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H.] jetzt als Kriegstreiber, als Aggressor international anprangern.« »Putin ist skrupellos und eiskalt«, man muß ihn »in die Knie zwingen«. »Putin ist einer, der erst aufgibt, wenn er merkt, daß er unterlegen ist. Aber da muß er schon am Boden liegen. Er hat sich in den Sankt Petersburger Hinterhöfen als Beißer durchgesetzt. Solche Leute geben nicht so schnell auf. Man muß darauf eingestellt sein, daß er bis zum Äußersten geht.« »Aber er steht einer Friedensmacht gegenüber, einer Soft-Power-Macht, die klüger ist als er. So leicht wird er die nicht bezwingen. Es gibt viele, viele Möglichkeiten, die außerhalb von Gewaltanwendung liegen. Wir können ihm Nadelstiche verpassen. Hundert Nadelstiche sind eine politische Akupunktur, die wie ein elektrischer Schlag wirken können.« Putin »ist ein zynischer Verbrecher, der uns alle für dumm verkaufen möchte und uns einen russischen Bären aufbindet«. »Man muß allen abraten, irgendwelche Geschäfte mit Rußland zu machen. Ich bedaure, daß die russischen Menschen darunter zu leiden haben, daß im Kreml ein Despot sitzt, der seine Machtspiele veranstaltet. Putin ist ein Kalter Krieger …« »Es ist paradox, daß Putin immer behauptet, Rußland werde von der NATO bedroht. Die NATO hat keinen einzigen Eroberungskrieg in ihrer Geschichte geführt, lediglich dazu beigetragen, daß es zu Waffenstillstand und zu Frieden auf dem Balkan gekommen ist. Die NATO ist eine Verteidigungsgemeinschaft und eine Friedenskraft.« »Putin ist skrupellos. Putin ist eiskalt. Er ist ein Verbrecher … Er ist ein Kriegstreiber und scheut vor nichts zurück.« Ja, da werden Wahrheiten ausgesprochen von einem – und es handelt sich tatsächlich nur um eine Person, die die angeführten treffenden Urteile gefällt hat –, der sich in der deutschen und internationalen Politik auskennt wie kein zweiter: der Tausendsassa und bündnisgrüne Superpolitiker Werner Schulz, Bundestagsabgeordneter a. D., Europaparlamentarier a. D. und grimmiger Stammgast in nahezu allen Talkshows. Schulz versteht es nicht nur, das diabolische Wesen des russischen Staatsoberhauptes dar- und bloßzustellen, er weiß auch wie man diesem »Verbrecher« beikommen kann. Nicht nur mit der politischen Akupunktur, sondern auch mit ganz präzisen Nackenschlägen. So regte er an, den Bosporus für die russische Schwarzmeerflotte zu sperren, damit diese nicht mehr in die Weltmeere gelangen könne. Ja ist er denn des Teufels wahnsinnige Beute? Glaubt er allen Ernstes, daß die Atommacht Rußland eine solche Verletzung des Abkommens von Montreux von 1936, das die Durchfahrtsrechte durch die Meerenge regelt, hinnehmen würde, ohne militärisch zu reagieren? Was Schulz hier in seinem Wahn betreibt, das ist Kriegshetze. Wie weit er dabei geht, zeigt auch seine Reaktion auf den Appell namhafter Persönlichkeiten »Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!« Er sieht darin eine »Geschichtsklitterung«, »denn der Aufruf folgt dem fatalen Grundsatz: Laßt uns mit Krieg in Frieden!« Schön hat er das gesagt! Mit Geschichtsklitterung kennt er sich aus, und so fährt er fort: »Bei über 4.000 Toten in der Ostukraine, zahllosen Verletzten, einem abgeschossenen Passagierflugzeug, mehr als einer Million Flüchtlingen, gewaltsamen Vertreibungen und dem Raub und der gewaltsamen Annexion der Krim mit Hilfe russischer Soldaten über die Sorge vor einer drohenden Kriegsgefahr zu schwadronieren, ist keine Wahrnehmungsstörung, sondern: eine von Ignoranz gesteigerte Apathie … Nicht Rußland, sondern diese [Putins; R. H.] Clique betreibt einen religiös verbrämten völkischen Nationalismus, der eine aggressive Steigerung dessen ist, was wir mit Milošević auf dem Balkan erlebt haben.« Auf den verbrecherischen, völkerrechtswidrigen Bomben- und Raketenkrieg der NATO gegen Jugoslawien geht er nicht ein. Aber sollte der nordatlantische Friedenspakt, der mittlerweile auf dem europäischem Kontinent bis an die russischen Grenzen vorgedrungen ist, gegen den gesteigerten »völkischen Nationalismus« in Putins Rußland nicht gleichermaßen vorgehen? Irgendwie erinnert Werner Schulz‘ Geifern an Schillers Verse: »Gefährlich ist‘s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, das ist der Mensch in seinem Wahn.« Und der Dichter der »Glocke« fährt bekanntlich fort: »Weh denen, die dem Ewigblinden des Lichtes Himmelsfackel leihn! Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden und äschert Städt und Länder ein.« Geb‘s Gott, daß die ewigblinden Rußlandhasser die Himmelsfackel des Krieges nicht anzünden, geliehen haben sie sie schon!
Erschienen in Ossietzky 12/2015 |
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