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Naturgemäß konzentriert sich also die Gegenöffentlichkeit auf das Internet. Dort zerfallen Angebote – grob gesagt – in drei Teile: Diejenigen Portale, die von den Wasserträgern des Kapitals und rechten Kräften in der Regel zum Skandalisieren und Verunglimpfen der linken Kräfte genutzt werden; dann die Medien, in denen ein fröhlicher Krieg aller gegen alle tobt und man sich gegenseitig die Meinung an den Kopf schlägt und glaubt, damit demokratische Prozesse ersetzen oder auslösen zu können, und drittens »Aufklärer mit Davids Schleuder«: die wenigen linken Portale, wie Rationalgalerie, Hinter den Schlagzeilen, Nachdenkseiten, antikriegTV, investig’action von Michel Collon, stoersender.tv oder attac. Zu letzteren hat sich seit geraumer Zeit ein imposantes Web-Portal hinzugesellt: www.weltnetz.tv mit kritischen Journalisten, die weder vor dem Totschlagargument »Verschwörungstheorie« zurückzucken, noch mit den in der Regel von Geheimdiensten und Kapitalkräften in Gang gesetzten Mainstream-Kampagnen übereinstimmen. Ich habe mich nun auch darauf eingelassen, dort als Gesellschafter mitzuwirken, zumal ich mein Webmagazin Hinter den Schlagzeilen mit ein paar großartigen Redakteuren im Juni relaunchen möchte und noch enger mit weltnetz.tv verbinden werde. weltnetz.tv lieferte in Sachen Syrien-Krieg oder Entwicklung in der Ukraine seriöse Gegeninformation; es veröffentlichte Nachrichten, die in deutschen Medien für gewöhnlich unterdrückt werden. Weltnetz müht sich um die Vernetzung mit anderen aufklärenden Seiten, so übernehmen labournetTV und vor allem antikriegTV und weltnetz.tv Beiträge voneinander. Mehr oder weniger regelmäßig werden übersetzte Videos von Russia Today, Telesur, The Real News oder Democracy Now gezeigt. Diese Vernetzung ist ausbaufähig; gut wäre auch ein noch stärkeres gegenseitiges Verlinken der linken Seiten untereinander, damit das Angebot für die Nutzerinnen und Nutzer größer wird. Außerdem hat weltnetz.tv auch für die bei wichtigen Ereignissen von Amateuren mit ihrem Mobiltelefon aufgenommenen »Wackelbilder« authentische Verwendung und lädt zum Mitmachen ein. Dennoch drohte auch weltnetz.tv ein Absinken in die graue Ernsthaftigkeit zahlreicher anderer Portale, seien sie nun Print oder – wie weltnetz – auf Videos ausgelegt. Um dieser Gefahr zu entgehen, hat das Portal nun einen eigenen Weg beschritten: Die über youtube anzusehenden Videos präsentieren den Satiriker Reiner Kröhnert in der Rolle von Angela Merkel oder Joachim Gauck und demnächst weiteren Politikern, zeigen den Haupttexter Diether Dehm (Ex-»Hurra Deutschland«-Autor) sarkastisch als Heinz Schenk, der in »äppelwoi«-seliger Geselligkeit zum europaweit koordinierten Kampf gegen die »Lampedusa-Invasoren«, Faul-Griechen, Russen-Macht schunkeln läßt. Das Merkel-Video über die Ukraine hat es – russisch untertitelt – sogar bis in die russischsprachigen Medien geschafft. Aus der Ukraine selbst hat weltnetz.tv selbstverständlich auch sachliche, nicht-satirische Information anzubieten. Vielleicht schafft es dieses Portal mit dem sensationellen Einstieg von 70.000 Klicks in wenigen Tagen nun, so etwas wie einen linken Kult aufzubauen. Denn die Texter, die schon für die ARD, für ZDF und RTL Satiren schrieben, haben den bitterbösen schwarzen Humor in eine neue Qualität getrieben. Anlaß war die politisch unglaublich scharfe ZDF-Sendung »Die Anstalt« vom 11. März, in der sich Max Uthoff und Claus von Wagner mit Jochen Busse und Norbert Blüm zu den Themen Ukraine und Rente gegen den herrschenden Mainstream stellten. Sofort erschien die nicht ganz CIA-unverdächtige Petitionsplattform avaaz mit einem Online-Aufruf gegen »Die Anstalt«. Aber weltnetz.tv setzte noch einen drauf: »Verbietet die ZDF-Anstalt! Macht den Mainzer Lerchenberg zum Maidan!« Das ist die Methode, die Randy Newman während des Vietnamkriegs der USA angewandt hatte: Während die meisten Liedermacher gegen die Bombardierung der Deiche und Dämme in Vietnam protestierten, forderte er die US-Regierung per Song auf, doch gleich »die Atombombe gegen die Schlitzaugen« einzusetzen: »Take the Big one.« Diese übertreibende, sarkastisch überspitzende Art hat nun weltnetz.tv für sich entdeckt und dürfte deshalb ein Alleinstellungsmerkmal unter den Internetportalen erreichen. Die vielen Seitenaufrufe jedenfalls sind erst einmal eine Ermutigung für alle, die sich der Gegenöffentlichkeit von Pierre Bourdieu verpflichtet fühlen.
Erschienen in Ossietzky 12/2014 |
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