Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Glücklich mit Pfeffer und FluorWolfgang Bittner Wir haben es schon seit langem geahnt: An den Protestbewegungen hierzulande sind überwiegend Menschen beteiligt, die sich vegetarisch ernähren und sich nicht ordentlich die Zähne putzen. Das bestätigt eine neuere wissenschaftliche Studie, die jedoch leider nicht die Frage nach den Ursachen beantwortet. Darüber habe ich mir Gedanken gemacht, lassen Sie sich aufklären. Ist Ihnen schon mal aufgefallen, daß unsere Wurst- und Fleischwaren, aber auch viele Salate, seit einiger Zeit übermäßig scharf gewürzt sind? Nicht nur Feinschmecker sind der Meinung, dadurch werde den Speisen das ihnen eigene Aroma genommen, weil sie hauptsächlich noch nach Cayennepfeffer oder Tabasco schmecken. Aber das wäre das Wenigste, zumal sich über Geschmack trefflich streiten läßt – soweit man nicht unter einer Magenerkrankung leidet. Gravierender ist die Einschränkung der Entscheidungsfreiheit nicht weniger Konsumenten, die ihre Speisen lieber nach eigenem Gusto würzen. An dieser Stelle fragen wir uns, was der Grund für diese Kränkung der Geschmacksnerven eines Teils der Bevölkerung sein könnte. Denn irgendeinen mehr oder weniger logischen Grund für das systematische Verpfeffern unserer Lebensmittel muß es schließlich geben. Ich habe mich in einschlägigen Schlemmerkreisen umgehört und bin fündig geworden. Gemunkelt wird nämlich, die Bundesregierung stecke dahinter. Warum? Ist doch klar: Pfeffer macht bekanntlich glücklich. Und die Regierung, besorgt um unsere Gesundheit und unser Wohlergehen, wünscht sich nichts sehnlicher als ein glückliches Volk. Und außerdem wünscht sie sich Harmonie, wie aus berufenem Munde immer wieder beteuert wird. Nun hat Harmonie wiederum etwas mit Ruhe und Ordnung zu tun. Wo keine Ruhe und Ordnung herrschen, ist ein gedeihliches Miteinander gefährdet, wenn nicht unmöglich. Wie stünden wir da, wenn die Bürger massenhaft auf die Straße gingen, um gegen korrupte Politiker, Manager und Banker zu demonstrieren, ihnen die Fensterscheiben einzuschmeißen und ihre Nobelkarossen zu demolieren, womöglich ihre Villen anzuzünden? Das wird selbstverständlich niemand machen, der glücklich und harmoniesüchtig, also passiv und willensschwach ist. Deswegen hat sich unsere Regierung – wie weiter aus ungewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war – in höchst vertraulichen Absprachen mit den Herstellern von Zahnpasten noch etwas anderes einfallen lassen. Fast jeder putzt sich nämlich die Zähne, nicht selten zwei oder drei Mal am Tag. Und schon des längeren ist bekannt, daß die meisten Zahnpasten Fluorid enthalten, denn diese Chemikalie soll angeblich die Zähne härten und vor Karies schützen. Allerdings liegen Forschungsergebnisse vor, nach denen die Einnahme von Fluorid auch in geringen Dosen nicht ohne Einfluß auf die Psyche bleibt. So enthalten viele Psychopharmaka Fluor, weil es eine beruhigende, aktivitätshemmende Wirkung entfaltet und auch das Gedächtnis beeinflussen kann. Wenn wir uns also passiv verhalten, negative Erfahrungen möglichst bald vergessen und scharf gewürzte Speisen zu uns nehmen, ist die Harmonie gewährleistet. Unter diesem Aspekt wird auch die entsetzte Ablehnung eines »Veggiedays« durch viele unserer Politiker erst so richtig verständlich: Sie sorgten sich um unser Glück. Einen eindrucksvollen Beweis für den wohltuenden Einsatz von Gewürzen und Chemikalien zum Wohle der Bevölkerung bietet übrigens das Land, das wir uns in vielerlei Hinsicht zum Vorbild nehmen: die USA. Daß es dort immer noch einigermaßen zivilisiert zugeht, liegt nach Aussage von Fachleuten angeblich an der Ernährung mit dem beliebten scharf gewürzten Fastfood sowie an der Zwangsmedikation mit Fluor durch die Trinkwasserversorgung. So weit sind wir bei uns noch nicht. Aber wäre das nicht eine Perspektive?
Erschienen in Ossietzky 5/2014 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |