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Die BND-Zentrale kostete nicht wie ursprünglich erklärt 730 Millionen, sondern samt Teilumzug aus Pullach 1,3 Milliarden Euro. Auch das Schloß wird teurer, mittlerweile wird von einer Milliarde Euro gesprochen. Die eingeplanten Spendengelder für die Fassade fließen zögerlich. Von den zugesagten 80 Millionen Euro klimpern erst einmal 35,1 Millionen in der Kollekte, aus der ein beachtlicher Teil bereits für Verwaltung und Werbung ausgegeben wurde. Erneut bedaure ich zutiefst, daß mein seinerzeitiger Vorschlag, auf den Geheimdienstbau zu verzichten und den BND im Schloß unterzubringen (s. Ossietzky 7/06), auf taube Ohren stieß. Seine Verwirklichung hätte zu einer enormen Kosteneinsparung geführt, den Bundesnachrichtendienst ins Zentrum der Hauptstadt und damit näher ans Volk gebracht oder, wie BND-Präsident Gerhard Schindler neuerdings selbst forderte, den geheimen Dienst »transparenter« gemacht. Doch die Chance ist vertan. Der Monumentalbau des BND, das »größte Bauvorhaben in der Geschichte der Bundesrepublik«, ist siebeneinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung weitgehend vollendet. Die ersten 174 Schlapphüte sind eingezogen, ihnen stehen die für 4.000 Mitarbeiter vorgesehenen 5.200 Räume mit 14.000 Fenstern zur Verfügung. Über die Gestaltung des Schlosses stritten sich namhafte Architekten wie die Kesselflicker auch dann noch, als der Bau längst begonnen hatte. Aber was ist schon ein Schloß ohne hochadelige Bewohner? Ein neuer Kaiser ist momentan nicht aufzutreiben, aber wenigstens ein Prinz könnte die Lücke schließen. Davon gibt es in der bundesdeutschen Republik bekanntlich noch genügend, sogar einen, der ein Nachkömmling des ehemaligen Schloßherrn Kaiser Wilhelm II. ist. Angesichts dieser Lage gestatte ich mir eine aus meiner Sicht glänzende und dazu auch noch ein wenig kostensparende Idee zu unterbreiten: Ich schlage vor, dem Ururenkel des 1941 verstorbenen deutschen Kaisers, Georg Friedrich Prinz von Preußen, das zumindest äußerlich wiederauferstehende Hohenzollern-Schloß als Wohnsitz anzubieten. Die finanziellen und politischen Vorteile wären eingestandenermaßen nicht so groß wie bei einer Unterbringung des BND im Schloßnachbau, aber sinnvoll wäre eine solche Lösung allemal. Der Prinz und seine Verwandtschaft kämpfen seit Jahren um eine minimale Entschädigung in Höhe von 1,2 Millionen Euro plus Zinsen für den Verlust kaiserlichen Erbes in Brandenburg, darunter des Potsdamer Schlosses Lindstedt, des Krongutes Bornstedt und des Rheinsberger Schlosses. Die Erbsache könnte mit einem Schlag gelöst und die Entschädigungssumme eingespart werden. Das wäre jedoch bei weitem nicht der einzige Vorteil. Ein Schloß im Zentrum der Hauptstadt der Republik mit einem kaiserlichen Ururenkel als Bewohner wäre ein touristischer Anziehungspunkt ohnegleichen. Aus allen Himmelsrichtungen würden Berlinbesucher, von den Royalisten ganz zu schweigen, herbeieilen, um das bewohnte Monument der Hohenzollerndynastie zu bewundern und dafür kräftig zu bezahlen. Der Prinz, der jetzt als Wirtschaftsberater ein kärgliches Dasein fristet, könnte Sonderführungen veranstalten, an den Glanz früherer Zeiten erinnern und auch daran, daß die bösen Kommunisten 1950 die wunderbare Schloßruine abreißen ließen. An den Führungen könnte sich auch die Gemahlin des Prinzen, Sophie Prinzessin von Isenburg, beteiligen. Als Höhepunkt böte sich die Vorführung eines Filmes über die Hochzeit der beiden an, die 2011 in der Friedenskirche in Potsdam mit dem ausdrücklichen Segen des deutschen Papstes Benedikt XVI. über die Bühne ging. Immerhin nahmen daran 650 Gäste, unter ihnen Vertreter der großen deutschen und europäischen Adelshäuser, der damalige Ministerpräsident Brandenburgs, Matthias Platzeck, sein Vorgänger Manfred Stolpe und Potsdams Oberbürgermeister, Jann Jakobs, teil. Wie würden sich die Schloßbesucher freuen, wenn sie die Gäste, vor allem natürlich das glückliche Paar bewundern könnten. Sie kam zum feierlichen Akt in einem silbernen Rolls Royce, angetan in einem zauberhaften Hochzeitskleid vom Potsdamer Designer Wolfgang Joop und mit dem traditionellen Brautschleier aus Brüsseler Spitze; er zog es vor, die letzte Wegstrecke in Frack und Zylinder zu Fuß zurückzulegen. Tief bewegend wäre es auch, noch einmal den einleitenden Choral »Großer Gott, wir loben dich« und den Trauspruch »Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg, aber der Herr allein lenkt seinen Schritt« zu hören. Allzu teuer könnte dieser Film auch gar nicht werden, schließlich hatte der RBB drei Stunden live über das Traumhochzeitsgeschehen berichtet. Daraus ließe sich ohne große Mühe ein Kurzfilm zusammenschneiden, der die Betrachter in Ehrfurcht erschauern und zu Tränen rühren würde. Einen Eintrittszuschlag würden die Besucher sicher gern entrichten. Aber das wäre nicht die einzige Geldquelle, die im Schloß sprudeln könnte. In dem riesigen Palast ließe sich mit Leichtigkeit auch der jetzt schon existierende »Preußen-Shop« (www.preussen.de) unterbringen, dessen Auswahl königstreue Herzen höher schlagen läßt. Für wenig Geld könnten zum Beispiel erschwungen werden: eine Büste Kaiser Wilhelm II. für 34,90 €, eine Flagge des Königreichs Preußen im Format 90 mal 150 Zentimeter für 15,00 €, eine Anstecknadel Preußenadler als Sonderedition des Hauses Hohenzollern für 39,90 €, ein Fingerhut aus Porzellan mit einer Abbildung Friedrichs des Großen zu Pferd für 7,95 €, ein schwarzes Polo-Shirt mit aufgenähtem Preußenadler für 29,90 €. Aber warum ein so preiswertes kurzärmeliges Hemd nur mit dem Adler verziert? Könnte man das Angebot nicht auch mit den heutzutage so beliebten, auf Vorder- und Rückseite bedruckten Shirts erweitern, auf denen unvergeßliche Sprüche des Ururgroßvaters des Prinzen vor und während des Ersten Weltkrieges zu lesen sind? Aus der großen Auswahl bieten sich zum Beispiel an: »Jetzt oder nie … Mit den Serben muß aufgeräumt werden, und zwar bald.« »Es muß denn das Schwert nun entscheiden … Darum auf, zu den Waffen!« »Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!« »Um Sein oder Nichtsein deutscher Macht und deutschen Wesens … handelt es sich.« »Vorwärts mit Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war.« Käufer würden sich gewiß finden und die Not der Hohenzollernerben lindern. Also: Gebt dem Prinzen, was des Kaisers war. Und alle Welt wird sich freuen, daß in Berlin wenigstens ein weiteres Wohnungsproblem gelöst und Wilhelm II. ein ehrendes Gedenken gesichert würde.
Erschienen in Ossietzky 12/2014 |
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