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Ein wenig Erdoğan, Verschwörungstheoretiker, Russen. Kometeneinschläge, Tsunami. Amok, Putin. Vulkane, das Klima. Die faulen Griechen. Hatte ich Putin schon erwähnt?« Sie hatten! Aber machen Sie weiter so. Das gibt dem Tag Struktur. Feridun Zaimoglu, deutsch-türkischer Schriftsteller. – Sie halten die Wahl der Kanzlerin Angela Merkel zur »Person des Jahres 2015« durch das US-amerikanische Time Magazine für »… kein Wunder bei all den Arschkriechern in diesem Lande und den Vollpfosten, die ihr zuloben«. In der Zeit meinten Sie weiter: »Was Platz 2 und 3 angeht: Abu Bakr al-Baghdadi [Gründer des »Islamischen Staates«, d. Red.] ist der Chef einer Psychopatenbande. Und für Donald Trump wünsche ich mir eine Kiefersperre.« Anstelle dieses üblen Trios schlagen Sie vor: »1. Die deutschen Bürgermeister der Kleinstädte, die wider den Ungeist das Unmögliche versuchen. 2. Die vielen Imame der kleinen Moscheen, verfemt und verlacht, die predigen, dass es keine Gottesliebe ohne Menschenliebe gibt. 3. Die Latinos und Latinas in den USA. Sie trotzen dem Mauldreck von Trump und sind die Zukunft des Landes.« Ihre Kritik am Time Magazine und Ihre Gegenvorschläge zeigen: Sie sind aller Preise würdig, die Sie für Ihre Bücher erhalten haben. Wir wünschen Ihnen noch viele mehr. Sigmar Gabriel, Vorsitzender einer abgewirtschafteten Partei. – Auf dem Berliner Parteitag der SPD sind Sie mit einem blauen Auge wiedergewählt worden. Ein dermaßen verluderter Politikverein verdient auch keinen besseren Vorsitzenden. Selbst den eindeutig völkerrechts- und grundgesetzwidrigen Kampfeinsatz der Bundeswehr in Syrien hat er gebilligt. Dazu erklärten Sie, vor einem Einsatz von Bodentruppen würden Sie aber dann doch erst Ihre Parteibasis befragen. Zu befragen hätten Sie die Karlsruher Wächter über das Grundgesetz, den UN-Sicherheitsrat, die syrische Regierung und den Deutschen Bundestag! Und da Sie, von den Kopfnickern im Bundestag mal abgesehen, sich jeweils eine Abfuhr holen würden, könnten Sie sich dann die Urabstimmung in der SPD sparen. Am besten wäre allerdings, der nächste Parteitag watschte Sie nicht nur ab, sondern gäbe Ihnen eine endgültige Abfuhr. Zufälliger Augenzeuge, bitte, bitte!. – Sie haben zwar nicht gesehen, dass ich das Abend-Ei meines Hündchens (Rufname: »Blümchen«) aufgesammelt hatte. Aber Sie beobachteten mich, als ich die Tüte in den Abfallkorb an der Bushaltestelle warf. Ersparen Sie uns die Polizei! Sonst wirft die mir Blendgranaten in die Behausung, stürmt sie und ballert mit Maschinenpistolen mein Hündchen nieder. Nur damit der Innenminister in der Bundespressekonferenz verkünden kann, er sei »im Zweifel für die Sicherheit« und das SEK habe einen mutmaßlichen Attentäter unschädlich gemacht. Dabei hält längst die Terrororganisation Tiefer Staat unsere gesamte Gesellschaft in Geiselhaft: Beträchtliche Teile von Politik, Justiz, Militär und Medien innig verbunden mit Rechtsextremismus und Mafia. Jede Hundetüte im Abfallkorb kann zum Bild-Zeitungs-Aufmacher werden. Der Inhalt färbt die veröffentlichte Meinung. Tiefer Staat, I, hochgerüstet. – Es ist vollbracht. Dein verfassungswidriges Unwesen und die kriminellen Aktivitäten deiner Leute sind erfolgreich aus dem öffentlichen Diskurs verdrängt. Vergessen deine zahlreichen unaufgeklärten Morde, deine gesetzwidrigen Überwachungs- und Ausspähaktionen, deine Verhöhnung von Parlament und Justiz, deine hochverräterische Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten und Folterknechten. Deine führenden Köpfe kommen nicht hinter Gitter, deine Grundorganisationen werden nicht aufgelöst, nein! Sie bekommen noch mehr Geld und Personal: der Bundesnachrichtendienst 225 zusätzliche Stellen und das Bundesamt für Verfassungsschutz sogar 250. Der oberste Dienstherr des Ganovenvereins hat schon seinen Spitznamen weg: diMisere. Zum Lachen ist der aber nicht. Tiefer Staat, II, propagandistisch. – Erschütternd, wie vollständig du die Funktionseliten von Politik und Systemmedien im Griff hast. Die versetzten nach dem Pariser Attentat die Öffentlichkeit gehorsam in Hysterie: »Ich habe Angst, auf die Straße zu gehen ...« Du meine Güte! Ein Großteil der Westeuropäer will sich plötzlich wegen einer Handvoll Terroristen in die Hose machen. Trotz mehr als 250.000 hochgerüsteter, mit modernster Technik ausgestatteter Polizisten und mehr als einer Million Soldaten unter Waffen. Zum Glück blüht darob die Politsatire, beispielsweise in Form eines »Bekennerschreiben« des IS: »... ihr erfindet mit Sprengstoff gefüllte Krankenwagen oder vermeldet ungeprüft, dass irgendwo ›Gefährder‹ gesichtet wurden. Bild-Titel: ›Ganz Europa zittert vor dem Terror‹. Danke! Schöner hätten wir das nicht formulieren können.« (www.der-postillon.com) Solch ätzender Spott ist angebracht. Die Journalisten bei Springer und Bertelsmann und in »unseren« öffentlich-rechtlichen Anstalten bewegen sich inzwischen auf einer Augenhöhe.
Erschienen in Ossietzky 1/2016 |
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