Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Ronald Paris’ AugenlustPeter Arlt Der Maler Ronald Paris, der mit Farbe das Wahrhaftige bekennt, wurde in der Ikarus-Ausstellung in Weimar vermißt. Seine Geburtsstadt, die so treu zum Künstler steht wie er zu ihr, präsentiert aus seinem aktuellen Schaffen ausschließlich Ölmalerei der letzten zwölf Jahre. Paris geht auf die 80 zu und verteilt 2013 sein künstlerisches Spektrum übers Land: in Großbodungen Blätter zu Shakespeare und Ölbilder aus Indien, in Berlin-Friedrichshagen eine Auswahl der Aquarelle sowie Collagen in Baruth in der Mark. Eine Station Nationalgalerie gibt es nicht. Da hat sich trotz anerkennender Ausstellungen zur Kunst aus der DDR an der Grundmeinung wenig bewegt. Ronald Paris, mit hugenottischer Abstammung, zog von Sondershausen aus, wurde in Weimar Glasmaler, erwarb in Jena das ABF-Abitur, wurde im Gothaer Museum Volontär und studierte in Berlin-Weißensee, lebte und arbeitete zehn Jahre in Rostock, vor allem aber im Berliner Raum, in Rangsdorf. Er ist ein Künstler von Format und Charakter, der sich lebenslang mit kritischem Engagement einbrachte, besonders im Künstlerverband der DDR. Seine hervorragende Ausbildung bei Arno Mohr, Toni Mau, Bert Heller, Kurt Robbel und Gabriele Mucchi, zudem als Meisterschüler Otto Nagels, konnte er als Professor für Malerei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein weitergeben, von 1993 bis 1999, noch nicht schulbildend. Paris’ Kunst sollte man der kulturellen wie politischen Bildung kommender Generationen empfehlen. Ein älterer Kunstfreund aus Oldenburg schrieb an Paris, er sei »peinlich berührt ob des mehr als nur bescheidenen Wissens über die Kunst aus diesem Teil Deutschlands« und von seiner Kunst »vollkommen begeistert« wegen »der Ausdruckskraft, dem vitalen Pinselduktus und der Leuchtkraft der Farben«. Dieser Kunstfreund gewann Einsicht in die Intentionen von Ronald Paris aus dem Sondershäuser Katalog zur Retrospektive von 2008 und dem 2012 erschienenen Buch »Wahr und wahrhaftig«, in dem Paris Auskunft über sein Leben und seine Zeit gibt. Quellen auch für die neue Ausstellung, zu der es keinen Katalog gibt. Die Sondershäuser Präsentation zeigt, wie der Bildermacher Ronald Paris vom Augenscheinlichen betroffen ist, von dessen Lebensintensität, Tiefe und Schönheit, die er mit permanenter Leidenschaft auf das traditionelle bildnerische Geviert bannt. Vordergründige Zwecke seiner Kunst lehnt er zwar ab, dennoch bekennt er sich zu Käthe Kollwitz’ lapidarem Grundsatz: »Ich will wirken in meiner Zeit.« Nach dem Gebot des Realismus, das Geschehen um einen her und in weiter Ferne kritisch wahrzunehmen und Haltung zu beziehen, feiert er die alltägliche Arbeit und harmonischen Beziehungen der Jordanier im Weinberg, im Gespräch oder vor der Schule. Schützende, abweisende und sich öffnende ausdrucksvolle Gebärden auch im Diptychon von 2005, »Im Warschauer Ghetto 1941«, das auf ein Foto eines deutschen Soldaten zurückgeht, und »An der Klagemauer Jerusalem 1997«. Der Maler hat die aufmerksamen und von Liebe sprechenden Gesichter selbst erlebt und gezeichnet. Bei der Gestaltung der Bilder aus Nahost fasziniert, wie das Dramatische der historischen Vorgänge die Struktur des Szenarischen durchdringt. Er sagt: »Auch die Problematik des jüdisch-palästinensischen Konfliktes spielte dabei eine Rolle, wobei ich nicht die Tragik des Geschehens ins Bild setzen wollte und will, sondern die mögliche Bereitschaft zum Dialog für sinnvoller erachte«, die Haltung der Menschen auf beiden Seiten. Die »unsinnigen Fronten« aufzugeben; zu dieser Rückbesinnung will der Künstler beitragen. Aus den über 40 Ölbildern, die der Künstler selbst mit Christa Hirschler, der Museumsleiterin, in den Schloßräumen plaziert hat, ragt durch die Zimmerflucht das leuchtende Ganzfigur-Bildnis von Inge Keller heraus. Das repräsentative Porträt malte Paris im Eigenauftrag. Nach der früheren Bildfassung von 2011 sehen wir eine gleichgroße neue Fassung im helleren Licht. »Zwei unserer bedeutenden Zeitgenossen, zwei meisterhafte Menschendarsteller, die Schauspielerin und der Maler begegnen einander.« (Peter H. Feist) Die hoch aufgerichtete Inge Keller blickt mit ruhiger Erhabenheit ins Weite, eine Handfläche auf dem Manuskript, das ihre Nähe zur Sprache und Kunst andeutet. Die Großzahl der Gemälde lädt ein zu Reisen in den Nahen Osten und zu europäischen Zielen, zu heiteren, beglückenden und dramatischen Landschaften. Wir sehen den Bodden des Darß und Rügens, über Lauterbach gelbe Wolken gegen Stückchen Himmelsblau von großer Expressivität; die berührende altersgelittene Weide und Bäume, die mit ihren gedrehten und gebogenen Ästen Bewegung einschließen und als Sinnbild fürs Leben stehen. Wir blicken in Paris aus dem freundlichen Café auf Notre-Dame, auf die sich weitenden Berglandschaften in Andalusien; die traurig beschnittenen Mandelbäume und wuchtige Felsen auf Mallorca; in Irland das Vanitas-Motiv eines gestrandeten Kutters und über den Klippen Wolkengebirge. Ob Ronald Paris im portugiesischen Nazaré bei den wartenden Fischern am Strand die Erinnerung an seinen Freund Gabriele Mucchi gekommen ist? Alles Gesehene verwandelte Paris in kraftvoll gestaltete Bilder voll großer Farbenfülle, wo ein Blaugrün mit dem leuchtend warmen Kadmiumgelb kontrastiert oder ein Rosa gegen Grau; von unzähligen Formkontrasten bereichert. Diese realistische Malerei schließt die abstrakte Kunst in sich ein. In poetischen Bildern, in denen sich Moderne und Romantik berühren, öffnet sich der menschliche Innenraum dem landschaftlichen Außenraum, innere und äußere Bewegung umschließen sich. Mehrfach gehen Blicke vom Zimmer und Balkon durch die weit geöffnete Glastür hinaus, wie in »Mondnacht auf Syphnos« (Öl, 2010) auf das vom Vollmond lichtübergossene Meer. Das räumliche Grunderlebnis bringt, so sagt Paris, ein »Gefühl innerer Befreiung«. Reiselust und Augenlust schöpfen aus der Visualität des Realen das berührende Gefühl, überall seßhaft sein zu können. In der Malerei Ronald Paris’ wird die Augenlust an der Welt Ereignis. Die Werkschau ist vom 16. Februar bis 1. April 2013 im Schloßmuseum Sondershausen zu sehen, geöffnet ist die Ausstellung jeweils von Dienstag bis Sonntag (auch Ostermontag), 10 bis 17 Uhr. Weitere Informationen gibt es unter: http://www.sondershausen.de/schlossmuseum/
Erschienen in Ossietzky 5/2013 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |