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März 1933 zusammen mit der »liberalen« Deutschen Staatspartei, dem Zentrum und der NSDAP für das »Ermächtigungsgesetz« Adolf Hitlers; die SPD stimmte dagegen, und die KPD-Abgeordneten hätten es auch getan, wenn sie nicht an der Ausübung ihres Reichstagsmandats gehindert worden wären. Denn seit sieben Wochen tobten sich da bereits die faschistischen Staatsterroristen der SA, der Nazi-Sturmabteilungen, im Regierungsauftrag aus. Konservative und Mächtige der Wirtschaft arbeiteten seit Herbst 1931 auf eine rechtsextreme Regierung hin, zunächst unter Einbindung, dann ab Herbst 1932 unter Führung der NSDAP und Hitlers. Doch lange vor dem Treffen der gemeinsamen rechten Harzburger Front im Herbst 1931, schon seit 1895 besaßen die Ultrarechten mit dem Programm des Alldeutschen Verbandes ein gemeinsames Programm des Krieges, des völkischen Nationalismus, der sozialen Reaktion, des Antisemitismus und der deutschen Vorherrschaft in Europa. Mitbegründer des Verbandes und einer der Schöpfer seines Programms war Alfred Hugenberg, Führer der Deutsch-Nationalen Volkspartei, Krupp-Direktor und Medienzar der zwanziger Jahre. Hugenberg gehörte dann auch dem ersten Kabinett Hitlers als Wirtschaftsminister an. Bereits im August 1932 hatte der konservative Reichskanzler Franz von Papen Hitler das Amt des Vizekanzlers angeboten. Hitler lehnte ab, er wollte selbst Kanzler werden. Das hielt jedoch Papen nicht davon ab, sich weiterhin für die Stärkung des umworbenen Bündnispartners NSDAP einzusetzen. So erklärte er zwei Tage vor den Reichstagswahlen vom 6. November 1932 in einer Rundfunkansprache an das deutsche Volk: »Wie hatten wir seinerzeit den Kampfruf Hitlers gegen den Marxismus und für die nationale Erneuerung begrüßt. Wie hatten wir gehofft, daß er die der bolschewistischen Lehre verfallene Arbeiterschaft der nationalen Sammlung zuführen sollte. Indes sein Einbruch in die Reihen der Roten Front ist nur gering geblieben und das ist sicherlich nicht die Schuld dieser (Papens; U. S.) Regierung, die ihm und seinen Propagandamethoden zum letzten Wahlkampf und auch heute so freie Hand wie nur möglich gelassen hat.« Aber auch bei dieser Wahl kam nicht der erhoffte Erfolg, im Gegenteil. Die NSDAP verlor zwei Millionen Stimmen. Dagegen hatte jeder sechste Wähler die Kommunistische Partei gewählt. Ein Ergebnis, das die führenden Finanzkreise, Militärs, Agrarier und Konservativen alarmierte. Es kam zur Industriellenein-gabe – unterstützt von maßgeblichen Angehörigen der ökonomischen Eliten – an den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, in der die Übergabe der Regierungsmacht an die faschistische Partei gefordert wurde. Verabschiedet wurde die endgültige Fassung der Petition in den Räumen des Direktionsgebäudes der Commerzbank in Berlin-Mitte am 8. November 1932. Im Dezember 1932 wurde dann in einem vertraulichen Bericht aus dem »Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen« (Langnamverein) konstatiert, »daß fast die gesamte Industrie die Berufung Hitlers, gleichgültig unter welchen Umständen, wünscht«. Eine Gedenktafel der Stadt Köln befindet sich seit 1996 an dem Haus Stadtwaldgürtel 35, wo sich Hitler, von Papen und der Bankier von Schröder am 4. Januar 1933 trafen. Sie trägt die Inschrift: »… In einem Gespräch wurden (hier) die Weichen für Hitlers Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 gestellt und die Voraussetzungen für die menschenverachtende Diktatur der Nationalsozialisten geschaffen. Kurt von Schröder unterstützte bereits vor 1933 die Ziele des Nationalsozialismus und organisierte nach 1933 finanzielle Leistungen der deutschen Wirtschaft an die SS.«« Auch die Medien schalteten um, zum Beispiel die einflußreiche Börsenzeitung. Schließlich schrieb selbst die »liberale« und auch im Ausland gelesene Kölnische Zeitung, Vorläufer des Kölner Stadt-Anzeigers, bereits in ihrer Neujahrsausgabe vom 1. Januar 1933: »Auf Hitler kommt es an. Die deutsche Nation braucht den Willen und Schwung einer jungen Bewegung.« Der Vorwärts bezeichnete in seinem Bericht über das »Hitler-Papen-Kabinett« vom 30. Januar 1933 dieses als ein »Kabinett des Großkapitals« und der »Kapitalistischen Reaktion«. Die enge Verwandtschaft von Kapitalismus und Faschismus wurde seit 1933 und besonders nach 1945 eine allgemeingültige Erkenntnis. Heute gilt als »Verfassungsfeind« und wird vom deutschen Geheimdienst »Amt für Verfassungsschutz« diffamiert, wer vom Faschismus als einer möglichen Form des Kapitalismus spricht. Erinnert wird heute auch nicht mehr daran, daß alle Parteien außer der SPD und KPD Adolf Hitler unterstützten, der mit seiner NSDAP zwar erschreckend viele Stimmen bekam, aber nie eine eigene Mehrheit erzielte. Nach 1945 errangen Politiker wie Konrad Adenauer (Zentrum, später CDU), Theodor Heuss (liberale DSP, später FDP) und Fritz Schäffer (Bayernpartei, nun CSU), die neben anderen die Wahl Hitlers unterstützt hatten, höchste Regierungsposten. Und das deutsche Großkapital ging insgesamt reicher und mächtiger aus dem Krieg und der Nachkriegszeit hervor als es hineinging. Das trug zur heutigen politischen und wirtschaftlichen Vormachtstellung Deutschlands im EU-Europa bei. Der Kapitalismus muß nicht zum Faschismus führen. Aber bei uns ist es geschehen. Und es kann wieder geschehen – in moderater, autoritärer und antidemokratischer Form. Wenn auch anders. Immerhin wird in Zeiten wie heute wieder ein Krisenausweg gesucht. Im Krieg ist Deutschland ja schon lange wieder.
Erschienen in Ossietzky 3/2013 |
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