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Doch ist denn wirklich nur ein guter Bürger, wer den Mund hält und sich zu ›unbequemen Fragen‹ gar nicht erst äußert?« Die zitierte Wochenzeitung – es ist die Deutsche Nationalzeitung des DVU-Vorsitzenden Gerhard Frey – darf glücklich sein, daß nun auch in Ossietzky am 17. August – eine echte Novität – derartige Fragen gestellt wurden und eine Quelle empfohlen wurde, die sogar noch mehr solcher Art von Fragen auch beantwortet. »Warum muß Möllemann unbedingt Selbstmord begangen haben?« forschen Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann in der letzten Ausgabe. Und sie finden heraus, »viele Journalisten« hätten versucht, ihn »wegen seiner Kritik an der Politik des israelischen Ministerpräsidenten Sharon ›als Antisemiten abzustempeln‹«. Als wäre er nie einer gewesen. Möllemann konnte wie jeder andere Sharons Politik kritisieren. Er hat aber unterstellt, daß durch diese Politik und durch die Haltung des Zentralrats der Juden in Deutschland Antisemitismus erst geweckt werde – der Jude ist selbst schuld, daß es Antisemitismus gibt. Und er hat mit seiner Aktion 18 an all die Nazis appelliert, für die 1 und 8, A und H, der erste und der achte Buchstabe im Alphabet, ganz selbstverständlich Adolf Hitler bedeutet (s. »NSFDP-Projekt 18« in Ossietzky 11/02). Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann meinen, daß Möllemann vielleicht doch keinen Selbstmord begangen habe, und sie zitieren aus einem Buch, in dem Möllemann behauptet, sein Parteivorsitzender Westerwelle habe in Israel gehört, »daß die israelische Regierung Möllemanns politischen Kopf verlange«; angeblich habe das ein Mann des Mossad gesagt. Und sie sagen auch überdeutlich, wen man hierzulande auf keinen Fall verdächtigen darf, Möllemann ermordet zu haben: »Der israelische Geheimdienst Mossad ist für viele Verbrechen verantwortlich, aber das kann man auch anderen Geheimdiensten nachsagen. Im Fall Möllemann sind keine Beweise für eine Täterschaft des Mossad bekannt geworden. Bloße Verdächtigungen wären töricht und gefährlich.« Bloße Verdächtigungen? Unter der Überschrift »Mord oder Selbstmord?« hatte das eingangs zitierte Neonaziblatt sofort nach Möllemanns Tod berichtet »Warum Möllemann sterben mußte«. Weil er sich in den Verdacht des Antisemitismus gebracht habe, denn: »Antisemitismus – Der Vorwurf ist gefährlich. Lebensgefährlich. Wer heutzutage auch nur in den Verdacht irgendeiner Form von Judenfeindlichkeit gerät, dem stehen gnadenlose politische Ächtung und vollständige gesellschaftliche Ausgrenzung bis hin zur Existenzvernichtung ins Haus… Möllemann hatte Israel kritisiert, und er war mit dem ›arrogant-gehässigen Auftreten‹ des Michel Friedman vom Zentralrat der Juden nicht einverstanden. Diesen Verstoß gegen die streng überwachten Regeln politischer Korrektheit hat er nicht überlebt.« Am Ende des jetzt von Ossietzky veröffentlichten Artikels steht eine weiterführende Anmerkung: »Mehr zu diesem und anderen Fällen haben die Autoren zusammengetragen unter www.arbeiterfotografie.com.« Und dort kann man in der Tat mehr als »bloße Verdächtigungen« lesen. Etwa dies: »Wer im Falle des Mordes an Jürgen W. Möllemann diesen begangen haben könnte, wird in aller Regel nicht betrachtet. Verschiedentlich ist aber zu lesen, wer für den Mord mit Sicherheit nicht in Betracht gezogen werden darf.« Und dann wird hagalil , die jüdische Online-Zeitung, zitiert: »Seit dem Tod überfluten Verschwörungstheorien das Internet. Nicht nur in rechten Publikationen wird auf eine Aktion des Mossad angespielt…« Und Jürgen Elsässer in der jungen Welt : »Im Internet blühen Verschwörungstheorien, oft wird der israelische Geheimdienst Mossad als Drahtzieher ausgemacht. Der Jude ist schuld – das haben die Antisemiten schon immer gewußt.« Daran schließt arbeiterfotografie an: »Eine Begründung, warum die Möglichkeit, daß der israelische Geheimdienst mit einem Mord in Verbindung stehen könnte, ausgeschlossen sein soll, liefert Jürgen Elsässer damit nicht.« So macht man das, wenn man nicht gesagt haben will, daß Möllemann vom Mossad ermordet worden sei, aber jeder annehmen soll, der Mossad sei es gewesen. Und in diese Richtung führen auch andere Fälle von »ungeklärten Morden«: John F. Kennedy? »Ging scharf gegen die Entwicklung einer israelischen Atomwaffe vor«. Und der Mann, der sich in der Badewanne umbrachte? »Uwe Barschel mußte sterben, weil er von einem Waffengeschäft zwischen Israel und dem Iran erfahren hatte.« Wie gut, daß es den Mossad gibt, damit man nicht immer gleich kenntlich wird. Denn von einer jüdischen Weltverschwörung schreibt nicht einmal mehr die Deutsche Nationalzeitung – die gibt es nur noch in NPD-Versammlungen. Aber jeder weiß, was gemeint ist, wenn das Wort Mossad fällt.
Anmerkung: Der Satz »Bloße Verdächtigungen wären töricht und gefährlich« bedeutete nach dem Verständnis der Redaktion im Zusammenhang mit dem Tod Möllemanns das Gegenteil dessen, was Otto Köhler herauslas: Bloße Verdächtigungen wären – sagen wir nun besser: sind – hier gerade deshalb besonders töricht und gefährlich, weil sie den Antisemitismus nähren können. Red.
Erschienen in Ossietzky 18/2007 |
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