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Gerhard Schröder, Energiemanager. – Zur Feier des fünften Geburtstags Ihrer Agenda 2010 hat Ihnen die SPD-Prominenz gratuliert, die einen lauthals, andere etwas kleinlaut. Es meldeten sich aber auch einige SPD-Genossen zu Wort, die Bedenken äußerten, ob Ihr großes Projekt denn nun »Erfolge gezeitigt« habe. Was soll solch eine Kleinmütigkeit? Wir können Ihnen bestätigen, daß Ihre Agenda sehr erfolgreich war, und insoweit befinden wir uns in Übereinstimmung mit den Repräsentanten der Großunternehmerschaft: Die Kapitalsteuern sind gesunken, auch die Preise, die das Kapital für die Ware Arbeitskraft zu zahlen hat. Erfolgreicher hätte kein anderer Bundeskanzler wirken können. Angela Marquardt, erst einmal angekommen. – Der PDS dienten Sie, in der Funktion einer Vize-Vorsitzenden, eine Zeit lang als Vorzeigerin von Modernität. Dann sind Sie aus dieser Partei ausgetreten, wurden Mitarbeiterin von Andrea Nahles MdB (SPD) und haben nun Ihren Eintritt in die SPD bekanntgegeben, gewissermaßen zum Agenda-2010-Jubiläum. Die Linkspartei, so Ihre Erläuterung, komme für Sie nicht in Betracht, denn sie stelle »soziale und friedenspolitische Forderungen, die nicht der Realität entsprechen«. Verlangen dürfen also PolitikerInnen, wenn wir Ihnen folgen, nur das, was schon da ist. Aber erwarten dürfen Sie vielleicht doch etwas, was noch nicht Realität ist – zum Beispiel, aus einem Bundestagsbüro in den Bundestag überzuwechseln. Seien Sie zuversichtlich, Ihre neue politische Heimat braucht dringend neue Pflegerinnen. Frank-Walter Steinmeier, zu Höherem berufen. – In einigen Monaten wird die SPD sich entscheiden müssen, wen sie zu ihrem Kanzlerkandidaten machen will. Ein Pfälzer, der noch dazu, wenn auch fälschlich, im Verdacht steht, nach links hin steuern zu wollen, ist dafür kaum geeignet. Da hat ein Lipper, der bei seinem Landsmann Gerhard Schröder gelernt hat, bessere Chancen. Außerdem bringen die weltläufigen Auftritte eines Außenministers stets gute Umfragewerte. Also sind aller Wahrscheinlichkeit nach Sie dran, und wenn Kurt Beck darunter zu sehr leidet und die Lust am Parteivorsitz verliert, steht dafür Peer Steinbrück zur Verfügung. Den Medien geben Sie zur Zeit regelmäßig die Auskunft, über die K-Frage werde Ihre Partei befinden, wenn der »Zeitpunkt dafür gekommen« sei. Sie können zuversichtlich sein, denn eine andere Instanz hat schon befunden, zu Ihren Gunsten: »Immer mehr Augen richten sich auf Frank-Walter Steinmeier«, schrieb die Springer-Welt jetzt, und das ist als robuste Empfehlung gedacht.
Erschienen in Ossietzky 6/2008 |
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