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Quellen: Das Schulden-Porträt der USA 1791–2013, www.sgipl.org.; Fiscal Year 2014. Historical Tables. Budget of the U.S. Government, Washington DC., S. 143 f.; eigene Berechnungen Jeder Ökonom weiß, daß ein Staat seine Haushaltsdefizite auf Dauer nicht durch Staatsverschuldung beheben kann. Der frühere Bundesfinanzminister Theo Waigel aber widersprach am 18. Dezember 2014 in einer ZDF-Talkshow dieser Weisheit und führte als Beleg die USA an, die im Gegensatz zu Japan damit sehr gut führen und eine stabile Wirtschaft mit drei Prozent Wachstum vorzuweisen hätten. Was Waigel aber unterschlug oder einfach nicht wußte, ist die Sonderrolle der USA, die als einzige Ökonomie der Welt in der privilegierten Position verweilt, ihre Staatsschulden praktisch nie zurückzahlen zu müssen. Denn mit der Vergabe von Staatsanleihen verfügen US-Regierungen über eine geheimnisvolle Geldquelle, mit der sie sowohl ihre Haushaltsdefizite als auch die US-Leistungsbilanzdefizite finanzieren. In der Praxis werden beide Ziele wie folgt erreicht: Um laufende Staatsausgaben zu tätigen, tauscht das US-Finanzministerium Staatsanleihen bei der US-amerikanischen Zentralbank, der FED, gegen von dieser frisch gedruckte Dollar ein. Allein im Jahr 2013 wurden so 1.100 Milliarden Dollar in Umlauf gebracht. Die FED vermarktet die Staatsanleihen auf dem Weltmarkt und lenkt so in die US-Ökonomie neues Kapital, das für den Ausgleich der Leistungsbilanzdefizite sorgt. Der Preis für diese Geldschöpfungspolitik ist eine unermeßliche Staatsverschuldung. Um die alten Anleihen samt Renditen bei Fälligkeit zu bedienen, werden einfach neue Staatsanleihen ausgegeben, die – gegen frisches Geld bei der FED eingetauscht – erneut in Umlauf gebracht werden. Der Prozeß kann beliebig fortgesetzt werden, solange wie Kapitalanleger weltweit darauf vertrauen, daß US-Staatsanleihen eine sichere und profitable Anlage darstellen. Der weitestgehend verborgene Dollarkreislauf – Investitionen in US-Staatsanleihen, steigende Nachfrage nach Dollar, Geldschöpfung durch die FED – sorgt dafür, daß das Vertrauen in US-Staatsanleihen erhalten bleibt und der US-Wirtschaft ständig Kapital zufließt. Kein Wunder, daß dann eine unter großen Handelsbilanzdefiziten leidende Ökonomie keinen Staatsbankrott befürchten muß. In der Kapitalbilanz schlägt sich die Auslandsverschuldung als Kapitalimportüberschuß nieder. Im Zeitraum 2000 bis einschließlich 2013 stieg die Auslandsverschuldung der USA von 5.628,700 auf astronomische 17.249,239 Milliarden Dollar. In diesem Zeitraum flossen also reale Wirtschaftsleistungen aus aller Welt in Höhe von 11.620,539 Milliarden Dollar in die USA, die sich darauf beschränkten, neues Geld zu drucken und in Umlauf zu bringen. Die privilegierte Position der USA setzt voraus, daß der Dollar absehbar sein Monopol als internationale Leitwährung nicht verliert. Das Monopol bleibt solange erhalten, wie der internationale Ölhandel in Dollar abgewickelt wird. Das ist der Fall, solange die USA sämtliche Ölstaaten des Nahen und Mittleren Ostens unter ihrer vollständigen Kontrolle haben. Das erklärt wiederum die dortigen US-Kriege und das Greater-Middle-East-Projekt der US-Neokonservativen, wonach an die Stelle starker Staaten möglichst viele schwache Ölstaaten treten sollen, die sich des US-Diktats nicht erwehren können. So gesehen, schließt sich ein Kreis, der mit der amerikanischen Staatsverschuldung zur Finanzierung der gigantischen Rüstungsausgaben seinen Anfang nimmt, den Zufluß eines beträchtlichen Teils der Wirtschaftsleistung aus der ganzen Welt durch das Instrument des Dollar-Imperialismus einschließt und mit der kriegerischen Umwälzung des Nahen und Mittleren Ostens endet, die die Nachfrage nach Rüstungsgütern aufrechterhält. Zur Ironie der Geschichte gehört, daß die Welt für die Kosten dieser verbrecherischen Politik der USA aufkommen muß. Damit der militärisch-industrielle Komplex der USA fortbesteht, müssen Millionen Menschen sterben, Millionen Menschen müssen aus ihren Dörfern und Städten flüchten, und die Welt muß im Chaos permanenter Kriege gehalten werden.
Erschienen in Ossietzky 1/2015 |
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