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Ferdinand Porsche, der Urvater der Sippe, kommt aus ärmlichen Verhältnissen in Böhmen, Volksschulabschluss und Installateurslehre im elterlichen Betrieb ist alles, was ihm mitgegeben wurde. Verbissener Ehrgeiz und rücksichtsloser Egoismus führten ihn in kurzer Zeit vom Monteur zum Leiter der Prüfabteilung bei der Wiener Elektrizitäts-AG und kennzeichnen seinen weiteren Weg. Bald meldete er einen Radnabenmotor als Patent an – die Grundlage für den »motorisierten Krieg«, als dessen Vater er gilt und den er als Leiter des Rüstungsbetriebes von Austro-Daimler glänzend überstand. Er wurde mit Ehrendoktorwürden und anderen Auszeichnungen überschüttet. So richtig lange hielt er es jedoch nirgends aus, meist trennten er und der Arbeitgeber sich im Streit. Sein Schwiegersohn Anton Piëch, ein glühender Nazi, vertrat ihn in arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen. 1930 eröffnete er ein Konstruktionsbüro in Stuttgart, die Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH. Das Büro wurde großzügig durch den Rennfahrer Adolf Rosenberger unterstützt, dieser »schied jedoch 1933 aus dem Unternehmen aus« und musste als Jude 1936 in die USA emigrieren. Richtig aufwärts für Porsche ging es mit dem Auftrag der Nazis, einen »Volkswagen« und eine Fabrik dafür zu bauen. Vielfacher Betrug ist die Grundlage dieses Unternehmens: Finanziert wurde das Projekt mit dem von den Nazis geraubten Gewerkschaftsvermögen. Porsche reiste mehrfach in die USA, um – wie man heute sagen würde – Industriespionage und Brain-Drain in großem Umfang und bis in viele Details zu betreiben. Aus allen von den Nazis besetzten Ländern wurden tausende Frauen und Männer zu oft tödlicher Zwangsarbeit in die »Stadt des KdF-Wagens« (Wolfsburg) verschleppt. Tatsächlich wurde ein Rüstungsbetrieb aufgebaut, nicht ein einziges ziviles Auto verließ das Werk bis zur Befreiung vom Faschismus. Kurz vor dieser Befreiung setzen Porsche und Schwiegersohn Piëch sich unter Mitnahme der Volkswagenkasse (10 Millionen RM) nach Zell am See in Österreich ab. Kurzzeitig wurde Porsche von den Franzosen interniert, weil er sich während des Kriegs an Peugeot vergriffen hatte. Weitere kleine Betrügereien und große Auszeichnungen pflastern den Weg der Porsches und Piëchs nach 1945. Porsche-Tochter und Piëch-Witwe Louise wurde zur Kommerzialrätin ernannt und mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. Ihr Bruder, Ferry Porsche, wurde Ehrendoktor und Honorarprofessor, ebenso der Porsche-Enkel Ferdinand Piëch. Ihre »Porsches« und sonstigen Autos bauten sie überwiegend mit Teilen von Volkswagen. Außerdem hatten sie sich Lizenzgebühren von und Vermarktungsrechte für Volkswagen gesichert. Die Tochter des VW-»Generals« Heinrich Nordhoff, Elisabeth, wurde 1959 in einer pompösen Zeremonie mit Ernst Piëch verheiratet – keineswegs eine private Angelegenheit. In der »Käferkrise« Anfang der 1970er Jahre wurden über 30.000 Beschäftigte entlassen: vor allem »Gastarbeiter« aus Italien, Tunesien, der Türkei und Jugoslawien. Ende der 1980er Jahre wurden Devisenspekulationen von Volkswagen publik: 500 Millionen DM in den Sand gesetzt. In Südafrika und Mexiko wurden Belegschaften durch Massenentlassungen erpresst und Gewerkschaften »domestiziert«. Als Ferdinand Piëch 1993 Vorstandsvorsitzender bei VW wurde, erklärte er den anderen Konzernen den »Autokrieg«, in dem er Sieger bleiben werde. Ähnlich seinem Opa Ferdinand warb er bei General Motors (GM) den Einkaufschef López ab. Der drangsalierte nicht nur Zulieferer, sondern nahm gleich noch Konstruktionsunterlagen von GM mit zu VW. Wegen Geheimnisverrates und krimineller Verschwörung wurde in den USA gegen VW ermittelt, in einem Vergleich musste VW schließlich 100 Millionen Dollar Schadenersatz an GM zahlen und für eine Milliarde Dollar bei GM Teile kaufen. Nur zehn Jahre später wurde der VW-Personalvorstand Peter Hartz wegen Untreue und Begünstigung des Betriebsrates zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Während Hartz wegen seines Geständnisses Bewährung bekam, musste der vormalige Betriebsratsvorsitzende 21 Monate Haftstrafe absitzen. Und nun, wieder zehn Jahre später: Seit mehr als sechs Jahren baut Volkswagen in die Abgasanlage von über elf Millionen Fahrzeugen Teile, die zu falschen Daten beim NOX- beziehungsweise CO2-Ausstoß führen. Die Umwelt, die Kunden und die Finanzämter werden betrogen und geprellt. Auch ein halbes Jahr nach Aufdeckung des Betruges ist der Aufklärungsstand gleich null. Ein paar Manager sind gegangen – mit goldenem Handschlag. Ein paar Ingenieure haben erklärt, dass ohne die Betrügerei die Vorgaben für Umwelt und Profit nicht zu erreichen gewesen wären. Leiharbeiter werden nicht weiter beschäftigt, Werkverträge werden nicht verlängert, Entgelte der Stammbelegschaft werden reduziert, Aufträge werden gekürzt, Investitionen werden erheblich reduziert. VW bastelt an 1000-PS-Motoren, an Datenbrillen, an autonomen Fahrsystemen und tut so, als würde alles so weitergehen. Niemand redet über die Profiteure des Betruges, über den Porsche-Piëch-Clan und deren Geldsammelstelle, die Porsche-Holding SE. Das herrschende Recht ist das Recht der Herrschenden – so wird es wohl das bürgerliche Recht sein, dass die superreichen Porsches und Piëchs davor schützt, mindestens den Teil des Profits wieder herauszugeben, der aus diesem massenhaften Betrug bezogen wurde. Der Schutz des wie auch immer ergatterten Eigentums steht über allem.
Erschienen in Ossietzky 3/2016 |
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