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Fehlt es Ihnen etwa an eigenem Personal, das Ihnen zuarbeitet? Fritz Kuhn, Fraktionschef der Grünen im Bundestag. Hoffnungsvoll eine Jamaika-Koalition erwägend, haben Sie erklärt, darin sei für die Grünen »nicht die Union, sondern die FDP das Hauptproblem«, und Dreierbündnisse seien stets schwierig, aber: »Wir haben gelernt, schwierige Situationen zu meister.« Ja, Ihre Partei hat sich zu allem fähig erwiesen. Andrea Ypsilanti, Chefin der hessischen SPD. Im Vorwahlkampf für die Landtagswahl, bei der Sie antreten, um Roland Koch Konkurrenz zu machen und die Linkspartei möglichst klein zu halten, präsentieren Sie sich als »SPD-Linke«, was Journalisten zu der Frage anregte, ob Ihrer Meinung nach die Agenda 2010 ein Fehler gewesen sei. Ihre Auskunft: »Ich halte nichts davon, zurückzublicken.« Müssen Sie ja auch nicht. Anders als die Hartz-IV-EmpfängerInnen, von denen manche denn doch empfindlich reagieren, wenn vernebelt wird, wer ihnen solche Gesetze beschert hat. Dietmar Hexel, in der Chefetage des DGB. Michael Sommer und Kurt Beck wollen dafür sorgen, daß Sie beim SPD-Parteitag im Oktober in den Parteivorstand aufrücken, um die »Gemeinsamkeiten« von Gewerkschaften und SPD zu pflegen. Als »Arbeiterkind«, eigener Auskunft nach, sind Sie vom Chemie-Laboranten in den Hauptvorstand der IG Chemie-Papier-Keramik, von dort in den Vorstand der IG Metall und schließlich in den DGB-Bundesvorstand aufgestiegen; der Frankfurter Rundschau haben Sie gesagt: »Ohne die SPD säße ich sicher nicht hier.« Und so dürfen wir annehmen, daß Sie einer derart verdienstvollen Partei Dankbarkeit erweisen werden. Deutsche Milchwirtschaft. Zu viel Butter ist ungesund. Trocken Brot macht Wangen rot. Es kann uns also nur guttun, daß Sie die Preise Ihrer Produkte drastisch erhöhen, ohne daß die Kartellbehörde (gibt es die überhaupt noch?) Sie daran hindert. Zudem beeindruckt uns das Argument, durch wachsende chinesische Käufe werde die Butter in Deutschland knapp und müsse deswegen teurer werden. Also weil das Geschäft gut läuft. Wir kannten schon den umgekehrten Fall: Wenn die Nachfrage sinkt und die Warenlager überquellen, muß der Preis steigen, damit die Produzenten trotzdem auf ihre Kosten kommen. Also weil das Geschäft schlecht läuft. Danke, daß Sie wenigstens die Milch der marktfrommen Denkart freigiebig fließen lassen. Peter Pittgens, Geschäftsbereichsleiter Dialog und Media Consulting, Deutsche Post AG. Mit einer Postwurfsendung bitten Sie die Autofahrer um Auskunft, welches Auto sie zur Zeit fahren und welches sie sich als nächstes kaufen wollen: welche Marke, welche Preisgruppe, welche Finanzierung. Außerdem sind Sie an persönlichen Angaben interessiert: Familienstand, Beruf, monatliches Nettoeinkommen. Zweck der Übung: »Als Dienstleister ist es unser Anliegen, Ihren Interessen besser gerecht zu werden. Ihre Antworten tragen dazu bei, daß renommierte Firmen, insbesondere Autohersteller, Ihre individuellen Vorlieben und Anforderungen künftig besser berücksichtigen können.« Gute Dienste für Piech, Zetsche & Co., vermutlich nicht ohne Gegenleistung. Aber jetzt sollten Sie die Postkunden einmal als Postkunden befragen: »Wie weit ist es bis zum nächsten Briefkasten oder Postamt? Wie lange mußten Sie auf dem Postamt anstehen? Kommt der Postbote am Vor- oder am Nachmittag? Wie lange waren Briefe und Päckchen unterwegs?« Sie wollen doch den Interessen der Postkunden besser gerecht werden. Hans Meiser, evangelischer Landesbischof in Bayern 19331955. Ob diese Antwort Sie noch im Himmel erreicht, in den Sie nach Ihrem Ableben 1956 wegen Ihrer angeblichen »furchtlosen Gegnerschaft zum Nationalsozialismus« (s. Ossietzky 9/06) mit zahlreichen Ehrungen versetzt wurden, wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob Sie inzwischen in der Hölle angekommen sind, nachdem die Städte Nürnberg und München beschlossen haben, Straßen mit Ihrem Namen umzubenennen, weil Sie, entgegen den Nachkriegslügen, ein entschiedener Antisemit, Hitler- und Kriegsverherrlicher waren. Aber auch wenn Sie jetzt im Höllenfeuer schmoren keine Angst: Ihre lutherische Landeskirche, die Ihnen nach Äußerungen des derzeitigen Bischofs Johannes Friedrich »viel zu verdanken hat« und deshalb mit einem Gedenkjahr für Sie die Diskussion um Ihre Vergangenheit unvorsichtigerweise losgetreten hatte, kämpfte in München bis zuletzt glaubensstark gegen die Umbenennung und wird sicherlich für Sie einen kleinen Ersatzhimmel in ihrem Bereich schaffen. Bei Kirchens wäre es ja ungewöhnlich, wenn sich für einen Mann wie Sie, der wie kein anderer dem antisemitischen Poltergeist Martin Luther nacheiferte, kein Plätzchen der Seligkeit finden würde. Peter Kleinert, Chefredakteur der Neuen Rheinischen Zeitung . Vom Internet, in dem Sie Ihre Publikation verbreiten, wußte Ihr Amtsvorgänger Karl Marx noch nichts. Und nun sind Sie auch schon 70. Alle guten Wünsche!
Erschienen in Ossietzky 16/2007 |
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