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Da die Sozialistische Partei Italiens als einzige westeuropäische Sektion der II. Internationale Antikriegspositionen bezog, entfesselten die Kampfbünde gegen sie eine hemmungslose chauvinistische Hetze, um den Kriegseintritt Italiens vorzubereiten. Vor der Parlamentsabstimmung forderte Mussolini, diejenigen Abgeordneten, die noch nicht zum Krieg entschlossen seien – das waren vor allem die Sozialisten – »sollten vor ein Kriegsgericht gestellt werden«. Für »das Heil Italiens« seien, wenn notwendig, »einige Dutzend Abgeordnete zu erschießen«, andere »ins Zuchthaus zu stecken«. Wenig Beachtung findet gewöhnlich auch die internationale Vorreiterrolle, welche die italienischen Faschisten spielten. Sie zeigte sich 1920 bei der Installierung des Horthy-Regimes in Ungarn, 1923 bei der Einsetzung der Zankow-Diktatur in Bulgarien wie auch 1926 bei der Errichtung der militärfaschistischen Diktatur unter General Carmona de Fragoso in Portugal. Die Putschpläne Francos wurden 1936 unter Leitung italienischer und deutscher Militärs ausgearbeitet, die dabei vor allem die militärischen Erfahrungen der Mussolini-Faschisten aus den Kolonialkriegen gegen Libyen und Äthiopien nutzten. Besonders nachhaltig aber wirkte sich das italienische Beispiel auf die Formierung des deutschen Faschismus aus. Die »Führerpersönlichkeit« Mussolinis hatte direkten Einfluß auf Hitler, auf die Strukturen der Nazi-Bewegung und deren Kampfmethoden, besonders die soziale Demagogie und den Terror. Führende Kreise des deutschen Industrie- und Finanzkapitals waren beeindruckt, wie es dem »Duce« gelang, mit der faschistischen Bewegung dem italienischen Imperialismus eine Massenbasis zu verschaffen, über die er vorher nie verfügt hatte. Hitler nannte seine SA nach den von Mussolini geschaffenen Squadre d´Azione: Sturmabteilungen. Er übernahm den von Mussolini erfundenen Führertitel (Duce) und den »römischen Gruß«, den man ihm mit erhobenem rechten Arm zu erbieten hatte. Ein Unterschied bestand zunächst nur in der Farbe der Uniformhemden: bei den italienischen Faschisten schwarz, bei den deutschen braun. »Das Braunhemd«, so räumte Hitler in seinen »Monologen im Führerhauptquartier« noch 1941 ein, als sich das Verhältnis zum »Duce« schon arg verschlechtert hatte, »wäre vielleicht nicht entstanden ohne das Schwarzhemd.« Er leugnete nicht, daß Mussolini für ihn »eine ganz große Persönlichkeit« dargestellt hatte. Ein Bericht der Münchener Polizei vermerkte, durch Mussolinis Machtergreifung habe die NSDAP »eine besondere Schwerkraft erlangt«. Die Mehrheit der deutschen Kapitalkreise, die bis dahin dazu geneigt hatten, gestützt auf die Rechtsparteien und die militaristischen Verbände wie den »Stahlhelm« die Monarchie wieder zu errichten, begann nach dem »Marsch auf Rom«, sich auf eine andere erfolgversprechende Möglichkeit hin zu orientieren: auf eine bürgerliche Partei faschistischen Typs, wie sie Hitler im Begriff war aufzubauen. Schwer- industrielle um Thyssen und Stinnes leisteten nun kräftige finanzielle Unterstützung für Hitler und Ludendorff, damit diesen an der Spitze der bayrischen Reaktion ein ebenso erfolgreicher »Marsch auf Berlin« gelinge. Thyssen äußerte bereits im September 1923, es müsse »ein Diktator gefunden werden, ausgestattet mit der Macht, alles zu tun, was nötig ist«. Nach dem kläglichen Scheitern Hitlers mit seinem Novemberputsch 1923 gingen seine Förderer, die römischen Erfahrungen auswertend, zu einer längerfristigen Strategie über, die von illegalen Aktionen zur scheinbar legalen Machtübergabe reichen sollten. Vorrang erhielt der SA-Terror zur Zerschlagung der Arbeiterbewegung. Und als Hitler und die deutschen Faschisten dann 1933 an die Macht kamen, konnten sie schon auf ein Jahrzehnt Erfahrungen der Mussolini-Diktatur zurückgreifen, auch um deren Schwächen und Fehler zu vermeiden. Hitlers Bewunderung für den »Duce« als Wegbereiter des Faschismus ließ allerdings merklich nach, nachdem er selber an die Macht gelangt war. Mussolini, obwohl als Diktator zehn Jahre älter, mußte sich schon bald mit der Rolle des Juniorpartners begnügen. In der Südtirolfrage kam es zu Auseinandersetzungen, später auch um die Kriegsziele auf dem Balkan, im Nahen Osten und in Nordafrika. Nach dem Scheitern des italienischen Überfalls auf Griechenland im Oktober 1940 wurde klar, daß Italien seine Expansionspläne nur noch mit deutscher Hilfe in Angriff nehmen konnte. Mussolini mußte seine Vorhaben den deutschen unterordnen, wobei sich Hitlerdeutschland die günstige strategische Lage Italiens als Sprungbrett für seine eigenen Kriegsziele zunutze machte. Doch die Unterschiede des italienischen gegenüber dem deutschen Faschismus – auch seine vergleichsweise geringere Brutalität und seine weniger weit reichende Aggressivität – ändern nichts am gleichartigen Klassencharakter beider Diktaturen, sondern sind im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß der wirtschaftlich und militärisch schwächere italienische Imperialismus dem raffinierteren, rücksichtsloseren und in Aggressionskriegen erfahreneren deutschen unterlegen war.
Erschienen in Ossietzky 22/2007 |
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