Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Wie man beim Einkauf »spart«Rita Rosmarin »Sie sparen € 100.-, teilt mir der Prospekt mit, den ich im Briefkasten gefunden habe. Wann, wo, wie spare ich 100 Euro? Ganz einfach: Ich muß nur den »sommerlich leichten« Blazer aus Schurwolle mit Seide kaufen, der da abgebildet ist. In einem anderen Prospekt wird mir eine »edle Hirschnappa-Langjacke mit abtrennbarem Lammfell-Kragen« angeboten. Die gefällt mir nicht, aber das mit kräftiger roter Farbe in großen Ziffern verkündete Argument »Sie sparen € 250.-« wirkt überzeugend. Wenn ich die Langjacke kaufe, spare ich 150 Euro mehr, als wenn ich mich für den Blazer entscheide. Wenn ich aber, wie mir nun durch den Sinn geht, beides nehme, spare ich sogar 350 Euro. Und noch günstiger kann ich den Damen-Kurzmantel aus Lammnappa kaufen: »Sie sparen € 400.-«. Ich brauche zwar keinen Kurzmantel, aber soll ich mir darüber Gedanken machen, wenn ich doch so viel sparen kann? Bestelle ich alle drei Teile, dann darf ich mich gar an 750 gesparten Euro freuen. Wunderbar! Im Kleingedruckten erfahre ich, daß der Blazer »statt € 249.-« 149 Euro kostet, die Langjacke »statt € 899.-« 649 Euro für kleine und mittelgroße Personen, für Größere 739 Euro, der Kurzmantel »statt € 998.-« 598 Euro und bei meiner Größe 698 Euro. Ich rechne und komme zu dem Ergebnis, daß ich dem Versandunternehmen 1486 Euro zu zahlen habe, um zwar nicht 750, aber immerhin 560 Euro zu sparen. Das sind nahezu 40 Prozent. Welche gemeinnützige Sparkasse bietet mir so hohen Zinsgewinn wie diese Versandunternehmen? Oder habe ich da etwas mißverstanden? Ein bißchen Geld werden die Unternehmen wohl selber verdienen wollen. Und sicher werden sie – auch wenn die Ware aus China käme und fast nichts kostete – noch Geld brauchen, um weiterhin bunte Prospekte und dicke Kataloge drucken und verschicken zu können. Nach langem Rechnen stelle ich überrascht fest, daß die Bekleidungshändler eigentlich noch viel großzügiger sein könnten. Sie könnten nämlich risikolos die Beträge nach dem Wörtchen »statt« beliebig heraufsetzen. Bei dem Blazer zum Beispiel, bei dem im Prospekt »statt € 249.- jetzt nur € 149.-« steht, könnte stehen: »statt € 349.-« oder »statt € 449.-«. Dann würde ich bei dem Kauf nicht 100, sondern 200 oder 300 Euro sparen. Ähnlich könnte unser Bäcker seine Brötchen annoncieren: »statt 98 nur 25 Cent, Sie sparen 73 Cent«. Bestimmt würden die Brötchen dann noch besser schmecken als bisher, weil sie ja irgendwie wertvoller geworden wären, und wir wären vergnügt, zufrieden, stolz ob unserer Sparsamkeit. Ich ziehe den Schluß: Je mehr ich kaufe, desto mehr spare ich. Um mehr sparen zu können, muß ich um so mehr kaufen. Am meisten spare ich, wenn ich mein ganzes Geld ausgebe. Maximale Sparsamkeit würde dann freilich zu totaler Verarmung führen. Ein Blick aufs Girokonto zeigt mir, daß ich momentan die 1486 Euro nicht habe, die ich brauchen würde, um durch die Bestellung von drei Kleidungsstücken 560 Euro zu sparen. Man müßte eben reich sein, um viel sparen zu können. Die Reichen haben das schon immer besser gekonnt als die Armen. Rita Rosmarin (Berlin) ist aufmerksamen Ossietzky-Lesern durch gelegentliche Beiträge bekannt
Erschienen in Ossietzky 15/2010 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |