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HundekotexSpiegel online hat herausgefunden: »Drei Viertel der Deutschen haben keine Angst vor NSA« und schreibt weiter: »Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich vom Geheimdienst NSA nicht bedroht.« Als ob es darauf ankäme. Dieser Geheimdienst mit seiner Spionage ist für den Durchschnittsbürger vergleichbar der Hundescheiße auf öffentlichen Straßen. Man fühlt sich von ihr nicht bedroht, aber man ekelt sich vor ihr. Man möchte sie nicht am Hacken haben. Und möchte von niemandem damit beworfen werden. Wenn es trotzdem einer tut? Dann muß man mit ihm einen Vertrag schließen, in dem er sich verpflichtet, es zur Festigung der Freundschaft künftig zu unterlassen. Günter Krone SchutzengelIm Plenarsaal des Deutschen Bundestages die politikoffizielle zentrale Feierlichkeit, es sprachen der Bundespräsident und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts. »Ich hatt‘ einen Kameraden« wurde gesungen, dann die Nationalhymne – »Volkstrauertag«, veranstaltet vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., jährliche Routine. An demselben Tag vielerorts in der deutschen Provinz die beiden Lieder bei Gedenkstunden auf »Ehrenfriedhöfen« und an »Kriegerdenkmälern« – meist laden die Bürgermeister und der »Volksbund« dazu ein; Spielmannszüge, soldatische Veteranenvereine, Männerchöre und Abordnungen der Bundeswehr marschieren auf, auch Pfarrer sind beliebt als Redner. Der »Volkstrauertag«, nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt, soll an diejenigen erinnern, die bei militärischen Aktivitäten zu Tode gekommen sind. »Killed in action« heißen sie angelsächsisch, in deutscher Tradition werden sie »Gefallene« genannt, nach einigem Zögern verwendet das Bundesministerium für Verteidigung diesen Begriff nun auch für die bei Auslandseinsätzen getöteten Bundeswehrsoldaten. Der Text über den »Guten Kameraden« stammt von Ludwig Uhland, er hat ihn 1809 geschrieben, und über zweihundert Jahre hin ist das Lied sozusagen zu einem Hit im deutschen Singegut geworden, was fatale Gründe hatte: Zu singen war es laut Dienstvorschrift, wenn Soldaten unter die Erde zu bringen waren, und mit den Kriegen wuchs die Zahl deren Opfer ins Vielfache. »Ich hatt‘ einen Kameraden« ist übrigens in der emotionalen Verwendung nicht eindeutig. Es läßt sich als Bekundung von Mitleid singen, für einen Nebenmann, den »es weggerissen« hat, oder auch als Hymne auf den »gleichen Schritt und Tritt« in der männlich-soldatischen Gemeinschaft. In der Gestaltungsvorlage des »Volksbundes« für den »Volkstrauertag 2013« war eine Musterrede enthalten, in der auf »Akzentverschiebungen in unserer (deutschen) Erinnerungskultur« hingewiesen wird – ein ziemlich harmloses Wort für einen Vorgang, in dem historische Dramatik steckt: Nach dem deutschen Sieg über Frankreich 1870/71 diente das dann im großen Stil organisierte Gedenken an »gefallene Helden« der Pflege des nationalmilitärischen Überlegenheitsgefühls. Der Niederlage im Ersten Weltkrieg folgte eine gespaltene Erinnerung an die nun zahllosen »Opfer« des kriegerischen Geschehens. Als patriotisch wurde die Deutung herausgestellt, sie seien »nicht umsonst gestorben«; »soldatischer Heroismus« sei ihr »Vermächtnis«. »Vaterlandslose Gesinnung« wurde denen vorgeworfen, die Trauer um die Toten als Aufforderung zum »Nie wieder Krieg« verstanden. Nach 1933 wurde aus dem »Volkstrauertag« staatsoffiziell der »Heldengedenktag«, und der »Volksbund« erklärte auch die »Märtyrer« der NS-»Kampfzeit« zu »Kriegsopfern«. Schon bald hieß es: »Deutschland muß leben und wenn wir sterben müssen«, 1939 schlug dann wieder »die Trommel zum Streite«, und der Zweite Weltkrieg hinterließ der Kriegsgräberfürsorge ein Tätigkeitsfeld in bis dahin nicht vorstellbaren Dimensionen. Heutzutage stellt sich der »Volksbund« mit dem Leitspruch vor: »Versöhnung über den Gräbern. Arbeit für den Frieden«. Was aber friedenspolitisch zu tun sei, über das Erinnern an Opfer der Kriege hinaus, sagt der »Volksbund« nicht. Stattdessen bot sein Präsident Markus Meckel (s. Ossietzky 23/13) in einer um Spenden werbenden Massensendung vor dem »Volkstrauertag« einen »persönlichen Schutzengelbrief« an, der davor schützen soll, »vom Pech eingeholt zu werden«, der »Glück im Unglück« bringen werde. Erläuternd wird eine kleine Geschichte erzählt: Wie ein Soldat im Zweiten Weltkrieg die Wahl hatte, an der Ost- oder an der Westfront eingesetzt zu werden, und sich für die westliche Richtung entschied. So habe er nicht »das Schicksal Stalingrad« erleiden müssen, sondern sei »in eine kurze englische Gefangenschaft« gekommen. Der Mann habe seinem »Schutzengel« gedankt ... Da bleibt angesichts der Millionen von Kriegstoten nur der ärgerliche Gedanke, daß an solch schützenden überirdischen Wesen offenbar ein eklatanter Mangel besteht. Peter Söhren »Volljährig«– das war eines der Worte, die man zuweilen aufschnappen konnte am ersten Novemberwochenende im Nürnberger KunstKulturQuartier. Dort fand die 18. Linke Literaturmesse statt, längst eine feste Größe für engagierte Literatur. Neben zahlreichen Verlagen präsentierten sich verschiedene Initiativen sowie die Tageszeitungen junge Welt und neues deutschland. Ältere Schätze waren etwa beim Antiquariat Walter Markov zu erstehen. In angenehm gedämpfter Atmosphäre – vom Kulturmaschinenverlag her ertönten mitunter Klassiker von Franz Josef Degenhardt – stöberten bis Sonntagnachmittag rund 1500 Besucher auf der Messe. So mancher konnte dabei den Vorsatz, mit nur wenigen Büchern nach Hause zu kehren, nicht halten. Beachtlich war einmal mehr das Rahmenprogramm mit insgesamt 54 Veranstaltungen im Stundentakt. Bei bis zu fünf Parallelveranstaltungen hatte man nicht selten die Qual der Wahl. Den Auftakt machten am Freitagabend Tobias Pflüger und Ingar Solty zum Thema »Imperialismus? Syrien und das Pulverfaß Naher Osten«. Mit über 80 Interessierten waren am Sonnabend weitere Buchpräsentationen etwa gleich gut besucht, so die von Karl Heinz Roth (»Manifest für ein egalitäres Europa«), Jutta Ditfurth (»Der Baron, die Juden und die Nazis«) oder Christiane Reymann (»Syrien – Wie man einen säkularen Staat zerstört«). Aktuelle Ereignisse gehörten ebenso zu den Themen wie politische Theorie oder Geschichte. Gleich drei Veranstaltungen befaßten sich mit Vietnam. Neben Günter Giesenfeld (»Land der Reisfelder«), Hellmut Kapfenberger (»Berlin – Bonn – Saigon – Hanoi«) stellte Gerhard Feldbauer einen »Basiswissen«-Band zum Vietnamkrieg vor. Aus derselben handlichen Reihe aus dem PapyRossa Verlag präsentierten Phillip Becher (»Rechtspopulismus«) und Florian Grams (»Pariser Kommune«) ihre Herbsttitel. Auch politisch-literarische Zeichen wurden gesetzt, so etwa vom Dagyeli Verlag mit Streifzügen durch Istanbul (»Gezi-Park ante portas«). Bemerkenswert war, mit welcher routinierten Gelassenheit die Veranstalter die Arbeit schulterten, die solch eine Messe macht; und wie zahlreiche andere sich auf ihre Art einbrachten. So lebte der Büchertreff auch von Menschen wie der Messefotografin Gabriele Senft, jener treffsicheren Fotografin, deren neuer Porträtband »Gesicht zeigen« vorlag und die gern mal ein Titelfoto zu dem seit über 35 Jahren erscheinenden Taschenkalender »Wir Frauen« beisteuert. In Nürnberg war sie für die junge welt beharrlich auf der Suche nach dem besten Bild. Sonntag, früher Abend: Auf der Zugfahrt zurück ins Rheinland nehme ich ein viel gelobtes Büchlein mit dem Titel »Eine Reise nach München« zur Hand. Der Umschlagtext über den Autor macht neugierig: »Julius Fučik … ist in einer Reihe mit Egon Erwin Kisch, Carl v. Ossietzky und Kurt Tucholsky zu nennen.« Und in der Tat: Die Reportage aus dem Jahr 1934 beeindruckt. Daraus nehme ich diesen Satz mit: »Ich stellte fest, daß der bayrische Schwejk im Vergleich zum tschechischen bedrohlicher war.« Und ich frage mich: Wer wollte so etwas für heute beurteilen? Sicher ist jedenfalls: Die Nürnberger Messe arbeitet daran. Mario Tal Berlin – Wladiwostok per RadIn Irkutsk, heißt es, verbieten die Stadtväter den rasanten Neubau im Stadtzentrum, versuchen das alte Stadtzentrum zu erhalten. Tatsächlich existiert ein wunderbar restaurierter Altstadtteil, der Bezirk 130, mit abwechslungsreich gestalteten Häusern in traditionell russischer Holzbauart. Doch schon im Nachbarbezirk wird der Mangel sichtbar: immer wieder zerfallende Altbausubstanz oder dürftig erhaltene Wohn- und Geschäftsbereiche. Die Menschen darin geschäftig. Als ich eine weibliche Obdachlose um eine Auskunft bitte, stürzen zu aggressiver Verteidigung bereite Weggefährten aus ihren Unterschlüpfen und lassen sich nur durch den Hinweis auf meine Recherchetätigkeit im Auftrag der Presse beruhigen. Sofort verändert sich ihre Haltung, bestürmen sie mich mit dem Anliegen, für ihre Rechte, den Erhalt einiger Parkbänke, die einem Neubau weichen sollen, zu kämpfen. Viele Baustellen in Irkutsk werden von Chinesen betrieben. Es heißt, die Russen überlassen die einfache Arbeit gern den Ausländern. Das kommt mir bekannt vor. Der Weg zum Baikal ist hart, aber die Aussicht auf das in die Berglandschaft eingeschnittene Tal mit seinen vereinzelten Ansiedlungen beeindruckend. Ich bin erstaunt (und enttäuscht) von der Unzugänglichkeit dieser Region. Die Menschen in den angrenzenden Ortschaften und die Wohnsubstanz spiegeln in keiner Weise die Anerkennung des gesamten Landes als besondere Region wider. Vieles wirkt auf mich ärmlich, gedrückt. Selten finde ich einen Hinweis auf eine Zufahrt zum Strand. Die Ortschaft Baikalsk passiere ich ohne Zwischenaufenthalt. Schließlich muß ich, bevor die Trasse nach Osten abbiegt, ein paar Kilometer zurückfahren, um überhaupt mal im Baikal gebadet zu haben. Zwei mir beschriebene, zu einem Sandstrand führende Zugänge habe ich nicht gefunden, ansonsten ist das Ufer steinig, die Wellen zu hoch, um sich dort zu erfrischen. Aber ich habe geräucherten Omul gegessen, die hiesige Fischspezialität. In der Baikalregion treffe ich auf außergewöhnliche Nächtigungsumstände. Das Hotel, das mir in Tanchoi empfohlen wird, entpuppt sich als unbewirtschaftet. Die Gäste bedienen sich selbst. Für Bauarbeiter ist es gut genug. Für mich auch. Die Arbeiter, von meinem Reisevorhaben in Kenntnis gesetzt, kümmern sich rührend um mich, heizen mit dem Tauchsieder im Milchkübel mein Waschwasser, beköstigen mich. Ich beziehe Zimmer Nr. 9. Strom und Kanalisation funktionieren noch, ein unbezogenes Bett ist vorhanden. Seit der Überfahrt in die Republik Burjatien habe ich kein Telefonnetz mehr. Das ist normal, sagen mir die Leute. In Ulan-Ude, der Hauptstadt der Burjaten, möchte ich meine nächsten Gastgeber vorinformieren, aber ich habe keinen Empfang. Hilfesuchend wende ich mich an Einheimische, zwei junge Männer. Techniker. Sie verstehen sofort. Das liegt nicht am Telefon. Zum Glück haben sie Zeit, laufen mit mir zum Netzanbieter. – Es ist einer der Alpträume der Moderne: Bei Vertragsschluß kann es den Telekommunikationsgiganten nicht schnell genug gehen, da wird gelächelt ohne Ende; bei Schwierigkeiten wird dir nur eine teure neue Variante vorgeschlagen, oder du wirst abgewimmelt. Angeblich sei mein Telefon zu simpel, um Signale zu empfangen. In Wirklichkeit besitzt »Beeline« in Burjatien nicht die erforderlichen Lizenzen zur Versorgung aller Kunden. Da ich mir kein neues (teures) Telefon kaufen will, wechsele ich den Anbieter, alles mit Hilfe der beiden. Hinterher bedanke ich mich bei meinen neuen Freunden mit einem Bierchen. Mein Gastgeber Alexej ist informiert, ich brauche bloß noch zu warten. Uwe Meißner Anlaß zur UnruheWelche Wertschätzung Dominique Manotti auch offiziell in ihrem Heimatland inzwischen erfährt, mag das kleine Signet auf dem Innenblatt eines ihrer auf Deutsch erschienenen Bücher versinnbildlichen: »Liberté, Égalité, Fraternité – Ambassage de France en République Féderale d’Allemagne«. Das Buch erschien im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums, vertreten durch die Kulturabteilung der französischen Botschaft in Berlin. Und dies wohl nicht, weil Manotti Frankreich staatstragend als »Ehrenwerte Gesellschaft« propagiert, wie der Titel des 2011 veröffentlichten Romans um einen an Nicolas Sarkozy erinnernden französischen Präsidenten lautet, der vor der Wahl seinen Gönnern die Privatisierung der französischen Atomindustrie anbieten will. Im Gegenteil. Seit ihrem Erstling im Jahre 1995 »Sombre Sentier« (S. ist ein Pariser Stadtviertel), auf Deutsch 2004 als »Hartes Pflaster« erschienen, drehen sich fast alle ihre Bücher auch um Verstrickungen im Machtgeflecht aus Politik, Diplomatie, Geheimdiensten und den sogenannten gesellschaftlichen Eliten. Tatort Banlieus, Tatort Élysée-Palast: Wer den heutigen nationalen Trend hin zu Marine le Pen und ihrem Front National verstehen will, greife zu Manotti und verspüre, wie Eric Ambler 1938, »Anlaß zur Unruhe«. Dies ist bei dieser 1942 geborenen und mit zahlreichen Literaturpreisen geehrten Autorin kein Wunder: Sie ist Historikerin, lehrte an verschiedenen Pariser Universitäten Wirtschaftsgeschichte der Neuzeit und leitete als Generalsekretärin die Pariser Gewerkschaftssektion der Confédération française démocratique du travail (CFDT). In einem Interview sagte sie (Quelle: ihr deutscher Argument Verlag): »Ich schreibe über den Verlust und die Katastrophen. Nicht der gesamte roman noir ist links. Doch findet man im Genre viele 68er, die die Hoffnungen der Epoche nicht verraten haben, viel mehr als in anderen Berufsgruppen. (…) Ich habe eine schwarze (noir) Sicht auf die Dinge, weil ich glaube, daß meine Generation die sozialen Veränderungen, die ich wollte und von denen ich träumte, nicht mehr erleben wird. (…) In unseren Romanen gehen wir zur Geschichte zurück.« Reale Geschichte bildet auch den Hintergrund ihres Romans »Das schwarze Korps« aus dem Jahr 2004. Er ist in der Schlußphase der deutschen Besetzung von Paris angesiedelt. 2013 erschien als »ariadne Kriminalroman« im Argument-Verlag, Hamburg, 16 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, »Zügellos« auf Deutsch, übersetzt von Andrea Stephani. Die Handlung beginnt am 9. Juni 1989 in Paris auf der Aktionärsversammlung eines Mischkonzerns und endet im November mit dem Fall der Berliner Mauer. Die Jury der KrimiZeit hievte im August dieses Jahres den Roman prompt auf Platz 1 ihrer Bestenliste und befand: »… Scharfer Witz und klare Sprache: Manotti.« Klaus Nilius Am 25. November, 20 Uhr, ist Manotti im »Buchladen in der Osterstraße«, Osterstraße 171, in Hamburg zu Gast. Kleines EinmalzweisDie Leipziger Volkszeitung berichtet auf einer Seite unter der Überschrift »Schornsteinfeger und Pionierleiter füllen Lücken an Sachsens Schulen«: »Zur Absicherung des Unterrichts an sächsischen Schulen hat der Freistaat zum Schuljahr 2013/14 insgesamt fast 200 Mitarbeiter ohne abgeschlossene Lehrerausbildung eingestellt …. darunter (sind) auch Beschäftigte mit Qualifikationen wie Schornsteinfeger, Kosmetikerin oder auch Freundschaftspionierleiter.« Unter anderen Unterrichtstätern sind eine »Fitneßkauffrau« an einer Dresdener Grundschule und ein Krankenpfleger an einem Chemnitzer Gymnasium. Eine Seite zuvor schreibt die gleiche Zeitung: »Sachsens Schulen bieten einer neuen Analyse zufolge einen qualitätsvollen Unterricht. Das geht aus dem zweiten Ergebnisbericht zur sogenannten Schulevaluation hervor, der gestern in Dresden vorgestellt wurde.« Um das zu verstehen, muß man Bildungspolitiker sein. Günter Krone Zuschrift an die LokalpresseEndlich! Nach dem jahrelangen Desaster der immer wieder verschobenen Inbetriebnahme des Großflughafens Berlin-Brandenburg ist ein Berliner Bauwerk planmäßig übergeben worden: das öffentliche Urinal am Fernsehturm. Es wurde in Anwesenheit des Baustadtrates von Berlin-Mitte, weiterer prominenter Regierungs- und Parteienvertreter und zahlreicher Anwohner termingerecht eingeweiht. »Die Toilette ist ein Meilenstein für den Bezirk«, erklärte Baustadtrat Spallek (CDU) laut Berliner Kurier. Das Blatt verschönte das Event durch einen ausführlichen Bildbericht von der Zerschneidung des Bandes vor der Bedürfnisanlage. Jahrelang hatten Mieter der Rathauspassagen einen offiziellen Abfluß gefordert. Der penetrante Geruch der Abwässer in den Grünanlagen – so die Zeitung – sei selbst in die Marienkirche eingedrungen und hätte die Gläubigen bei der Ausübung ihres christlichen Zeremoniells belästigt. Ausgehend von dieser beispielhaften Erfahrung frage ich als Berliner Bürger an, ob in anderen Berliner Ortsteilen ähnliche Einweihungen vorgesehen sind. Das würde ich begrüßen. Außerdem schlage ich vor, der Bauleitung und dem Aufsichtsrat der hauptstädtischen Pinkelatorien auch die Verantwortung für den Großflughafen zu übertragen. – Norbert Nothdurft (55), Installateur, 13059 Berlin-Wartenber. Wolfgang Helfritsch
Erschienen in Ossietzky 24/2013 |
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