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Hubertus Heil, Gesundbeter. – Der Frankfurter Rundschau haben Sie erzählt: »Ich glaube, eine Partei braucht drei Dinge. Eine klare Führung, klare inhaltliche Orientierung und Geschlossenheit nach außen. Über all das verfügt...« – ja welche Partei wohl? »... die SPD.« Sie müssen es wissen, als Generalsekretär dieser bewunderungswürdigen Partei. Markus Kurth, mitunter vergeßlich. – Als Sozialexperte der grünen Bundestagsfraktion haben Sie die Ausbreitung von Armut in deutschen Landen beklagt: Die Abwärtstrends bei unteren und mittleren Einkommen seien »Früchte von Hartz IV, die nun voll durchschlagen«. Danke für die unumwundene Ursachenbestimmung. Aber erinnern Sie sich vielleicht auch noch, welche Regierungskoalition für jene Gesetzgebung verantwortlich war, deren Folgen Sie jetzt anprangern? Gottfried Ludewig, Nachwuchstalent. – Dem Bundesvorsitzenden des CDU-nahen Studentenverbandes RCDS ist wohlwollende Aufmerksamkeit der Medien sicher – auch für Ihre folgende »originelle« (ntv) und »kühne Idee« (Bild): Damit Rentner und Arbeitslose in der Politik nicht zu sehr mitmischen und stören können, sollen die »Leistungsträger« bei Wahlen ein doppeltes Stimmrecht erhalten. Den Grundgesetz-Artikel 38 werden Sie dabei nicht bedacht haben. Wer verlangt denn von Ihnen, daß Sie die Verfassung kennen. Ist doch für junge dynamische Politiker wie Sie nur hinderlich. Uwe Schünemann, ordnungsliebend. – Auch Ihnen ist politische Originalität zuzusprechen. Als niedersächsischer Innenminister wollen Sie die Linkspartei künftig schärfer überwachen lassen. Die fordere nämlich eine Vergesellschaftung bestimmter Produktionsmittel, und das sei »mit der bestehenden Grundordnung nicht vereinbar«. Die »Grundordnung«, die Sie meinen, kann nicht das Grundgesetz sein, denn dort ist in Artikel 15 exakt das als Grundrecht verankert, was Sie für verwerflich halten. Ihre Ressortzuständigkeit umfaßt unter anderem den »Verfassungsschutz«. Am besten lassen Sie durch die so genannte Behörde alle diejenigen BürgerInnen beobachten, die dadurch auffällig werden, daß sie in der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland lesen. Gesine Schwan, zu bescheiden. – »Gesine macht’s!« titelt das SPD-Monatsblatt vorwärts und läßt Sie beschreiben, was Sie als Bundespräsidentin zuwegebringen wollen. Eines Ihrer Vorhaben: »Ich möchte möglichst viele Mitglieder und Abgeordnete der Linkspartei für die Demokratie gewinnen.« Uns wundert die Begrenztheit Ihrer politpädagogischen Ambition. Es gibt doch noch andere Parteien, größere sogar, bei deren Mitgliedern und Abgeordneten demokratische Überzeugungsarbeit zu leisten wäre. Gerhard Schröder, saturiert. – Wie die Presse aus Hannover meldet, suchen Sie ein neues Domizil. Vom Reihenendhaus wollen Sie in eine gutbürgerliche Villa in einem noblen Stadtviertel umsiedeln. Aber denken Sie an Ihre jungen Jahre: Es könnte sein, daß ein wohnungssuchender Hartz IV-Empfänger am Tor Ihrer neuen Behausung rüttelt und ruft: Ich will da rein. Redaktion Der Spiegel. – Sie wollten den Verlagsgeschäftsführer Mario Frank loswerden, den Gruner + Jahr Ihnen ins Nest gesetzt hat. Der revanchiert sich und beschert Ihnen Fußballdeppen als Neuleser. Jeder, der den Spiegel abonniert, muß – »sofort bestellen« – eine »Deutschland-Auto-Flagge gratis« dazunehmen. Können Sie den Herrn nicht wegen Rufschädigung vor die Tür setzen? Vorausgesetzt, daß Sie noch einen Ruf haben. Verein Aktives Museum, Berlin. – Glückwunsch zum 25jährigen Bestehen. Mit Ausstellungen wie »Exil in der Türkei«, »Vor die Tür gesetzt« (über NS-vertriebene Stadtverordnete und Magistratsmitglieder) oder zuletzt über den Judenretter Varian Fry haben Sie eindrucksvoll dem Verschweigen und Vergessen entgegengewirkt. Besonderen Dank für das neue Schild am Hause Genthiner Straße 48, wo Carl von Ossietzkys Mitstreiter Hellmut von Gerlach jahrzehntelang gewohnt hat (ein paar Monate auch Ossietzky).
Erschienen in Ossietzky 12/2008 |
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