Zweiwochenschrift
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Bloß keine Unruhe
Eckart Spoo
Niemals. Und nun doch: Zwei von Menschenhand auf Erdumlaufbahnen geschickte Satelliten, ein russischer und ein US-amerikanischer, sind zusammengestoßen. Schrott breitet sich aus. Aber beunruhigt uns das?
Niemals. Und nun doch: Zwei atomar betriebene Unterseeboote, ein britisches und ein französisches, sind kollidiert. Aber – nicht wahr? – wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Niemals.
Ein unbekannter Computer-Virus setzt weiträumig die militärischen Rechenwerke der USA außer Betrieb. Keine Gefahr. Niemals.
Im Salzbergwerk Asse 2 bei Wolfenbüttel, in dem die Endlagerung von Atommüll erprobt wird, ist nach ständigen Wasserzuflüssen eine radioaktive Suppe entstanden, die man nicht mehr auslöffeln kann. Schon vorher waren die Bergwerke Asse 1 und Asse 3 abgesoffen. Aber – nicht wahr? – vor der Atomenergie brauchen wir keine Bange zu haben. Die Stromkonzerne garantieren uns Sicherheit für viele Jahrtausende. Und darum sollen möglichst bald weitere Atommeiler errichtet werden.
Das Waldsterben geht weiter, Wüsten dehnen sich aus, Gletscher verschwinden, Wirbelstürme kommen stärker und häufiger, aber von den Auto-Abgasen – nicht wahr? – geht keine Gefahr aus. Und wenn die Auto-Industrie in eine Überproduktionskrise gerät, müssen wir eben mehr Autos kaufen.
Die Produktivität steigt, dadurch sinkt der Bedarf an Lohnarbeit, die Massenarbeitslosigkeit nimmt zu, erst recht in der Krise. Aber – nicht wahr? – die Arbeitszeit darf nicht verkürzt werden. Im Gegenteil: Seit Jahren wird sie tariflich und gesetzlich verlängert, und das Rentenalter beginnt künftig erst mit 67.
Denn bei uns regiert die Vernunft. Darauf können wir uns fest verlassen.
Unsere Regierenden sichern unsere Freiheit und Demokratie. Die Nazis dürfen marschieren – wie jüngst in Dresden. – und auch schon mal zuschlagen. Unsere Geheimdienste und ihre vielen Vertrauensmänner haben sie fest unter Kontrolle. Die Linken sollen sich verdrücken. Ruhe jetzt!
Erschienen in Ossietzky 4/2009
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