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Harters Kindergärtnerin (»Mauern aus Lego«, Text: Dietmar Jacobs) läßt sogar Kabarett-Freunde, die ... na, sagen wir mal: Werner Finck, Manfred Uhlig, Gerd E. Schäfer, Wolfgang Gruner oder Hans Glauche noch im Gedächtnis haben, erfreut applaudieren: Ja, das ist Kabarett. Bei anderen Darbietungen (besonders im ersten Teil des Programms) dachte man: Könnte noch Kabarett werden. (»Wahrhaftig, trügerisch ist unser Hoffen«, konstatierte vor etwa 700 Jahren der Dichter Petrarca.) Dorina Pascus schöne und kräftige Stimme fällt wieder sehr angenehm auf. Ihr Partner Timo Doleys bewegt sich tänzerisch an ihrer Seite, wobei er zuweilen Arme und Beine so knickt, als wäre ihm eine Art von Strichmännchen-Choreographie vorgeschrieben worden, und das gewiß nicht von der Musik Wefelmayers und Grümmers. Franz-Josef Grümmer und Falk Breitkreuz musizieren erstklassig. Und auch ihre spezielle Einlage zur Pause ist wieder eine witzige, überraschende und große Nummer für sich, die einen über manches im Leben kunst- und liebevoll hinwegtröstet. »Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der sagt: ›das ist technisch unmöglich‹.« Diese Worte von Peter Ustinov stehen leider nur im Programmheft; auf der Bühne hätten Gedankenblitze wie dieser nicht gestört. * Matthias Biskupek: »Eine moralische Anstalt«, Roman mit richtigen Requisiten, letzten Vorhängen und Theaterblut, Zeichnungen von Iaon Cozacu, Eulenspiegel Verlag, 176 Seiten, 9.90 € Matthias Biskupek ist kein Trödler. Was er sich vorgenommen hat, erledigt er bald. Deshalb geht er mit seinen langen Beinen relativ schnell. Und da er gut vorankommen will, benutzt er auch in Städten lieber sein Fahrrad als ein Auto. Vor etlichen Jahren sagte Matthias: »Der Kiepenheuer-Verlag will einen Krimi rausbringen.« Wir überlegten, wie wir dem Verlag helfen könnten, und schlugen halb vergessene, aber tantiemenfreie Krimis von Chesterton, Kischs (verschollenes?) Manuskript »Warum kriegte Frank Arnau Besuch von Cocteau?« sowie (irrtümlicherweise) »Der halbe Kicherling« (usbekische Märchen) vor. Ehe wir unsern Vorschlag einreichen konnten, war »Schloß Zockendorf, eine Mordgeschichte von Matthias Biskupek« schon gedruckt worden. Auch neuer Provinztheater-Spaß wurde flott produziert. Ergebnis: ein lustiges und lesbares Buch. Der Autor versteht was vom Theater, von der Provinz, von Künstlermenschen und von Leuten, die aus diesem Themenkreis etwas Lockeres lesen möchten. Sie kommen auf ihre Kosten. Die karikierten Thalia-Jünger und ihr Milieu sind dermaßen verfremdelt, daß sich mancher getroffen fühlen, dies aber nicht beweisen kann. Zur Buchpremiere las der Dichter aus seinem neuen Werk – so schnell, wie es seine Art ist. Beim Lesen kann man aber den Text verstehen. * Dietrich Kittner: »Lästerbriefe. Kabarett live.« 2 CDs, 70 und 74 Minuten, edition logischer Garten, Hannover, 19.40 € Der unermüdliche und unvergleichliche Kabarett-Solist Dietrich Kittner ist, wie seine Freunde und der Volksmund wissen, tatsächlich nicht totzukriegen. Das ist nicht wörtlich zu verstehen, aber man könnte eine umfangreiche Liste von Leuten zusammenstellen, die ihn gern zum Schweigen brächten. (Das gelingt nicht mal seinen Verehrern, die gegen Ende der ausgedehnten DK-Programme um den letzten Bus oder Zug zur Heimfahrt bangen.) Dieser Satiriker mit der sonoren Stimme, dessen Tourneen mal in Hannover starten, mal in Radkersburg in der »St. Eiermark« ist ein Road Artist, dem man nicht entweichen kann. Wenn man denkt, Kittner ginge an der Leine spazieren, taucht er an der slowenischen Grenze auf, um seinen Senf (extrascharf) zur Politik zu geben. In der neuen Doppel-CD blättert er in seiner Postmappe. Der Spezialist sowohl für deutsche als auch für amtsdeutsche Sprache nimmt den verbalen Mist aus neudeutschen Zivil- und Militärbehörden auf die Schippe und düngt damit seine teils vernichtende, teils urkomische Entlarvung der sogenannten Obrigkeit. »Die Braut des Soldaten ist das Gewehr. Die des Bauern vielleicht die Mistgabel?« Das kann man sich zwei Stunden und ein bißchen länger mit Spaß und Gewinn anhören, ohne dabei aus der Küche ein Bier holen zu müssen. Ich stelle vorher immer eins neben den CD-Spieler (für alle Fälle). * Mit fRÖHLichem Gruße. Das dicke Ernst-Röhl-Buch. Illustriert von Hans Eberhard Ernst, Eulenspiegel Verlag, 224 Seiten,19.90 € Nun ist Ernst Röhl endlich mal wieder dicke da. Mit einem Kompendium seiner witzigen und aberwitzigen Texte. Am Schluß des erfreulichen Bandes steht ein knapper Lebenslauf, der Röhls zahlreiche Buchveröffentlichungen und seine vielen Beiträge zu den (wie ich glaube) von ihm erfundenen Humor-Sammlungen nicht nennt. Dieser fruchtbare Autor hätte aus seinen reichen Beständen auch zwei Alben speisen können. »1957–1961 Studium der Journalistik und Studentenkabarett in Leipzig, 1961–1962 zwei Jahre Haft wegen staatsfeindlicher Satire«. Darüber schrieb Röhl ein nicht in erster Linie humoristisches Buch: »Rat der Spötter. Das Kabarett des Peter Sodann« (Leipzig 2002, Kiepenheuer Verlag). »Schopenhauer beschreibt den Witz als Zusammenbrechen einer großen Erwartung ins Nichts.« Röhl fügte hinzu: »Ist es dies, was der DDR widerfährt, einer von den drei Großmächten, die mit U beginnen: USA, UdSSR, Unsere DDR? Nach 20 Jahren Hakle feucht und Henckell trocken sage ich mir heute immer noch: Schade, daß Richard Wagner das nicht mehr erlebt hat! Der hätte daraus eine große Oper gemacht, daß die Heide wackelt, und zwar mit Helmut Kohl in der Partie des Großen Geschichtsvollziehers ...« Was Ernst hier zusammen mit dem erstklassigen Grafiker Hans-Eberhard Ernst vorlegt, ist ein erfrischendes Lesebuch für alle Gelegenheiten. Dankeschön! Die zuweilen melancholischen Spaßmacher darf ich kurz trösten. Lieber Dietrich, immerhin hast Du den Ministerpräsidenten Albrecht überdauert. Und zusammen mit Ernst und mir auch einige Bundeskanzler! Das ist doch was wert.
Erschienen in Ossietzky 24/2007 |
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