Claudia Roth, kurzzeitig verunsichert. – Ihr Ergebnis bei der grünen Spitzenurwahl haben Sie so kommentiert: »Direkte Demokratie, das kann auch mal schiefgehen.« Aber Sie hätten doch, als Sie dieses plebiszitäre Verfahren wünschten, ahnen können, daß da gegen einen weiblichen Synodalpräses mit religiösem Hintergrund nicht anzukommen ist. Als wiedergewählte Parteivorsitzende müssen Sie nun Furore machen. Wie wäre es mit einer Rückkehr in die katholische Kirche? Da fehlt es an Demokratie, an direkter wie auch an indirekter, genau darin liegt jedoch ein Rollenbedarf: Päpstin von unten! Und dann Bayern für die Grünen erobern.

Peer Steinbrück, selbstkritisch. – Ein Schnitzer sei Ihnen unterlaufen, erklärten Sie jetzt, bei der Einnahme von 25.000 Euro in Bochum, aus der Stadtwerkekasse. Da habe Ihnen »das Fingerspitzengefühl gefehlt«. Wir schließen daraus, daß Ihnen dieses Honorar bar in die Hand kam. Und wenn Ihre Fingerspitzen bei dem Vorgang gefühlig gewesen wären? Dann hätten Sie nach 30 Fünfhunderteuroscheinen sagen können: »Danke, das reicht zur Not.«

Ossietzky -Leser, der um die Frankfurter Rundschau trauert. – Schade sei es, sagten Sie uns, daß die FR, von Ihnen immer noch abonniert, vor dem Aus stehe. In früheren Zeiten hätten Sie ohne dieses Blatt den Tag gar nicht verbringen können. Das wird aber schon eine Weile her sein. Schade ist es um jeden Arbeitsplatz, der verlegerischen Renditewettläufen zum Opfer fällt. Auf das jedoch, was in der FR seit etlichen Jahren schon zu lesen ist, ganz überwiegend, läßt sich gern verzichten.

  Leserinnen und Leser, dieses Heftes. – Ossietzky wird im Dezember das Thema »Kapitalismus vs. Demokratie« in einem Sonderheft über Griechenland mit Beiträgen von Karl-Heinz Roth, Otto Köhler, Annette Groth und anderen vertiefen.

Benjamin Netanyahu, Premier am Ende der Amtszeit. – In zahlreichen Korrespondentenberichten lesen wir, Sie brauchten, wie gehabt, den Krieg für Ihre Wiederwahl. Wenn das wahr ist: Wie viele tote Palästinenser brauchen Sie? Und muß der Krieg etwa bis zum Wahltermin dauern?

Erschienen in Ossietzky 24/2012