Ländern als aussichtloser Versuch, die dysfunktional gewordenen nationalstaatlichen Strukturen gewaltsam wieder herzustellen. Konicz fordert nun von der Linken, sich jenseits der nationalen Ebene global neu zu strukturieren, um so länderübergreifenden Widerstand gegen deutsche Spardiktate und nationalistische Paranoia erfolgreich führen zu können. Gerd Bedszent Tomasz Konicz: »Aufstieg & Zerfall des Deutschen Europa«, Unrast Verlag, 186 Seiten, 14 €. SelbstschussEU-Kommissar Oettinger hat gesagt, wenn er mit Frau Petry verheiratet wäre, würde er sich erschießen. Allerdings macht der Mann den Eindruck, dass er, wenn er auf sich schießt, womöglich einen anderen, einen Unbeteiligten trifft, der in der Nähe steht. Mich interessiert mehr, was er tun würde, wenn er mit Frau Merkel verheiratet wäre. Günter Krone Walter Kaufmanns LektüreRecht haben die Kritiker, die für Nino Haratischwilis Familienepos »Das achte Leben« Worte wie kraftvoll, eindringlich, groß, spannend und beeindruckend fanden: Das sich über mehr als tausend Seiten erstreckende Werk ist ein Ereignis, eine Leistung sondergleichen, sprachlich, gestalterisch und historisch. Hier wird ein Jahrhundert besichtigt, von 1900 bis in die Gegenwart, von den revolutionären Umwälzungen in Russland bis in die Stalinzeit und, über die Wendejahre hinweg, bis zum Zerfall der Sowjetunion – und wem das zu nüchtern, zu vordergründig politisch klingt, dem sei versichert: Allein die Frauengestalten der Nino Haratischwili reichen an die Frauengestalten eines Dostojewski, eines Tolstoi – dabei ist die Autorin erst einunddreißig Jahre jung. Ihr Erfahrungsradius ist erstaunlich, ebenso erstaunlich ihr Sprachvermögen – welch ein gutes Deutsch, dabei ungemein variabel für eine in Georgien Geborene, die dort ihre Kindheit und Jugend verbracht hat, bis sie sich von ihrem Heimatland lossagte und eine neue Sprache zu meistern lernte. Mit den Romanen und Theaterstücken, die sie seitdem vorgelegt hat, bereicherte sie die deutsche Literatur derart, dass ich wünschte, Anna Seghers hätte noch erfahren dürfen, dass Ende des Jahres 2015 dieser hochbegabten jungen Schriftstellerin der Anna-Seghers-Preis der Berliner Akademie der Künste verliehen wurde. W. K. Nino Haratischwili: »Das achte Leben (Für Brilka)«, Frankfurter Verlagsanstalt, 1275 Seiten, 34 € Der Stein lebtDas erkenne ich bei einem Besuch im Atelier der Bildhauerin Marguerite Blume-Cárdenas in Weißensee, Lehder Straße 74. Für mich war bisher Stein kalt und tot, hier werde ich eines Besseren belehrt. Die Künstlerin arbeitet an einem Torso zum Thema »Hiob« und holt Schlag für Schlag die Figur aus dem Sandstein heraus. Es sind kraftvolle, sichere Schläge mit dem Spitzmeißel, die erkennen lassen, dass sie langjährige Erfahrungen im Umgang mit diesem Material hat. Die Figur ist fast lebensgroß. Wie eine Schärpe zieht sich nun ein blassrotes Band um den geschundenen Leib, eine natürliche Verfärbung, die an diesem Sandsteinblock vorher nicht erkennbar war. Die Bildhauerin denkt darüber nach, wie sie damit umgeht. An Hiob, einem frommen, vom Schicksal geschlagenen Dulder, sollten seine Frömmigkeit und Gottergebenheit geprüft werden. Der Leidende im Torso krümmt sich leicht. Spürt sie seine Schmerzen? Es ergibt sich auch die Frage nach der Gerechtigkeit Gottes. Das wissend und den Torso betrachtend, fängt der Stein an zu leben. Ich muss seine kantige, raue Oberfläche streicheln. Das Atelier bietet eine Fülle vollendeter Bildwerke. Hauptgegenstand ist immer der Mensch. Und viele Anregungen für Stoffe und Themen kommen aus der Mythologie. Ein quaderförmiges Relief aus Kalkstein zeigt eine dralle Europa, die unsicher auf einem stämmigen Stier sitzt. Ein steinerner Zyklus mit dem Titel »Requiem« beeindruckt mich besonders; in der Arbeit »Kind und Tod« bedeckt ein Knochenmann mit einer Hand den Kopf eines scheinbar schlafenden Kindes und hält sich mit der anderen selbst die Augen zu, als schäme er sich für diesen Frevel. Es gibt so viel zu sehen: die meisterhaften Bildhauerzeichnungen, auch farbige Arbeiten, die aus den Pigmenten geriebener Steine, mit Bindemitteln versetzt, entstanden sind. Sie geben die Struktur des Steines und des Steinbruchs wieder. Arbeiten von Marguerite Blume-Cárdenas sind vorwiegend für den öffentlichen Raum bestimmt, so zum Beispiel ihr »Hermes« in Lichtenberg, die »Schlafende« in Treptow und eine »Liegende« in Marzahn. Aber auch im Kultur- und Kongresszentrum Gera stammt von ihr an einer 450 Quadratmeter großen Kalkstein-Collage, die sich über zwei Stockwerke zieht, ein vollplastisches Relief mit dem Titel »Metamorphose«. Seit 1974 nimmt die Bildhauerin an den Symposien der Bildhauer im Steinbruch Reinhardtsdorf in der Sächsischen Schweiz teil. In der VIII. und IX. Kunstausstellung in Dresden war sie mit Arbeiten vertreten. Marguerite Blume-Cárdenas, 1942 in Frankreich geboren, studierte an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät, absolvierte eine Lehre als Steinmetz und besuchte von 1964 bis 1969 die Kunsthochschule in Dresden. Seitdem ist sie freischaffend; das ist heute ein hartes Brot. Die offene, selbstbewusste und doch so sensible Künstlerin bleibt in meinen Gedanken. Maria Michel Zuschriften an die Lokalpresse»In Deutschland nimmt die Zahl der Armenbegräbnisse zu«, weiß die Berliner Woche vom 17. Februar unter Berufung auf das Bundesministerium für Arbeit und Soziales zu berichten. Ein Drittel aller Begräbnisse auf städtischen Friedhöfen seien Sozialbestattungen und erfolgten »durch staatliche Hand«, was wohl eher auf leere Hände hinweist, denn der letzte Abschied wird in solchen Fällen weder durch eine Trauerrede noch durch Blumenschmuck verschönt. Nun weiß ich, dass es bei der Entsorgung der ehemaligen Lieben zwei aktuelle Trends gibt: die Verbringung zwischen toleranten Bäumen in einem Waldstück oder die Urnenverwahrung im verglasten Wohnzimmerregal. Da etliche Dahingeschiedene aber schon lange wohnungslos waren und Angehörige – falls es noch welche gibt – unterschiedliche Auffassungen zur Verwendung freier Regalplätze in der guten Stube haben, frage ich an, ob man beispielsweise in kommunalen Museen dafür Flächen in historischen Spinden bereitstellen kann. – Wilhelm Grabedünkel (48), Bestatter, 04509 Stadtforst * In Texas wurde laut einer Meldung der Berliner Zeitung vom 19. Februar ein sittenwidriges Verbot eines Universitätspräsidenten für null und nichtig erklärt! Endlich dürfen die Studenten wieder bewaffnet in den Hörsälen erscheinen und damit ihre demokratischen Bürgerrechte voll wahrnehmen! Meine Fragen an die Tageszeitung: Ist die Bewaffnung während der Vorlesungen und Seminare obligatorisch, oder sind auch Ausnahmen möglich? Gibt es Festlegungen zur Waffenart und zu den Tragemodi? Und darf die Bewaffnung während der Befriedigung physiologischer Bedürfnisse auf den Toiletten unterbrochen werden? Da ich meine humanistische Bildung durch ein Gastsemester in Texas vertiefen will, wäre ich für eine Antwort dankbar. – Friedhelm Schnürpel (41), Student, 39606 Ballerstedt Wolfgang Helfritsch
Erschienen in Ossietzky 5/2016 |
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