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Die bösen TalibanEine Meldung aus der New York Times : In Kabul sind Strafgefangene »zur Abschreckung gegenüber Verbrechen«, darunter auch »Ehebruch«, hingerichtet worden, wie die Richter erklärten. Sicher stammt der Bericht aus den Zeiten, als Afghanistan noch nicht von den Fundamentalisten befreit war. Aber das Datum gibt zu denken: 7. Oktober 2007. Unter Karsai also, abgesichert von den NATO-Truppen. Peter Söhren
Was Clement erregtSonst kümmere er sich ja nicht mehr aktiv um die Politik, sagte der einstige Superminister der rot-grünen Bundesregierung der Interviewerin des Deutschlandfunks, aber : »Was jetzt passiert, das regt mich doch schon auf.« In Zorn geraten ist Wolfgang Clement, weil in der SPD diskutiert wird, ob sich vielleicht Details von Hartz IV korrigieren lassen. Besonders überflüssig findet er Überlegungen, mehr »Schonvermögen« zuzugestehen. Die SPD solle sich lieber für weitere Steuersenkungen einsetzen, forderte er. Aus seiner Tätigkeit in Aufsichtsräten weiß Clement, wo der Schuh drückt: Das große Geld braucht steuerpolitische Schonung, sonst wird es nicht größer. Die Arbeitslosen, eh parasitäre Existenzen, müssen nicht weiter geschont werden, sie bringen so oder so kein wirkliches Vermögen zustande. Marja Winken
FaßlichManchen Menschen ist das schon widerfahren, daß sie ihr Glück »nicht fassen konnten«. Ein Rentner, per 1. Juli mit einem Rentenzuschlag von 2,23 Euro beglückt, ist heute noch fassungslos. Fassen kann er ebenfalls nicht, was daran »Gut und Günstig« sein soll, wenn er für sämtliche Milchprodukte, die er regelmäßig kauft, sechs bis zehn Cent mehr berappen muß. Zwar fassungslos, ist besagter Rentner nicht kopflos. Jugendlich-rege errechnet er, daß er für die regelmäßig erworbenen Lebensmittel wöchentlich 1,94 Euro mehr zahlt als vor dem Sommer. Das sind, nur für die Standard-Lebensmittel, 7,76 Euro im Monat. Die Renten-»Erhöhung« abgezogen, bleibt ein reales Netto-Manko von 5,53 Euro im Portemonnaie. Per anno sind also 66,36 Euro fällig. Über Mehrkosten für Strom und Heizöl, für Bahnfahrten und demnächst abermals für Backwaren möchte der Geschröpfte gar nicht reden. Als kluger Rechner kalkuliert besagter Rentner, wann er Insolvenz als Rentner anmelden kann. Der Gedanke bereitet ihm Vorfreude. Vorfreude ist bekanntlich das kleine Glück. Faßliches Glück! Bernd Heimberger
Ungleichheit als ProgrammEine kürzlich veröffentlichte Untersuchung der Berliner Humboldt-Universität ergab, daß nach Ansicht von 82 Prozent der Bundesbürger »Einkommen und Vermögen in Deutschland ungerecht verteilt sind«. Daraus folgt die Forderung nach einem Staat, der »mehr soziale Verantwortung übernimmt«. Diese Mehrheitsmeinung beruht auf Tatsachen. Denn in den vergangenen Jahren haben sich laut dieser Studie Einkommen und Vermögen »deutlich zugunsten der reichsten zehn Prozent der Gesellschaft verschoben«. Aber sogleich waren die neoliberalen Propagandatruppen zur Stelle. So veröffentlichte die von der Industrie mit Millionen und Abermillionen finanzierte »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft« ein Gutachten, demzufolge es den Hartz-Gesetzen, den Steuersenkungen für Reiche, der Lockerung des Kündigungsschutzes, der Erhöhung des Rentenalters und dem kürzeren Bezug des Arbeitslosengeldes zu verdanken sei, daß die Wirtschaft wieder wachse und Chancen für neue Arbeitsplätze biete. Allerdings müsse der »Reformkurs« noch entschiedener fortgesetzt werden. Denn die bisherigen Geschenke und Zugeständnisse der Regierungspolitiker sind den Unternehmern noch lange nicht genug. Erst dieser Tage verlangte Jürgen Thurmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, daß die Atommeiler mindestens zehn Jahre länger als im Gesetz vorgesehen am Netz bleiben, weil ein früheres Abschalten zu teuer würde. Er berief sich wen wundert es? auf das Beratungsunternehmen McKinsey. Nur wenige Wochen zuvor hatte der BDI unter dem schönen Titel »Reformagenda« einen neuen, umfassenden Forderungskatalog vorgelegt, damit die Politiker der Koalition wissen, was sie in den nächsten zwei Jahren zu tun haben (s. Ossietzky 19/07): Sie haben die Steuern für die Unternehmen zu senken. Sie haben die Rüstungsausgaben zu erhöhen. Vor allem aber haben sie im sozialen Bereich massiv einzugreifen, damit die Sozialabgaben der Arbeitgeber weiter gesenkt werden können. Also muß der »Gesundheitssektor dereguliert« werden. Zu deutsch: weniger Geld dafür. In vorauseilendem Gehorsam haben die Koalitionäre bereits den Gesundheitsetat um 1,2 Prozent verringert. Nicht nur an den Kranken, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern wollen sich die vereinigten Industriellen bereichern, sondern auch an den Rentnern: Vor dem Jahre 2011 müsse es eine »Renten-dämpfung« geben. Die Einzelheiten einer solchen »Dämpfung« überlassen sie noch ihren Befehlsempfängern. Aber in die Versorgungsansprüche der Manager, Direktoren, Bankiers und Vorstandsvorsitzenden wird selbstverständlich nicht eingegriffen. So kann Utz Claassen die BDI-Forderungen aus vollem Herzen unterstützen. Der 44 Jahre alte Chef der Energieversorgung Baden-Württemberg (EnBW), der in diesem Herbst auf eigenen Wunsch das Unternehmen verläßt, erhält ab sofort bis zum Jahr 2026 jährlich 400.000 Euro »Frührente« (Übergangsgeld), e.on-Chef Wolf Bernotat bekommt, wenn er 65 Jahre alt ist, 888.000 Euro jährlich und Ekkehard Schulte von Thyssen-Krupp 569.000 Euro. Zusätzlich zu den Erträgen ihrer Aktien, Immobilien und sonstigen Anlagen, versteht sich. Werner René Schwab
Zur Abkühlung»Alles simulierte regierungsamtliche Engagement« für den Klimaschutz, ob einst unter Kohl oder heute unter Merkel, »hat kaum mehr zu bedeuten, als das Wahlvolk zu beruhigen«, schreibt Wolfgang Pomrehn in seinem Buch »Heiße Zeiten«. Umweltminister Gabriel »redet zwar von einem grundlegenden Umbau der Industriegesellschaft. Aber an die Strukturen traut er sich nicht heran...« Zwischen solchen Sätzen stehen übersichtlich aufbereitete Fakten und Statistiken viele wichtige Informationen vor allem über Energieversorgung und Verkehr, die beiden Hauptfaktoren des Klimawandels. Pomrehn untersucht die Möglichkeiten des Klimaschutzes, zeigt aber auch Sackgassen, beispielsweise die Förderung von Biosprit. Schon im Vorwort trifft Pomrehn den Nagel auf den Kopf: »Die wirtschaftlichen Interessen am zerstörerischen Status quo sind übermächtig und können nur durch massiven gesellschaftlichen Druck überwunden werden.« Dieses Buch kann dazu beitragen, den notwendigen Druck herzustellen, wenn es die vielen Leser findet, die ihm zu wünschen sind. Es ist flüssig geschrieben, informativ für jeden. Für alle Verantwortlichen im Bund und in den Ländern sollte es Pflichtlektüre sein. Aber daß sie nur guter Argumente bedürften, um einsichtig zu handeln, ist leider nicht zu erwarten. Eben darum: Gesellschaftlicher Druck tut not. Volker Bräutigam Wolfgang Pomrehn: »Heiße Zeiten Wie der Klimawandel gestoppt werden kann«, PapyRossa Verlag, 236 Seiten, 16.90 €
Eigennützige StiftungAuf den ersten 30 Seiten werden wir über den Neoliberalismus als solchen belehrt, dann erfahren wir knapp und einprägsam, wieviel ökonomische und politische Macht sich beim Bertelsmann-Konzern in Gütersloh zusammenballt, wie er von ihr Gebrauch macht und wie er sie mehrt. Dieses Medien-Unternehmen hatte im Zweiten Weltkrieg in Millionenauflage Marschlektüre für die deutschen Soldaten geliefert und daran profitiert, immer viel für die Evangelische Kirche gedruckt und biedere Literatur in Buchklubs vertrieben. Inzwischen erreichte es mit 90.000 Beschäftigten 60 Milliarden Euro Jahresumsatz. Auf dem Bücher-, Zeitschriften- und Fernsehmarkt ist der Bertelsmann-Konzern unter verschiedenen Namen (Mohn, Luchterhand, Gruner & Jahr, Random House, RTL u.a.) weltweit präsent. Die über 14 Jahre alten Deutschen beschäftigen sich täglich im Durchschnitt eine Stunde lang mit der Nutzung von Bertelsmann-Produkten. Und ständig dringt der Konzern in neue Märkte ein. Dafür sorgt vor allem die Bertelsmann-Stiftung, die Konzepte für die Privatisierung öffentlicher Aufgaben (Bildung, Krankenversorgung, Verwaltung) entwickelt. Viele Politiker fühlen sich geehrt, daran mitwirken zu dürfen. Wie weit die Konzern-Interessen reichen, zeigt sich zum Beispiel in East Riding (Yorkshire), wo ein Bertelsmann-Unte r nehmen Sozialleistungen auszahlt und Steuern einzieht. Die von Werner Biermann und Arno Klönne zusammengetragenen Informationen machen anschaulich, wie sich der Kapitalismus in seiner derzeitigen, gemeinhin als Neoliberalismus bezeichneten Entwicklungsphase die ganze Gesellschaft aneignet und die Demokratie aushöhlt. Insofern hat die lange Einleitung des Buches ihren guten Sinn. Wer aber wagt es nun, im Bundestag einen Gesetzentwurf zur Änderung des Stiftungsrechts einzubringen, damit die faktische Steuerhinterziehung des Bertelsmann-Konzerns der seine Gewinne großenteils an die Stiftung überweist, deren Hauptnutznießer er ist ein Ende hat? E. S.
Werner Biermann / Arno Klönne: »Agenda Bertelsmann Ein Konzern stiftet Politik«, PapyRossa-Verlag, 140 Seiten, 11.90 Euro. Zum selben Thema erschien zuvor Thomas Barth (Hg.): »Bertelsmann: Ein globales Medienimperium macht Politik«, Anders Verlag, 124 Seiten, 9.80 Euro. Am 27. Oktober findet in der Fachhochschule Frankfurt am Main ein Kongreß über den Bertelsmann-Konzern (»Das Schattenkabinett aus Gütersloh«) statt.
Die Rechnung geht nicht aufThomas Rothschild stellt in Ossietzky 20/07 unter dem Titel »Die Rechnung« eigentümliche Subtraktionsübungen an. Seiner mechanischen Geschichtsbetrachtung soll hier nicht gefolgt werden. Ihre Unfruchtbarkeit erweist sich sogar da, wo sie beim ersten Blick am plausibelsten erscheinen mag: bei dem Problem, die Spezifik Rußlands in die Erklärung des leninistischen Konzepts und des sowjetischen Modells sowie deren Scheiterns einzubeziehen. Bemerkenswert, wie selbstverständlich überkommene Urteile eines rechtsgerichteten, antikommunistischen Geschichtsbildes wiederkehren, da angeblich alles »sehr einfach« und bloß »endlich zur Kenntnis« zu nehmen ist. Die DDR und etliche ost- und südosteuropäische Länder darauf zu reduzieren, »daß sie russische Kolonien waren«, zeigt eine gar zu bescheidene Zuwendung zum eigentlichen historisch-politischen Gegenstand. In den Ursprüngen und Grundlagen der DDR finden sich neben dem Einfluß des Leninismus, der kommunistischen Bewegung und des sowjetischen Machtzentrums auch marxistische, sozialistische und antifaschistische Traditionen und Leitbilder aus der Geschichte der revolutionär-demokratischen, antimilitaristischen und Arbeiterbewegung. Die von Rothschild vergleichend einbezogenen Beispiele aus der Geschichte des Kolonialismus sowie aus lateinamerikanischen antikapitalistischen Bewegungen sind herausgelöst aus den völlig anderen Voraussetzungen und Bedingungen von geringer Beweiskraft für die vorangestellten weitreichenden Thesen. Die Rechnung geht an keiner Stelle auf. Stalinistische Fehlentwicklungen und Verbrechen wesentlich als russische Eigenart erklären zu wollen, ist mehr als fragwürdig. Und gegen wen richtet sich heute der Vorwurf, »den Sozialismus mit der russischen Gewaltherrschaft zwischen 1917 und 1990« gleichzusetzen? Gibt es in der Linken dieses Landes und darüber hinaus eine nennenswerte Richtung, die diese Gleichsetzung vornimmt? Wo wären die Belege dafür zu finden? Mit einer pauschalen Floskel übergeht der Autor die erheblichen Differenzierungen in den Phasen der Sowjetmacht von der Oktoberrevolution bis zu ihrem Ende und der Auflösung der UdSSR. Die Argumente und Resultate der jahrelangen internationalen Diskussion über Stalinismus und Poststalinismus bleiben unberücksichtigt. Sind sie unwesentlich? Oder unbekannt? Die sozialistischen, radikaldemokratischen und pazifistischen Kräfte sollten mit Beiträgen zur Geschichte hervortreten, die dazu beitragen, die Vergangenheit im nationalen wie globalen Rahmen als höchst widersprüchlichen und vielschichtigen gesellschaftlichen Prozeß zu erhellen. Ludwig Elm
Ich will nicht in KollektivhaftIris Radisch ( Die Z eit ) hat Recht, wenn sie in einer Auseinandersetzung mit der Neuauflage von Alice Schwarzers »PorNO«-Kampagne feststellt: »Den Geschäftsgeist des Neoliberalismus, der wahllos alles herstellt und vertreibt, was sich verkaufen läßt, unterscheidet vom Sexismus alten Stils, daß er für moralische Appelle unerreichbar ist. Der Sexismus meinte seinen Frauenhaß ernst. Er war durch Moralisierung zwar nicht zu bekehren, aber immerhin noch zu erreichen. Der Zynismus von heute macht sich aus dem Frauenhaß einen Spaß, solange er dafür Abnehmer findet.« Dann aber fallen ihr zur Illustration ausschließlich Männer ein. Sie und nur sie taugen für Radisch als Zeugen unseres »Pornozeitalters«. Sie und immer wieder nur sie müssen herhalten für widerliche Zustände, die eben noch mit dem Geschäftsgeist des Neoliberalismus richtig identifiziert wurden. Es funktioniert ob bei Schwarzer, ob bei Radisch, und erst recht bei all den denkfaulen Frauen, die jeden Unsinn nachplappern, wenn er ihnen zu schmeicheln verspricht die alte Dichotomie von geilen, jederzeit zur Gewalt bereiten Männern und Frauen, die deren wehrlose Opfer sind. Wie die Frauen weitgehend aus der Diskussion über Täterschaft im Nationalsozialismus ausgeblendet wurden, so bleibt auch ihre Rolle in der Pornographisierung unserer Öffentlichkeit unterbelichtet. Die Weißwaschung eines Kollektivs ist das komplementäre Gegenstück zur Behauptung einer Kollektivschuld. Ich habe es satt, von Frauen, die ihre Schlüsse offenbar aus ihren Erfahrungen mit ihren Nazivätern und ihren erzkonservativen bürgerlichen Freunden und Ehemännern gemacht haben, in Kollektivhaft genommen zu werden. Ich lege Protest ein gegen diesen Generalverdacht. In der Umgebung, in der ich aufgewachsen bin, haben Männer ihre Frauen weder geschlagen noch gedemütigt, sie haben Geschirr gewaschen, das Frühstück zubereitet und den Kinderwagen geschoben. Auch der Doppelselbstmord von Dorine und André Gorz verweist fast symbolisch auf ein Modell einer möglichen Beziehung zwischen Mann und Frau. Ich weise die Zumutung zurück, für jene Männer verantwortlich gemacht zu werden, die das Männerbild der einst von mir geschätzten, mittlerweile aber höchst fragwürdigen Alice Schwarzer und ihrer Nachbeterinnen geprägt haben wie es Feministinnen ablehnen dürfen, an jenen Frauen gemessen zu werden, die den Zynismus des Frauenhasses von heute teilen, solange er Abnehmer findet. Denn das verheimlichen die Porno-Bekämpferinnen, das verschleiert auch Iris Radisch, wenn ihr zum Thema nur Porno-Rapper und Michel Houellebecq einfallen. Deshalb gebe ich zu Protokoll: Es beleidigt meinen (männlichen) Verstand und meinen Geschmack, wenn sich Frauen in jedem zweiten Musikvideo präsentieren, als wäre ich ein dressierter Affe, der auf Hüftschwung, vorgereckten Busen und mit den Beinen umschlungene vertikale Gerätschaften reagiert. Es beleidigt meine Sexualität, wenn man mir in ganzen Stadtteilen an jeder Ecke Bilder von mehr oder weniger nackten Frauen in gymnastisch routinierten Posen zumutet, die allenfalls die Magenschleimhäute reizen. Es beleidigt meine politische Überzeugung, wenn sich Frauen in Inseraten, im Fernsehen, auf der Straße in einer Weise für die eheliche Prostitution anbieten, welche die Prostitution im engeren Sinne als geradezu diskrete Angelegenheit erscheinen läßt, oder wenn sie sich vor laufenden Kameras rühmend über jene Ehemänner äußern, die sie in der Ukraine (s. den Film »New Samaritans« von Alexander Shabatajev) oder in Thailand buchstäblich eingekauft haben. Kurz: Mich beleidigt eine Selbstdarstellung, die mir signalisiert, daß ich für ein triebgesteuertes, hirnloses, nur in Kategorien von Sex und Käuflichkeit »denkendes« Wesen gehalten werde. Im Gegensatz zu den Burka-Trägerinnen, die immerhin nach muslimischer Auffassung durch ihre Verschleierung vor der Begehrlichkeit der Männer geschützt werden sollten und deren Befreiung zu den vordringlichen Agenda der europäischen Feministinnen gehört, haben sich die Porno-Frauen um des Geldes willen freiwillig zu Kollaborateuren der patriarchalischen Nutznießer gemacht. Wer alles verzeihlich findet, was Geld einbringt, mag dafür Verständnis haben. Das gilt aber dann für Männer wie für Frauen. Ich für meinen Teil lehne die Mitverantwortung ab: für die Männer, auf die eine pornographische Welt zielt, wie für jene, die für jede Hurerei (und damit meine ich nicht nur die des Unterleibs) Verständnis aufbringen, wenn man sie ökonomisch begründet. Thomas Rothschild
»Viele und gute deutsche Kinder«Einer der mächtigsten Männer des NS-Regimes, Reichsführer-SS Heinrich Himmler, beendete seine Ansprache zur »Eheweihe« eines SS-Sturmbannführers 1936 in einem Heim des Lebensborn e.V. mit den Worten: »Ich wünsche Euch, Ihr möget die Eltern sein von vielen und guten deutschen Kindern.« Ein Jahr zuvor hatte er diesen von der SS getragenen, staatlich geförderten Verein gegründet. Gerüchte, Legenden und Mythen ranken sich seitdem um den »Lebensborn«. Weil in den Heimen Stillschweigen über die wahren Aufgaben bewahrt wurde, blieb die Organisation in den meisten Köpfen bis heute ein Entbindungsheim für die »uneheliche Mutter guten Blutes« und eine geheime, bordellartige Einrichtung, in der blonde SS-Männer blonde Frauen begatteten. Ziel war, Nachschub nach dem rassistischen Ausleseprinzip heranzuziehen. Das Motto steht in Himmlers Rede über »Das Blut und die Einheit Deutschlands«: »Wir dürfen das nordische Blut, die nordische Rasse, die die tragende, schöpferische, staatsführende Rasse und das staatsführende Blut immer gewesen ist und immer sein wird, niemals zum Trennenden in Deutschland machen und zum Trennenden in Deutschland werden lassen.« In diesem Sinne oder Unsinne wurden die werdenden Mütter auch ideologisch geschult. Die medizinische Betreuung war bestens; die Säuglingssterblichkeit unterdurchschnittlich. Reichte die »Kinderproduktion« in Deutschland nicht aus, ließ die SS »rassisch wertvolle« Kinder aus besetzten Gebieten ins »Altreich« verschleppen. Die Willkür und Grausamkeit waren grenzenlos: Väter wurden exekutiert, Mütter kamen ins KZ, über den »rassischen Wert« der Kinder zum Beispiel der Kinder aus den vernichteten tschechischen Orten Lidice und Lezàky wurde in Heimen des Lebensborn e.V. entschieden. Waren sie von »gutem Blut«, wurde ihre Identität vernichtet, sie erhielten neue Namen und eine neue rassische Identität. Mit der Namensgebung nahm die SS alle »Lebensborn«-Kinder unter ihren Schutz. Dienstsitz des Vereins war die beschlagnahmte Villa Thomas Manns in München. Für die Ausstattung seiner Heime nutzte er konfiszierten jüdischen Besitz. Volker Koop gebührt das Verdienst, erstmals das ideologische Umfeld, in dem der Lebensborn e.V. entstand, seine Ziele und seine Wirkungsweise zusammenhängend und umfassend dargestellt zu haben. Wie das Propagandabild der Nazis von der heilen reinrassigen Familie immer noch nachwirkt, zeigen lobende Äußerungen der früheren Fernsehmoderatorin Eva Herman bei der Vorstellung ihres Buches »Das Prinzip Arche Noah warum wir die Familie retten müssen« im September 2007. Daß auf Abtreibung ab 1943 die Todesstrafe stand und daß nicht der »arischen Rasse« angehörende Frauen die Zwangssterilisierung erlitten, stört sie dabei nicht. Herbert Altenburg Volker Koop: »Dem Führer ein Kind schenken: Die SS-Organisation Lebensborn e.V.«, Böhlau Verlag, 306 Seiten, 24.90 €
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Press-KohlDer aus dem Fernsehen (insbesondere aus TV-Werbespots) bekannte Reklame-Spezialist Thomas Gottschalk wirbt neuerdings mit Flugzetteln (sogenannten Flyern) für die »Postboten des Jahres« auch um unser aller Stimmen »für Ihren Postboten«. Also Sie, verehrte(r) Leser(in), und ich sollen den Postboten oder die Postbotin, die »zusammen mit ihren über 80.000 vertrauenswürdigen Kollegen in ganz Deutschland 6 Tage in der Woche unterwegs sind, um uns« die neuen Gottschalk-Flugzettel in die Briefkästen zu stecken, namentlich benennen, damit sie mit einigen Haribos belohnt werden können. Ich stimme für Thomas Gottschalk, den ich den »Vorbildlichsten Geldbriefträger des Jahres« nennen möchte, weil er sich in eigener Person die Honorare für seine Reklame-Produktionen ins Haus trägt und somit fünf Geldbriefträger freistellt, die sonst diese auch körperlich schwere Arbeit gemeinsam erledigen müßten. * Über Florian Silbereisen erfuhr die interessierte Menschheit aus der SuperIllu : »Sein schwarz-silbrig (warum nicht silbrig-eisern?) glänzender Smoking war spitze. Gekauft hat er ihn in München für seine erste Show mit Mireille Mathieu.« Die stets allerbestens und uptodatest informiertissimoseste Zeitschrift rühmte den glänzenden Herrn mit dem Prädikat: »Der bestangezogenste Mann.« * Unsere Freundin Christel erfährt auch im fernen Süden aus der Frankfurter Rundschau das Neueste über Hamburger Theater-Ereignisse: »Zwei Iphigenien am Thalia, auf Goethes Kosten. Der Schäferhundmischling des Schauspielers Alexander Simon, der unter anderem den traurigen König Thoas spielt, bringt es ans Licht, als er an Herrchens Seite in die Inszenierung tappelt ...« Man darf einen Schäferhundmischling, der unter anderem den traurigen König Thoas spielen muß, nicht ausschimpfen, wenn er dabei mal in die Inszenierung tappelt, noch dazu an Herrchens Seite, und bei dieser Gelegenheit etwas ans Licht bringt. Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 21/2007 |
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