Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Der Papst der ObrigkeitWerner René Schwab Auch wenn die Kirchenfürsten in ihren Reden oft als Anwälte der Armen auftreten, so legen sie doch in der Regel ihre segnenden Hände auf die kapitalistischen Besitz-, Macht- und Ausbeutungsverhältnisse. In dieser Beziehung ist der ehemalige Kurienkardinal Josef Ratzinger und heutige Papst Benedikt XVI. noch rigoroser als sein nicht gerade zimperlicher Vorgänger. Den Weg, den er als Chefideologe Johannes Pauls II. vorgab, verfolgt er geradlinig weiter. Allerdings, das muß ihm zugestanden werden, auf eine geschickte, bislang fast unauffällige Art. Ein Musterbeispiel ist seine bei uns kaum beachtete Brasilienvisite vor einigen Wochen, die auf andere lateinamerikanische Staaten ausstrahlte. Schon einen Tag vor Antritt der Reise verurteilte er erneut die Befreiungstheologen, die sich auf die Seite der Armen stellen und zum Beispiel die Besetzung ungenutzter Ländereien der Reichen durch die Landlosen rechtfertigen. Er sagte zwar: »Die Armen sind die, für die das Evangelium in erster Linie bestimmt ist.« Aber Priester hätten sich nicht sozialrevolutionär zu engagieren, fügte er sogleich hinzu. Und schon seine erste Rede in Brasilien vor der Vollversammlung der Bischöfe offenbarte seine bornierte Geschichts- und Weltsicht. Denn er behauptete, die eingeborenen Völker Südamerikas hätten die Missionierung »still herbeigesehnt«, und diese sei auch ganz friedlich vonstatten gegangen. Erst als tags darauf ein Sturm der Entrüstung losbrach, gab er die bei der christlichen Eroberung des Kontinents verübten Massenmorde und die Versklavung der Indios zu und sagte, natürlich bedauere die Kirche die Gewalttaten bei der Bekehrung der dortigen Völker. Die aktuelle Gewalt der Herrschenden – von Unterdrückung und Ausbeutung bis hin zu Ermordung von Armen und Eingeborenen – waren ihm aber weiterhin keiner besonderen Verurteilung wert. Viel wichtiger ist dem heutigen Papst offenbar der Gehorsam der Gläubigen vor der Obrigkeit, und das zeigt sich auch in seinem fortgesetzten Kampf gegen die Befreiungstheologie. Er führt ihn nicht nur mit Worten. Zu den wirksamsten Methoden gehört die Verpflichtung unliebsamer Geistlicher zum Bußschweigen. Der Vatikan zieht alle Register der Personalpolitik. Ein aktuelles Beispiel aus Peru: Dort ernannte der Papst kürzlich zwei Bischöfe, die beide ausgesprochen konservativ sind und dem berüchtigten »Opus Dei« (das einst eng mit dem spanischen Franco-Regime und der chilenischen Pinochet-Diktatur verwoben war) beziehungsweise einer ihm nahestehenden Priesterbruderschaft angehören. Beide tadelten anläßlich der Amtsübernahme ihre Vorgänger, die sich zu sehr um soziale Belange gekümmert hätten. Wichtiger sei es, im Zuge einer verbesserten »Evangelisierung« die alten Werte zu stärken, für die »Opus Dei« stehe, wie zum Beispiel Glauben und Tradition und Achtung vor der Obrigkeit in Kirche, Politik und auch Wirtschaft. Allein in Peru gehören dieser Vereinigung 16 von 50 Bischöfen an. Die Zahl in ganz Südamerika ist nicht bekannt, doch man weiß, daß während Ratzingers Amtszeit als Chef der Glaubenskongregation Bischofsstühle fast ausschließlich mit Konservativen besetzt wurden. Benedikts Rede vor den brasilianischen Bischöfen und seine Reaktion auf Kritik weckten Erinnerungen an seinen Vortrag in Regensburg, wo er Bösartiges über den islamischen Glauben von sich gab und ebenfalls erst einen Tag später korrigierend erklärte, dies sei nicht seine Meinung. Er habe lediglich die Worte eines Kaisers von Byzanz zitiert, daß der Islam »nur Schlechtes« gebracht habe. Kenner wunderte es allerdings nicht, daß Benedikt ausgerechnet dieses Zitat brachte. Denn schon zuvor und auch später hatte er sich beunruhigt über den Islam geäußert. Als er im Juni US-Präsident Bush im Vatikan empfing, spielte der Islam in ihrer Unterredung eine große Rolle. Bush, der bei Beginn seines Krieges gegen den Irak das Wort »Kreuzzug« benutzt hatte, sprach jetzt gar von »Islam-Faschismus«. Widerspruch von Seiten Benedikts wurde nicht bekannt. Im Jahr 2000 hatte der damalige Papst Johannes Paul II. Muslime und Juden um Vergebung für das ihnen von der Kirche im Namen Christi angetane Unrecht gebeten, doch Ratzinger gehörte zu den innerkirchlichen Gegnern dieser Vergebungsbitten. Dazu paßt dann auch, daß Benedikt XVI. sich in seinem neuen Buch »Jesus von Nazareth« weitgehend auf das Johannes-Evangelium bezieht, das er zum Ausgangspunkt seines persönlichen Glaubens nimmt. Vor allem das wichtige Kapitel 8 dieses Evangeliums ist antijudaistisch. So brandmarkt Jesus in Vers 44 die Juden sogar als »Söhne des Teufels«. Ob Papst Benedikt XVI. zu diesen »Söhnen« auch die Mitglieder von Amnesty International zählt? Immerhin hat er erst dieser Tage alle Katholiken aufgerufen, a.i. kein Geld mehr zu spenden. Die Organisation hat sich nämlich dafür ausgesprochen, daß vergewaltigte Frauen straflos abtreiben dürfen. – Uns steht noch manches bevor.
Erschienen in Ossietzky 14/2007 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |