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Jetzt arbeiten wir in dieser Serie schon Jahre hindurch zusammen und wissen, daß wir uns auch über vieles andere unterhalten können, auch über Politik. Wir stimmen in der Sicht auf die Welt überein, er bringt es auf den Punkt. Ich schätze seine klare Haltung. Und alle Mitwirkenden kennen ihn als aufmerksamen, freundlichen Kollegen. Als Gentleman alter Schule. Immer hilfsbereit. Wenn etwas zu tragen ist, hilft er sofort, aber er will nicht, daß man ihm etwas trägt. Das fasziniert alle. Wie auch sein Humor. Er kann über sich selber lachen. Und immer, wenn er spielt, bestellt er für alle anderen heiße Würstchen. Ursula Karusseit Gesicht und Stimme von Rolf Becker sind Millionen Deutschen aus dem bundesdeutschen Fernsehen bekannt. Seine Bühnenrollen und Auftritte in Produktionen des Neuen Deutschen Films fanden naturgemäß weniger Zuschauer als die Krimis und Fernsehserien. Doch relativ wenige dieser Zuschauer werden den Schauspieler mit großen öffentlichen Solidaritätsaktionen und dem alltäglichen Kärrnereinsatz des politisch aktiven Gewerkschafters verbinden. Und wer ihn heute noch ab und an in einer nicht enden wollenden Serie an der Seite von Ursula Karusseit zu Gesicht kriegt, ahnt nicht, daß Filmproduzenten und Fernsehanstalten ihn über Jahre hinweg vom Broterwerb ausgeschlossen und seiner politischen Aktivitäten wegen bei Rollenbesetzungen sukzessive übersehen haben und es der Zivilcourage von Produzenten bedurfte, den informell verhängten Boykott zu durchbrechen. Rolf Becker rezitiert unter anderem das Kommunistische Manifest oder Heinrich Heines »Deutschland ein Wintermärchen«. Er ist ein durch und durch politischer Mensch. Mir ist seit Ernst Busch kein Schauspieler mit einem so ausgeprägten und entwickelten politischen Sinn und Interesse begegnet. Das bezieht sich nicht nur auf seine künstlerische Arbeit, sondern ebenso auf die »kleine Politik« der Gewerkschaft im Betrieb vor Ort im Interesse der Arbeiter wie auf die »große Politik« der Gewerkschaft und der Parteien im Staat und auf die Weltpolitik. Rolf Becker hat einen weiten Horizont und gediegene Kenntnisse und braucht sich, wo es um politisch-historisches Wissen und Urteilsfähigkeit geht, hinter keinem Historiker zu verstecken. Professionelle Gewerkschaftsfunktionäre fänden hier ein Vorbild für das Heranziehen geschichtlicher Erfahrungen für aktuelle Kämpfe der organisierten Arbeiter, wenn sie denn nach Vorbildern suchen wollten. Der wache politische Sinn Rolf Beckers äußert sich direkt und praktisch auf zwei Feldern: in seiner Tätigkeit in der Gewerkschaft und der Mobilisierung von übergreifenden Solidaritätsaktionen für politisch Verfolgte. Entsprechend seiner politischen Überzeugung ist die Gewerkschaft für ihn das erste und wichtigste Mobilisierungsfeld. Er ist Mitglied der Gewerkschaft ver.di, Fachbereich Medien, und im Ortsvorstand Hamburg dieser Gewerkschaft, die er beharrlich an ihre konstitutive Aufgabe erinnert, öffentlich gegen deutsche Aggressionskriege ein zutreten und praktische Solidarität für deren Opfer zu leisten. Hervorzuheben sind Beckers Anstrengungen, damit eine Gewerkschaftsdelegation in das 1999 überfallene Jugoslawien reiste, die schändlichen Handlungen der Aggressoren öffentlich machte und wenigstens den Arbeitern einer zerstörten Fabrik unmittelbar half. Becker unterstützt seit Jahren die Forderung nach Freilassung des Afroamerikaners Mumia Abu-Jamal, er besuchte ihn 2009 in der Todeszelle, kurz nachdem eine Spiegel-Korrespondentin sich in die Reihe der Mordgehilfen eingeschrieben hatte. Im Falle des Häftlings Christian Klar übernahm er auf Vorschlag des Justizministeriums Baden-Württemberg dessen ehrenamtliche Betreuung. Unverwüstlicher AktivistRolf Becker habe ich kennen gelernt, als er mich im Knast das erste Mal besuchte. Das ist zum Kennenlernen ein schlechter Ort. Er produziert Befangenheiten verschiedenster Art. Rolf hat schon in früheren Jahren Gefangene aus der RAF wie später mich besucht und unterstützt. Das sagt etwas über ihn, aber nicht genug. Ich habe Rolf von Anfang an als politisch bewußten Gewerkschafter und Antifaschisten und Kenner der langen Geschichte der Arbeiterbewegung erlebt. Das erklärt auch, daß die Verbindung nach meiner Haftentlassung weiter besteht. Um von den persönlich herzlichen und familiären Erfahrungen hier gar nicht zu reden. Alle, die Rolf begegnen, erleben einen robusten, unverwüstlichen Aktivisten, der sehr engagiert an alle politische Arbeit rangeht. Das ist eine Sache des Bewußtseins und der Einstellung. Ich will es bei ihm einen Lebensstil nennen und wünsche ihm zuallererst, daß ihm die Gesundheit noch lange erhalten bleibt, damit er in dieser Hinsicht nie zurückstecken muß. Christian Klar Rolf Beckers Einsatz in der Gewerkschaft und in weltweiten Solidaritätsaktionen ist ungeheuer kräfte- und mittelaufzehrend. Seine Konzentration auf konkrete, sehr praktische Ziele verlockt mich, hier den wachen theoretischen Sinn des Schauspielers zu rühmen. Er hat ein nachdenkliches, kritisches und reflektiertes Verhältnis zu seinen Film- oder Bühnenrollen genauso wie zum Stellenwert der unmittelbaren politischen Kämpfe. Becker analysiert seine Rollen ästhetisch und soziologisch, er fragt nach dem Publikum, für das gespielt wird; er will wissen, was für Bedürfnisse befriedigt oder produziert werden. Und ist die Entscheidung zur Übernahme einmal getroffen, hindern ihn Zweifel und Einsichten nicht, sein Bestes zu geben. Sein theoretischer Sinn ist nicht aufdringlich, manchmal versteckt. Doch weil er öffentlich das Kommunistische Manifest liest, will er es auch wirklich begriffen haben. Eine weniger erstaunliche Folge der historischen Beschäftigung mit der jeweiligen Spezifik der verschiedenen Richtungen der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung ist sein entwickelter Sinn für deren Streitpunkte – und das heißt für offene und umstrittene Fragen der sozialistischen Theorie. Keineswegs am Rande politischer Positionen verbinden mich mit Rolf Becker zwei Vorlieben, die beide mit seinem politischen Verständnis von Kunst zu tun haben. Das eine ist die Vorliebe für den Dichter und politischen Schriftsteller Heinrich Heine, das andere für die Gemälde des Berliner Malers Fritz Duda (1904–1991), auf dessen Beerdigung ich den Schauspieler kennenlernte. Über beide hat er gesprochen und geschrieben.
Erschienen in Ossietzky 6/2010 |
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