Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. SoldatenbräucheMarja Winken / Ulrich Sander Das Gebirgsjägerbataillon 233, stationiert in Mittenwald, hat wieder einmal von sich reden gemacht: Beim Wehrbeauftragten des Bundestages hat sich ein ehemaliger Soldat dieser Einheit über seltsame »Aufnahmerituale« dort beklagt, informelle selbstverständlich. Mit Hefe versetzte rohe Schweineleber habe man bis zum Erbrechen verzehren müssen, um als echter Kamerad anerkannt zu werden. Der Kommandeur des Bataillons teilte mit, solcherart Bräuche seien nur außerhalb der Dienstzeit und nicht in Uniform praktiziert worden. Auch hätten die Vorgesetzten ihren Soldaten derlei »Mutproben« bereits »mehrfach verboten«. Augenzwinkernd vermutlich, denn mutig geprobt wurde trotzdem. Die Mittenwalder Gebirgsjäger hatten vor einigen Jahren schon Aufsehen erregt, als Fotos bekannt wurden, auf denen einige ihrer »Elitesoldaten« mit Totenschädeln afghanischer Zivilisten posierten. Militärminister zu Guttenberg hat bei der Mittenwalder Einheit seinen Grundwehrdienst geleistet. Von den jetzt bekannt gewordenen Tauglichkeitsproben habe er keine Kenntnis gehabt, ließ er verlauten, er habe in einem anderen Jägerzug gedient. Über dessen Bräuche wissen wir nichts. So bleibt die Gebirgsjäger-Ethnologie unvollständig. M.W. * Rohe Leber zu fressen zu geben, ist widerlich, noch obszöner sind die jährlichen Treffen der Gebirgsjäger auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald. Die Sauf-Rituale haben sich seit den 1980er Jahren eingebürgert, wie die Bundeswehr mitteilt. Schon seit den 1950er Jahren haben sich weit schlimmere Rituale eingebürgert, und sie sollen ausgerechnet am 65. Jahrestag der Befreiung von Krieg und Faschismus, am 8. Mai 2010, fortgesetzt werden: die jährlichen Treffen der Veteranen und Aktiven der Gebirgstruppe aus Wehrmacht und Bundeswehr, bei denen regelmäßig die Mörder, die Helden des Vernichtungskrieges, geehrt werden. Die Liste der Skandale in Mittenwald und in den anderen Gebirgsjägergarnisonen ist lang: Foltervideos, Naziorden und Hitlergrüße, der Totenkopfskandal von Oktober 2006 und seit mehr als 50 Jahren das Treffen auch mit NS-Kriegsverbrechern auf dem Hohen Brendten. Die Mittenwalder Soldaten der Bundeswehr, die als »Elitetruppe« deutschen Kriegseinsätze in aller Welt anführen, werden nach wie vor auch von Kriegsverbrechern sozialisiert. Im sogenannten Kameradenkreis der Gebirgsjäger sind Wehrmachtssoldaten, Waffen-SSler und Gebirgsjäger-Polizisten organisiert, die nachweislich an Massakern und an Juden-Deportationen beteiligt waren. Auf Kameradschaftsabenden und in der Vereinspostille Gebirgstruppe haben sie jahrzehntelang ihre »Erfahrungen mit den hinterhältigen Partisanen« ungestört an künftige Generationen von Gebirgsjägern weitergeben dürfen und gleichzeitig ihre Beteiligung an Massakern und am Judenmord geleugnet. Ein zentraler Ort dieser speziellen Gebirgsjäger-Sozialisation ist die jährliche Brendtenfeier. Seit 1957 treffen sich jährlich greise Gebirgsjäger-Kameraden der Wehrmacht und Waffen-SS im Schulterschluß mit ihren Bundeswehrnachfolgern. Von einer Bundeswehrkapelle begleitet, findet unter den Fahnen revisionistischer und faschistischer Organisationen – unter anderem der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger – ein ökumenischer Feldgottesdienst statt. Da die Strafverfolgung der deutschen Justiz im Schneckentempo arbeitet und die deutschen Täter trotz Urteilen in Italien nicht ausgeliefert werden, treiben sich am Hohen Brendten in Mittenwald – nach wie vor – auch die Veteranen der 1., der 5., der 157. und der 188. Gebirgsdivision, der Waffen-SS Nord und des SS-Gebirgsjägerpolizeiregiments 18 herum, die für zahlreiche Massaker auf Kephallonia, Korfu, Kreta, im Vercors, in Kommeno und Camerino und für die Deportationen der Athener Jüdinnen und Juden nach Auschwitz verantwortlich sind. Verteidigungsminister zu Guttenberg, der sich (noch) seiner Verbundenheit mit den Mittenwalder Gebirgsjägern brüstet, könnte auch von seinem österreichischen Amtskollegen Darabos lernen. Der hatte vor vier Jahren den Angehörigen des österreichischen Bundesheeres die Teilnahme an der völkisch-militaristischen Veranstaltung in Mittenwald verboten. U.S.
Erschienen in Ossietzky 4/2010 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |